Umweltschützer rufen zum Widerstand auf
Mit Sonntagsspaziergang gegen Zwischenlager beim Bibliser
Kernkraftwerk demonstriert / Etwa 90 Teilnehmer marschieren mit
Von unserer Mitarbeiterin Eva Quitt
Biblis. Etwa 80 Demonstranten protestierten gestern vor dem Bibliser Bahnhof und den Toren der RWE Energie AG gegen ein Zwischenlager vonabgebrannten
Brennelementen in Biblis.
Vertreter des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Landesverband Hessen (BUND Hessen) und des Bundesverbandes
Bürgerinitiativen Umweltschutz
(BBU) verurteilten den Antrag für ein Zwischenlager, den die RWE
Energie AG im Dezember beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
einreichte. "Wenn das
Brennelement-Zwischenlager realisiert wird, bedeutet das für uns das Größte atomare Risiko, das wir in Deutschland haben. Es ist das Größte bundesdeutsche,
dezentrale Lager", sagte Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied und energiepolitischer Sprecher des BBU. Bernhard erklärte, das geplante Lager sei laut
Informationen des BfS langfristig für mindestens 40 Jahre geplant, habe 152 Behälterstellplätze bei einer Kapazität von 2000 Tonnen und werde Brennelemente aus
Biblis und gegebenenfalls aus Mühlheim-Kärlich aufnehmen.
"Da ein solches Brennelemente-Zwischenlager baulich nicht gegen Flugzeugabsturz und Druckwellen einer Tanker-Explosion auf dem Rhein ausgelegt wird und die
Lagerbehälter im Katastrophenfall Temperaturen über 1200 Grad nicht länger als 30 Minuten aushalten, kann es im Ernstfall allein dadurch zu einer unabsehbaren
atomaren Katastrophe kommen", so Bernhard. Er sagte, dass das Kraftwerk Biblis schwerste Sicherheitsmängel habe und die Mitarbeiter und das Management in
Biblis und im RWE-Vorstand Essen nicht die erforderliche Fachkunde und Zuverlässigkeit aufweisen würden. Bernhard rief zu Widerstand gegen die
"unverantwortliche Planung" des Lagers auf. Er beschrieb die Stilllegung des Atomkraftwerks Biblis als "längst überfällig". "Wegen der drohenden Stilllegung des
AKW Biblis hat das RWE beim Bundesamt für Strahlenschutz Anträge auf Abtransport von abgebrannten Brennelementen gestellt. Dagegen werden wir Protest
einlegen", sagte Bernhard.
Herwig Winter, Landesvorstandssprecher des BUND Hessen, klagte die Regierung an. "Die wollen uns Atomkraft als Lösung für Klimaprobleme verkaufen, wir
treten für andere Auswege ein", so Winter. Er forderte den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie.
Nur ganz vereinzelt beobachteten Bibliser das Geschehen bei Regen und Kälte. Der Großteil der Demonstranten waren Mitglieder von Bürgerinitiativen im
Rhein-Main Gebiet. Die angemeldete Demonstration verlief friedlich.
Nach der Kundgebung am Bahnhof marschierten die Teilnehmer zum
Mörtelwerk Epple, wo
die Versammlung offiziell aufgelöst wurde. "Wer Lust hat, kann noch
an unserem Sonntagsspaziergang zum Kraftwerk mitmachen", erklärte
Atomkraftgegner Oliver Stark.
Die Demonstranten machten sich mit Transparenten zu Fuß auf in
Richtung der Gleise, die zum Bibliser Kraftwerk verlaufen. Einige
liefen sie die Gleise entlang und
legten zwischendurch eine Sitzblockade ein: "Zur Übung", erklärte
Atomkraftgegner Stark. Vor dem Gleiseingang zum Kraftwerk machten die
Demonstranten Halt
und warfen einen Blick durch das Tor. Auf dem Besucher-Parkplatz war
eine weitere Kundgebung angemeldet. Vertreter des Kraftwerks und
Leiter Klaus Distler
beobachteten das Geschehen. Ralf Peters vom Hessen-Baden-Plenum,
einer Vereinigung aller Anti-Atom-Initiativen in Hessen und Baden,
erklärte, dass gerade die
letzten Wochen gezeigt hätten, welcher Weg zu gehen sei.
