Frankfurter Neue Presse 19.07.2000
Castor darf wieder für Atomtransporte rollen
Salzgitter. Die Castor-Behälter für Atomtransporte dürfen im Prinzip wieder rollen: Das Bundesamt für Strahlenschutz
(BfS) hat dem deutschen Transportbehälter Castor S1 nach Nachbesserungen die verkehrsrechtliche Zulassung neu
erteilt. Gleichzeitig wurden die französischen Zulassungen für die Behälter TN 13/1 und TN 13/2 anerkannt, wie das
BfS am Dienstag mitteilte. Diese Behälter würden für den Transport bestrahlter Brennelemente aus deutschen
Atomkraftwerken zu den Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und Großbritannien eingesetzt.
Nach dem Bekanntwerden überhöhter radioaktiver Strahlungswerte an mehreren Castor-Behältern stoppte die
Bundesregierung die Transporte im Mai 1998 bis auf weiteres. Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit und
das Ökoinstitut Darmstadt wurden mit der Begutachtung jahrelanger Grenzwertüberschreitungen beauftragt. Nach
Umsetzung der Empfehlungen ihres Gutachtens könnten in Zukunft die Kontaminationsgrenzwerte während des
gesamten Transportvorgangs mit ausreichender Sicherheit eingehalten werden, teilte das BfS mit.
Dem Bundesamt liegen Anträge auf Transporte in diesen Behältern aus den Atomkraftwerken Biblis und Philippsburg
zu den Wiederaufarbeitungsanlagen vor. "Mit der Zulassung der Transportbehälter ist jedoch noch nicht die
Beförderungsgenehmigung nach Paragraf 4 Atomgesetz verbunden, da hierfür noch weitergehende atomrechtliche
Voraussetzungen erfüllt werden müssen", erklärte das BfS. Damit der Castor S1 in ausländischen
Wiederaufarbeitungsanlagen eingesetzt werden könne, sei außerdem eine Anerkennung der deutschen Zulassung in
Frankreich und Großbritannien erforderlich.
In der Wiederaufbereitungsanlage La Hague in der Normandie warten zwei Castor-Behälter seit zwei Jahren auf die
Rückfahrt in die Bundesrepublik.
Frankfurter Rundschau 19.07.2000
Atomtransporte könnten im Prinzip wieder rollen
SALZGITTER, 18. Juli (ap). Die Castor-Behälter für Atomtransporte könnten wieder rollen, falls Berlin
zustimmte: Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat dem nachgebesserten Transportbehälter
Castor S1 die verkehrsrechtliche Zulassung neu erteilt. Auch die französischen Zulassungen für die
Behälter TN 13/1 und TN 13/2 seien anerkannt, teilte das BfS in Salzgitter mit. Diese Behälter würden
für den Transport bestrahlter Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken zu den
Wiederaufarbeitungsanlagen in Frankreich und Großbritannien eingesetzt.
Nach Bekanntwerden überhöhter radioaktiver Strahlung an Castor-Behältern hatte die
Bundesregierung die Transporte im Mai 1998 bis auf weiteres gestoppt.
TAZ 19.07.20000
Bundesamt gibt Transportbehälter für die französische WAA frei. Wann die
Fuhren wieder rollen, bleibt unklar
HANNOVER dpa/taz Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hat
weitere Behälter für den Transport abgebrannter Brennelemente genehmigt. Wie eine
Sprecherin gestern bestätigte, ist die "verkehrsrechtliche Zulassung" für den deutschen
Transportbehälter Castor S 1 neu erteilt worden. Zudem habe das Amt die
französischen Behälter TN 13/1 und TN 13/2 anerkannt. Die Atommüllcontainer sind
für den Transport deutscher Brennelemente in die französische
Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague gedacht. Mit der Genehmigung sind mit
diesen Behältern prinzipiell wieder Transporte möglich - laut Verkehrsrecht. Was und
wann damit transportiert wird, ist nach Atomrecht zu entscheiden. Anträge dafür liegen
vor, so das BfS. Als einziger Behältertyp steht nun noch die Genehmigung für den
britischen Excellox aus, für den Transport in die Katastrophen-WAA Sellafield. Nach
dem Bekanntwerden starker Kontaminationen an verschiedensten Transportbehältern
vor rund zwei Jahren waren die Atomfahrten gestoppt worden. urb
SüdwestPresse 19.07.2000
atom / Strahlenschutz-Behörde erteilt Zulassung neu
Weg für Castoren wieder frei
salzgitter· Das Bundesamt für Strahlenschutz hat dem deutschen Transportbehälter
Castor S1 nach Nachbesserungen die verkehrsrechtliche Zulassung neu erteilt.
