NRZ 12.01.2001
Der Helikopter kreist schon über der Stadt
Ahaus (NRZ). Castor macht´s nötig: Über dem Städtchen kreist ein Polizei-Helikopter,
entlang der Straße zum Zwischenlager haben bürgerbewegte Aktivisten wieder Dutzende neuer
schwarzer Flaggen aufgestellt. Ahaus wartet nach drei Jahren auf den nächsten Bahn-Transport mit
abgebrannten Brennelementen. Eine Stadt vor dem Ausnahmezustand.
Erinnerungen werden wach an den 20. März 1998, als sich im Westfälischen Atomgegner an Gleise
ketteten, um den Zug aufzuhalten; als über 600 Demonstranten eingekesselt und bis zum nächsten Tag
ohne richterliche Genehmigung in Gewahrsam genommen wurden; als Tausende Polizisten für den
Transport zentimeterweise das Gleis frei räumten. Ein 130 Millionen DM teures Spektakel.
Dirk Korte hielt sich an diesem Tag die meiste Zeit im Rathaus auf. Stallwache, organisieren. Der heutige
Bürgermeister, damals noch stellvertretender Stadtdirektor, erinnert sich, wie er die "Toten Hosen" am
nahen Bahnübergang auftauchen sah und es dort Randale gab. Schäden für die 37 000-Seelen-Stadt
habe es kaum gegeben, allenfalls um 10 000 Mark. "Und was den Müll angeht: Wenn bei uns Karneval
gefeiert wird, ist es mindestens genauso viel."
Das Stadtoberhaupt, ein mit 58 Prozent der Stimmen gewählter CDU-Mann, setzte für den neuen
Transport auf einen "Runden Tisch", an dem alle wichtigen Gruppen - von Polizei bis Anti-Bürgerinitiative
- Platz nahmen. Aber dort finden sich inzwischen einige leere Plätze.
Die Gegner des Zwischenlagers zogen im Dezember mit der SPD-Fraktion sowie der unabhängigen
Wählergemeinschaft ab. "Uns fehlte eine politische Aussage zu den Transporten", erklärt Hartmut
Liebermann (51) von der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus". Nach seinem Eindruck ging es der
Polizei vor allem darum, das Castor-Sechserpack problemlos ins Lager zu bringen. Eine Aufarbeitung des
98er-Einsatzes, gar ein Eingeständnis von Mängeln sei dagegen kein Thema gewesen. Als zuletzt auch
noch NRW-Innenminister Fritz Behrens der Ahauser Bitte nicht entsprach, den Transport an einem
Samstag zu starten, damit weder Schulen noch das Geschäftsleben in Mitleidenschaft gezogen werden,
war das "Runde Tisch"-Tuch zerschnitten.
Nun zieht sich wieder ein Graben durch die Stadt. Bürgermeister Korte drückt es so aus: "Je näher der
Transport rückt, desto schärfer werden die trennenden Linien." Hier stehen die Atomkraftgegner, die
nicht an einen Ausstieg aus der Kernenergie glauben, dort die Pragmatiker, die mit dem Zwischenlager
durchaus leben können.
Man darf ja nicht verkennen: Die Stadt profitiert davon, dass die Atomfirmen hier ihren Müll
(zwischen-)lagern. Es geht dabei nicht um die Rolle als Arbeitgeber. In dem schmucklosen Betonbau am
Rande der Stadt entstanden allenfalls 25 Stellen plus Wachpersonal.
Wichtiger wiegt, dass über sieben Jahre 49 Millionen Mark an Landesmitteln nach Ahaus flossen. Dazu
kommen jährliche Zuwendungen der Betreiber in Höhe von zwei bis zweieinhalb Millionen Mark. "Gelder,
die wir allesamt in die Infrastruktur gesteckt haben", betont Korte und verweist darauf, dass in seiner
Stadt keineswegs die große Flucht einsetzte, seit es das Zwischenlager gibt. Seither sei die
Einwohnerzahl vielmehr um 6000 Menschen gestiegen. Der 61-Jährige blickt freilich mit Sorge auf die
kommenden Wochen. "Ich fürchte, es könnte härter werden als zuletzt."
Castor-Gegner Liebermann erwartet trotz des Atomkonsenses wieder zehntausende Demonstranten.
"Die Entsorgungsfrage ist keineswegs gelöst. Wohl auch deshalb läuft die Mobilisierung gut an." Wie zur
Bestätigung klingelt das Telefon. Die Naturfreundjugend Bochum fordert Info-Material an.
