15.02.00 ATOM-ZUG verunglückt

Bereits am Montag, den 14.Februar, hat sich im französischen Bahnhof

La-Fertè-Saint-Aubin ein Zugunfall ereignete. Die Lok eines

Atomtransport mit abgebrannten Brennelementen aus dem Atomkraftwerk

Saint-Laurent-des Eaux sprang bei niedriger Geschwindigkeit aus den

Schienen. Der Waggon mit dem Atombehälter sei dabei nich entgleist. Die

Transporte wären angeblich so sicher, daß auch bei hohen

Geschwindigkeiten nichts passieren könne!

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junge Welt Inland 16.02.2000

»Einfach schon mal probesitzen«

Atomgegner kündigen für Samstag (19. Februar) Blockade in Philippsburg an

Die Antiatombewegung bereitet sich auf die Wiederaufnahme der Castor-Transporte vor. Am kommenden Sonnabend wollen zahlreiche Atomkraftgegner an einer »Probe- Blockade« auf dem Castor-Gleis vor dem baden- württembergischen Atomkraftwerk Philippsburg teilnehmen. Für den 20. Februar ist ein weiterer »Sonntagsspaziergang« zum Atommüllzwischenlager Ahaus angekündigt.

Initiator der Blockade in Philippsburg ist die Initiative »X- tausendmal quer«. »Wir wollen nicht warten, bis der Castor rollt, sondern starten unsere Aktionen bereits jetzt«, sagte Sprecher Jochen Stay. Die Probeblockade steht unter dem Motto »Einfach schon mal probesitzen«. Dabei wollen die Teilnehmer das System von Bezugsgruppen sowie ein »Räumungsrollenspiel« einüben, bei dem ein Teil der Demonstranten den Part der Polizei übernimmt.

Die Aktion in Philippsburg verstehe sich auch als Protest gegen die rot-grüne Atompolitik, so Jochen Stay. Mit Laufzeiten von 30 Jahren betreibe die Bundesregierung nicht den Ausstieg, sondern gewähre den Atommeilern Bestandsschutz. Angesichts der Gefahren des Reaktorbetriebs sei es deshalb weiter notwendig, daß sich alle, die wirklich den Ausstieg wollten, »auf Straße und Schiene dem Widerstand anschließen«.

Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte Ende Januar unter anderem Transporte von abgebrannten Brennelementen aus den Kraftwerken Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg nach Ahaus genehmigt. Die Betreiber des AKW Philippsburg haben außerdem noch Transporte zur französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague beantragt.

Die beiden Philippsburger Reaktorblöcke liegen auf der Rheinschanzinsel in der Nähe von Speyer. Im Vergleich zu anderen Standorten ist der örtliche Widerstand hier bislang nur relativ schwach entwickelt. In Philippsburg selbst sind die Befürworter des AKW in der Mehrheit. Zudem gilt die Gemeinde als Hochburg der rechtsextremen Republikaner.

Auch in Ahaus bereiten sich die Antiatomgruppen auf die angekündigten Castor-Fuhren vor. Einen Tag nach derTransportgenehmigung demonstrierten mehr als 200 Menschen spontan in der westfälischen Stadt. Der Sonntagsspaziergang am 20. Februar soll »deutlich machen, daß viele Menschen in und außerhalb von Ahaus sich nicht mit diesen Transporten abfinden werden«, heißt es in dem Aufruf der örtlichen Bürgerinitiative. Für den »Tag X« selbst sind Blockaden geplant. Landwirte haben bereits Flächen für Camps zur Verfügung gestellt.

Treffpunkt für die Blockade in Philippsburg ist :

Sonnabend, 19. Februar, 12.30 Uhr am Bahnhof von Philippsburg

Reimar Paul

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Schwandorf, den 15.2.2000

Die Bombe platzte gestern bei der a.o. VIAG-HV in Münschen. Es ging um

die Fusion zwischen VIAG und VEBA.

