Autobahn-Aktionstag

Presse zum Autobahnaktionstag 29.2.2004  bis 23.00 Uhr

 

dpa Montag, 1. März 2004

Castor-Proteste an den Autobahnen

Umweltschützer wollen Transport von Rossendorf nach Ahaus verhindern

Ahaus/Dresden. Einige hundert Menschen haben am Sonnabend an Autobahnen in mehreren Bundesländern gegen geplante Castor-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus (Nordrhein-Westfalen) demonstriert. Bei dem Aktionstag blockierten sie Zufahrten von Autobahnen, verteilten Flugblätter und entrollten Plakate.

Aktionen gab es unter anderem in Haltern, Dülmen, Legden, Köln sowie in Dresden, Braunschweig und Halle. In Sichtweite der A 4 im Dresdner Stadtgebiet entrollten Mitglieder der Umweltorganisation Robin Wood ein Plakat mit der Schrift „Tschernobyl auf dieser Autobahn? &endash; Castor stoppen". Dazu hatten drei Atomkraftgegner einen Kran auf einer Baustelle bestiegen.

Robin Wood forderte die sächsische Regierung auf, den Transport abzusagen und den Atommüll vorerst in Rossendorf einzulagern, bis ein sicheres Endlager gefunden ist. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) äußerte auf dem Leipziger Parteitag der sächsischen Grünen bedingt Verständnis für die Demonstrationen. „Ich verstehe die Proteste, aber wir müssen mit den Folgen der radioaktiven Hinterlassenschaften der Forschung in der damaligen DDR fertig werden und sie sicher lagern", sagte Trittin. Rossendorf sei kein genehmigtes Zwischenlager. (dpa)

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Junge Welt 01.03.2004

Castortransport unsinnig und gefährlich

Dutzende Aktionen gegen geplante Brennstäbetour von Rossendorf nach Ahaus

Mit zahlreichen Aktionen entlang der rund 600 Kilometer langen Transportstrecke haben Atomkraftgegner am Samstag gegen die geplante Castorfuhre von Rossendorf in Sachsen in das westfälische Atommüllzwischenlager Ahaus protestiert. »Das war ein gelungener Auftakt und ein Vorgeschmack auf das, was bei dem Atommülltransport auf den Autobahnen und Bundesstraßen los sein wird«, sagte Felix Ruwe von der Bürgerinitiative (BI) Ahaus. Für die Anti-atominitiativen sei es kein Problem, »die geplanten Transporte wirkungsvoll auszubremsen«.

Nach Angaben der BI Ahaus und des Aktionsbündnisses Münsterland gegen Atomanlagen gab es am Samstag rund 35 »kleinere und größere« Widerstandsaktionen mit Hunderten Teilnehmern. Ein Schwerpunkt war Nordrhein-Westfalen. So blockierten Atomkraftgegner am Nachmittag zunächst für rund 20 Minuten die Zufahrt auf die Autobahn 31 bei Legden und zogen dann mit 30 Fahrzeugen bis zur nächsten Ausfahrt bei Heek. Polizeikräfte begleiteten die Demonstranten.

An der Autobahnraststätte Münsterland an der A 1 zogen Demonstranten zu einer Mahnwache auf und verteilten Flugblätter an Autofahrer. Ähnliche Aktionen gab es auf einer Autobahnbrücke an der A 43 bei Dülmen und der A 31 bei Gronau. Auch in Sachsen gab es Proteste. Auf einem Kran an der Autobahn A 4 bei Dresden befestigten drei Umweltaktivisten ein Transparent, das sich gegen die Transporte richtete.

»Wir bekräftigen unsere Forderung, auf den Abtransport der Brennelemente nach Ahaus zu verzichten«, hieß es in einer Erklärung der Initiativen. Der Transport sei überflüssig und als Straßentransport besonders gefährlich. Die Verschiebung des Atommülls biete keinerlei Sicherheitsgewinn.

Der umstrittene Transport umfaßt 18 Castorbehälter, die insgesamt 951 abgebrannte Brennstäbe enthalten. Sie stammen aus dem Betrieb eines kleinen Zehn-Megawatt-Forschungsreaktors, der von 1957 bis 1991 in Rossendorf lief. Mit nur sechzig Zentimetern Länge sind diese Brennelemente wesentlich kleiner als die Brennstäbe kommerzieller AKW.

Den Transport nach Ahaus hat der Freistaat Sachsen beantragt. Die Landesregierung in Dresden hatte bereits 1996 Stellplätze im Zwischenlager Ahaus angemietet. Der Transport der Rossendorfer Castoren nach Ahaus war zunächst für 1999 und dann noch einmal für 2001 geplant, wurde aber damals von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) gestoppt. In den vergangenen Wochen hatte sein Ministerium jedoch erklärt, keine Ermessensspielräume für eine solche Entscheidung mehr zu haben.