Bei der Stadt wird bald auch das Bürgertelefon läuten, über das die Ahauser ihre Sorgen loswerden
können. Dazu gab es beim 98er-Einsatz einfach zuviele Pannen. Damals wurden zwar zum Beispiel
Passierscheine für Anwohner ausgestellt. Am Demo-Tag aber galten sie plötzlich nicht mehr. Auch
Betriebe konnten ihre Waren nicht ausliefern. Es geht in Ahaus zudem das Gerücht um von einem
örtlichen, hochrangigen Polizisten. Der sei unter Androhung von Waffengewalt von seinen Kollegen
daran gehindert worden, von einer Straßenseite auf die andere zu gelangen. Eine Stadt im
Ausnahmezustand.
09.01.20001
Atomgegner rufen zu Mäßigung auf
dpa Hannover. Zwei Monate vor der geplanten Wiederaufnahme von
Atomtransporten in Deutschland wächst die Sorge vor möglicher
Gewalt. Atomkraftgegner forderten die Polizei gestern auf, für die
nächsten Fuhren in das westfälische Ahaus und nach Gorleben im
März keine Gewalt herbeizureden. Bundeswirtschaftsminister Werner
Müller (parteilos) forderte, die Vereinbarungen zum Atomausstieg zu
würdigen. Transporte seien Teil des Prozesses, um aus der
Kernkraft auszusteigen, sagte er.
HIER kommt eine Poster-Abbildung zur Demo in Ahaus am 18.2.2001 (bitte warten...) -- Stand 9.1.2001 12.00 Uhr
Presseauswahl vom 05.01.2001 zum CASTOR-Transport
Rollt Castor wieder durch Lünen?
Lünen (Fie-) - Rollt der nächste Castor-Transport wieder durch Lünen?
Bei den Behörden rechnet man mit dieser Möglichkeit. "Wir richten uns wieder darauf ein und werden
in absehbarer Zeit mit denen, die sich damit befassen müssen, Gespräche führen", sagte gestern der
Erste Beigeordnete Günter Klencz. Allerdings: Noch weiß niemand vor Ort Genaues. Nur die
Zeitschiene für den Transport von ausgedienten Brennelementen aus süddeutschen
Kernkraftwerken ins Zwischenlager Ahaus scheint festzustehen. Die erste Märzhälfte soll es sein
(unsere Zeitung berichtete).
Am 20. März 1998 bescherte der Castor-Transport der Lippestadt den größten Einsatz von
Sicherheitskräften in ihrer Geschichte. Der Castor-Zug rollte damals aus Richtung Hamm nach Lünen,
wendete im Bahnhof Lünen-Süd und fuhr dann in Richtung Norden weiter. Die Gleise waren
hermetisch abgeriegelt, die Bahnübergänge für über eine Stunde dicht. Bis auf die vorübergehende
Festnahme von drei Demonstranten verlief der Einsatz ohne Zwischenfälle.
"Bei Bedarf können wir die alten Einsatzpläne wieder aktivieren", so Günter Klencz.
Atomgegner in Ahaus machen gegen Castoren mobil
Heftigen Widerstand gegen Atommülltransport angekündigt
Atomgegner im westfälischen Ahaus haben heftigen Widerstand gegen den für Anfang März geplanten Atommülltransport in das Zwischenlager der münsterländischen Kleinstadt angekündigt. Wie die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" mitteilte, soll am 18. Februar eine Großdemonstrationen gegen den geplanten Castor-Transport stattfinden. Gegen den bislang letzten Castor-Transport nach Ahaus im März 1998 hatten Atomgegner unter anderem mit Gleisblockaden demonstriert.
Das Düsseldorfer Innenministerium hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass wegen des Castor-Transports in den ersten beiden
März-Wochen eine Urlaubssperre für die nordrhein-westfälische Polizei verhängt wurde. Den
genauen Termin des Transports wollte NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) nicht nennen.
Nach Einschätzung der NRW-Grünen und der Ahauser Bürgerinitiative sollen weitere
abgebrannte Brennelemente aus dem Atomkraftwerk Neckarwestheim (Baden-Württemberg)
in Ahaus eingelagert werden. Die örtlichen Atomgegner gingen davon aus, dass "wieder Tausende
von Menschen sich querstellen werden, wenn es tatsächlich zu dem Transport kommt".
NRW verhängt Urlaubssperre für Polizisten
Castor soll im März nach Ahaus rollen
Düsseldorf. (dpa) Der für dieses Frühjahr erwartete Castortransport in das
Brennelemente-Zwischenlager Ahaus rollt voraussichtlich in der ersten
Märzhälfte durch Deutschland.
Nach Angaben des NRW-Innenministeriums müssen wie beim bisher
jüngsten Transport im März 1998 Tausende von Polizisten zur Sicherung
eingesetzt werden. Polizisten des Landes hätten in dieser Zeit eine
Urlaubssperre, teilte das Ministerium in Düsseldorf mit.
