AP-Meldung vom 11.07.2001 18:27

20 Prozent mehr Kinderkrebsfälle um Atomkraftwerke

Weitere Studien sollen Ursachen klären

Kassel (AP)

 

In der Nähe von bayrischen Atomkraftwerken ist die Krebshäufigkeit bei Kindern um mehr als 20 Prozent erhöht. Entsprechende Belege haben am Mittwoch in Kassel das Umweltinstitut München und der Verein Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) präsentiert.

Erstmals hat auch das Bundesamt für Strahlenschutz die erhöhten Krebsfallzahlen bei Kindern offiziell bestätigt.

Das Umweltinstitut hatte alle Kinderkrebsfälle in der Nähe der drei bayrischen Atomkraftwerke untersucht. «Es gibt zwar ernst zu nehmende Hinweise, dass die Atomkraftwerke für die Krebshäufigkeit bei Kindern verantwortlich sind. Einen eindeutigen Beweis gibt es jedoch noch nicht», sagte die IPPNW-Vorsitzende Angelika Claußen. Zusammen mit dem Bundesamt für Strahlenschutz wolle man in Zukunft in weiteren Studien die genaue Ursache der Krebshäufigkeit in der Umgebung von Atomkraftwerken untersuchen.

Die Studie des Umweltinstituts umfasst den Zeitraum von 1983 bis 1998.

Untersucht wurden insgesamt neun Landkreise, die im Umkreis der drei bayrischen Atomkraftwerke liegen. «Wir haben 362 Krebsfälle bei Kindern unter 15 Jahren entdeckt», sagte Alfred Körblein vom Umweltinstitut und Leiter der Studie. Erwartet wurden jedoch nur 302 Krebserkrankungen. Während die Leukämiezahlen nur leicht erhöht waren, gab es eine deutliche Häufung von Nierenkrebs und Tumoren des Zentralnervensystems.

«Die Befunde sind sehr Besorgnis erregend», sagte Claußen. In der Nähe einiger deutscher Atomkraftwerke wie Gundremmingen in Bayern und Krümmel bei Hamburg gebe es besonders hohe Krebsfallzahlen bei Kindern. Dies hätten auch ältere Studien bereits gezeigt.

So gebe es eine um 53 Prozent gegenüber dem Durchschnittswert erhöhte Krebsrate bei Kindern unter fünf Jahren, welche innerhalb eines Radius von fünf Kilometern um ein Atomkraftwerk wohnen.

«Die besonders belastenden Kernkraftwerke müssten zur Sicherheit vorübergehend abgeschaltet werden», sagte Claußen. Die Politik müsse zudem handeln und eine Beweislastumkehr durchsetzen. Danach müssten die Kraftwerksbetreiber und nicht die Anwohner beweisen, dass die erhöhten Kinderkrebsraten nich auf die Emissionen der Atomkraftwerke zurückzuführen sind.

http://www.ippnw.de

http://www.umweltinstitut.org

Studie: Krebsrate bei Kindern im Umkreis bayerischer Atomkraftwerke

andere Artikel:

http://DerStandard.at/Textversion/20010713/123.htm

http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=984&item=151884

http://www.augsburger-allgemeine.de/Portal/start?pagename=index&sptnid=982676723377&arid=994831592186

http://www.nwz-online.de/niedersachsen/1228.html?showres=NWZ%2FPOLITIK%2FN%27SACHSEN&showid=208525.0

zurück