Die Atomkraftgegner wollen sich am 27. Februar und ab März an jedem
dritten Sonntag im Monat um 14 Uhr zur Demonstration am Bibliser
Bahnhof treffen. eva
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>*Betreiber wollen Transporte erzwingen*
>>> Bitte vor allem den Schluß beachten!!!
Darmstädter Echo 11.12.99
BIBLIS (ai). Die Betreiber von Kernkraftwerken wollen notfalls
auf juristischem Wege die Wiederaufnahme von Transporten so
genannter Castorbehälter erzwingen. Für die Bundesregierung gibt
es nach Darstellung von Klaus Distler, dem Direktor des RWE-
Kraftwerks Biblis, keinen Grund, Transportgenehmigungen weiter zu
verzögern. in Deutschland seien im September 1998 unter der alten
Bundesregierung die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme
geschaffen gewesen. Aus politischen Gründen seien - im Gegensatz
zu allen anderen europäischen Ländern - die Transporte nicht
wieder freigegeben worden, so Distler im 47. Bibliser
Kraftwerksgespräch am Donnerstag.
Seit Juli habe RWE als Vorsorge für Brennelement-Transporte in
das Zwischenlager Ahaus drei leere Castor- behälter auf dem
Kraftwerksgelände eingelagert. ,Wir sind deshalb in der Lage
kurzfristig zu transportieren, wenn wir eine Genehmigung dafür
erhalten", so Schneider-Kühnle.
Der Experte wiederholte seine Aussagen vom Kraftwerksgespräch am
Main, nach denen die Kernkraftwerke nicht die Funktion von
Zwischenlagern für abgebrannte Brennstäbe erfüllen könnten. In
Deutschland wurden vor dem Transportstopp pro Jahr etwa 80
Brennelement-Transporte durchgeführt. Jetzt sei ein Stau
entstanden, der besonders in den Kraftwerken Stade, Philippsburg,
Neckarwestheim und Biblis schon im nächsten Jahr zu einem Engpass
führe.
Für das Kraftwerk Biblis sieht Schneider-Kühnle deshalb nur
folgende Möglichkeiten:
- Kurzfristiger Abtransport nach Frankreich, England oder in das
Zwischenlager Ahaus,
- Erweiterung der Lagerbecken mit so genannten temporären
Lagergestellen,
- Zwischenlagerung in einer zu errichtenden Lagerhalle,
- Transportbereitstellung auf dem Kraftwerksgelände oder
- Abschalten.
Die Lagerung auf dem Kraftwerksgelände bedürfe Genehmigungen,
die nach RWE-Erkenntnissen kurzfristig nicht zu erlangen sind.
Schneider-Kühnle: ,Soll ein Abschalten vermieden werden, bleibt
nur der Abtransport". Zur Zeit wird von den Kraftwerksbetreibern
deshalb geprüft, ob rechtliche Schritte gegen die Nichterteilung
eingeleitet werden.
In Deutschland würden die Brennelemente-Transporte mit
vorgeschobenen Argumenten über angebliche Sicherheitsmängel
blockiert. Es stehe fest, dass es weder eine Gefährdung des
Transportpersonals oder der Bevölkerung gegeben hat noch gegen
Gesetze verstoßen wurde.
Mit weiteren Verzögerungen müsse gerechnet werden, da sich der
Bund und die Länder nicht über die Sicherung der Transporte
einigen könnten und mit den Gegnern der Transporte keinerlei
Gespräche geführt werden. Die bisher letzten Castor-Transporte
nach Gorleben hatten die Polizei vor kaum lösbare Aufgaben
gestellt. 20 000 Polizisten mussten die Transportwege sichern.
Kosten, Landtagswahltermine, die Expo 2000 in Hannover und sogar
Fußballspiele sind Faktoren, die bei der Debatte über die
Sicherheit von Castor-Transporten in Erwägung gezogen werden.
