Presseauswahl ab November2008

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taz 24.11.2008

Abscheidung kostet richtig viel Kohle

Das bislang größte Pilotprojekt für die CO2-Abscheidung bei einem Kohlekraftwerk zeigt eine hoffnungslose Energiebilanz: Wenn man die Emissionen einigermaßen klimaneutral bekommen will, muss man 50 Prozent mehr Steinkohle verfeuern

VON REINHARD WOLFF

Der Entwicklungschef des dänischen Energiekonzerns Dong Energy Power gibt es unumwunden zu: Die Abscheidung von Kohlendioxid (CO2) aus einem Steinkohlekraftwerk rechnet sich nicht. "Der Energieverbrauch ist ganz einfach viel zu groß", sagt Rudolph Blum. Das bestätigen die gerade abgeschlossenen Auswertungen des weltweit größten praktischen CO2-Abscheideversuch im dänischen Esbjerg. Ergebnis: Um eine Tonne CO2 aus den Rauchgasen herauszutrennen, wurden 3,7 Gigajoule Energie verbraucht. Das heißt im Klartext: Ein Drittel des Effekts, den das Werk hat, würde allein von dieser Abscheidetechnik geschluckt.

Zu dem von der EU mitfinanzierten Pilotversuch "Castor" hatte man sich mit dem Kraftwerk Esbjerg-Værket an der dänischen Nordseeküste gleich gegenüber der Ferieninsel Fanø eines der weltweit effektivsten Steinkohlekraftwerke mit einem Wirkungsgrad von rund 45 Prozent ausgesucht. Mit der Abscheidetechnik fiel dieser nun auf etwa 30 Prozent. Um die gleiche Stromproduktion wie ohne zu erreichen, müssten also bis zu 50 Prozent mehr Kohle eingesetzt werden. Bei anderen Kohlekraftwerken mit dem in Europa bislang erreichten durchschnittlichen Wirkungsgrad von 38 Prozent würde sich die Bilanz sogar auf einen rund 70 Prozent höheren Kohleeinsatz verschlechtern.

Dabei gilt die "Post Compustion Capture"-Technologie, die in der Versuchsanlage in Esbjerg angewandt wurde, schon als die derzeit am weitesten ausgereifte. Sie funktioniert so, dass das Rauchgas nach dem Verbrennungsprozess gekühlt und entschwefelt wird. Dann kann das Kohlendioxid mit einer Waschlauge herausgewaschen werden. Die Lauge wiederum gibt das reine CO2 wieder frei, wenn sie im sogenannten Abscheider auf 130 Grad erhitzt wird.

Theoretisch könnte das Gas dann verwertet oder gelagert werden. In Esbjerg wurde das mühsam gewonnene CO2 nach dem Passieren der Abscheidungsanlage in die Atmosphäre gepustet, da es dort keine unterirdische Lagermöglichkeit gibt. Alle Versuche, es als Industriegas zu verkaufen und die Technik damit gegenzufinanzieren, waren schon früh gescheitert. "Dabei war es wirklich von guter Qualität", wie Blum betont.

Der Abscheideprozess soll nun in einem neuen Pilotprojekt mit dem Namen "Cesar", das wiederum von der EU mitfinanziert wird, verfeinert und optimiert werden. Dabei sollen verschiedene neue Laugen getestet werden, um die chemische Reaktion der CO2-Bindung und Freisetzung mit einem möglicherweise geringeren Energieaufwand bewerkstelligen zu können.

Im besten Fall hält Dong-Entwicklungschef Blum die Senkung des Energieverbrauchs auf 2,7 Gigajoule pro Tonne CO2 für möglich. Das hieße, dass der Kraftwerkeffekt statt um ein Drittel um rund 20 Prozent verringert würde, der Wirkungsgrad statt um 45 um 36 Prozent.

Diese Zahlen können den Greenpeace-Klimaexperten Tarjei Haaland nicht beeindrucken: "Das würde immer noch bedeuten, dass mindestens 25 Prozent mehr Kohle gebrochen, transportiert und verfeuert werden müssten, um die gleiche Menge Strom zu produzieren." Noch nicht mitgerechnet ist die Energie, die bei der Komprimierung des Kohlendioxids, bei dem Transport und dem Einpumpen in unterirdische Lager verbraucht wird.

Für Haaland ist das Festhalten an der CCS-Technik (Carbon Capture and Storage) deshalb "nur eine Ausrede" für Dong und Vattenfall, weitere Kohlekraftwerke zu bauen. "Bis man in 15 Jahren endgültig feststellt, dass die Technik leider, leider doch zu teuer ist. Und dann sitzen wir mit diesen Kraftwerken da."

Auch wenn "Castor" das bislang größte Pilotprojekt war, so passierten dort gerade einmal 0,5 Prozent der Rauchgase des gesamten Esbjerg-Kraftwerks die Abscheideanlage. Und der erreichte CO2-Reinigungseffekt war nicht 100, sondern lediglich 90 Prozent.

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indymedia.org 16.11.2008  

Sonntagsspaziergang in Ahaus

SOFA Münster 16.11.2008 22:23 Themen: Atom Ökologie

Heute Nachmittag demonstrierten rund 60 Leute in der Innenstadt von Ahaus gegen die Pläne, in Ahaus neuen Atommüll einzulagern. Dabei wurde u. a. bekannt, dass das Regierungspräsidium Münster bereits Bahnübergänge für das Privatgleis des Zwischenlagers auf staatliche Kosten ausbessern lässt. Das heißt, die Vorbereitungen für die nächsten Atomtransporte nach Ahaus laufen bereits auf Hochtouren! Die Anti-Atom-Initiativen im Münsterland kündigten ihren Widerstand an.