Beim Castortransport nach Ahaus vor dem Transportstopp vor drei
Jahren waren rund 30.000 Beamte aus mehreren Bundesländern und
der Bundesgrenzschutz im Einsatz. Damals war es zu Ausschreitungen
gekommen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hatte bereits vor
Jahresfrist fünf neue Transporte von abgebrannten Brennelementen aus
den Atomkraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg nach
Ahaus genehmigt. Im hessischen Atomkraftwerk Biblis ist derzeit jedoch
noch kein genauer Termin für einen Transport bekannt. Wegen angeblich
knapper Lagerkapazitäten hatte vor allem Biblis auf einen baldigen
Termin in diesem Jahr gedrängt.
Atom-Transport im März
Zwischenlager Ahaus
Düsseldorf - Erstmals nach fast zwei Jahren und zum ersten Mal unter
einer rot-grünen Bundesregierung sollen im März wieder Castor-Behälter
mit abgebrannten Atombrennstäben durch Deutschland rollen. Das
NRW-Innenministerium kündigte einen Transport ins westfälische
Zwischenlager Ahaus für die erste Märzhälfte an. Innenminister Fritz
Behrens erklärte, wegen des Atommüll-Transports gelte für die Polizisten
im Land in der ersten Märzhälfte eine Urlaubs- und Dienstfreisperre.
Die Transporte waren im Mai 1998 von der damaligen Umweltministerin
Angela Merkel gestoppt worden, weil an mehreren Castoren unzulässig
hohe Strahlenwerte festgestellt worden waren. Im Januar 2000 hatte das
Bundesamt für Strahlenschutz zunächst fünf Transporte aus den
Kernkraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg genehmigt.
Nach Ahaus sollen nur Transporte aus Neckarwestheim und Philippsburg
führen.
Die Grünen in NRW kritisierten, dass ein Transport aus Neckarwestheim
rollen solle, obwohl die Genehmigung für ein beantragtes Interimslager
am Kernkraftwerk bevorstehe. Sobald der Antrag vom
Bundesumweltministerium positiv beschieden sei, würde der Transport
nach Ahaus überflüssig. (ap)
FR
Bürgerinitiative ruft zu Protestaktionen auf
nie FRANKFURT A. M., 4. Januar. Atomkraftgegner haben am Donnerstag heftigen Widerstand gegen
den für März geplanten Castor-Transport angekündigt. Am Vortag war bekannt geworden, dass in der
ersten Monatshälfte hochradioaktive Brennelemente vom Atomkraftwerk Neckarwestheim in das
Zwischenlager im westfälischen Ahaus gebracht werden.
Die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" rief zu Aktionen entlang der Transportstrecke auf. Gegen
den letzten Castor-Transport im März 1998 hatten Atomgegner unter anderem mit Gleisblockaden
protestiert. Die Initiative geht davon aus, dass sich auch in diesem Jahr Tausende Menschen an
Aktionen beteiligen. Auch auf gerichtlichem Wege will die Initiative die Einlagerung von Atommüll
verhindern. Mit einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster sei in den kommenden
Wochen zu rechnen. Für den 18. Februar bereitet ein Bündnis von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden,
Parteien und christlichen Gruppen außerdem eine Großdemonstration in Ahaus vor.
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Dokument erstellt am 04.01.2001 um 21:04:06 Uhr
Castor-Transport nach Ahaus für März vorgesehen
Heftige Kritik der Grünen
AHAUS, 3. Januar. Der erste Castor-Transport nach fast dreijähriger
Pause rollt voraussichtlich Anfang März ins
Brennelemente-Zwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westfalen. Der
genaue Termin wurde aus Sicherheitsgründen noch nicht bekannt
gegeben. Das Düsseldorfer Innenministerium bestätigte jedoch, dass
abgebrannte radioaktive Brennstäbe nach Ahaus gebracht werden. In der
ersten Märzhälfte würde für die Polizisten des Bundeslandes eine
Urlaubssperre gelten. Insgesamt sollen 20 000 Polizisten und Beamte
des Bundesgrenzschutzes den Transport in das Zwischenlager sichern.
Die Atomkraftgegner kündigten Proteste gegen den geplanten Transport
an.
Atommüll aus Neckarwestheim
Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte insgesamt für fünf Transporte
aus den Kernkraftwerken Neckarwestheim, Philippsburg (beide in
Baden-Württemberg) und Biblis (Hessen) Genehmigungen erteilt. Nach
Einschätzung der NRW-Grünen kommt der erste Transport aus
Neckarwestheim. Die Vorsitzende der nordrhein-westfälischen Grünen,
Britta Haßelmann, forderte, den Castor-Transport so lange
zurückzustellen, bis eine Entscheidung über ein Zwischenlager am
Standort Neckarwestheim gefallen sei. Haßelmann sagte, der Betreiber
des AKWs habe bereits beim Bundesumweltministerium einen Antrag
auf Errichtung eines solchen Lagers gestellt. Ein Castor-Transport nach
Ahaus vor der Entscheidung sei "vollkommen absurd".