 

Auf die Frage, ob für die vier bayer. AKW's bereits ein Antrag auf Bau von atomaren Zwischenlagern gestellt wurde, teilte der Vorstandsvorsitzende der VIAG AG, Prof. Wilhelm Simson mit, daß bisher für die bayer. AKW's (Ohu 1, Ohu 2, Grafenrheinfeld und Gundremmingen) kein Antrag gestellt wurde. Simson wörtlich:

"Das wird in den nächsten Wochen und Monaten geschehen."

Auf die Frage, was da wohl der bayer. Ministerpräsident Stoiber sagen wird, der sich seit Jahren gegen den Bau von Zwischenlager ausgesrochen hat, meinte Simson: " Die Vorstandschaft geht davon aus, daß der bayer. Ministerpräsident das genauso sieht."

Wenn die WAA als Entsorgungsnachweis wegfalle (2005), müssten Zwischenlager gebaut werden, so seine Begründung.

Auf meine Frage, ob es für jedes AKW (4) oder für jeden Atomstandort (3) ein Zwischenlager geben wird, sagte Simson:

"In Bayern sind 3 Standorte betroffen."

Für Ohu 1 und Ohu 2 wird es demnach ein Zwischenlager geben. Damit hat es die rot-grüne Bundesregierung tatsächlich fertig gebracht eine Zwischenlagerkapazität von 26 mal 40 Jahren zu schaffen!

Weiter wurde mitgeteilt, daß der Buchwert der vier bayerischen AKW's zusammen 397 Mio Euro beträgt. Nachdem es mit der Stillegung von Morsleben keine Endlagermöglichkeit für leicht- und mittelaktiven Atommüll mehr besteht, wurde von mir gefragt, wo diese radioaktiven Abfälle nun endgelagert würden. Antwort von Simson: "Im Lager Mitterteich."

Die Lagerkapazität würde solange reichen, wie die AKW's am Netz wären.

Dachverband der Oberpfälzer BI's gegen Atomanlagen, Schwandorf

Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Köln

Irene Maria Sturm

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Ein kleiner Boom der Atombranche im Schatten des Ausstiegs

von: Verena Schmitt

Das umstrittene Zwischenlager-Konzept der Bundesregierung sorgt beim Castor-Hersteller für zusätzliche Millionenumsätze

Von AP-Korrespondentin Verena Schmitt

Berlin (AP) Die Bundesregierung müht sich nach Kräften, die Nutzung der Kernenergie in Deutschland zu beenden. Doch für einen Teil der Branche ist die Berliner Atompolitik geradezu ein Beschäftigungsprogramm: Der Hersteller von Castoren, die Essener Gesellschaft für Nuklear-Behälter, erwartet für die kommenden Jahre einen Boom und sogar einige Dutzend neue Arbeitsplätze. Lag der Umsatz mit den Sicherheitscontainern 1998 noch bei etwa 70 Millionen Mark, sagt die GNB selbst für das laufende Jahr bis zu 120 Millionen Mark vorher.

«Wir planen, im Laufe des Jahres die Kapazität zu erweitern», sagt Klaus Janberg, Geschäftsführer der GNB-Mutter Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) - beide Firmen sind eng verwoben und getragen von den Energieversorgern. Ein Grund für die rosigen Zeiten der GNB, die die bis zu 130 Tonnen schweren Stahlmonster in Mühlheim an der Ruhr produziert, ist die gerade genehmigte Wiederaufnahme von Atomtransporten. Mehr noch hilft aber die Entscheidung der Bundesregierung, die Wiederaufbereitung von Atommüll so schnell wie möglich zu beenden.