Auch im Münsterland sorgt das erfolgreiche Widerstandswochenende in Gorleben für frischen Wind. Der Widerstand in Gorleben lebt - und das ist gut so! Auf dem Sonntagsspaziergang in Ahaus wurde allgemein ein positives Fazit gezogen: Zwei voll besetzte Busse und ein gut laufendes Camp waren auch tief im Westen ein deutliches Zeichen, dass Anti-Atom-Widerstand wieder in ist.

Dafür kommt viel Arbeit auf uns zu. Bereits seit zwei Jahren laufen beim Regierungspräsidium Münster und beim Bundesamt für Strahlenschutz zwei Genehmigungsanträge für neue Atommüllfuhren nach Ahaus. Die Leichtbauhalle ist baugleich mit dem Zwischenlager in Gorleben. Beide Genehmigungsanträge werden trotz andauernder Proteste unter Ausschluss der Öffentlichkeit bearbeitet. So sickerte jetzt z. B. durch, dass nur eine abgespeckte Version einer Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt wurde, damit es keinerlei Einspruchsmöglichkeiten gibt. Offensichtlich sind Regierungspräsidium, Landesregierung NRW und Bundesamt für Strahlenschutz vor allem darauf bedacht, durch Geheimhaltung und rechtliche Tricks jeglichen Widerspruch im Keim zu ersticken. Mehrere Redner machten in Ahaus heute aber klar: Jeder weitere Atomtransport nach Ahaus wird wie in der Vergangenheit auf massiven Widerstand treffen. Sollte der erste Atomtransport von La Hague Richtung Ahaus rollen, werden wir dazu bundesweit und in Frankreich mobilisieren. Gorleben ist überall!

Zu der Atomfreundlichkeit des Regierungspräsidiums passt, dass die Landesbehörde auf Antrag der Stadt Ahaus jetzt 116 000 Euro für die Ausbesserung von Bahnübergängen am Privatgleis der Ahaus-Betreiberin BZA bewilligt hat. Das heißt: Die Passierbarkeit des Privatgleises wird mit öffentlichen Geldern gesichert. Wir sehen darin konkrete Vorbereitungen für den nächsten Atommülltransport nach Ahaus.

Aus diesem Grund wird beim nächsten Sonntagsspaziergang in Ahaus am 21. Dezember um 14 Uhr auch eine Inspektion der Gleisbaumaßnahmen auf dem Programm stehen.

Auf dem heutigen Sonntagsspaziergang war auch der nächste Uranmülltransport von Gronau nach Russland Thema. Die Anti-Atom-Initiativen erwarten den nächsten Transport bereits im Januar. Auch wenn Urenco, EON, RWE und die russische Atomenergiebehörde Rosatom angekündigt haben, Ende 2009 die Uranmülltransporte einzustellen, rechnen die Initiativen vor Ort noch mit bis zu vier Uranmüllzügen in der ersten Hälfte 2009. Für den Januar-Transport wurde bereits kreativer und pfiffiger Widerstand angekündigt, zu dem Interessierte aus Nah und Fern gerne eingeladen sind.

Im Januar und Juni stoppte die Bundespolizei zwei Uranmüllzüge für bis zu sieben Stunden, weil die französische Umweltaktivistin Cécile sich über der Bahnstrecke zwischen Gronau und Münster abgeseilt hatte. Die SonntagsspaziergängerInnen in Ahaus verurteilten die dreitägige Präventivhaft von Cécile während des Castor-Transports nach Gorleben einmütig und übermittelten ihre solidarischen Grüße. Wir dürfen nicht zulassen, dass einzelne zur Zielscheibe staatlicher Repression werden.

Ein weiterer Schwerpunkt war der internationale Widerstand gegen die Versuche von EON und RWE im Ausland neue AKWs zu bauen. Wichtig ist, dass sich viele Menschen an der Anti-RWE-Kampagne beteiligen, um den Bau des Erdbeben-AKWs im bulgarischen Belene zu verhindern (weitere Infos: www.urgewald.de, www.campact.de). Die Initiativen in Finnland bitten zudem dringend um Unterstützung in ihrem Kampf gegen EON, die unbedingt im hohen Norden neue AKWs bauen wollen.

Es gibt also viel zu tun - nutzen wir den Schwung aus Gorleben, um der Atomindustrie an vielen Stellen Sand ins Getriebe zu streuen!

Für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen!

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dpa, ZDF 09.11.2008

Atommüllzug in Deutschland

Gleisblockade beendet - Zug rollt nach Gorleben

Der Atommüllzug hat Deutschland erreicht - mit großer Verspätung. Fast zwölf Stunden stoppten drei Akw-Gegner die Weiterfahrt, indem sie sich an die Gleise ketteten. Rund 15.000 Menschen demonstrierten am Zwischenlager Gorleben gegen den Transport.

Der Transport rollte am Sonntagmorgen über die Rheinbrücke bei Wörth in Rheinland-Pfalz nach Baden- Württemberg, wie ein Polizeisprecher mitteilte. In Wörth waren zuvor die französischen Lokomotiven des Zuges gegen deutsche ausgetauscht worden. Ziel des am Freitagabend in Frankreich gestarteten Atommüll- Transports ist das Zwischenlager Gorleben in Niedersachsen.