Offenbar unter dem Eindruck der Proteste &endash; auch die Grünen und die nordrhein-westfälische Landesregierung sind gegen den Transport &endash; deutet sich indes ein vorsichtiger Sinneswandel Trittins an. Am Rande einer Delegiertenkonferenz seiner Partei in Leipzig forderte er am Wochenende die sächsische Staatsregierung auf, den Verbleib des Atommülls zu regeln. Zwar sei die Halle in Rossendorf, in welcher die Castoren zur Zeit lagern, für eine längere Aufbewahrung nicht genehmigt. Doch könne man diese Lagerung noch eine Weile akzeptieren &endash; es sei schließlich nur eine Bereitstellung zum Transport. Trittin: »Dieser Zustand muß aber irgendwann beendet werden. Entweder die sächsische Staatsregierung beantragt, in Rossendorf ein entsprechendes Zwischenlager einzurichten, das dann vom Bundesamt für Strahlenschutz geprüft werden muß, oder es muß weiter in Ahaus eingelagert werden.«

Raimund Paul

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TAZ 1.3.04:

Trittin hat bedingt Verständnis

AHAUS/DRESDEN dpa Einige hundert Menschen haben in mehreren Bundesländern gegen geplante Castor-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf ins NRW-Zwischenlager Ahaus demonstriert. Sie blockierten an 35 Stellen der 600 Kilometer langen Strecke Zufahrten von Autobahnen, verteilten Flugblätter und entrollten Plakate. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) äußerte bedingt Verständnis für die Demonstrationen. "Ich verstehe die Proteste, aber wir müssen mit den Folgen der radioaktiven Hinterlassenschaften der Forschung in der damaligen DDR fertig werden und sie sicher lagern", sagte Trittin. Er verwies darauf, dass Rossendorf kein genehmigtes Zwischenlager ist.

taz Nr. 7297 vom 1.3.2004, Seite 8, 25 Zeilen (Agentur

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Ahaus / Münsterland-Zeitung  1.3.2004:

"Gelungener Auftakt"

Ahaus - Den bundesweit ausgerufenen "Autobahn-Aktionstag" bezeichneten die Verantwortlichen gestern als "gelungenen Auftakt" und "Vorgeschmack auf das, was bei neuen geplanten Atommülltransporten nach Ahaus auf den Autobahnen und Bundesstraßen los sein wird". Trotz widriger Witterungsverhältnisse hätten am Samstag rund 35 kleinere und größere Widerstandsaktionen in der Nähe von und an den Autobahnen stattgefunden " zum Beispiel auf der Autobahnbrücke in Nienborg, wo die Gronauer Anti-Atom-Initiativen eine Mahnwache abhielten.mel

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Ahaus Münsterland-Zeitung 1.3.2004:

Blockade aus Protest

Ahaus/Heek/Legden - Wer am Samstag zwischen 14.30 und 16 Uhr in Legden oder Heek auf die Autobahn 31 fahren wollte, hatte unter Umständen ein Problem: Kernkraftgegner sperrten beide Zufahrten zeitweise, um mit ihrem "Autobahn-Aktionstag" gegen die geplanten Castor-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf nach Ahaus zu demonstrieren.

Dazu hatten sich rund 100 Transportgegner um 14 Uhr mit etwa 30 Fahrzeugen am Ahauser Bahnhof eingefunden, um von dort mit einem Autokorso zunächst zur Auffahrt nach Legden zu fahren und diese etwa eine Viertelstunde zu blockieren.

Während einer kurzen Kundgebung wiesen Burkhard Helling und Felix Ruwe von der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" erneut auf die ihrer Einschätzung nach gravierenden Sicherheitsmängel bei den korrodierenden Castor-Behältern aus Rossendorf einerseits und dem nicht gegebenen Schutz der Ahauser Lagerhalle gegen Flugzeugabstürze andererseits hin. Zwischenzeitlich informierte Francis Althoff von der Initiative aus Lüchow-Dannenberg unter dem Beifall der Demonstranten über die zeitgleich ablaufenden Protestkundgebungen im Wendland. Im Anschluss setzte sich der Konvoi, in dem an der Spitze ein symbolischer Castor-Behälter auf einem Anhänger mitfuhr, über die A 31 in Richtung Heek in Bewegung, wo die Atomkraftgegner beide Auffahrten der Autobahn absperrten. Die Auflage der Polizei, den abfließenden Verkehr nicht zu behindern, wurde von Seiten der Aktivisten eingehalten, die gesamte Aktion verlief unter den Augen der Einsatzkräfte reibungslos.mel

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Presseagentur ddp

Sonntag 29. Februar 2004, 14:06 Uhr:

Atomkraftgegner demonstrierten gegen geplante Castor-Transporte nach Ahaus - Mehrere Aktionen an den Autobahnen - Schwerpunkt Münsterland

Ahaus (ddp-nrw). Mit zahlreichen Aktionen haben Atomkraftgegner am Samstag bundesweit gegen die geplanten Atommüll-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf ins nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus protestiert. Nach Angaben des «Aktionsbündnisses Münsterland gegen Atomanlagen» beteiligten sich entlang der 600 Kilometer langen, möglichen Autobahn-Transport-Strecke mehrere hundert Menschen an insgesamt 35 Protestaktionen, davon 12 in NRW. Schwerpunkt war das Münsterland.

