Berliner Zeitung 15.11.2000

Widerstand gegen Castor-Transporte

 

GORLEBEN. Die Anti-Atom-Bewegung hat Widerstand gegen den, für das Frühjahr

geplanten, Castortransport nach Gorleben angekündigt. "Wir planen eine große

gewaltfreie Sitzblockade auf der Transportstrecke", sagte der Sprecher der

Bürgerinitiative "x-tausendmal quer", Jochen Stay, am Dienstag. Schon mehr

als 4 000 Menschen hätten ihre Beteiligung an dieser Aktion zugesagt. Die

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg kündigte eine Klage gegen

den Castortransport nach Gorleben an. (epd)

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Hamburger Abendblatt 14.11.2000

 

Grünes Licht für Castor-Transport

Im März soll wieder Atommüll nach Gorleben rollen

 

Vier Jahre nach dem letzten Castor-Transport soll im

März 2001 wieder Atommüll nach Gorleben (Kreis Lüchow-Dannenberg) rollen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat den Rücktransport von sechs

Castor-Behältern mit verglastem Atommüll genehmigt, die seit

1998 transportbereit in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague

steht. Sie sollen in Gorleben zwischengelagert werden.    Die Firma Nuclear

Cargo + Service GmbH (NCS) darf Ende März sechs Castor-Behälter mit so

genannten Glaskokillen in das Gorlebener Transportbehälterlager (TBL) mit

Platz für 420 Transport- und Lagerbehälter bringen lassen. Bis dahin wird

die Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg wieder ohne Unterbrechung befahrbar

sein. Derzeit wird eine alte Bahnbrücke über den Elbe-Nebenfluss Jeetzel bei

Hitzacker-Seerau erneuert. Zwischenzeitliche Pläne, den Transport über

Arendsee (Sachsen-Anhalt) auf der Straße nach Gorleben rollen zu lassen,

hatte das BfS nicht genehmigt. Die Polizei rechnet mit erheblichem

Widerstand von Atomkraftgegnern und hätte diese Route nicht sichern können.

   

Die französische Regierung besteht gegenüber der Bundesregierung auf

einem kurzfristigen Abtransport des Atommülls aus La Hague. Das

Bundeskanzleramt habe Paris den Transport für Ende März zugesagt, hieß es

aus dem BfS. Die Firma NCS muss eine mehrmonatige Vorlaufzeit einhalten. Die

endgültige Festlegung des Termins und der konkreten Streckenführung erfolgt

in Absprache mit dem niedersächsischen Innenministerium.    Die

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg hat die Befürchtung

geäußert, dass der betriebsbereiten, aber noch nicht genehmigten

Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) in Gorleben noch in diesem Jahr die

Betriebserlaubnis erteilt wird. Sie hat zusammen mit der Bäuerlichen

Notgemeinschaft für heute zu einer Protestveranstaltung in Lüchow

aufgerufen.

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TAZ 14.11.2000

Achtung Gorleben!

Atomtransporte ins Wendland genehmigt

- Glaskokillen aus Frankreich kommen frühestens im März 2001

 

SALZGITTER dpa Vier Jahre nach dem letzten Castor-Transport soll im

Frühjahr 2001 wieder Atommüll nach Gorleben rollen. Das Bundesamt für

Strahlenschutz (BfS) genehmigte am Montag den Rücktransport von in Glas

eingeschmolzenem Abfall, der seit 1998 transportbereit in der französischen

Wiederaufarbeitungsanlage La Hague steht. Deutschland hat die

völkerrechtliche Verpflichtung, seine Atomabfälle zurückzunehmen. Sie sollen

in Gorleben in einer Halle zwischengelagert werden.

 

Die Firma Nuclear Cargo + Service GmbH (NCS) darf Ende März sechs

Castor-Behälter mit so genannten Glaskokillen in das Gorlebener

Transportbehälterlager (TBL) bringen lassen. Das wird zu diesem Zeitpunkt

auch technisch möglich sein, weil dann die Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg

wieder befahrbar sein soll: Derzeit wird eine alte Bahnbrücke über den

Elbe-Nebenfluss Jeetzel bei Hitzacker-Seerau erneuert, damit sie den

Belastungen eines Castor- Schwertransports standhält.

 

Die französische Regierung besteht offiziell gegenüber der Bundesregierung

auf einem kurzfristigen Abtransport des Atommülls aus La Hague. Sonst lassen

sie angeblich keinen neuen deutschen Atommüll ins Land. Das Bundeskanzleramt

habe Paris den Transport für Ende März zugesagt, hieß es aus dem Bundesamt

für Strahlenschutz. Die Deutschen stehen unter Zeitdruck, weil einige

hiesige AKW dringend neuen Atommüll zur WAA La Hague transportieren müssen.