An Gleisen festgekettet

Ursprünglich war der Zug am Samstag gegen 13.30 Uhr in Wörth erwartet worden. Drei Atomkraftgegner hatten sich jedoch in der Nähe der südpfälzischen Ortschaft Berg unweit der deutsch-französischen Grenze in unwegsamem Gelände an den Gleisen angekettet und damit für einen Dauerstopp des Zuges in der französischen Grenzstadt Lauterbourg gesorgt.

Fachleute der Bundespolizei konnten die Demonstranten nur mit großem technischen Aufwand von den Ketten lösen. Nach Angaben von Atomkraftgegnern hatten die Demonstranten ihre Arme in einem Betonblock festgekettet, der im Gleisbett versteckt war. Wie der Beton in das Gleisbett gekommen war, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. "Das muss vorbereitet gewesen sein", vermutete der Polizeisprecher.

Demonstranten weggetragen

Die Demonstranten - zwei Männer und eine Frau - wurden nach Angaben eines Sprechers der Bundespolizei in Gewahrsam genommen. Zuvor seien sie ärztlich untersucht worden. Die Bundespolizisten hatten sie mit Folie gegen die Kälte geschützt. Die Frau war nach fast elfeinhalbstündiger Blockade als letzte von den Gleisen gebracht worden.

Ihr Zustand sei nach Angaben eines Arztes unproblematisch, sagte der Sprecher der Bundespolizei. "Sie war von ihrem Allgemeinzustand her stabil." Vier andere Demonstranten, die sich am Mittag ebenfalls an der Blockadestelle aufgehalten hatten, wurden zunächst von den Polizisten weggetragen und später auf freien Fuß gesetzt.

Größte Anti-Akw-Demo seit 2001

In Gorleben waren nach Angaben der Polizei am Samstagnachmittag rund 15.000 Menschen zu einer Protestkundgebung zusammengekommen. Die Anti-Atom-Initiative "X-tausendmal quer" sprach von 16.000 Demonstranten. Der Ansturm sei so groß gewesen wie zuletzt 2001, hieß es. Angeheizt wird der Protest durch den politischen Streit um längere Laufzeiten für Atomkraftwerke und wegen der Pannen in dem einsturzgefährdeten Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel.

Der stark gesicherte Sonderzug transportiert mit elf Waggons 17 Tonnen strahlenden Atommüll aus der französischen Aufbereitungsanlage La Hague. Der radioaktive Abfall ist in mehr als 100 Tonnen Glas eingeschlossen. Dabei handelt es sich um Abfall aus der Bearbeitung genutzter Kernbrennstoffe aus deutschen Kraftwerken.

Mit Material von dpa und afp

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AFP 08.11.2008

Über 14.000 Menschen demonstrieren in Gorleben gegen Castor

Lüneburg/Wörth (AFP) — Die Protestbewegung gegen die weitere Nutzung der Kernenergie und die Lagerung von hochradioaktivem Atommüll im Zwischenlager Gorleben hat spürbaren Auftrieb erhalten. Der Zug mit elf Behältern aus Frankreich wurde an der deutsch-französischen Grenze von drei im Gleis angeketteten Aktivisten auf der Strecke nach Wörth aufgehalten. In Gorleben versammelten sich laut Polizei über 14.000 Menschen zu einer Demonstration, nach Veranstalterangaben sogar 16.000. Das sind mehr als doppelt so viele wie beim vorangegangenen Transport vor zwei Jahren.

Der Zug mit den Castor-Behältern stand nach Auskunft der Polizei stundenlang im französischen Lauterbourg fest, weil es bis dahin nicht gelungen war, die drei angeketteten Aktivisten zu entfernen. Nach Angaben von Atomkraftgegnern war es den zwei Männern und einer Frau gelungen, sich mit ihren Armen in einem Betonblock anzuketten, der unter den Bahnschwellen im Gleisbett versteckt war.

Die Lage in Gorleben blieb laut Polizei zunächst "absolut ruhig". "Das ist die stärkste Mobilisierung seit Jahren", erklärte Julian Bank von der Initiative X-tausendmalquer. "Während das Endlager im Salzstock Asse bei Wolfenbüttel absäuft, flirten in Berlin Politik und Atomlobby mit Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke", fügte er hinzu. Die Initiative fordert die umgehende Abschaltung aller deutschen Atomkraftwerke.

Neben der neuen Debatte über längere Laufzeiten von Atomkraftwerken haben nach Einschätzung der Initiativen vor Ort vor allem die vielen Schlagzeilen über Pannen im atomaren Versuchsendlager Asse bei Wolfenbüttel für eine stärkere Mobilisierung gesorgt. In der Asse sind atomare Abfälle in Salz gelagert, genau so ist es auch im Gorlebener Salzstock vorgesehen. Dieser liegt nur wenige hundert Meter vom Zwischenlager entfernt, wo bereits 80 Behälter mit Atommüll stehen.

Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) warnte in der "Frankfurter Rundschau" Union, FDP und Stromkonzerne davor, sich vom Atomausstieg zu verabschieden. Die Grünen verlangen zudem ein ergebnisoffenes Verfahren für die Suche nach einem Endlager.

Am Freitag war der Atommülltransport von der Wiederaufbereitungsanlage im französischen La Hague in das deutsche Zwischenlager Gorleben gestartet. Er soll nach der bisherigen Planung am Sonntag im Wendland eintreffen. In Deutschland sind rund 16.000 Polizisten aufgeboten, den Transport zu schützen.