So blockierten Atomkraftgegner am Samstagnachmittag zunächst für rund 20 Minuten die Zufahrt auf die A 31 bei Legden und zogen dann mit 30 Fahrzeugen bis zur nächsten Ausfahrt bei Heek. Die gesamte Aktion wurde von Polizeikräften begleitet. Nach Angaben der Polizei Borken gab es keine Zwischenfälle.

Auf der Autobahnraststätte Münsterland an der A 1 wurde eine Mahnwache abgehalten. Die Atomkraftgegner verteilten dort nach eigenen Angaben Flugblätter an Autofahrer. Ähnliche Aktionen fanden auf einer Autobahnbrücke an der A 43 bei Dülmen und der A 31 bei Gronau statt.

Die verschiedenen Aktionsbündnisse richten sich gegen den geplanten Transport von 18 Castoren mit Atommüll per Lkw aus dem Forschungsreaktor in Rossendorf bei Dresden nach Ahaus. Die Gegner forderten Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) zu einem «klaren politischen Nein» zu dem Transport auf. Notfalls müsse dieser «mit einer bundesaufsichtlichen Weisung» verhindert werden.

Sie betonten, die Transporte seien «völlig überflüssig» und stellten ein «hohes Sicherheitsrisiko» dar. Zudem könnten sie zu chaotischen Zuständen auf den Autobahnen führen, da mit Vollsperrungen, Staus und großflächigen Polizeikontrollen zu rechnen sei. Der letzte Castor-Transport nach Ahaus hatte im März 1998 stattgefunden. (Quelle: Polizei und Sprecher des Aktionsbündnisses auf Anfrage und in Erklärungen)

 

Sächsische Zeitung 28.2.2004:

Mit Blaulicht durch Seifersdorf...

Bereits ein heimlicher Castor-Transport?

Von Heike Jehnichen

Einmal die Woche ist das SZ-Sorgentelefon für die Leser geschalten. Ein Mitarbeiter der Redaktion nimmt dann Fragen, Hinweise und Probleme der Leser entgegen, geht den Fragen auf den Grund und versucht, eine Antwort zu finden. Eine solche Frage hatte jetzt auch Frau H. Friedrich aus Seifersdorf am SZ-Sorgentelefon.

Ganz aufgeregt klang die Stimme von Frau Friedrich am Sorgentelefon: „Sie hätten mal miterleben sollen, was bei uns letzte Nacht in Seifersdorf los war. Sonst wache ich nie mitten in der Nacht auf, aber diesmal war alles ganz anders. Überall Blaulicht, aber ohne Sondersignal." Die Seifersdorfer schildert ihre Beobachtungen. Viele Polizeiautos seien auf der Hauptstraße durch den Ort gefahren. Mittendrin befand sich ein Tieflader mit einem riesengroßen Container, der die ganze Straße einnahm. Der Container trug die Aufschrift „Siemens". Er sei so groß wie ein Haus gewesen. Der Transport kam aus Richtung Radeberg und sei ganz langsam gefahren.

Was für ein Transport war nachts unterwegs?

Frau Friedrich will jetzt wissen, um was für einen Transport es sich in besagter Nacht gehandelt hat. „Wurde vielleicht still und heimlich schon ein Castor abtransportiert, ohne dass jemand davon erfahren sollte?", fragt die Frau ganz verzweifelt. Sie stellt die berechtigte Frage, was da transportiert wurde und warum man die Bevölkerung nicht im Vorfeld informiert habe. Am Ende sei alles ganz harmlos.

SZ erkundigte sich beim Leiter des Radeberger Polizeirevieres Dieter Arnold. Er bestätigte, dass ein Schwerlasttransporter durch das Rödertal, und damit auch durch Seifersdorf gefahren sei. Der Transporter wurde von mehreren Polizeiautos begleitet bzw. gesichert. Allerdings habe es sich weder um einen Castor-Transport noch um eine andere gefährliche Fracht gehandelt.