Bis Ende 2005 sollen noch 20 bis 25 Castor-Transporte in die beiden
Zwischenlager Ahaus und Gorleben in Niedersachsen gebracht werden.
Die Anzahl der Transporte hängt auch davon ab, ob die im
Atomkonsens der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen
standortnahen Zwischenlager noch vor 2005 errichtet werden können.
Im Oktober war der Bau des bundesweit ersten solchen Lagers im
niedersächsischen Lingen begonnen worden. Der Energiekonzern RWE
hatte zudem im Dezember den Bau eines Zwischenlagers an seinem
Kernkraftwerk Biblis beantragt. (ddp)
Artikel vom 4. Januar 2001
TAZ
Angekündigter Widerstand
DÜSSELDORF rtr Die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" hat
heftigen Widerstand gegen den für März vorgesehenen Castor-Transport in das
westfälische Brennelemente-Zwischenlager angekündigt. Falls der Transport
stattfinde, würden Tausende Menschen dagegen protestieren, teilte die
Bürgerinitiative gestern mit. Mit dem Transport würden "auf Kosten der
Bevölkerung Machtspielchen zwischen verschiedenen Provinzpolitikern
ausgetragen", sagte ein Sprecher. Bereits am 18. Februar soll eine
Großdemonstration in Ahaus gegen den Atommülltransport stattfinden. Zudem
werde versucht, auf gerichtlichem Weg weitere Lagerungen in Ahaus zu
verhindern. Die Behörden hatten am Mittwoch wegen eines bevorstehenden
Castor-Transportes eine angeordnete Urlaubssperre für Polizisten vom 28. Februar
bis 12. März bestätigt.
taz Nr. 6338 vom 5.1.2001, Seite 8, 30 Zeilen Agentur
Castor zerstört Urlaubspläne
Der Termin für den nächsten Castor-Transport nach Ahaus scheint endgültig festzustehen: Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat vom 28. Februar bis
12. März Urlaubsperre. Innenminister Behrens ordnete allgemeine Dienstbereitschaft am 1. März an
von NICK REIMER
Am Mittag haben die Beamten nicht einmal Helme auf dem Kopf. Demonstranten, die sich auf die Schienen setzen, werden einfach weggetragen. Mit dem
Abend aber kommen Knüppel und Helme. Je näher sich der Castor dem Zwischenlager in Ahaus nähert, um so entschlossener suchen sich die
Castor-Gegner zu wehren. Jetzt geht die Polizei mit Mitteln vor, die später von den Demonstranten als "brutal" gegeißelt werden: Schlagstöcke, Hunde,
Wasserwerfer, Tränengas. Es gibt Dutzende Verletzte. Etwa 600 Atomkraftgegner werden festgesetzt, über 160 Ermittlungsverfahren eingeleitet .
Das war im März 1998. Jetzt ist gewiss: Exakt drei Jahre später wird sich die Szenerie wiederholen. "Es gibt vom Innenminister die Weisung, am 1. März
einsatzbereit zu sein", erklärte gestern der Münsteraner Polizeisprecher Alfons Probst. Auch die über Nordrhein-Westfalens Polizei verhängte
Urlaubssperre vom 28. Februar bis 12. März bestätigte Probst. Wann und woher der Castor-Transport nach Ahaus rollt, wusste der Sprecher indes nicht.
Innenminister Fritz Behrens (SPD) hatte bei seinem Besuch in Ahaus die Bitte der Anwohner, den Termin doch zu nennen, mit der Begründung abgelehnt,
dass "Gewalttäter dann ihre Aktionen besser planen können".
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hatte bereits im vergangenen Herbst fünf neue Transporte von abgebrannten Brennelementen aus den
Atomkraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg nach Ahaus genehmigt. Die AKW-Betreiber hatten wegen angeblich zu knapper
Lagerkapazitäten davor gewarnt, ihre Meiler abschalten zu müssen, falls es nicht bald zum Abtransport der abgebrannten Brennstäbe kommt. Besonders
betroffen ist das Atomkraftwerk im hessischen Biblis. Was in den Augen der AKW-Gegnern die wünschenswerteste Lösung wäre, möchte Kanzler
Schröder gern verhindern. Ein derartiger Ausstieg ist so gar nicht im Sinne des Schröderschen Atomkompromisses.
Atomkraftgegner, darunter die regionale Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus", erklärten sich gestern für den Widerstand gewappnet. Etwa 20.000
Polizisten hatten vor drei Jahren den Protest gegen den Castor-Transport durchbrochen. Polizeisprecher Probst: "Unseren Planungen liegen die
Erfahrungen von damals zugrunde".
