Schottland: Britischer Tornado stürzt nahe Atomkraftwerk ab

 

LONDON, 18. November (dpa). Ein Kampfjet der britischen Luftwaffe ist in Schottland

unweit eines Atomkraftwerks ins Meer gestürzt. Die beiden Piloten konnten sich mit dem

Schleudersitz retten, wie die Luftwaffe am Donnerstag mitteilte. Der Absturz am

Mittwochabend löste in Schottland eine Diskussion über die möglichen Gefahren für

Atomkraftwerke durch Flugzeuge aus. Die Ursache des Unglücks war zunächst unklar.

 

Das Flugzeug vom Typ Tornado stürzte nördlich des AKW Torness östlich der schottischen

Stadt Dunbar ins Meer. Während die Besatzung eines Rettungsbootes sagte, das Unglück habe

sich rund 800 Meter von dem AKW entfernt ereignet, gab die Royal Air Force die Distanz mit

1600 Metern an. Diese Entfernung entspricht exakt der Flugverbotszone rund um das AKW

von einer Meile. Der Direktor des Kraftwerks sagte dem BBC, er sehe keinen Grund für eine

Ausweitung der Flugverbotszone. Torness sei für den Aufprall eines Flugzeugs ausgerüstet.

 

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Dokument erstellt am 18.11.1999 um 20.45 Uhr


Salzburger Nachrichten 19. November 99

Kampfjet stürzte knapp neben AKW

 

Der Absturz eines Kampfflugzeuges in der Nähe eines Kernkraftwerkes löste unter den Briten Ängste und

eine heiße Sicherheitsdiskussion aus.

 

LONDON (SN, dpa).

 

Ein Kampfflugzeug der britischen Luftwaffe ist in Schottland unweit eines Atomkraftwerks ins Meer gestürzt. Die beiden Piloten

konnten sich mit dem Schleudersitz retten, wie die Luftwaffe am Donnerstag mitteilte. Augenzeugen berichteten, dass die

Maschine brennend niedergegangen sei.

 

Der Absturz am Mittwochabend löste unter den Briten, speziell in Schottland, eine Diskussion über die möglichen Gefahren für

Atomkraftwerke durch Flugzeuge aus. Die Ursache des Unglücks war nach Angaben der Luftwaffe zunächst völlig unklar.

 

Das Flugzeug vom Typ Tornado stürzte nördlich des Atomkraftwerks Torness östlich der schottischen Stadt Dunbar ins Meer.

Während die Besatzung eines Rettungsbootes sagte, das Unglück habe sich rund 800 Meter von dem Kernkraftwerk entfernt

ereignet, gab die Royal Air Force eine doppelte Distanz von 1600 Metern an. Die "Korrektur" der königlichbritischen

Luftstreitkräfte überrascht nicht: Diese Entfernung entspricht haarscharf der geltenden Flugverbotszone rund um das

Atomkraftwerk von einer Meile (1,6 Kilometer).

 

Der Direktor des 1988 in Dienst gestellten Kraftwerks, David Williams, sagte am Donnerstag dem britischen Rundfunk BBC, er

sehe keinen Grund für eine Ausweitung der schon geltenden Flugverbotszone. Das Kraftwerk Torness (Kapazität 625 Megawatt)

sei beim Bau auch für den Aufprall eines Flugzeugs ausgerüstet worden. "Das Zentrum ist in fünf Meter dicken Beton

eingekapselt, der extrem widerstandsfähig ist. Auch ein Flugzeug könnte nicht alle unsere Systeme zerstören. Und da Flugzeuge

nicht über das Werk fliegen dürfen, stellen sie auch keine Gefahr dar."

 

Die schottische Regionalabgeordnete Helen Eadie forderte eine Untersuchung der Vorschriften für den Flugverkehr: "Die

Maschinen fliegen tief und bis auf eine Meile an das Kraftwerk heran. Das passiert hier ständig", sagte sie.

 

Bewohner der umliegenden Dörfer behaupteten, sie könnten bei den Tiefflügen sogar die Gesichter der Militärpiloten erkennen.


Die Presse, Wien 19.11.99

EDINBURGH (milo). Während einer Nachtflug-Übung in Schottland

stürzte am Donnerstag in den frühen Morgenstunden ein F 3-Tornado

der Royal Air Force (RAF) ins Meer: nur 800 Meter neben dem

Atomkraftwerk Torness. Pilot und Co-Pilot konnten sich durch den

Schleudersitz retten; sie kamen mit dem Schrecken davon.

Die RAF-Maschine war auf einem Tiefflug. "Bewohner der umliegenden

Orte berichteten, daß die Flugzeuge so tief fliegen, daß vom Boden aus

die Gesichter der Piloten zu erkennen sind", erklärte die

Labour-Abgeordnete Helen Eadie in einem BBC-Interview.

Das AKW hat keine äußere Betonhülle (Containment), der Druckreaktor

selbst, in dem die nukleare Kettenreaktion abläuft, ist jedoch in Beton

eingehüllt. Seitens des britischen Verteidigungsministeriums gab es

keine Stellungnahme. Mark Whittet, Sprecher des AKW-Betreibers

"British Energy" zur "Presse": "Über den AKW gibt es eine No-fly-zone.

Die wurde eingehalten. Und selbst wenn der sehr unwahrscheinliche

Fall eintreten würde, daß der Druckreaktor getroffen würde: Der vier

Meter dicke Beton hielte dem stand. Dieses Szenario ist in der

Konstruktion berücksichtigt."

John Logan, Atom-Experte für "Friends of the Earth", erklärte zur

"Presse": "Das Problem bei solchen Unfällen ist nicht unbedingt, daß

das primäre Containment getroffen wird und birst, sondern daß das

Dach des Kühlwasserbehälters oder die Stromzufuhr getroffen werden.