Dieter Arnold erklärte außerdem, warum der Transport durch das Rödertal geführt wurde. „Der Container war so hoch, dass er auf der Autobahn nicht unter eine Brücke in der Nähe von Ohorn gepasst hatte. Deshalb musste der Laster in Burkau von der Autobahn runter und wurde dann bis nach Ottendorf-Okrilla auf der Landstraße entlanggeleitet", so Arnold. Auch in Ottendorf habe es noch einmal Komplikationen gegeben, weil das Fahrzeug nicht um kleinere Kurven herumgekommen sei. So musste z.B. kurzzeitig eine Ampel abgebaut und mehrere Abschnitte der Straße kurz gesperrt werden.

Auch der Pressesprecher der Polizeidirektion Bautzen Peter Bergmann bestätigte, dass es sich keinesfalls um einen Castor-Transport gehandelt habe. Ein Transformator von Siemens sei auf der Autobahn nach Dresden unterwegs gewesen. Die Frau aus Seifersdorf brauche sich keine Sorgen machen.

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Proteste gegen Atom-Transporte

Trittin zeigt bedingt Verständnis

dpa 29.02.2004

Aus Protest gegen die geplanten Castor- Transporte von Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus haben Mitglieder der Umweltorganisation Robin Wood am Samstag auf einer Dresdner Baustelle einen Kran bestiegen und ein riesiges Plakat gespannt.

In Sichtweite der Bundesautobahn 4 war der Spruch "Tschernobyl auf dieser Autobahn? - Castor stoppen" zu lesen, teilte Robin Wood auf Anfrage mit. Zudem machten die Atomkraftgegner mit einer Grafik ihren Unmut über die Transporte deutlich: Ein mit Strahlenschutz-Zeichen versehener Lkw drängt auf der Autobahn ein Auto ab. Robin Wood forderte die sächsische Regierung auf, den Transport abzusagen und den Atommüll so lange in Rossendorf einzulagern, bis ein sicheres Endlager gefunden ist.

Die Aktion in Dresden-Kaditz war Teil einer bundesweiten Kampagne von Atomkraftgegnern gegen den Castor-Transport. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) äußerte auf dem Leipziger Parteitag der sächsischen Grünen bedingt Verständnis für die Demonstrationen. "Ich verstehe die Proteste, aber wir müssen mit den Folgen der radioaktiven Hinterlassenschaften der Forschung in der damaligen DDR fertig werden und sie sicher lagern", sagte Trittin. Er verwies darauf, dass Rossendorf kein genehmigtes Zwischenlager ist.

Die Delegiertenkonferenz der Grünen in Leipzig sprach sich einhellig gegen den Abtransport aus. Die Regierung des Freistaates wurde aufgefordert, für die Lagerhalle in Rossendorf die Genehmigung als Zwischenlager zu beantragen. Trittin wollte das nicht kommentieren. Die Entscheidung zu Rossendorf liege bei Sachsens Regierung, die sich aber für einen Abtransport ausgesprochen habe. Umweltminister Steffen Flath (CDU) hatte diese Position Anfang der Woche nochmals bekräftigt. Eine längerfristige Zwischenlagerung der abgebrannten Brennelemente in Rossendorf sei weder möglich noch zulässig.

Sachsen rechnet bis Ende März mit einer Genehmigung für die Zwischenlagerung seiner 18 Castor-Behälter in Ahaus. Sie war bereits 1995 beantragt worden. Eine Transportgenehmigung wurde im Januar dieses Jahres gestellt. Laut Planungen sind mehrere Straßentransporte pro Woche vorgesehen. Die reinen Transportkosten werden auf 1,4 Millionen Euro geschätzt. Die atomare Altlasten des Freistaates betreffen in erster Linie 951 Brennstäbe aus dem früheren Forschungsreaktor Rossendorf.

 

WDR 28.02.2004

Autobahn-Aktionstag der Castor-Gegner

Vielzahl von Aktionen in ganz Deutschland

18 Castor-Behälter mit Atom-Müll aus DDR-Zeiten sollen nach NRW rollen. Nicht nur Atomkraftgegner halten die Transporte für "überflüssig und gefährlich". Ein Autobahn-Aktionstag sollte auf das Problem aufmerksam machen, doch auch er litt offenbar zunächst unter dem Schnee-Chaos.

 

Streitobjekt Atommüll-Behälter

Gerade mal 20 bis 30 Castor-Gegner fanden sich am Samstagvormittag (28.02.04) an der Raststätte Münsterland ein, um mit einer Mahnwache und mit Flugblättern auf die Gefahren der geplanten Castor-Transporte aufmerksam zu machen. Für Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland - ein Zusammenschluss verschiedener Bürgerinitiativen - ist die eher geringe Teilnehmerzahl aber kein Problem. "Wir setzen auf verstreute Aktionen, da kommt es gar nicht drauf an, dass an einem Ort hunderte Menschen sind", sagt er im Gespräch mit wdr.de. Das Wetter und die schlechten Straßenverhältnisse hätten vermutlich den einen oder anderen davon abgehalten, an den Kundgebungen teilzunehmen.