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Spiegel -Online 08.11.2008

ATOMMÜLL

AKW-Gegner stoppen Castor-Transport

Sie ketteten sich an die Gleise und blockierten Straßen: Tausende AKW-Gegner protestierten gegen den Castor-Transport aus Frankreich zum Zwischenlager nach Gorleben. Dort demonstrierten 15.000 Menschen für den Atomausstieg.

Berg/Gorleben - Atomkraftgegner haben am Samstag mit einer Blockade in Rheinland-Pfalz den Atommülltransport von Frankreich ins niedersächsische Gorleben gestoppt. Nach Angaben eines Polizeisprechers ketteten sich am Mittag bei Berg in der Pfalz (Kreis Germersheim) drei Atomkraftgegner unter den Bahnschwellen an.

Rund sechs Stunden nach Beginn der Protestaktion gelang es der Polizei, einen der drei angeketteten Demonstranten vom Gleisbett zu lösen.

An Bahnschwellen gekettete Demonstranten: Den Zeitplan des Transports gestört

Der Zeitplan für den Transport könne nicht mehr eingehalten werden, sagte der Polizeisprecher auf ddp-Anfrage.

Bei den angeketteten Demonstranten handelt es sich um eine Frau und zwei Männer. Eigenen Angaben zufolge hatten sie unter den Bahnschwellen einen Betonblock versteckt und dann gegen 12.45 Uhr ihre Arme so daran befestigt, dass sie sich nicht mehr von selbst befreien konnten. "Den Transport von hoch radioaktivem Atommüll ins Zwischenlager Gorleben nehmen wir nicht einfach hin", hieß es in einer Erklärung der Blockadeteilnehmer. Die Polizei musste mit schwerem Gerät anrücken.

Durch die Blockade konnte der Atommülltransport die Grenze zu Deutschland erst einmal nicht passieren. Seit 13.15 Uhr befand er sich im etwa vier Kilometer entfernten Grenzort Lauterbourg im französischen Elsass.

Castor Gorleben Atommüll Atompolitik Zwischenlager

In Gorleben demonstrierten laut Polizeiangaben 14.500 Menschen friedlich gegen den Atommülltransport in das Zwischenlager und den möglichen Bau eines Endlagers in dem dortigen Salzstock. Auch hätten sich 350 Bauern mit ihren Traktoren an den Protesten beteiligt. Die Veranstalter sprachen von 16.000 Teilnehmern. Der niedersächsische IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine forderte auf einer Kundgebung, die Atomanlagen in Gorleben sofort stillzulegen. Die "skandalösen Vorgänge" um das Atommülllager Asse zeigten, dass es keine sichere Lagerung gebe. "Gorleben hat ein Recht auf eine strahlungsarme Zukunft", sagte Meine.

Der Transport mit Atommüll aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague soll bei Wörth in der Südpfalz die Grenze passieren und anschließend voraussichtlich über Karlsruhe und Heilbronn durch Baden-Württemberg in Richtung Norden rollen. Der Blockadeort bei Berg liegt kurz hinter der deutsch-französischen Grenze im unwegsamen Gelände.

als/ddp

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Welt.de 08.11.2008

Hamburg: Im Hafen wird so viel Gefahrgut verschifft wie nie, auch Uran

Zahlen erreichen Rekordniveau - Dennoch weniger Kontrollen - Auch radioaktives Uran darunter - Grüne wollen Transporte verringern

Gefahrenpunkt Hamburger Hafen: In den Containerterminals und auf den Kaianlagen der Hansestadt werden immer mehr gefährliche Stoffe umgeschlagen. Mit wachsenden Mengen nimmt auch der Transport von gefährlichen Stoffen zu, die in Containern oder als Stückgut verschifft werden. Die Zahl dieser Transporte hat mittlerweile ein Rekordniveau erreicht - ein Gefahrenherd im Herzen der Millionen-Metropole Hamburg. Im Jahr 2007 wurden 2,5 Millionen Tonnen Gefahrgut im Hafen verpackt und weitere 12,38 Millionen Tonnen unverpackt umgeschlagen. Transportiert wurden zahlreiche chemische, teilweise hochgiftige Stoffe, aber auch Waffen und Munition oder Feuerwerkskörper. Insgesamt wurden laut Wasserschutzpolizei 184 600 Gefahrgutcontainer verschifft - 50 000 mehr als noch vor fünf Jahren. Die Zahl der Kontrollen ging dagegen zurück.

Besonders brisant ist die Verschiffung von radioaktiven Kernbrennstoffen über den Hamburger Hafen. Auch ihre Zahl steigt: 34 solcher Transporte waren es noch 2007 gewesen, im laufenden Jahr sind es bis Mitte September 38, wie der Senat auf Anfrage der GAL-Bürgerschaftsfraktion jetzt mitteilte. Und während es 2007 außerdem 18 Transporte ´sonstiger radioaktiver Elemente´ gab, hat der Hafen bis Mitte September 2008 schon 17 derartige Umschläge registriert. Meist sind dies Urandioxid, Uranhexaflourid oder auch Uranerzkonzentrate.

Die Verschiffung von Uran über den Hamburger Hafen ist nun zum politischen Zündstoff geworden: ´Solche Transporte sehen wir kritisch, weil wir die Atomkraft ablehnen´, sagte die GAL-Umweltexpertin Jenny Weggen, die die Senatsanfrage gestellt hatte. ´Die Sicherheit muss gewährleistet sein, auch wenn die Stoffe nicht so sehr strahlen wie Atommüll´, sagte sie. Pannen dürften nicht passieren, deshalb müsse die Zuständigkeit für die Transporte in einer Behörde zusammengefasst werden.