MÜNSTER (DPA)
Der für dieses Frühjahr erwartete Castortransport in das Brennelemente-Zwischenlager Ahaus (BZA)
rollt voraussichtlich in der ersten Märzhälfte durch Deutschland. Nach Angaben des Innenministeriums
in Nordrhein-Westfalen müssen wie beim bisher jüngsten Transport im März 1998 Tausende von
Polizisten zur Sicherung eingesetzt werden. Polizisten des Landes hätten in dieser Zeit eine
Urlaubssperre, teilte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch mit. Bei dem Castortransport nach
Ahaus waren insgesamt rund 30 000 Beamte aus mehreren Bundesländern und Beamte des
Bundesgrenzschutzes im Einsatz.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hatte bereits vor Jahresfrist fünf neue Transporte
von abgebrannten Brennelementen aus den Atomkraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg
nach Ahaus genehmigt. Im hessischen Atomkraftwerk Biblis ist derzeit jedoch noch kein genauer Termin
für einen Transport bekannt. Wegen angeblich knapper Lagerkapazitäten hatte vor allem Biblis im
vergangenen Jahr auf einen baldigen Termin gedrängt. In Biblis stehen seit Monaten zwei fertig beladene
Castor-Behälter mit jeweils 19 abgebrannten Brennelementen in einem so genannten Bereitstellungslager.
Atomtransport
Fässer rollen im März
Karlsruhe· Im März rollen die ersten Castor-Behälter aus dem Atomkraftwerk
Neckarsheim im Landkreis Heilbronn in das Zwischenlager in Ahaus nach
Nordrhein-Westfalen. Ein genauer Termin steht nicht fest. Gewalttätern solle nicht
zugearbeitet werden, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Fritz Behrens
(SPD).dpa
ATOMMÜLL / Transporte sollen im März nach Ahaus rollen
Castor auf dem Sprung
Polizei rechnet mit Großeinsatz noch vor der Landtagswahl
Die Castor-Container mit Atommüll werden wahrscheinlich im März vom
Gemeinschaftskernkraftwerk Neckarwestheim (GKN) abtransportiert. Ziel ist das
Zwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westfalen. Bei den letzten Castor-Transporten
waren in Baden-Württemberg 4500 Polizisten im Einsatz.
HANS GEORG FRANK
NECKARWESTHEIM· Den Tag kann Alice Loyson-Siemering vom
baden-württembergischen Innenminsterium zwar noch nicht nennen, ¸¸aber wir
gehen davon aus, dass die Castoren im März rollen''. Möglich erscheint ein
Transport zwischen dem 1. und dem 15. März, also vor der Landtagswahl in
Baden-Württemberg, nachdem für diesen Zeitraum der nordrhein-westfälische
Innenminister Fritz Behrends für die Polizisten in seinem Land eine Urlaubssperre
verhängt hat. Den genauen Termin hielt er geheim, weil sonst zu befürchten sei, dass
Gewalttäter ihre Aktionen besser planen könnten, wodurch sich die Risiken für
Transport und Polizisten erhöhten.
Eine Urlaubssperre für baden-württembergische Polizisten gibt es nach Angaben
Loyson-Siemerings nicht. Die Vorbereitungen für die Sicherung des Castor-Konvois
liefen jetzt langsam an, für die eigentliche Organisation genügten wohl zwei Wochen.
Mit Speziallastern werden die Container von Neckarwestheim auf der Straße ins
fünf Kilometer entfernte Walheim geschafft, wo sie auf Eisenbahnwaggons
umgeladen werden. Beeinträchtigungen für den Verkehr schloss Innenminister
Behrends nicht aus: ¸¸Aber die Behinderungen werden von denen verursacht, die
gegen geltendes Recht verstoßen und die Polizei damit zum Einschreiten zwingen.''
Das Zwischenlager in Ahaus im Münsterland, wenige Kilometer vor der Grenze zu
Holland, wurde 1991 in Betrieb genommen. In den Hallen ist Platz für 1500 Tonnen
hochradioaktiven Atommüll.
Zweifel im Atomkraftwerk
¸¸Wir wären froh, wenn es stimmen würde'', kommentierte GKN-Sprecher Martin
Lessow gestern die ministeriellen Planungen. Die Container mit den ausgemusterten
Brennstäben stehen schon seit mehreren Monaten reisefertig auf dem
Kraftwerksgelände. Die Genehmigung für den Transport wurde bereits Anfang des
vergangenen Jahres erteilt. Doch der Zeitpunkt für die brisante Fahrt nach Ahaus
wurde mehrmals verschoben. Eines der wichtigsten Argumente für die Verzögerung
war die Expo in Hannover. Einerseits waren dort hunderte von Polizisten im Einsatz
und deswegen nicht als Begleitschutz für die radioaktive Fracht verfügbar.
Andererseits wurden Störungen der Weltausstellung durch militante Atomgegner
befürchtet.
