Bürgerinitiative begrüßt russischen Umweltschützer
Vladimir Slivyak

Vortrag zu Putins energiepolitischen Ambitionen

Das Foto zeigt Vladimir Slivyak - Copyright-Hinweis: Right Livelihood Foundation
Vladimir Slivyak
Copyright: Right Livelihood Foundation

Auf Einladung der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ ist am Mittwoch, 2. Juli, der international renommierte russische Umweltschützer Vladimir Slivyak in Ahaus zu Gast. Um 19.30 Uhr wird er im Dorothee-Sölle-Haus, Wüllener Straße 18, über die besorgniserregenden weltweiten energiepolitischen Ambitionen des russischen Präsidenten Vladimir Putin berichten. Slivyak ist Mitgründer von Ecodefense, der ältesten unabhängigen russischen Umweltorganisation, die sich seit Ende der 1980er Jahre intensiv gegen die weitere Nutzung der Atomkraft und von fossilen Energieträgern einsetzt. 2021 erhielt Slivyak für seine außergewöhnliche Arbeit den Alternativen Nobelpreis. Im Anschluss an den Vortrag gibt es Zeit für Fragen und zur Diskussion. Der Eintritt ist frei.

2014 wurde Ecodefense von der russischen Regierung als erste Umweltorganisation auf die Liste der sogenannten „Ausländischen Agenten“ gesetzt. Diese Liste wird vom Kreml als Repressionsinstrument eingesetzt. Kurz zuvor hatte Ecodefense eine erfolgreiche Kampagne gegen den damals geplanten Bau von zwei AKW bei Kaliningrad durchgeführt. Seither haben sich die Repressionen gegen Ecodefense und alle anderen unabhängigen Umweltorganisationen dramatisch verschärft. 2021 musste Slivyak Russland verlassen, seit wenigen Wochen steht er auch persönlich auf der Kreml-Liste der „Ausländischen Agenten“.

Schon seit 2005 arbeiten die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland und Emsland intensiv mit Vladimir Slivyak und Ecodefense zusammen. Zunächst ging es um die Uranmüllexporte von der Urananreicherungsanlage Gronau nach Russland, die erst 2022 nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine gestoppt wurden. 2010 verhinderten die BI „Kein Atommüll in Ahaus“ und Ecodefense gemeinsam mit regionalen Initiativen den Abtransport von hochradioaktivem Atommüll aus Ahaus in die russische Atomanlage Majak und seit 2021 arbeiten die regionalen Initiativen zusammen mit Ecodefense daran, eine Kooperation des Brennelementeherstellers Framatome in Lingen mit dem Kreml-Atomkonzern Rosatom zu verhindern. Es gibt also viele gemeinsame Projekte.

„Wir freuen uns sehr, dass mit Vladimir Slivyak ein so renommierter Vertreter der demokratischen Umweltbewegung aus Russland nach Ahaus kommt. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Ecodefense trotz der Repressionsmaßnahmen in der Heimat weiter diese wichtige internationale Arbeit gegen neue Atomprojekte und für mehr Klimaschutz leistet. Mit der Einladung wollen wir auch explizit ein Zeichen der Solidarität setzen und hoffen auf rege Beteiligung im Publikum“, erklärte Janna Dujesiefken von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“.

Der Abend wird von der Initiative SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster mitorganisiert. „Leider gibt es gerade im Energiebereich noch immer vielfältige Geschäftsbeziehungen zwischen dem Kreml und Westeuropa. Das geplante nukleare Kooperationsprojekt in Lingen ist nur ein Beispiel. Die EU handelt hier nur sehr zögerlich, weil sich zu viele Länder in der Vergangenheit abhängig gemacht haben von angeblich billiger Energie aus Russland – darunter auch Deutschland. Wir unterstützen deshalb auch die zentrale Botschaft von Ecodefense, dass es gilt, durch den Umstieg auf erneuerbare Energien diese Abhängigkeiten zu überwinden“, ergänzte Matthias Eickhoff von SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster.

 

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