Dadurch kann der Reaktor nicht mehr kontrolliert werden."

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Stuttgarter Nachrichten 19.11.99

Lagerkapazität für Brennelemente am Ende

 

GKN-Anträge auf Castor-Transporte nach Ahaus - Stollenlager

erst 2002 fertig

 

Neckarwestheim (AP/dpa) - Die Betreiber des Gemeinschaftskernkraftwerks

Neckar (GKN) haben Anträge für den Transport von acht Castor Behältern mit

abgebrannten Brennelementen in das Zwischenlager im nordrhein-westfälischen

Ahaus und nach Sellafield (Großbritannien) gestellt. Ein GKN-Sprecher erklärte

am Donnerstag, die Lagerkapazität sei so gut wie ausgeschöpft: ¸¸Wenn im

kommenden Frühjahr die Revision vorbei ist, haben wir nur noch Platz für drei

Brennelemente.''

 

Das Kernkraftwerk in Neckarwestheim will darüber hinaus fristgemäß zu Ende

des Jahres einen Antrag auf ein atomares Zwischenlager stellen. Wie der

Sprecher des Gemeinschaftskernkraftwerks Neckar, Uwe Mundt, gegenüber

dpa erläuterte, werde der Antrag beim Landratsamt Heilbronn und dem

Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter eingereicht.

 

Das Zwischenlager soll in einem Steinbruch auf dem Kraftwerksgelände

entstehen. Die verbrauchten Brennelemente werden dann in einer Tiefe von rund

30 Metern unter den übrigen Gebäuden in zwei 160 Meter langen Stollen in

Behältern gelagert. Das Zwischenlager könnte aber erst frühestens Ende 2002

fertig sein, wenn man von einer Mindestgenehmigungszeit von zwei Jahren und

knapp einem Jahr Bauzeit ausgeht.

 

Der Block 1 von Neckarwestheim nahm im Mai 1976 als fünftes deutsches

Atomkraftwerk seinen Betrieb auf, zwölf Jahre später startete Block 2. Beides

sind Druckwasserreaktoren. Das GKN ist mehrheitlich in den Händen der

NWS, die auch am Atomkraftwerk Obrigheim beteiligt sind. Die

Standortgemeinde Neckarwestheim lehnt ein Zwischenlager für Atommüll auf

dem Gelände des Kernkraftwerks ab.


TAZ Der Tagesspiegel vom 19. November 1999

Castor-Transporte

 

Niedersachsen will Kosten in Zukunft nicht mehr alleine tragen

 

Das Land Niedersachsen will die Kosten weiterer

Atomtransporte in das Zwischenlager Gorleben

nicht mehr übernehmen. Umweltminister Jüttner

machte eine Wiederaufnahme der

Gorlebentransporte von einer Neuverteilung der

Kosten abhängig. Der letzte Transport in den

Landkreis Lüchow-Dannenberg habe allein

Polizeieinsatzkosten von 111 Millionen Mark

verursacht, sagte der SPD-Politiker. Die

Landesregierung lehne es ab, die Kosten künftiger

Transporte allein zu tragen. Eine Wiederaufnahme

der Transporte sei frühestens im Herbst 2000

möglich, betonte Jüttner. In den folgenden zehn

Jahren müssten jedoch Hunderte von

Atombehältern in das Zwischenlager gebracht

werden.

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.......auch Stoiber meldet sich zum Ausstieg, wovon will er ablenken?

dpa 18.11.99

 

Stoiber: Unionsgeführte Bundesregierung würde Atomausstieg stoppen

 

München (dpa) - Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat die

Bundesregierung scharf angegriffen, weil sie den Ausstieg aus der Atomenergie

«umfassend und unumkehrbar» gesetzlich regeln wolle.

 

«Ich garantiere Ihnen, wenn wir die Regierung übernehmen, werden wir die

Unumkehrbarkeit wieder umkehren», sagte Stoiber am Freitag zum Auftakt einer

Fachtagung «Energieversorgung und Klimaschutz» in München. Eine

unionsgeführte Bundesregierung würde den von der rot- grünen Koalition

betriebenen Ausstieg aus der Atomenergie sofort stoppen.

 

In der Politik etwas unumkehrbar regeln zu wollen, sei ein hochmütiger Anspruch,

sagte der Ministerpräsident. Auch spätere Generationen müssten das Recht haben,

eigene Entscheidungen zu treffen. Stoiber kritisierte die Art, wie die

Bundesregierung Konsensgespräche mit der Energiewirtschaft führt. «Das ist ein

merkwürdiges Verständnis dessen, wie ein Konsens zu Stande kommt.» Jedem

Konsens müsse eine Sachdiskussion vorausgehen. «Hier aber steht das Ergebnis des

Konsenses bereits fest», meinte Stoiber.

 

Atomenergie ist auch aus Gründen des Klimaschutzes nach Ansicht der bayerischen

Staatsregierung unverzichtbar. Um den derzeit weltweit in 432 Atomkraftwerken

produzierten Strom zu ersetzen, müssten 700 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr

zusätzlich verbrannt werden - das Sechsfache des deutschen Verbrauchs. Die

international vereinbarten Ziele zur Reduzierung des klimarelevanten Kohlendioxids

wären dann nicht mehr zu erreichen. «Das ist das Gegenteil von nachhaltiger

Politik», kritisierte Stoiber. Es sei auch eine Illusion, den 17-Prozent-Anteil der

Atomenergie in Deutschland durch Einsparen oder regenerative Energien ersetzen

zu wollen.

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