"Es ist sehr gut gelaufen"

Überall an der 600 Kilometer langen Strecke, auf der die Transporte aus dem sächsischen Rossendorf nach Ahaus rollen sollen, fanden Demonstrationen, Mahnwachen und Straßen-Blockaden statt. Nach Angaben der Polizei verliefen sie alle friedlich. Größer als am Vormittag war der Andrang später bei Veranstaltungen rund um Ahaus, dem Ort des Zwischenlagers im Münsterland. Rund 150 Menschen beteiligten sich nach Angaben der Bürgerinitiativen an einem Autokorso auf der A31. Die Atomkraftgegner sind mit dem Aktionstag zufrieden. "Es ist sehr gut gelaufen", meint Hesters. Viele Menschen hätten gar nicht gewusst, "was da geplant ist". Entsprechend positiv seien die Reaktionen auf den Aktionstag gewesen.

NRW-Innenminister Behrens lehnt Transporte ebenfalls ab

NRW-Innenminister Behrens (Archivbild)

Anlass für die Proteste der Atomkraftgegner ist vor allem die ihrer Meinung nach mangelhafte Sicherheit der Castor-Behälter. Sie seien nur für 15 Jahre abgenommen und wiesen bereits jetzt Schäden durch Rost auf. Außerdem sei die Verlagerung der Altlast aus DDR-Zeiten völlig überflüssig. "Die Halle in Ahaus ist genauso sicher wie die in Sachsen", meint Hesters. In diesem Punkt sind sich die Atomkraftgegner einig mit NRW-Innenminister Fritz Behrens, der die Transporte ebenfalls ablehnt.

Trittin macht wenig Hoffnung

Bundesumweltminister Jürgen Trittin äußerte zwar Verständnis für die Proteste der Castor-Gegner, machte ihnen aber keine Hoffnungen, dass sie erfolgreich sein könnten. Man müsse "mit den Folgen der radioaktiven Hinterlassenschaft der Forschung in der DDR fertig werden und sie sicher lagern", sagte er am Rande des Programmparteitags der Grünen in Leipzig. Die Halle im sächsischen Rossendorf sei kein genehmigtes Zwischenlager. Genau das solle die sächsische Landesregierung beantragen, forderte Delegiertenkonferenz in Leipzig einhellig. Nach Auskunft von Sachsens Umweltminister Steffen Flath ist das aber nicht geplant.

Filmausschnitt

Dpa: 28.2.2004 16.00 Uhr:

 

Proteste gegen Atom-Transporte in mehreren Bundesländern

 

Ahaus/NRW (dpa) &endash; Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in mehreren Bundesländern gegen geplante Castor-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus demonstriert. Bei dem Autobahnaktionstag blockierten die Castor-Gegner Zufahrten von Autobahnen, verteilten Flugblätter und entrollten Plakate. Aktionen gab es unter anderem in Haltern, Dülmen, Legden, Köln sowie in Dresden, Braunschweig und Halle. Auch in Thüringen waren Proteste geplant.

 

 

Dpa 28.2.2004 11.44 Uhr:

 

Samstag 28. Februar 2004, 11:44 Uhr

 

Castor-Gegner demonstrieren gegen Atommülltransporte

 

Ahaus (dpa) - Atomkraftgegner haben in mehreren Städten Deutschlands gegen geplante Castor-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus demonstriert. Die Protestaktionen entlang der rund 600 Kilometer langen Transportstrecke hätten in Nordrhein-Westfalen begonnen, sagte ein Sprecher der Bürgerinitiative «Kein Atommüll in Ahaus». Im Laufe des Tages seien auch Aktionen in Niedersachsen, Sachsen und Thüringen geplant.

 

 

DDP 28.2.2004:

 

Mit Transparent gegen geplante Castor-Transporte

 

Dresden (ddp-lsc). Atomkraftgegner haben am Samstag gegen die geplanten Castor-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westfalen protestiert. Auf einem Kran an der Autobahn A 4 bei Dresden befestigten drei Umweltaktivisten einen Transparent, das sich gegen die Transporte richtet.

Aus Sicht der Aktionsbündnisse sind die Transporte völlig überflüssig und stellen ein hohes Sicherheitsrisiko dar. Zudem könnten sie zu chaotischen Zuständen auf den Autobahnen führen, da mit Vollsperrungen, Staus und großflächigen Polizeikontrollen zu rechnen sei. Die 18 Atommüll-Behälter sollen per Lkw aus Sachsen nach Ahaus gebracht werden.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) forderte die sächsische Staatsregierung auf, den Verbleib des Atommülls des ehemaligen Forschungsreaktors Rossendorf bei Dresden zu regeln. In Rossendorf handele es sich um eine nicht genehmigte Aufbewahrung, sagte Trittin am Rande der Landesdelegiertenkonferenz der sächsischen Grünen in Leipzig MDR aktuell. Diese Lagerung könne man noch eine Weile akzeptieren - es sei schließlich nur eine Bereitstellung zum Transport. «Dieser Zustand muss aber irgendwann beendet werden. Entweder die sächsische Staatsregierung beantragt, in Rossendorf ein ensprechendes Zwischenlager einzurichten, das dann vom Bundesamt für Strahlenschutz geprüft werden muss, oder es muss weiter in Ahaus eingelagert werden.»