Gleichzeitig wurden die französischen Zulassungen für die Behälter TN 13/1 und
TN 13/2 anerkannt. Die Behälter werden für den Transport bestrahlter
Brennelemente aus deutschen Atomkraftwerken zu den Wiederaufarbeitungsanlagen
in Frankreich und Großbritannien eingesetzt. Die Bundesregierung hatte die
Transporte 1998 bis auf weiteres gestoppt, nachdem an mehreren Behältern erhöhte
Strahlenwerte gemessen worden waren. Allein in La Hague warten zwei Castoren auf
die Fahrt nach Deutschland. AP
Der neue Tag/Amberger Zeitung 19.07.2000
Es geht auch ohne Atomkraft"
Professor Dr. Dr. Lengfelder referierte über Folgen und Lehren aus Tschernobyl
Oberviechtach (dga) In einem beeindruckenden Vortrag zeigte Prof. Dr. Dr. Edmund Lengfelder vom Strahlenbiologischen Institut
der Ludwig-Maximilian-Universität München die Folgen von Tschernobyl und die Lehren daraus auf.
Maria Bräuer, Ortsvorsitzende der Freien Wähler in Teunz, war sichtlich erfreut, unter den zahlreich erschienenen Gästen auch
Landrat Volker Liedtke, MdL Marianne Schieder und Altlandrat Hans Schuierer begrüßen zu können. Liedtke betonte, dass mit
Professor Lengfelder ein Wissenschaftler zu Wort kommt, der es ablehnt, die Folgen der Reaktorkatastophe von Tschernobyl
weiterhin totzuschweigen und den Mut hat, auf die Gefahren der Atomenergie hinzuweisen.
Hinter den Vorhang schauen
Professor Lengfelder, Doktor der Medizin, Ehrendoktor der Universität Minsk, Autor mehrerer Fachbücher über die Problematik
bei Strahlen und mit seiner Promotion über "Phosphoreszenzerscheinungen... "summa cum laude" ausgezeichnet, habilitiert im
Fachgebiet Strahlenbiologie, 1998 geehrt mit dem höchsten Orden der Ukraine, betonte zu Beginn seiner Ausführungen, dass
sein Vortrag vor allem dazu diene, allgemein nicht bekannte Tatsachen ans Licht der Öffentlichkeit zu rücken.
Medien gezielt uninformiert gelassen
Gleich zu Beginn prangerte Professor Lengfelder an, dass bei und nach dem GAU von Tschernobyl Rundfunk und Zeitungen
gezielt falsch informiert wurden und daher die Öffentlichkeit über das wahre Ausmaß der Katastrophe nicht unterrichtet werden
konnte. An Hand einer Karte zeigte er, wie sich, je nach Windrichtung, Strahlenverseuchung ausbreiten kann und zeigte auch auf,
dass die Bundesrepublik Deutschland in diesem Fall noch einmal Glück gehabt hatte: "Bereits 36 Stunden nach dem
Reaktorunfall", so der Professor "waren die überhöhten Strahlungswerte in einem Umkreis von 1000 Kilometern zu messen!".
Dabei ist der Bayrische Wald nur ungefähr 400 Kilometer Luftlinie von Tschernobyl entfernt!
Schilddrüsenkrebs gestiegen
Mit erschreckenden Zahlen aus Weißrussland, der Ukraine und Russland wies Professor Lengfelder auf die nach Tschernobyl
drastisch gestiegenen Fälle von Schilddrüsenkrebs hin. Auch in Deutschland sei die Zahl der Erkrankungen um das 2,6fache
gestiegen. Lengfelder wies ausdrücklich auf die Verantwortlichkeit der Regierung hin und unterstrich warnend:
"Die Aussagen der russischen Regierung zum Ausmaß der Katastrophe sind falsch! Die inakzeptable Handlungsweise der
Berater der deutschen Regierung haben massive Fehler hervorgerufen, die es zu korrigieren gilt!" Er betonte, dass die Aussage
der Verantwortlichen mit den Worten "keine Gesundheitsstörungen, die direkt einer Strahlenbelastung zugeordnet werden
können" eine fehlerhafte Umschreibung sei.
Unzureichende Haftung des Staates
Professor Lengfelder wies noch eindringlich auf die deutlich erhöhten Gefahren für das ungeborene Leben hin: "Bayern ist
davon am meisten betroffen. Die Zahl der Totgeburten ist seit 1988 signifikant gestiegen und es gibt keine andere
wissenschaftliche Erklärung dafür, als den Hinweis auf die Spätfolgen von Tschernobyl." Er machte auch die völlig
unzureichende Schadensdeckung des Staates in Deutschland klar: bei einer möglichen Schadenssumme von zwölf tausend
Milliarden Mark sind die Kernkraftwerkbetreiber gerade mal für eine Deckungssumme von 500 Millionen Mark versichert.
Hinweis auf regenerative Energien
"Es geht auch ohne Atomkraft, wir müssen es nur vormachen, Arbeitsplätze sind bei einem Ausstieg aus der Atomkraft genauso
viele vorhanden! Wir müssen auf regenerative, also erneuerbare Energiequellen umsteigen!" beschloss der Professor seine
Ausführungen und unterstrich ausdrücklich, dass der "Atom-Mafia" unbedingt Einhalt zu bieten sei.