Ähnlich äußerte sich der stellvertretende GAL-Vorsitzende Anjes Tjarks: Künftig müsse man sich die Frage stellen, was eigentlich über den Hafen transportiert werde. Politisches Ziel müsse es sein, diese Transporte so weit wie möglich zu reduzieren, so Tjarks. Es gehe nicht an, dass verschiedene Behörden zuständig seien. ´Hier sollten die Zuständigkeiten neu geordnet werden.´

Aus Grünen-Sicht wird die Atomkraftdebatte zu einem zentralen Thema im Bundestagswahlkampf werden. Schon jetzt macht die Hamburger GAL gegen Kernenergie mobil. Mit vier Reisebussen fahren die Grünen heute nach Gorleben. Die halbe Bürgerschaftsfraktion und der Landesvorstand reisen zum Protest gegen den Castortransport ins Wendland. ´Gorleben ist eine andere Nummer als die Uran-Transporte über den Hafen´, sagt Tjarks. ´Das ist der Fixpunkt der Anti-Atom-Bewegung. Dort geht es um die zentrale Frage der Endlagerung von Atommüll´, sagte der Politiker.

Beim Koalitionspartner CDU wird der Uran-Umschlag im Hafen anders bewertet als bei der GAL. ´Ich finde es bemerkenswert, dass diese Themen jetzt in den Vordergrund geholt werden. Das dürfte am heraufziehenden Bundestagswahlkampf liegen´, sagte CDU-Innenexperte Kai Voet van Vormizeele. ´Wir sollten uns aber hüten, hier Ängste zu schüren, sondern sachlich damit umgehen´, fügte er hinzu. Van Vormizeele gibt zu bedenken, dass nicht alle Stoffe von besonders hoher radioaktiver Gefährlichkeit seien.

Im Hafen ist der Umschlag von Gefahrgut mittlerweile zum Alltagsgeschäft geworden, auch wenn es immer wieder zu Unfällen kommt. ´Es gibt eigentlich kein Seeschiff, das kein Gefahrgut an Bord hat, wenn es Hamburg anläuft´, sagte ein Beamter der Wasserschutzpolizei. Sämtliche gefährlichen Ladungen müssen zwölf Stunden vor dem Eintreffen im Hafen angemeldet werden. Die Polizei weiß, wo und was in welcher Menge an gefährlichen Gütern lagert. Passiert etwas, kann die Feuerwehr Spezialisten einsetzen - 370 Mal mussten sie letztes Jahr zu derartigen Einsätzen ausrücken.

Die Kontrollen können aber nicht mit der rasanten Entwicklung Schritt halten: 2007 überprüfte die Polizei 2411 Gefahrgutcontainer. Das waren rund 250 weniger als 2005. Der Grund soll im Boom der Passagierschifffart liegen: Denn die Wasserschutzpolizei braucht zu viel Personal für die Abfertigung der Kreuzfahrtschiffe.

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Süddeutsche Zeitung 08.11.2008

Strahlende Knöpfe im Fahrstuhl

Oft gehen radioaktive Stoffe aus Kliniken und Forschung verloren - manche tauchen in neuen Produkten wieder auf

Es war ein Versehen, natürlich, und die Strahlung ist nicht sehr stark. Aber dort, wo die Radioaktivität entdeckt wurde, gehört sie nun wirklich nicht hin: in die Knöpfe normaler Fahrstühle. Genau das ist jedoch passiert. In einigen Aufzügen des weltweit führenden Herstellers Otis drückt man offenbar auf Knöpfe, deren Metall radioaktives Kobalt-60 enthält. Das Gute an dem Fall ist: Er wurde entdeckt, die Knöpfe werden entfernt. Doch das Ereignis führt ein erschreckendes Phänomen der modernen Industriegesellschaft vor Augen. Radioaktiver Abfall vagabundiert um die Welt und dringt offenbar auch in Produktionskreisläufe der Industrie ein.

Es geht dabei nicht um Uran aus Kraftwerken oder Bomben-Plutonium. Es geht um alltägliche Strahlenquellen, aus Kliniken, Universitäten, Schulen und Industriebetrieben. Der Weg, auf dem die strahlenden Bauteile in die Aufzugspaneele von Otis kamen, ist beeindruckend. Die Knöpfe stammen aus Indien, wo eine radioaktive Strahlenquelle im Altmetall gelandet sein muss und eingeschmolzen wurde. Aus dem Metall entstanden die Liftknöpfe. Woher die Strahlenquelle stammt, ist unklar. Nur soviel: Radioaktives Kobalt-60 wird in der Medizin und in der Materialprüfung verwendet.

Offenbar sind die fraglichen Knöpfe auch in Deutschland verbaut worden. ´Es gibt in geringem Umfang Lieferungen nach Deutschland´, sagte ein Sprecher der Firma. Es bestehe aber keine Gefahr für die Gesundheit. Die britische Tageszeitung Guardian meldete jedoch, 20 französische Arbeiter seien Strahlenbelastungen ausgesetzt gewesen, die dreimal so hoch lagen wie der jährlich erlaubte Grenzwert. Die französische Atomaufsichtsbehörde (ASN) klassifizierte den Vorfall mit Stufe zwei auf einer siebenteiligen Skala.

