Nachlese: Sonntagsspaziergang 19.03.00

BI-Redebeiträge zum 2. Jahrestag von X4:

Vor genau 2 Jahren sind die 6 CASTORen aus Neckarwestheim und Grundremmingen hier in BZA-Halle eingelagert worden.

Es würde den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen, wenn man nur die schlimmsten Pannen der letzten 2 Jahre im Zusammenhang mit der Atom-Industrie und der Atommüllentsorgung aufzählen wollte.

Hier sollen deshalb nur auf einige Fälle der letzten 4 Wochen seit dem vorigen Sonntagsspaziergang im Februar genannt werden:

  • Die CASTOR-Befüllung im Atomkraftwerk in Neckarwestheim ist durch die GNS vorläufig gestoppt worden, weil die Probleme bei der Deckelabdichtung auch nach fast 2 Jahren Transportstopp immer noch nicht gelöst sind.

 

  • 3 CASTOREN aus Neckarwestheim stehen seit genau 2 Jahren in dieser BZA-Halle. Vor 2 Jahren sollen die Deckel dieser CASTOREN dicht gewesen sein, wieso hat die GNS jetzt immer noch erhebliche Schwierigkeiten die Deckel in Neckarwestheim abzudichten. Wer überprüft eigentlich die Deckeldichtungen bei den 3 CASTOREN aus Neckarwestheim, die seit 2 Jahren hier in der BZA-Halle stehen??? (...vielleicht undicht; jedenfalls offensichtlich mit verunreinigten Deckeldichtungen).

 

 

  • ...Sollen jetzt Schülerinnen und Schüler der Ahauser Schulen diese Messungen an den CASTOREN durchführen??? Die BI hat nach Anschreiben an verschiedene Ministerien der Landesregierung in Düsseldorf und an die Bezirksregierung in Münster erreicht, dass die Durchführung derartiger Messungen mit Schülerinnen und Schüler der Ahauser Schulen an den CASTOREN in der BZA-Halle mit sofortiger Wirkung untersagt werden. Ähnliche Schreiben der BI gingen bereits Mitte Februar an die Ahauser Schulen und über die Schulleiter an die Schulpflegschaftsvorsitzenden. Auszüge der Briefwechsel und zugehörige Zeitungsmeldungen können im BI-Büro oder auf unserer HomePage (www.bi-ahaus.de-Dokumentation) eingesehen werden.

 

  • Die Urananreicherungsanlage (URENCO) in Gronau beging ihr 30-jähriges Bestehen. Dabei wurde bekannt, dass der deutsche Anteil an der Bereibergesellschaft an die BFNL in Sellafield verkauft werden soll. Dadurch würde die BFNL, die nachweislich mit gefälschten Papieren bei der Brennelemente-Herstellung arbeitet, jetzt auch unter dem Label „Made in Germany" ihre Brennelemente weltweit verkaufen können. Wird die URENCO in Gronau jetzt zur ATOM-Waschanlage?

 

 

  • Aktuell (gestern abend): Beschluß des Bundesparteitages der „Grünen" in Karlsruhe. Der dort beschlossene Atomausstieg nach 30 Jahren bedeutet, dass die z.Zt. bereits vorhandene Atommüllmenge der deutschen Atomkraftwerke in Gorleben, Ahaus, LaHague und Sellafield, sowie an den deutschen AKW´s bis zu diesem Zeitpunkt verdreifacht wird. D.h. durch dieses jetzt von den „Grünen" in Karlsruhe beschlossene Ausstiegszenario wird noch einmal das Doppelte der jetzt schon vorhandenen Atommüllmenge erzeugt. WOHIN DAMIT ???

Haben sich die „Grünen" nun endgültig vom Bock zum Gärtner machen lassen ???

 

Nachlese: Sonntagsspaziergang am 19.03.2000

Bericht der Münsterland Zeitung MZ 20.03.00

 

Mauer auf den Schienen

Ahaus (sy-) Eine Handbewegung, und die blaue Plastikplane auf dem Treckeranhänger gleitet zur Seite. Aus dem plötzlich stehengebliebenen Protestzug lösen sich einzelne Demonstranten, greifen nach den jetzt offen auf dem Anhänger liegenden Steinen, rennen mit ihnen zu dem nahen Eisenbahngleis und stapeln sie aufeinander &emdash; nur wenige Augenblicke, und fertig ist eine zwei Meter hohe Mauer des Widerstands.

„Am nächsten Tag X werden wieder Menschen auf den Schienen sitzen", kündigt ein Sprecher der Bürgerinitiative ‚Kein Atommüll in Ahaus´ per Lautsprecher an.

Die mehr als 300 Demonstranten aus der ganzen Region &emdash; etwa 50 von ihnen sitzen auf dem Schienenstrang vor der Mauer &emdash; applaudieren, während Polizeikräfte die Überraschungsaktion beim gestrigen Sonntagsspaziergang aus einiger Entfernung mit verschränkten Armen beobachten. Der Grund für den Mauerbau gegen Castortransporte: Heute jährt sich zum zweiten Mal der „Tag X". Die Diskussionen über den Atomausstieg, die seitdem auf Bundesebene geführt werden, stießen auch gestern wieder auf vehemente Kritik: "Laufzeiten von mehr als 30 Jahren sind inakzeptabel" machten die Demonstranten klar: "Wir fordern die sofortige Stillegung aller Atomkraftwerke."

Während der Kundgebung am BZA begrüßten die Demonstranten lautstark die Entscheidung des Schulministeriums, die geplanten Radioaktivitätsmessungen in der CASTOR-Halle durch Ahauser Schüler zu untersagen (Münsterland Zeitung berichtete).

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