Bei der anschließenden Diskussion führte ein Zuhörer an, dass es nicht möglich sei "den Strom abzuschalten, ohne nicht
wenigstens Kerzen bereit liegen zu haben" und Altlandrat Schuierer, der mit merkbar beeindruckten Worten dem Professor für
seine Ausführungen dankte, betonte: "Es sind genügend Kerzen vorhanden!"
Gießener Anzeiger 19.Juli 2000
BUND kündigt weitere Störmanöver gegen Atomkraft an
Umweltorganisation ist 25 Jahre alt - Zwiespältige Bilanz
BERLIN (AP). Ungeachtet des Atomkonsenses zwischen rot-grüner Bundesregierung und Industrie will
der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) weiter aktiv gegen die Nutzung der
Kernenergie mobil machen. Wir werden die AKW-Betreiber weiter stören", betonte die
BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt am Mittwoch in Berlin anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der
Organisation. Im Rückblick auf die Arbeit eines Vierteljahrhunderts zog sie eine durchaus zwiespältige"
Bilanz. Viele Erfolge hätten den Einsatz für die Umwelt gelohnt, doch gebe es noch keinen Anlass zu
Entwarnung.
Als positiv führte sie unter anderem an, dass Luft und Wasser sauberer geworden seien, Unternehmen
und Verbraucher umweltbewusster, erneuerbare Energien im Aufwind und gentechnisch veränderte
Lebensmittel auf dem deutschen Markt kaum durchsetzbar. Dennoch dürften die Anstrengungen nicht
nachlassen, forderte Zahrnt. Sie verwies zum Beispiel auf das anhaltende Artensterben und forderte
eine massivere Reduzierung der Schadstoffe. Die Klimaschutzstrategie werde der Prüfstein dafür
werden, wie ernst es die Regierung mit dem Umweltschutz meine. Das Vorgehen von Umweltminister
Jürgen Trittin sei richtig, das Verkehrsministerium aber übe Blockade. Nachdrücklich forderte der BUND
den grünen Umweltminister auch auf, zügig eine Novelle des Naturschutzgesetzes vorzulegen, und
stellte einen eigenen Reformentwurf vor.
Insgesamt kritisierte Zahrnt die derzeitige Umweltpolitik als dürftig. Die Forderung nach schnellem
Ausstieg aus der Atomenergie sei ein wesentliches Argument im Wahljahr 1998 gewesen und habe zum
Sieg der rot-grünen Koalition beigetragen. Was ausgehandelt worden sei, entspreche aber nicht dem,
was man sich unter Ausstieg vorgestellt habe, sondern bedeute eine Garantie für den ungestörten und
profitablen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Die Umweltverbände seien allerdings in den Konsens nicht
eingebunden gewesen und seien auch nicht daran gebunden, betonte Zahrnt und kündigte weitere
Proteste auch gegen Transporte und Zwischenlager an.
Der Atomkonsens habe dem BUND keinen massenhaften Zustrom enttäuschter Grüner beschert, sagte
Zahrnt. Er bekomme aber viel Zustimmung von aktiven Parteimitgliedern für seine Kritik.
BUND-Mitbegründer Hubert Weinzierl erinnerte daran, dass schon vor 25 Jahren der Atomstreit im
Hintergrund stand. Im vergangenen Vierteljahrhundert seien einerseits so viel Ressourcen verbraucht
worden wie nie zuvor, andererseits sei aber auch das allgemeine Umweltbewusstsein so gewachsen,
dass nicht mehr daran vorbeizukommen sei.
Auch Grzimek und Stern unter den Gründern
Gegründet wurde die Umweltorganisation am 20. Juli 1975 in Marktheidenfeld von einem kleinen Kreis
von 22 Personen, darunter auch Prominente wie Bernhard Grzimek und Horst Stern. Ziel war es
Weinzierl zufolge, aus den Keimzellen" von Landesorganisationen etwa in Bayern und
Baden-Württemberg einen bundesweit agierenden Verband heranzuziehen, der sich unabhängig und
überparteilich auf politischer Ebene engagiert. Heute hat der BUND nach eigenen Angaben rund 360.000
Mitglieder und Förderer. Er ist in 16 Landesverbänden und rund 2.100 Orts- und Kreisgruppen
organisiert, die Bundesgeschäftsstelle sitzt seit März in Berlin.
Die Einnahmen der Organisation, nach Angaben von Geschäftsführer Gerhard Timm im vorigen Jahr 27
Millionen Mark, stammen zum weitaus größten Teil aus Mitgliedsbeiträgen, rund fünf Prozent sind
öffentliche Zuschüsse und zwei Prozent das Ergebnis von Wirtschaftskooperationen. Von den
Ausgaben in Höhe von 31 Millionen flossen den Angaben zufolge 73 Prozent in Aktionen, Lobbyarbeit
und Kampagnen.