Neckarwestheims Bürgermeister Mario Dürr hatte gestern keine Hinweise auf den
bevorstehenden Aufmarsch eines Großaufgebots der Polizei in seiner Gemeinde. Im
Rathaus hat sich noch kein Quartiermeister des Innenministeriums gemeldet. Von
den Hundertschaften war früher stets die Sporthalle in Beschlag genommen worden.
Würden alle sechs Castoren mit 119 Brennelementen weggeschafft, müsste das GKN
seinen Betrieb nicht einschränken. Dann wäre vom 1. April an eine ordnungsgemäße
Revision mit dem Austausch von 122 Elementen möglich. Derzeit sind in den
Abklingbecken der beiden Reaktoren nur noch 15 Plätze frei. Wolf-Dieter
Perschmann, im GKN zuständig für den Brennstoffkreislauf, mag nicht so recht an
die Erlösung im März glauben. Möglich sei, dass nicht alle sechs Behälter abgeholt,
sondern nur ein Teil davon mit Castoren aus anderen Atomanlagen zu einem Konvoi
zusammengestellt würden. Perschmann: ¸¸Bei uns liegen die Nerven blank.''
Biblis: Castor-Behälter warten auf Abtransport
Biblis (dpa) Im Atomkraftwerk Biblis ist derzeit kein genauer Termin für den
geplanten Castor-Transport ins Zwischenlager Ahaus bekannt. Zwei fertig
beladene Castor-Behälter mit jeweils 19 abgebrannten Brennelementen stehen
seit Monaten in einem so genannten Bereitstellungslager. Die Genehmigung für
Transport und Beladung war Anfang vergangenen Jahres erteilt worden. Wann die
Castoren das Kraftwerksgelände verlassen, sei nicht bekannt, sagte
Kraftwerkssprecher Ernst Müller gestern auf Anfrage.
Derzeit verfügt das Kraftwerk über die Erlaubnis, drei Castoren je Reaktorblock
zum Abtransport in ein Zwischenlager oder zur Wiederaufarbeitung auf dem
Kraftwerksgelände abzustellen. Die beiden bereits beladenen Behälter gehören
zum Block B, für Block A wurde noch kein Behälter beladen. Beim Bundesamt für
Strahlenschutzhat Kraftwerksbetreiber RWE einen Antrag für die Errichtung eines
Zwischenlagers für 28 Castor-Behälter gestellt, das 2005 fertig sein soll.
Nach der Entdeckung mehrerer Risse in Schweißnähten steht Block A des
Kraftwerks nach wie vor still. Zwar seien die Reparaturarbeiten an den
Schweißnähten abgeschlossen, aber es liefen noch Prüfungen der Anlage, sagte
der Sprecher. Wann der Block wieder ans Netz geht, sei offen.
NRW verhängt Urlaubssperre für Polizisten
Castor soll im März nach Ahaus rollen
Düsseldorf. (dpa) Der für dieses Frühjahr erwartete Castortransport in das
Brennelemente-Zwischenlager Ahaus rollt voraussichtlich in der ersten
Märzhälfte durch Deutschland.
Nach Angaben des NRW-Innenministeriums müssen wie beim bisher
jüngsten Transport im März 1998 Tausende von Polizisten zur Sicherung
eingesetzt werden. Polizisten des Landes hätten in dieser Zeit eine
Urlaubssperre, teilte das Ministerium in Düsseldorf mit.
Beim Castortransport nach Ahaus vor dem Transportstopp vor drei
Jahren waren rund 30.000 Beamte aus mehreren Bundesländern und
der Bundesgrenzschutz im Einsatz. Damals war es zu Ausschreitungen
gekommen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hatte bereits vor
Jahresfrist fünf neue Transporte von abgebrannten Brennelementen aus
den Atomkraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg nach
Ahaus genehmigt. Im hessischen Atomkraftwerk Biblis ist derzeit jedoch
noch kein genauer Termin für einen Transport bekannt. Wegen angeblich
knapper Lagerkapazitäten hatte vor allem Biblis auf einen baldigen
Termin in diesem Jahr gedrängt.
Gegen Castoren
Atomkraftgegner kündigen Großdemonstration an
Ahaus/Gronau - Atomkraftgegner im Münsterland haben angesichts des
geplanten Castortransportes nach Ahaus (Kreis Borken) im März eine
Großdemonstration für den 18. Februar angekündigt.
Wie die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" am Donnerstag
mitteilte, habe ein breites Bündnis von Bürgerinitiativen gegen die
Kernenergie zum Protest gegen diese "sinnlose Verschieberei von
Atommüll" in Ahaus aufgerufen.
Bereits am kommenden Sonntag (7. Januar) wollen Kernkraftgegner im
westfälischen Gronau, dem Standort der bundesweit einzigen Anlage zur
Urananreicherung, gegen jegliche Art von Atomtransporten protestieren.
Nach Angaben des Arbeitskreises Umwelt (AKU) in Gronau erreichen
jährlich bis zu 500 Urantransporte die Anlage in Gronau.
