Presseerklärung der BI - - - - - - - - Ahaus, den 3.12.99

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Im Laufe des kommenden Jahres sind mindestens 3 neue Castor-Transporte nach Ahaus vorgesehen, und zwar aus den Atomkraftwerken Neckarwestheim, Biblis und Philippsburg. Jeder Transport soll 6 Behälter vom Typ "Castor V/19" umfassen. Dies geht aus einer schriftlichen Antwort der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), Betreiberfirma des Ahauser Zwischenlagers, auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hervor. Publik wurde sie auf der Anhörung zum Thema "Nukleare Abfälle &endash; Transporte", die der Bundestagsausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit diese Woche durchgeführt hat. Geladen waren Behördenvertreter, Juristen und technisch-wissenschaftliche Gutachter. Ein Mitglied der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" hatte die Gelegenheit, als Zuhörer teilzunehmen und am Rande der Veranstaltung Gespräche zu führen.

Obwohl es bei der Anhörung schwerpunktmäßig um Atommüll-Transporte nach Ahaus ging, glänzten die Münsterländer Bundestagsabgeordneten aller Fraktionen durch Abwesenheit. Selbst die Ahauser Wahlkreisabgeordnete E.Wülfing erschien nur kurz vor Ende der Veranstaltung zu einer Stippvisite, ohne in irgendeiner Weise in die Erörterung einzugreifen oder gar für die Belange der Region Stellung zu beziehen.

Deutlich wurde bei der Anhörung, dass die Energieversorger massiv auf die Aufhebung des Transportstopps drängen, da die Lagerkapazität in einigen Kraftwerken nahezu erschöpft ist und im Laufe des nächsten Jahres die Stillegung droht. Politische Unterstützung erhielten sie durch die CDU/CSU-Vertreter. Von ihnen wurde damit argumentiert, dass in Frankreich die Transporte trotz des Kontaminationsskandals vom Frühjahr 1998 bereits einige Monate später wieder aufgenommen worden seien. Französische Teilnehmer der Anhörung mussten allerdings einräumen, dass es dort seit Wiederaufnahme der Transporte bereits bei mindestens 15 Transporten zu erneuten Grenzwertüberschreitungen gekommen sei, teilweise um das 250fache. Ein Vertreter des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wies zudem darauf hin, dass außer den Kontaminationen weitere technische Probleme eine Wiederaufnahme der Transporte bisher verhindert hätten. Dazu gehörten die falsch bemessenen Neutronen-Moderatorstäbe ebenso wie die Restfeuchteproblematik im Dichtungsbereich der Behälter. Nach deren Lösung sei auch noch zu überlegen, ob nicht gemäß § 4,2 Atomgesetz überwiegende öffentliche Interessen einem Transport entgegenstehen.

Die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" wendet sich entschieden gegen Versuche, Bundesumweltministerium und BfS unter Druck zu setzen, neue Castor-Transporte zu genehmigen. Nicht die Behörden sind an der drohenden "Verstopfung" der Atomkraftwerke schuld, sondern das Fehlen einer gesicherten Entsorgung: Nach wie vor ist weltweit kein Endlager in Sicht und die "Castor"-Lagerung als Zwischenlösung entpuppt sich nur wenige Jahre nach ihrem Beginn als technisch mangelhaft. Die Stillegung einzelner AKW ist insofern nicht Ausfluss einer "Verstopfungsstrategie", sondern die notwendige Konsequenz aus der ungelösten Entsorgung.

Eine Wiederaufnahme von Transporten ist nicht akzeptabel und wird wieder massenhaften Widerstand der Bevölkerung hervorrufen. Bereits jetzt haben mehrere hundert Menschen aus Ahaus schriftlich erklärt, sich einem Transport erneut in den Weg stellen zu wollen. Bundesweit werden sich auch diesmal Tausende an Aktionen gegen den Transport beteiligen.

 

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