Umweltminister Steffen Flath (CDU) hatte sich jüngst für die Transporte ausgesprochen. Nach Angaben der Regierung wären für den Bau eines Zwischenlagers in Rossendorf rund 90 Millionen Euro notwendig. Die Transporte und die Miete im Zwischenlager Ahaus für 40 Jahre kosten Sachsen nach eigenen Angaben hingegen rund 6 Millionen Euro. Sachsen bemüht sich seit 1995 um einen Abtransport der 18 Castor-Behälter. Die 951 Brennstäbe sollen auf der Straße ins Münsterland gebracht werden. Die Entscheidung über eine Genehmigung soll Ende März fallen. Der Rossendorfer Standort soll zwischen 2008 und 2010 frei von radioaktivem Abfall sein. Die Kosten dafür liegen nach Ministeriumsangaben bei 335 Millionen Euro.

 

Sächsische Zeitung 29.2.2004:

 

Proteste gegen Atom-Transporte

Trittin zeigt bedingt Verständnis

dpa

 

Aus Protest gegen die geplanten Castor- Transporte von Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus haben Mitglieder der Umweltorganisation Robin Wood am Samstag auf einer Dresdner Baustelle einen Kran bestiegen und ein riesiges Plakat gespannt.

In Sichtweite der Bundesautobahn 4 war der Spruch "Tschernobyl auf dieser Autobahn? - Castor stoppen" zu lesen, teilte Robin Wood auf Anfrage mit. Zudem machten die Atomkraftgegner mit einer Grafik ihren Unmut über die Transporte deutlich: Ein mit Strahlenschutz-Zeichen versehener Lkw drängt auf der Autobahn ein Auto ab. Robin Wood forderte die sächsische Regierung auf, den Transport abzusagen und den Atommüll so lange in Rossendorf einzulagern, bis ein sicheres Endlager gefunden ist.

Die Aktion in Dresden-Kaditz war Teil einer bundesweiten Kampagne von Atomkraftgegnern gegen den Castor-Transport. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) äußerte auf dem Leipziger Parteitag der sächsischen Grünen bedingt Verständnis für die Demonstrationen. "Ich verstehe die Proteste, aber wir müssen mit den Folgen der radioaktiven Hinterlassenschaften der Forschung in der damaligen DDR fertig werden und sie sicher lagern", sagte Trittin. Er verwies darauf, dass Rossendorf kein genehmigtes Zwischenlager ist.

Die Delegiertenkonferenz der Grünen in Leipzig sprach sich einhellig gegen den Abtransport aus. Die Regierung des Freistaates wurde aufgefordert, für die Lagerhalle in Rossendorf die Genehmigung als Zwischenlager zu beantragen. Trittin wollte das nicht kommentieren. Die Entscheidung zu Rossendorf liege bei Sachsens Regierung, die sich aber für einen Abtransport ausgesprochen habe. Umweltminister Steffen Flath (CDU) hatte diese Position Anfang der Woche nochmals bekräftigt. Eine längerfristige Zwischenlagerung der abgebrannten Brennelemente in Rossendorf sei weder möglich noch zulässig.

Sachsen rechnet bis Ende März mit einer Genehmigung für die Zwischenlagerung seiner 18 Castor-Behälter in Ahaus. Sie war bereits 1995 beantragt worden. Eine Transportgenehmigung wurde im Januar dieses Jahres gestellt. Laut Planungen sind mehrere Straßentransporte pro Woche vorgesehen. Die reinen Transportkosten werden auf 1,4 Millionen Euro geschätzt. Die atomare Altlasten des Freistaates betreffen in erster Linie 951 Brennstäbe aus dem früheren Forschungsreaktor Rossendorf.

 

DPA 28.2.2004 15:35 Uhr:

 

Samstag 28. Februar 2004, 15:35 Uhr

 

Atomkraftgegner demonstrierten gegen geplante Castor-Transporte nach Ahaus

 

Ahaus (ddp-nrw). Mit zahlreichen Aktionen haben Atomkraftgegner am Samstag in Nordrhein-Westfalen gegen die geplanten Atommüll-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus protestiert. Schwerpunkt der Aktionen war das Münsterland. Bundesweit sollten insgesamt 23 Protestaktionen entlang der 600 Kilometer langen, möglichen Autobahn-Transport-Strecke stattfinden, davon 12 in NRW, wie ein Sprecher der Bürgerinitiative Ahaus sagte.