Ansonsten droht ein Stillstand zum Beispiel des AKW Philippsburg. Die

deutsche Anti-Atom-Bewegung hingegen gab den Franzosen den Rat, nicht zu

sehr auf das Wort des Bundeskanzlers zu bauen: Sie würden alles tun, um

Transporte nach Gorleben genauso zu verhindern wie solche nach La Hague

(www.oneworldweb.de/castor, www.x1000malquer.de, www.bi-ahaus.de).

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Wiesbaden (AP)

Alter Defekt im Atomkraftwerk Biblis entdeckt

- Erste Zusammenfassung

 

Schweißnaht am Kühlsystem hat Riss - Neuer Wirbel um Castor-Behälter

 

Bei der turnusmäßigen Überprüfung von Block A des Atomkraftwerks Biblis in Hessen ist eine schadhafte Stelle am Kühlsystem entdeckt worden. Es handelt sich dabei um einen vermutlich uralten Riss an der Schweißnaht der Verbindung zwischen dem Kühlkreislauf des Reaktors und dem Not- und Nachkühlsystem. Es sei jedoch kein Kühlwasser ausgetreten und damit auch keine Radioaktivität freigesetzt worden, berichtete das hessische Umweltministerium am Montag in Wiesbaden. Minister Wilhelm Dietzel (CDU) erklärte, der Riss habe sich wahrscheinlich bereits beim Bau der Anlage 1973 gebildet.

Dietzel forderte den Betreiber RWE auf, die Ursachen zu untersuchen und unverzüglich mit der Reparatur zu beginnen. Er informierte Bundesumweltminister Jürgen Trittin und kündigte an, die Reaktorsicherheitskommission werde den Sachverhalt noch im Oktober erörtern.

Der Block A ist seit dem 19. August abgeschaltet. Dietzel erklärte, falls es erforderlich sein sollte, könne sich die Revision um mehrere Wochen verlängern. Aufschlüsse solle ein Begutachtungsverfahren bringen, das er veranlasst habe.

Nach Angaben von Ministeriumssprecherin Birgitt Wagner befindet sich der Riss an einer unzugänglichen Stelle. Wie groß der Riss ist, konnte die Sprecherin nicht sagen. Das Kühlwasser ist radioaktiv belastet, bei einem Auslaufen wäre also radioaktive Strahlung freigesetzt worden.

Die Schweißnaht wird mit Hilfe von Sensoren kontrolliert. Den Angaben zufolge hatte ein Messgerät schon bei einer Überprüfung 1992 einen Mangel registriert, jedoch glaubte man damals irrtümlich an einen Messfehler.

Eine neue Diskussion gibt es um die Strahlungssicherheit der Castor-Behälter, die zum Transport von abgebranntem und wiederaufgearbeitetem Kernbrennmaterial verwendet werden. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace berichtete, aus derartigen Behältern des baden-württembergischen Kernkraftwerks Philippsburg könne radioaktive Strahlung austreten.

Aus einem internen Papier des Eisenbahnbundesamtes gehe hervor, dass bei der Vorbereitung zum Beladen eines Transportbehälters Löcher in einem Schutzüberzug entdeckt worden seien, erklärten die Umweltschützer. Dennoch sei der Behälter mit hoch radioaktiven Brennelementen beladen worden und stehe abfahrbereit auf dem Kraftwerksgelände. Die Energie Baden-Württemberg Kraftwerke AG sprach von Panikmache und völlig unseriöser Darstellung.

Greenpeace-Energieexperte Veit Bürger erklärte, trotz der zweieinhalbjährigen Zwangspause, die das 1998 wegen Strahlungsproblemen erlassene Transportverbot bewirkte, hätten die Kraftwerksbetreiber ihre alten Probleme nicht in den Griff bekommen. Daher müssten die Transporte weiter untersagt bleiben.

Noch dieses Jahr sollen aus den Atomkraftwerken Philippsburg, Stade und Biblis acht Behälter mit rund 30 Tonnen hochradioaktiven Brennelementen nach La Hague in Frankreich zur Wiederaufarbeitung transportiert werden. Atomtransporte ins westfälische Zwischenlager Ahaus soll es dieses Jahr nicht mehr geben, wie der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens erklärte.

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