Stattdessen sollen die abgebrannten Brennelemente direkt in Zwischenlager gehen, zunächst noch in die bisherigen Lager Ahaus und Gorleben, später nach dem Willen der Bundesregierung in Stellplätze direkt an den Reaktoren, deren Genehmigung vier bis fünf Jahre dauern dürfte. Um die jährlich anfallenden 430 Tonnen strahlenden Materials mit möglichst geringem Risiko zu lagern, werden künftig mindestens 50 neue Castoren pro Jahr gebraucht. Bisher liegt die Jahresproduktion der zwei bis drei Millionen Mark teuren Spezialbehälter bei 30.

Die Wende im Entsorgungskonzept ist im Koalitionsvertrag der rot-grünen Regierung festgelegt. Ziel ist es allgemein, durch den Stopp der Wiederaufbereitung die Nutzung der Atomkraft endlich zu machen. Die «standortnahen Zwischenlager» sollen Atomtransporte in Deutschland künftig vermeiden, wie Umweltminister Jürgen Trittin bei der Eröffnung des ersten derartigen Lagers in Lubmin im November bekräftigte.

Gebete für Herrn Trittin

Paradoxerweise scheint die Zwischenlagerpolitik des grünen Umweltministers bei der Atombranche Beifall zu finden, während ihm Umweltschützer die Gefolgschaft immer weiter aufkündigen. Über die Neuerung seien «die Energieversorger ganz und gar nicht böse», meint der Geschäftsführer des westfälischen Zwischenlagers Ahaus, Peter Munz, und verkündet scherzhaft, mancher schließe Herrn Trittin nun jeden Abend in seine Gebete ein. Seine Rechnung ist einfach: Keine Transporte, keine Tumulte am Castor, keine schlechte Presse für die Betreiber. «Die schieben künftig nur noch hinter ihrem Zaun auf ihrem Gelände den Castor vom Reaktor in das Zwischenlager», sagt Munz.

Selbst die erwarteten Kosten von 30 bis 50 Millionen Mark pro Zwischenlager seien für die Betreiber in kürzester Zeit zu verkraften. Gegenüber einer mittelfristigen Lagerung in Ahaus gebe es auch keine Sicherheitseinbußen, da - nach Transporten durch die halbe Republik - auch dort nur eine einfache Halle für die Castoren zur Verfügung stünde.

Atomgegner schlagen hingegen Alarm. Zwischenlager an Kraftwerken wären nur bei einem sofortigen Ende der Atommüllproduktion akzeptabel, sagt Ralf Peters von der Bürgerinitiative Hessen-Baden-Plenum. Nun seien aber etwa für das geplante Zwischenlager am Kernkraftwerk Biblis so viele Stellplätze für Castoren beantragt worden, dass die Kapazität für 20 weitere Betriebsjahre reichen würde, kritisiert Peters, der darin so etwas wie eine Produktionsgarantie unter erleichterten Bedingungen sieht. «Der Widerstand formiert sich», meint der Umweltschützer und verweist auf die Sicherheitsrisiken, wenn Atommüll jahrelang in Ballungszentren mehr oder weniger ungeschützt herumsteht.

Solche Bedenken wiederum lässt die GNB nicht gelten, die ihre Castoren unter realistischen Bedingungen für praktisch strahlungsfrei und unzerstörbar hält. GNS-Geschäftsführer Janberg verweist gerne darauf, dass die aus 30 Zentimeter dickem Gusseisen gefertigten Behälter in Tests nicht nur das Inferno eines explodierenden Kesselwagens, sondern auch den Sturz aus neun Metern Höhe auf eine Betonplatte ausgehalten haben.

Wie lange die Castoren als rollfähige Zwischenlager bis zur Umfrachtung des Mülls in ein Endlager durchhalten müssen, ist allerdings ungewiss. Bereits im Koalitionsvertrag nennt Rot-Grün ernsthafte Zweifel am Endlagerstandort Gorleben. Während der Suche nach einer Alternative könnte der Atommüll noch Jahrzehnte an den Kraftwerken stehen - selbst wenn die Meiler auf Wunsch der Regierung dann längst abgeschaltet sind.

 

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