Pressemeldung zum Sonntagsspaziergang am 21. 12. 2003 vor dem Atommülllager Ahaus BZA:

115 Menschen protestieren gegen neue CASTOR-Transporte

Am heutigen Sonntag, den 21. Dezember, protestierten vor dem Atommülllager in Ahaus trotz nasskaltem Wetter ca. 115 Menschen gegen die vom Bundesumweltministerium angekündigten CASTOR-Transporte mit hochradioaktivem Atommüll aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden nach Ahaus. Redner kritisierten die Pläne der Bundesregierung als rein politisch motiviert. Die Atomtransporte sind überflüssig, gefährlich und die Lagerhalle in Ahaus ist nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik für die langfristige Lagerung von Atommüll völlig ungeeignet. Da weltweit kein sicheres Endlager existiert, befürchten die Anti-Atom-Initiativen aus dem Münsterland, dass Ahaus zu einem Endlager werden könnte.

Den heutigen Sonntagsspaziergang haben die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" und die Münsteraner WIGA (Widerstand gegen Atomanlagen) gemeinsam organisiert. Weitere Proteste wurden angekündigt. Am Mittwoch hatten Atomkraftgegner bereits die Zufahrt des Atomlagers blockiert. Inzwischen sind viele Ungereimtheiten rund um die geplanten CASTOR-Transporte bekannt geworden. Im Januar / Februar 1999 wurden die ersten CASTOR MTR-2 Behälter in Rossendorf ohne verkehrs- und atomrechtliche Genehmigungen beladen. Unseren Informationen nach gibt es bei den Behältern erhebliche Probleme mit den Dichtungen, Restfeuchte und mit Außenkontaminationen! Die insgesamt 18 Castoren lagern derzeit im "Zwischenlager" Rossendorf, nach Angaben der Betreiber in einem eigens dafür errichteten "Hochsicherheitstrakt"! Das Ahauser Atomlager ist von keiner Seite als Hochsicherheitstrakt bezeichnet worden und auch nach unserer Auffassung überhaupt nicht für die Zwischenlagerung von CASTOR MTR-2 Behältern geeignet. Gleiches gilt auch für geplante Atommüll - Transporte von Garching (FRM II) nach Ahaus! Die sicherheitstechnischen Defizite des Ahauser Lagers können nicht durch revidierte Genehmigungen aufgehoben werden. Eine sicherheitstechnische Nachrüstung des Atomlagers ist nicht in Sicht. Zudem gibt es keinerlei Reparaturmöglichkeiten für MTR-2 Castoren.

Der Grundsatz der bestmöglichen Risikovorsorge nach §7 ATG (Atomgesetz) für die Ahauser wird durch diese zu erwartende Einlagerungsgenehmigung verletzt! Jeder Transport von Atommüll ist zudem eine neue Gefahrenquelle. Es wird deutlich, dass die Bundesregierung kein Konzept für eine sichere Entsorgung von Atommüll besitzt.

Ende der CASTOR-Transporte nicht in Sicht

Wenn der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, in seiner Presseerklärung vom 19. Dezember erklärt, ein "Ende der CASTOR-Transporte sei abzusehen" und geplante Transporte nach Ahaus und Gorleben würden jetzt entfallen, ist dies der reine Hohn. Von einem Ende der CASTOR-Transporte nach Ahaus ist offensichtlich keine Rede. König unterschlägt auch die Tatsache, dass bis 2020 CASTOR-Transporte aus La Hague und Sellafield nach Ahaus und Gorleben rollen sollen. Aus allen Zwischenlagern sollen ab 2030 die CASTOR-Behälter in jahrelangen Transporten in das noch nicht existierende Endlager gebracht werden.

CASTOR-Transporte mit hochradioaktivem Atommüll werden uns nach den Plänen der Bundesregierung noch mindestens 30 Jahre lang ins Haus stehen.

Aus all diesen Gründen lehnen wir den geplanten Castor-Transport von 18 CASTOR MTR-2 Behältern von Rossendorf nach Ahaus ab! Wir protestieren auch gegen die jetzt genehmigte Errichtung dezentraler Zwischenlager, da wir das Konzept der Zwischenlagerung insgesamt als zu unsicher ablehnen. Um die weitere Produktion von Atommüll zu verhindern, fordern wir die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen!

Felix Ruwe, Pressesprecher

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