Das Innenministerium in Düsseldorf hatte am Mittwoch über eine
landesweite Urlaubssperre für Polizisten wegen des anstehenden
Castortransports in den ersten beiden Märzwochen informiert. Die Polizei
Münster übernimmt die Leitung des Einsatzes. Es werden mehrere
tausend Beamte aus dem gesamten Bundesgebiet.
Der Kreisverband der Grünen in Münster kündigte ebenfalls
Protestaktionen gegen den angekündigten Transport an. "Wenn sich die
Polizei keinen Urlaub nimmt, um wieder zu Zehntausenden in Ahaus
aufzumarschieren, dann nehmen wir uns eben frei und sind wieder bei
Protestaktionen der Bürgerinitiative in Ahaus dabei", sagte
Kreisvorsitzender Wilhelm Achelpöhler.
Zwei Castor-Transporte im Frühjahr
Hannover/Münster - Zwischen März und Anfang April muss die
Polizei gleich zwei Castor-Transporte schützen. Das niedersächsische
Innenministerium bestätigte gestern, die Atomindustrie habe
inzwischen alle Genehmigungsvoraussetzungen für den Transport
von sechs Behältern mit verglastem Atommüll aus der
Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague nach
Gorleben erfüllt. Diese Erlaubnis gilt für den Zeitraum zwischen
26. März und 8. April. Vorgeschaltet ist in der ersten Märzhälfte ein
Castor-Transport aus deutschen Kernkraftwerken ins Zwischenlager
Ahaus bei Münster. (fert)
Wirtschaft + Politik > Deutschland
Widerstand gegen Castor-Transport angekündigt
Reuters DÜSSELDORF. Die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" hat
heftigen Widerstand gegen den für März vorgesehenen Castor-Transport in das
westfälische Brennelemente-Zwischenlager angekündigt. Falls der Transport
stattfinde, würden Tausende von Menschen dagegen protestieren, teilte die
Bürgerinitiative am Donnerstag in Ahaus weiter mit. Zudem versuche die
Bürgerinitiative auf gerichtlichem Wege, weitere Atommüll-Lagerungen in Ahaus
zu verhindern. Eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster dazu
werde in den kommenden Wochen erwartet. Die Behörden hatten am Mittwoch
wegen eines bevorstehenden Castor-Transportes eine Urlaubssperre für
Polizisten vom 28. Februar bis 12. März angeordnet.
Mit dem Transport würden "auf Kosten der Bevölkerung Machtspielchen
zwischen verschiedenen Provinzpolitikern ausgetragen", sagte ein Sprecher der
Bürgerinitiative. "Das werden wir nicht sang- und klanglos hinnehmen." Für den
18. Februar habe ein Bündnis von Bürgerinitiativen, Umweltverbänden, Parteien
und kirchlichen Arbeitsgruppen zu einer Großdemonstration in Ahaus gegen den
Atommüll-Transport aufgerufen, hieß es weiter.
Der bislang letzte innerdeutsche Transport von Atommüll war am 20. März 1998
in Ahaus eingetroffen. Kurz darauf hatte die damalige Bundesumweltministerin
Angela Merkel (CDU) alle Atom-Transporte gestoppt, da an Atommüll-Behältern
überhöhte Strahlenwerte gemessen worden waren. Nach neuen Auflagen hatte
das Bundesamt für Strahlenschutz erstmals im Januar 2000 wieder
Genehmigungen erteilt und fünf Transporte aus den Atomkraftwerken Biblis,
Neckarwestheim und Philippsburg nach Ahaus freigegeben, die bislang aber
noch nicht stattfanden. Die Behörden hatten die Verzögerung unter anderem
damit begründet, dass auf Grund der Weltausstellung Expo in Hannover bis
Ende Oktober nicht ausreichend Polizisten zur Verfügung stünden. Beim
Transport vom März 1998 wurden bundesweit rund 20 000 Polizisten zur
Sicherung eingesetzt.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 04. Januar 2001
Castor-Transport nach Ahaus Hartmut Liebermann 04.01.01 00:11Antwort
Der Beitrag zum geplanten Castor-Transport nach Ahaus ist teilweise fehlerhaft bzw. irreführend: Zwar hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
tatsächlich bereits letztes Jahr die Genehmigungen für Transporte aus Biblis, Philippsburg und Neckarwestheim nach Ahaus genehmigt. Die
Genehmigung wurde sogar schon Ende Januar erteilt (nicht erst im Herbst). Nur: Seit dem Frühjahr versuchen die Betreiber von Philippsburg wie auch
von Biblis vergeblich, Castor- Behälter ordnungsgemäß (das heißt dicht) zu beladen ! In Biblis ist dies nur mit 2 Behältern gelungen, in Philippsburg