Lascher Umgang mit strahlenden Stoffen ist offenbar Alltag in der modernen Zivilisation. Radioaktive Bauteile aus medizinischen Geräten, Messinstrumenten oder wissenschaftlichen Experimenten werden nachlässig entsorgt. Dabei enthalten sie genau jene Substanzen, die Terroristen für sogenannte schmutzige Bomben nutzen könnten. Außerdem können die Strahlenquellen im Schrott landen und weiterverarbeitet werden - wie im Fall Otis.

Anders als in Deutschland gibt es in indischen Gießereien keine Detektoren, die radioaktive Stoffe entdecken. So können radioaktive Teile zusammen mit Metallschrott eingeschmolzen und zu strahlenden Produkten weiterverarbeitet werden. Das Problem ist jedoch nicht auf Indien und andere Schwellenländer beschränkt. Auch in Deutschland tauchen regelmäßig herrenlose Strahlenquellen auf. Vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) ist zu erfahren, dass allein in diesem Jahr 30 von ihnen in Deutschland gefunden wurden. Dabei kann es sich nach Angaben des BMU um ´alles handeln´: belasteter Metallschrott oder Bauteile von Geräten aus radiologischen Praxen.

Die Schrottpreise sind in den vergangenen Jahren wegen der Ressourcenknappheit drastisch gestiegen. Damit wächst die Gefahr, dass radioaktives Material beim Recycling in neue Produkte eingebaut wird.

Die indische Regierung will nun Detektoren in Hafenanlagen aufstellen. Doch in Deutschland gibt es ein umgekehrtes Manko: Eisengießereien werden kontrolliert, die Häfen jedoch kaum. Belastetes Material kann daher unbemerkt ins Land gelangen. Im August dieses Jahres sind nach Angaben der Firma GHS Strahlenschutz, die Strahlenüberwachung für Schrott- und Metallbetriebe anbietet, 22 Tonnen mit radioaktiven Stahlstangen aus Indien nach Hamburg gelangt. Die Ladung wurde nur entdeckt, weil ein Teil der Lieferung nach Sankt Petersburg ging und dort geprüft wurde.

Kurt Engelmann von der Bremer Gewerbeaufsicht sagt: ´Es gibt in Deutschland eine Selbstverpflichtung der Industrie, nach radioaktivem Material zu suchen. Trotzdem sollte die Bundesregierung über schärfere Kontrollen nachdenken.´ Im Moment sei es Zufall, wenn man auf Strahlenquellen stoße.

In Hamburg betreibt der Zoll lediglich eine Anlage zum Aufspüren radioaktiver Strahlung. Sie steht an einer von mehreren Ausfahrten des Freihafens. Damit sie nicht umfahren werden kann, ist der genaue Standort geheim. Arne Petrick vom Hamburger Zoll schätzt, dass etwa 60 Prozent der Container kontrolliert werden. ´Eventuell werden noch Detektoren für alle Zufahrten angeschafft´, so Petrick, ´aber das ist eben immer eine Investition.´ Von den 17 im Jahr 2008 in Hamburg gemeldeten Funden von radioaktiv belastetem Material tauchte aber nur einer im Hafen auf. Die übrigen Strahler wurden in den Müllverbrennungsanlagen der Stadt entdeckt. ´Harmlose Fälle mit geringer Strahlenbelastung´, beteuert Rico Schmidt von der Hamburger Gesundheitsbehörde; alte Wecker und Lacke, was für die hohe Empfindlichkeit der Detektoren spreche.

Intensiv geprüft wird im Hafen von Rotterdam. Tie Schellekens, Sprecher des Hafenbetriebs, sagt: ´Wir haben etwa 50 solcher Anlagen.´ Container, die von Ozeanriesen direkt auf kleinere Schiffe gehen, werden aber nicht kontrolliert. In Lübeck, Kiel und Rostock sind gar keine Detektoren vorhanden.

Horst Janku, ebenfalls von der Bremer Gewerbeaufsicht, beobachtet die Anlandung von Schrott mit Sorge. ´Die Schrottverwerter haben alle eine wahnsinnige Angst´, sagt er. Sollte bei einem radioaktives Material auftauchen, so wäre er für die Entsorgung verantwortlich. ´Stellen Sie sich das mal bei 1000 Tonnen Stahl vor, was da für Kosten entstehen.´ Die meisten Stahlschmelzen schützen sich daher mit Detektoren vor heikler Ware. Auch Schrotthändler kontrollieren eingehende Lieferungen, aber längst nicht alle.

Einige Betriebe prüfen aber nicht die ausgehende, sondern nur die eingehende Ware. Sollte die Strahlungsquelle zu diesem Zeitpunkt noch in einem Behälter abgeschirmt sein, würde sie unentdeckt bleiben. Das bestätigt auch Klaus Coy von der Abteilung Strahlenschutz des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz. Auch der übrige Schrott würde eine Strahlenquelle möglicherweise zusätzlich abschirmen. So könnte doch radioaktives Material in die Hochöfen gelangen.

Vor zehn Jahren verseuchte Cäsium-137 das versehentlich eingeschmolzen wurde, das südspanische Stahlwerk Acerinox. Die radioaktive Freisetzung lag nach Angaben von Greenpeace tausendmal höher als gewöhnlich und konnte sogar noch in der Schweiz gemessen werden. Die Schrottlieferung stammte vermutlich aus Irland oder den Niederlanden. Ein anderer gravierender Unfall mit einer unbeaufsichtigten Strahlenquelle ereignete sich in der brasilianischen Stadt Goiânia. Diebe hatten radioaktives Material aus einer ehemaligen Klinik gestohlen und das geheimnisvoll blau leuchtende Material unter ihren Bekannten verteilt. Vier Menschen starben, weitere wurden verletzt und Teile der Stadt mussten dekontaminiert werden.