So blockierten Atomkraftgegner am Nachmittag zunächst für rund 20 Minuten die Zufahrt auf die A 31 bei Legden und zogen dann mit 30 Fahrzeugen bis zur nächsten Ausfahrt bei Heek. Die gesamte Aktion wurde von Polizeikräften begleitet. Nach Angaben der Polizei Borken gab es keine Zwischenfälle.

Auf der Autobahnraststätte Münsterland an der A 1 wurde eine Mahnwache veranstaltet. Die Atomkraftgegner verteilten dort nach eigenen Angaben Flugblätter an Autofahrer. Ähnliche Aktionen fanden auf einer Autobahnbrücke an der A 43 bei Dülmen und der A 31 bei Gronau statt.

Die verschiedenen Aktionsbündnisse richten sich gegen den geplanten Transport von 18 Castoren mit Atommüll per Lkw aus dem Forschungsreaktor in Rossendorf bei Dresden nach Ahaus. Derzeit prüft das Bundesamt für Strahlenschutz, ob diese Transporte genehmigt werden.

Die Gegner betonen, die Transporte seien «völlig überflüssig» und stellten ein «hohes Sicherheitsrisiko» dar. Zudem könnten sie zu chaotischen Zuständen auf den Autobahnen führen, da mit Vollsperrungen, Staus und großflächigen Polizeikontrollen zu rechnen sei. Der letzte Castor-Transport nach Ahaus hatte im März 1998 stattgefunden.

 

 

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Presseauswahl 28.2.2004 um 10.30 Uhr:

 

WDR Regionalnachrichten Münsterland 28.2.2004:

Castor-Proteste zu erwarten

Mit Blockaden und Protesten an Autobahnauffahrten wollen Atomkraftgegner heute bundesweit gegen den geplanten Castortransport demonstrieren. Dadurch kann es unter anderem an der A 43 im Bereich Münster-Süd sowie an der A 31 im Bereich Ahaus für die Autofahrer zu Behinderungen kommen. Die Proteste richten sich gegen den geplanten Transport von 18 Castor-Behältern mit Atommüll aus Rossendorf bei Dresden ins Zwischenlager nach Ahaus.

 

NGO Online Nachrichten 28.2.2004:

28.02.2004 Aktionstag gegen den geplanten Atommülltransport nach Ahaus

Gegen die Pläne der sächsischen Landesregierung, hoch radioaktiven Atommüll aus Rossendorf ins westfälische Ahaus zu schaffen, formiert sich der Widerstand: Am Samstag wollen Atomkraftgegner entlang der 600 Kilometer langen Autobahn-Transportstrecke gegen die sinnlose und gefährliche Atommüllverschieberei demonstrieren. ROBIN WOOD-Aktivisten werden sich an den Protesten in Dresden und Braunschweig beteiligen. Sobald das Bundesamt für Strahlenschutz die Einlagerung der Behälter im Zwischenlager Ahaus genehmigt hat, ist mit den ersten Transporten zu rechnen. Dies könnte bereits im März der Fall sein. ROBIN WOOD fordert die sächsische Landesregierung auf, den Transport abzusagen und den Müll in Rossendorf einzulagern, bis ein sicheres Endlager gefunden ist.

"Die Behälter stehen in Ahaus nicht sicherer als in Rossendorf. Trotzdem will die sächsische Landesregierung den Atommüll einmal quer durch die Republik karren lassen und die Bevölkerung entlang der Strecke den unkalkulierbaren Gefahren eines CASTOR-Transports aussetzen. Das ist verantwortungslos", sagt ROBIN WOOD-Energiereferentin Bettina Dannheim.

Der in Rossendorf lagernde Atommüll stammt überwiegend aus DDR-Zeiten. Von 1957 bis 1991 wurde in dem Ort nahe Dresden ein Forschungsreaktor betrieben. Die Brennstäbe des Reaktors lagern seit 1999 in 18 CASTOR-Behältern des Typs MRT-2 in einer eigens dafür gebauten "Transportbereitstellungshalle". Bereits 1993 hatte die sächsische Regierung Stellplätze für die CASTOR-Behälter im zentralen Zwischenlager Ahaus angemietet. Sie sind bis heute ungenutzt geblieben und haben den Steuerzahler zwischenzeitlich 750 000 Euro Miete gekostet. Der Freistaat Sachsen veranschlagt für den Transport und weitere 40 Jahre Miete im Zwischenlager Ahaus insgesamt 6,1 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Polizeieinsatz während des Straßentransports.