mit keinem einzigen ! Deshalb ist ja auch vesucht worden, aus Philippsburg im Herbst einen Transport in die WAA nach La Hague zu starten, weil
dafür andere Behälter verwendet werden, bei denen es nicht diese Beladungsprobleme gibt. Gescheitert ist dieser Versuch dann vorerst bekanntlich an
der Weigerung der Franzosen, neuen Atommüll anzunehmen, bevor der alte abgeholt ist. Für den im März geplanten Transport nach Ahaus kommt
daher nur Neckarwestheim in Frage. Gegen diesen Transport formiert sich bereits jetzt ein beites Bündnis, dem nicht nur die Bürgerinitiativen aus
Ahaus und Neckarwestheim angehören, sondern auch zahlreiche BIs aus den betroffenen Regionen, Umweltverbände wie der BBU und BUND, örtliche
Parteigliederungen aus Ahaus und dem Münsterland sowie kirchliche Organisationen. Denn: Der Transport ist völlig überflüssig, er trägt nicht zur
"Entsorgung" bei, sondern bedeutet nur eine sinnlose Verschieberei von Atommüll. Außerdem dient er nicht dem Ausstieg aus der Atomenergie,
sondern soll den Weiterbetrieb des AKW Neckarwestheim für mehr als 20 weitere Jahre sichern helfen. Gelegenheit sich am Wierstand zu beteiligen,
ist z.B.am 21.1. um 14.00 Uhr in Ahaus (Sonntagsspaziergang), erst recht am 18.2. um 14.00 Uhr: Dann wird eine Großdemonstration geplant. Nähere
Informationen in Kürze über die homepage der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" (www.bi-ahaus.de)
HINTERGRUND - Obduktionen könnten Balkan-Syndrom klären
Zuletzt aktualisiert: 04 Jan 2001 16:59 GMT (Reuters)
- von Reinhard Becker -
Berlin (Reuters) - Eine Obduktion könnte Klarheit bringen, ob die
aus Italien gemeldeten Leukämiefälle unter früheren
Balkan-Friedenssoldaten auf einen Kontakt mit Resten von
Uran-Munition zurückzuführen seien, sagt Christian Küppers vom
Öko-Institut in Darmstadt der Nachrichtenagentur Reuters am
Donnerstag. Denn Uran sei im Körper wegen der hohen
Halbwertzeit vom mehreren Milliarden Jahren im Körper auch nach
dem Tod problemlos nachweisbar, sagt der Diplom-Physiker, der
auch Mitglied der Strahlenschutzkommission (SSK) ist. Uran sei an
sich bereits ein giftiges Schwermetall. Dessen radioaktive Strahlung
könne beim Menschen zudem Leukämie und durch Mutationen des
Erbguts Geburtsschäden auslösen.
Die deutsche Strahlenschutzverordung habe deshalb einen relativ
niedrigen Grenzwert von 25 Becquerel pro Tag für eine Belastung
mit Uran festgelegt, da zu der radioaktiven Belastung die giftige
chemische Wirkung des Schwermetalls auf den Körper komme.
"Leukämie gilt als erster Indikator für eine mögliche
Strahlenbelastung," sagt Küppers. Es handele sich um eine recht
seltene Krankheit, die beispielsweise nur einmal pro 100.000
Kindern auftrete. Bei Erwachsenen sei sie noch seltener. Daher
seien statistisch gesehen sechs Blutkrebs-Fälle bei einer Gesamtheit
von insgesamt 60.000 italienischen Friedenssoldaten, die seit den
90er Jahren auf dem Balkan eigesetzt wurden, eine ungewöhnlich
Häufung.
Beim Aufprall auf sein Ziel zerfalle das in der panzerbrechenden
Munition enthaltene abgereicherte Uran in Uranoxid, dessen winzige
Partikel sich in der Luft und auf dem Boden verteilten. Im Umkreis
des Einschlagsortes der Waffe sei das Risiko besonders hoch,
durch Einatmen der Bestandteile einer toxischen Belastung
ausgesetzt zu sein. Würden Staubpartikel etwa durch den
Straßenverkehr oder das Fegen mit einem Besen aufgewirbelt,
könne die Belastung sogar zigfach über dem Grenzwert liegen.
Die abgereicherte Form des Urans, die kaum weniger radioaktive
Strahlung aufweise als die natürlich vorkommende Form des
Schwermetalls, sei als Munition deshalb so gefragt, weil sie als
Abfallprodukt der zivilen Nutzung der Atomkraft anfalle und damit
relativ billig zu haben sei. Zugleich werde die Durchschlagskraft der
Geschosse von den Militärs geschätzt. Die Bewegungsenergie des
Schwermetall-Geschosses wird beim Aufprall in Hitze umgewandelt,
das Uran wird flüssig und frisst sich auch durch stärkste
Panzerungen aus Stahl und Beton.