Am Dienstag vergangener Woche hat Mohammed el-Baradei, Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA, vor der UN-Vollversammlung erschreckende Zahlen genannt: Allein zwischen Juni 2007 bis Juni 2008 seien 250 Fälle von verloren gegangenem radioaktiven Material bekannt geworden. Teilweise würden sogar Strahlenquellen aufgefunden, die überhaupt nicht als verloren gemeldet waren.

Nach IAEA-Schätzungen gehen in Europa jährlich 70 Strahlungsquellen verloren. Außerdem seien 30 000 ausgemusterte Quellen, die sich noch bei den ehemaligen Nutzern befinden, unzureichend geschützt und könnten leicht in falsche Hände geraten. In den USA sind nach Angaben der IAEA seit 1996 etwa 1500 Strahler verschwunden, von denen nur die Hälfte wieder aufgetaucht sind. Im April dieses Jahres sind nach Angaben des Bundeskriminalamtes in Polen zwölf Bleibehälter mit radioaktiven Kobalt-60-Quellen abhanden gekommen, sonderbarerweise in einer Eisengießerei. Nur zehn davon seien wieder aufgetaucht. Ob es sich um Diebstahl handelt oder um ein Versehen, ist unbekannt.

Die Wiener Atombehörde führt mittlerweile eine Datenbank über den illegalen Umgang mit radioaktiven Stoffen (ITDB). Diese umfasst aktuell 1340 bestätigte Fälle. Allein in Deutschland sind in diesem Jahr bereits 19 Strahlenquellen verlorengegangen, teilt das Bundesumweltministerium mit - die meisten davon aus Schulen.

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robin wood 2008-11-06

ROBIN WOOD: Castor-Strecke dicht

ROBIN WOOD-AktivistInnen seilen sich von Brücken über der Bahnstrecke ab / ´Wir bleiben, bis der Castor kommt.´

Neun ROBIN WOOD-AktivistInnen haben sich heute morgen von drei Brücken über der Schienenstrecke zwischen Lüneburg und Wendisch Evern abgeseilt. Damit ist die Strecke für den Zug mit den Castoren ab Lüneburg unpassierbar.

Die AktivistInnen wollen in ihren Luftsitzen bis zur Ankunft des Castor-Zuges ausharren, wenn sie nicht zuvor geräumt werden. Sie entrollten Transparente mit dem Symbol für Radioaktivität und den Aufschriften ´Menschen vergessen Konsequenzen´ und ´Dicht machen - Nicht schlapp machen vor der Atom-Lobby´. Damit protestieren sie gegen den Transport von hochradioaktivem Atommüll nach Gorleben, der voraussichtlich morgen Abend im französischen La Hague starten wird.

Bereits zum elften Mal rollt ein CASTOR-Transport mit gefährlich strahlendem Müll quer durch Deutschland bis ins niedersächsische Gorleben. Dabei gibt es in Gorleben kein Endlager dafür. Die Atommüllbehälter werden dort in einer überirdischen Leichtbauhalle abgestellt, in der bereits 80 Behälter stehen.

Atomlobby und CDU haben sich seit Ende der siebziger Jahre darauf versteift, Gorleben zur Atommüll-Kippe zu machen. Der Standort war aus politischen Gründen gewählt worden, u.a. wegen seiner Nähe zur damaligen innerdeutschen Grenze. Einen Vergleich mit alternativen Standorten hat es - auch unter der rot-grünen Bundesregierung - nie gegeben.

Obwohl Wissenschaftler wie Eckhard Grimmel und Klaus Duphorn früh aufgezeigt hatten, dass der Salzstock aufgrund seiner geologischen Eigenschaften nicht als Endlager geeignet ist, wurde dort weiter geforscht. Inzwischen wurde die Erkundung zwar unterbrochen, spätestens im Jahr 2010 läuft dieses Moratorium aber aus. Bislang sind etwa 1,5 Milliarden Euro in die Erkundung des Salzstocks geflossen. Diese Fehlinvestition dient heute dazu, das Festhalten an Gorleben zu rechtfertigen. So sprach sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im September dieses Jahres offen für Gorleben aus -- mit der Begründung, sie habe keine Lust, weitere Milliarden auszugeben.

Wie teuer und gefährlich es werden kann, wenn Atommüll fahrlässig an ungeeigneter Stelle abgekippt wird, hätte Angela Merkel spätestens am Beispiel Asse lernen müssen. Im dortigen stillgelegten Salzbergwerk, Pilotprojekt für Gorleben, wurde ab 1967 schwach- und mittelradioaktiver Atommüll gelagert -- angeblich zu Forschungszwecken. Nach nur 40 Jahren droht das Bergwerk einzustürzen und abzusaufen. Die Kosten für die notwendigen Sanierungsarbeiten veranschlagt das Bundesumweltministerium bereits jetzt auf zwei Milliarden Euro. Weitere zwei Milliarden aus Steuermitteln sind bereits in die Stabilisierung des ebenfalls einsturzgefährdeten Atommüll-Lagers Morsleben geflossen.

´Atomstrom ist zu gefährlich und zu teuer und gehört abgeschaltet. Die Konzerne aber wollen ihre Meiler über die nächste Bundestagswahl retten, weiter abkassieren und den Müll möglichst billig in Gorleben versenken. Jetzt gibt es die Chance dazu laut und deutlich Nein zu sagen -- gemeinsam mit Tausenden AtomkraftgegnerInnen, die am Wochenende entlang der CASTOR-Strecke und im Wendland protestieren werden´, sagt Dirk Seifert, Energiereferent bei ROBIN WOOD.

