Nachruf

Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ trauert um ihren Freund
Jochen Stay,

der am 15. Januar 2022 plötzlich und unerwartet im Alter von nur 56 Jahren verstorben ist.

 

Jochen Stay war seit den 80er Jahren aktives Mitglied der Anti-Atomkraftbewegung in Deutschland. In den 90er Jahren hat er ganz wesentlich die Bewegungen „Wir stellen uns quer“ und „X-tausendmal quer“ gegen die damals startenden Castor-Transporte nach Gorleben mitgeprägt. Als der vierte dieser Transporte nach Ahaus gehen sollte, hat Jochen uns hier am Ort im Vorfeld unterstützt und maßgeblich mit dazu beigetragen, dass wir auch in Ahaus massiven Widerstand in der lokalen Bevölkerung und bundesweit organisieren konnten. Dass sich über 10 000 Menschen in Ahaus mit Sitzblockaden und anderen gewaltfreien Aktionen gegen den Transport im März 1998 gestellt haben, war auch Jochens Verdienst. Und dass kurz danach die Castor-Transporte aus kommerziellen Atomkraftwerken zugunsten eines Verbleibs an den jeweiligen Standorten gestoppt wurden, kann auch mit als Erfolg von Jochens Bemühungen angesehen werden.

 

Auch danach blieb Jochen aktiv in der Anti-Atombewegung. Wir haben in vielerlei Weise mit ihm zusammengearbeitet, so auf den bundesweiten Treffen der Atommüll-Konferenz, bei Planung und Durchführung von Protestaktionen oder in jüngster Zeit bei Online- „Fachkonferenzen Teilgebiete“ im Rahmen der „Endlagersuche“. Seit vielen Jahren war Jochen Sprecher der bundesweit tätigen Anti-Atom-Organisation „.ausgestrahlt“. In dieser Funktion hat er viele Aktionen mit initiiert und wesentliche Koordinationsaufgaben innerhalb der Anti-Atom-Bewegung übernommen. Dies galt bis zuletzt: Noch am 11. Januar hat er eine Videokonferenz geleitet, die der Vorbereitung der bundesweiten Anti-Atomradtouren im Sommer 2022 diente. Mit denen soll die bevorstehende Abschaltung der letzten AKW in Deutschland gefeiert werden.

 

In einem persönlichen Grußwort zum Jahreswechsel, das Jochen kurz vorher über den Verteiler von .ausgestrahlt verschickt hatte, erinnerte er aber auch daran, dass mit dieser Abschaltung die Probleme der Atomenergie nicht komplett gelöst sind: „Schließlich setzen einige unserer Nachbarstaaten weiter auf Atomkraft. Schließlich gibt es auch in Deutschland noch eine Atomindustrie. Schließlich werden die Atommüll-Probleme immer drängender. Schließlich gilt es zu verhindern, dass in Deutschland irgendwann jemand auf neue AKW setzt.“ Jochens plötzlicher Tod reißt eine schmerzliche Lücke in unsere Bewegung. Aber wir verstehen seine Worte auch als Auftrag, die Anti-Atomarbeit fortzusetzen. Wir wollen versuchen, das Unsere zur Erfüllung dieses Auftrages beizutragen.

 

Ahaus, den 19.01.2022

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