Augsburger Allgemeine 25.06.01

„Menschenkette“ gegen Zwischenlager in Gundremmingen.

„Zwischenlager ist Endlager“ - „Lagert die Castoren in den Palästen - bei den Profiteuren“ - „Wir waren schon immer dagegen“ - „Stoppt den Wahnsinn - kein Zwischenlager“, so und

ähnlich lautete die Mehrzahl der Plakate, die bei der gestrigen Demonstration gegen das geplante Zwischenlager im Kernkraftwerk Gundremmingen mit anschließender Menschenkette

Richtung Aislingen gezeigt wurden. Am Rande stand einsam Dieter Asenkerschbaumer. Bei ihm hieß es anders: „Wer A sagt muss auch B sagen- Ich bin für ein Endlager in

Gundremmingen“.

 

Wollte Asenkerschbaumer seine Beteiligung mehr als Protest gegen die CSU-Politik verstanden wissen, ging es den anderen rund 250 Aktivisten, Naturschützer und

Zwischenlager-Gegner ganz klar um eine mögliche Verhinderung eines atomaren Zwischenlagers. Das „Forum gemeinsam gegen das Zwischenlager“ hatte zusammen mit der Ulmer

Ärzteinitiative, dem „Verein für Energiewende atomkraftfreies Schwaben“ und dem „Bündnis gegen das Zwischenlager“ zur Teilnahme aufgerufen. Unter den zahlreichen Demonstranten

waren viele junge Familien mit kleinen Kindern, aber auch ältere Mitbürger vorwiegend vom Aschberg. Wie man dort darüber denkt, machte die Teilnahme der Bürgermeister Erhard

Friegel, Friedrich Käsmyer und Andreas Gerstmeier deutlich. Sie reihten sich mit den Abgeordneten Georg Winter und Johannes Strasser - die SPD hatte gleich einen eigenen Stand

aufgemacht, wo auch 2. Bürgermeister Walter Hartshauser und Kreisrätin Vera Schweizer gesehen wurden - in die Kette ein.

 

Eine Sambagruppe mit Trommeln und Dietmar und Rainer Panitz von den „Mehlprimeln“ brachten die Zwischenlager-Gegner, die teilweise über zwei Stunden unter glühenden Sonne auf

einer Wiese östlich von Gundremmingen ausharrten, musikalisch und kabarettistisch in Stimmung. Ein Gummi-Atommeiler mit aufgepflanzter, immer wieder mal abknickender Rakete sollte

optisch deutlich machen, was Raimund Kamm von den Organisatoren darstellte: den Zusammenhang zwischen ziviler und militärischer Nutzung der Atomkraft.

 

Der „wahre Grund“

 

Kamm betonte, der „Atomkonsens“ führe nicht wirklich zum Ausstieg aus der Kernenergie, sondern sichere den bestehenden Werken Laufzeiten von noch 30 bis 40 Jahren. Das sei auch

der „wahre Grund“ für die Zwischenlager. Jeder Gundremminger Block erzeuge täglich 90 Kilogramm radioativen Müll, „der auch noch in 100000 Jahren strahlt, das muss in unseren

Köpfen und Herzen klar werden“, rief er aus. Weltweit gebe es bis heute kein Endlager. Das in Gundremmingen geplante Zwischenlager biete Platz für 192 Castoren, von denen es bisher

nur drei Typen gebe, einer sei nicht getestet, die anderen befänden sich noch in der Entwicklung. Die Halle biete keine Sicherheit, lediglich die Behälter. Kamm: Wenn die Brennelemente

in den Castoren schmelzen, komme es zur Katastrophe und er fügte an: „Unverantworlicher und verbrecherischer geht es nicht“.

 

Dichtigkeit angezweifelt

 

In das selbe Horn bliesen Marga Mayer stellvertretend für viele Bürger aus Baden-Württemberg, deren Betroffenheit über die Pläne sehr groß sei, und Hartmut Liebermann von der

Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Arhaus“. Liebermann warnte: Aus dem Zwischenlager werde ein Endlager, ja ein „Endloslager“. Er zweifelte außerdem die Dichtigkeit der Castoren an,

was letztlich zur Verseuchung der Umweltführe. Man müsse deshalb in der Konsequenz die Stillegung der Kernkraftwerke fordern. Liebermann gab seinen bayerischen Mitstreitern

Verhaltenstipps mit auf dem Wegunter dem Motto, das auch sein T-Shirt prägte: „Auf den längeren Atem kommt es an“. Stolz wurde berichtet, dass man inzwischen schon über 45000

Einwendungen gezählt habe. Dem Gummi-Meiler wurde schließlich die Luft entzogen und die kilometerlange Menschenkette setzte sich Richtung Aislingen in Bewegung. Die Beamten

der Polizei-Inspektion Burgau hatten keinen Grund zum Eingreifen: Alles lief friedlich ab.

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