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newsclick 06.11.2008

 Greenpeace-Gruppe besetzt Förderturm

Betreiber duldet Protest – Gabriel: Aktion nicht hilfreich

Von Kai-Uwe Ruf und Christian Kerl

WOLFENBÜTTEL. Die Mitglieder der Umweltschutzorganisation Greenpeace, die am Mittwoch den Förderturm des Atom-Schachtes Asse II bei Remlingen im Kreis Wolfenbüttel besetzt haben, wollten über Nacht, möglicherweise sogar über mehrere Tage ausharren. Sie fordern die Bergung der 126 000 Atommüll-Fässer, die dort eingelagert sind.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte die Aktion als nicht hilfreich: "Was Greenpeace hier macht, zeigt zwar gute Absichten, ist aber am Ende unverantwortlich", sagte er unserer Zeitung.

Es sei zwar das Ziel, die Abfälle möglichst herauszuholen, doch müssten zunächst die technische Machbarkeit und die Strahlenrisiken geprüft werden. "Wer jetzt zeitlich Druck macht, setzt bei der Asse nur die Fehler der Vergangenheit mit umgekehrtem Vorzeichen fort", meinte Gabriel, zugleich Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz.

Die Förderturm-Besetzung am Mittwochmorgen hatte für erhebliches Aufsehen gesorgt. Die Greenpeace-Mitglieder brachten ein großes Transparent an: "Der Atommüll muss raus".

In gelben Schutzanzügen und mit gelben Helmen auf dem Kopf waren 20 Demonstranten auf den Turm und das angrenzende Hallendach geklettert. Ein triumphierender Ton schwang in der Stimme von Christoph von Lieven mit, als er sich auf dem Dach zeigte und auf das Werksgelände herab auf die zahlreichen Polizeifahrzeuge, Rettungswagen und Pressevertreter blickte: "Ich bin hier oben."

Das Helmholtz-Zentrum München als Noch-Betreiber duldete die Aktion und verzichtete auf eine Strafanzeige. Nach Angaben von Sprecherin Annette Parlitz sollte eine Eskalation vermieden werden. Die Arbeit im Schacht wurde eingestellt. Sieben Bergleute, die sich noch unter Tage befanden, mussten einen Nebenausstieg benutzen.

Die Polizei griff nicht ein. "Wir harren aus", kündigte Sprecher Ralf Schärer an.

In den frühen Morgenstunden sollen zunächst rund 40 Atomkraftgegner auf das Gelände vorgedrungen sein. Wie sie den etwa zwei Meter hohen Zaun überwinden und anschließend, unbehelligt vom Sicherheitsdienst, den Förderturm besteigen konnten, verrieten sie nicht. Am späten Abend hielten noch mindestens sechs Greenpeace-Aktivisten den Turm besetzt.

Die Demonstranten sind für eine mehrtägige Aktion ausgerüstet. "Wir haben Feldbetten, Luftmatratzen und eine Notstromaggregat auf dem Turm", sagte Sprecher von Lieven.

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2008-11-06

Asse-II: Atommülllager Asse mit neuem Betreiber

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Die Schließung des maroden Atommülllagers Asse in Niedersachsen kann ab 2009 vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) angepackt werden. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch den vor Wochen angekündigten Betreiberwechsel vom Helmholtz Zentrum zum BfS, das Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) untersteht. Mit dem Wechsel zum 1. Januar 2009 würden die Voraussetzungen für eine sichere und zügige Stilllegung der Schachtanlage Asse II geschaffen, erklärte die Bundesregierung.

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Süddeutsch Zeitung 06.11.2008

Atommülllager Asse mit neuem Betreiber

Die Schließung des maroden Atommülllagers Asse in Niedersachsen kann ab 2009 vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) angepackt werden. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch den vor Wochen angekündigten Betreiberwechsel vom Helmholtz Zentrum zum BfS, das Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) untersteht. Mit dem Wechsel zum 1. Januar 2009 würden die Voraussetzungen für eine sichere und zügige Stilllegung der Schachtanlage Asse II geschaffen, erklärte die Bundesregierung.

Nunmehr sei die Behörde zuständig, \"die den größten Sachverstand für die nötigen Aufgaben der Zukunft hat\", sagte Gabriel. \"So kann ein möglichst sicherer Betrieb und eine optimale Stilllegung erzielt werden.\" Die Schließung des alten, von einer Salzlauge durchfluteten Bergwerks solle für die Öffentlichkeit transparent bleiben, sagte Forschungsministerin Annette Schavan (CDU). Ihr untersteht die Helmholtz-Gemeinschaft München, die einige Pannen bei der Beaufsichtigung des Atommülllagers nach Expertenansicht nicht hatte verhindern können.

Im Bergwerk wurden von 1967 bis 1978 insgesamt 125 000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen eingelagert. Da seit längerem Wasser einsickert, werden die Fässer durch die entstandene Salzlauge gefährdet. Derzeit werden zwei Gutachten zur Sicherung des Bergwerks und zur Rückholung der Abfälle ausgewertet. Für das Schließungskonzept maßgeblich sei, dass eine radioaktive Verseuchung \"des Lebensraumes um die Schachtanlage Asse II\" für die Zukunft ausgeschlossen sei, erklärte die Bundesregierung.

dpa

 

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