"Für wichtige soziale und umweltpolitische Belange hat der Staat angeblich kein Geld mehr. Für unsinnige Atommüllverschieberei aber werden Millionen Steuergelder zum Fenster rausgeworfen", kritisiert Dannheim. Dass der Transport über Jahre aufgeschoben wurde, hat einen Grund: Bereits im Jahr 2000 sollten Behälter aus Rossendorf in Ahaus eingelagert werden. Doch damals verweigerte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Genehmigung. Es fehlte nämlich der Sicherheitsnachweis, dass die MTR-2-Behälter 40 Jahre lang dicht halten.

Vielmehr nahm man an, dass nach 15 Jahren Rostschäden auftreten könnten. Die Behälter sind bis heute die gleichen geblieben. Künftig soll lediglich etwas genauer darauf geachtet werden, ob sie anfangen zu rosten. "Die Auflagen sind lächerlich", so Dannheim. "Der Behältertyp MTR-2 ist nicht sicher und muss aus dem Verkehr gezogen werden."

 

Lausitzer Nachrichten 28.2.2004:

28.02.2004 03:21 Proteste gegen geplanten Atommüll-Transport

Aktionsbündnisse in Dresden und Chemnitz wollen Autobahnen nicht blockieren

Die Anti-Atom-Bewegung wird heute bundesweit gegen den geplanten Atommülltransport von Rossendorf bei Dresden ins nordrhein-westfälische Ahaus protestieren. Auch in Dresden und Chemnitz sind Aktionen geplant, hieß es von den örtlichen Bündnissen.

Konkrete Informationen sollte es zunächst nicht geben. An Autobahn-Blockaden sei aber nicht gedacht. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte auf Anfrage, die Polizei werde dafür sorgen, dass der Verkehr reibungslos läuft. «Wir werden mit aller Konsequenz gegen Blockaden und gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr vorgehen.»

Wenn das Bundesamt für Strahlenschutz den Transport genehmigt hat, sollen 18 Castorbehälter vom Typ MTR-2 mit den 951 abgebrannten Brennelementen aus dem ehemaligen Forschungsreaktor mit Speziallastern über die Autobahn nach Ahaus transportiert werden (die RUNDSCHAU berichtete). Geplant sind derzeit neun Touren.

Entlang der 600 Kilometer langen Autobahn-Transport-Strecke soll schon heute eine Vielzahl von Demonstrationen stattfinden, darunter Blockaden von Autobahn-Zufahrten, Aktionen auf Rasthöfen sowie Mahnwachen. „Für uns ist jeder Atommüll-Transport ein Transport zu viel, weil er neue unkalkulierbare Risiken mit sich bringt", hieß es in der „Dresdner Erklärung" des Aktionsbündnisses «Castor-Stopp Dresden» und der Bürgerinitiative «Kein Atommüll in Ahaus» .  (Eig. Ber. /S.H.)

 

28.02.2004

Süddeutsche Zeitung 28.2.2004:

Widerstand durch alle Instanzen

Atomkritiker klagen gegen schwäbisches Zwischenlager

Augsburg &endash; Mit einer Musterklage wollen Atommüll-Gegner gegen das atomare Zwischenlager in Gundremmingen bis zur letzten Instanz gehen. Die Klageschrift, hinter der fünf Bürger aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Atomkraftwerks stehen, soll dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof Anfang nächster Woche zugestellt werden, sagte der Münchner Rechtsanwalt Bernd Tremml gestern in Augsburg. Die geschätzten Kosten von mehreren 10 000 Euro für das Verfahren trägt das „Forum Gemeinsam gegen das Zwischenlager". Das im Dezember vom Bundesamt für Strahlenschutz atomrechtlich genehmigte Lager sieht auf dem Kraftwerksgelände eine Halle vor, in der 192 Castor-Behälter für die Dauer von 40 Jahren „geparkt" werden sollen, ehe sie ins Endlager kommen. Die Kraftwerksbetreiber RWE und Eon rechnen noch im März mit der baurechtlichen Genehmigung durch das Landratsamt Günzburg. Sie haben es eilig, denn seit 1996 werden die abgebrannten Brennstäbe aus Gundremmingen nicht mehr abtransportiert. Die Abnahmeverträge mit französischen und englischen Wiederaufbereitungsanlagen wurden gekündigt. Spätestens 2006 dürften die Lagerbecken im Kraftwerk voll sein. Obwohl sie vor Gericht bisher fast immer unterlagen, rechnen sich die Kernkraft-Gegner gute Chancen aus. Denn das Restrisiko, wozu sich das Bundesverfassungsgericht 1978 in seinem Kalkar-Urteil geäußert hat, müsse nach dem Terror-Angriff des 11. September 2001 auf das New Yorker World Trade Center neu definiert werden. Das oberste deutsche Gericht müsse deshalb klären, welches Risiko der Staat seinen Bürgern zumuten darf, sagte Tremml.

 

Peter Richter