Mannheimer Morgen 10.12.1999
>*Castor-Behälter stehen im Werk schon bereit*
*Bibliser Kraftwerksgespräch:*
*Der Entsorgungsengpass und seine Alternativen*
Biblis. Drei leere Castor-Behälter stehen auf dem Gelände des
Bibliser Kernkraftwerks bereit, um abgebrannte Brennelemente ins
Zwischenlager Ahaus abzutransportieren. Kraftwerksbetreiber RWE
Energie darf dies aber nicht, da die Bundesregierung Transporte
noch nicht wieder erlaubt hat. Der Engpass in Sachen
Brennelemente und seine möglichen Konsequenzen war eines der
zentralen Themen beim Kraftwerksgespräch gestern Abend.
Spätestens zum Jahreswechsel 2000/2001 muss Biblis abschalten.
Block A könne im Zuge der nächsten Revision noch vollständig mit
neuen Brennelementen versorgt werden, für Block B stünden dann
aber nur noch 14 der 75 benötigten Brenn-stäbe zur Verfügung,
erläuterte Kraftwerks-Chef Klaus Distler auf Nachfrage.
Die Alternativen in der aktuellen Lage erläuterte der Leiter der
technischen Dienste, Dr. Peter Schneider-Kühnle. Da wäre zum
Ersten der Abtransport der abgebrannten Stäbe nach Frankreich,
England oder Ahaus. Technisch sei das kurzfristig möglich und mit
den drei Castoren im Werk auch schon vorbereitet. Zweite
Variante: Die Lagerbecken könnten mit so genannten temporären
Lagergestellen erweitert werden. Auch das wäre technisch machbar,
aber genehmigungspflichtig. Aber dies sei nur eine Notlösung und
nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Drittens wäre eine Zwischenlagerung in einer neuen Halle
möglich, die aber noch gebaut werden müsste. Schneider-Kühnle
geht jedoch von mindestens vier bis fünf Jahren aus, bis das neue
Zwischenlager überhaupt genehmigt und gebaut sein könnte. Die
Brennelemente in die Castoren zu laden und sie im Werk zur
Abfahrt bereitzustellen, sei die vierte Variante.
Schneider-Kühnles Fazit: Die Einzige realistische Alternative
zum Abschalten sei die Genehmigung der Brennelemente- Transporte,
die aber von der Bundesregierung systematisch verzögert würde,
weil angebliche Sicherungsmängel der Transportwege geprüft werden
müssten. Der Konzern prüfe gerade juristische Schritte gegen
diese Blockade-Politik.
In anderen Ländern wie Japan, Großbritannien oder Frankreich sei
der Brennelemente-Transport schon wieder im vollen Gange. In
Frankreich seien 24 Prozent der Behälter kontaminiert gewesen,
und hätten schon nach zwei Monaten wieder fahren dürfen. In
Deutschland seien nur sieben Prozent betroffen gewesen, und der
Stopp dauere schon 18 Monate. "Wir waren mit Abstand die besten
und können immer noch nicht transportieren", so Schneider-Kühnle.
bjz
*Kraftwerksdirektor dementiert,
dass der Block A vor der Bundestagswahl vom Netz geht*
Darmstädter Echo 11.12.99
BIBLIS (ai). Kritik an der Energiepolitik der Bundesregierung
bestimmte das 47. Kraftwerksgespräch in Biblis. RWE lädt zweimal
pro Jahr zu diesen Gesprächen ein, in denen sowohl über den
Betriebsverlauf in den beiden Reaktorblöcken A und B, als auch
über allgemeine technische, ökonomische und juristische Fragen
dsikutiert wird. Am Donnerstag waren 150 geladene Gäste in das
Informationszentrum gekommen, darunter der Landtagsabgeordnete
Dr. Peter Lennert, der Bergsträßer Landrat Norbert Hofmann,
mehrere Bürgermeister von beiden Seiten des Rheins und andere
Repräsentanten des öffentlichen Lebens.
Diplomingenieur Klaus Distler, der Direktor des RWE-Kraftwerks,
machte auf die Bedeutung der Stromprdoduktion in Biblis
aufmerksam. Die beiden Druckwasserreaktoren verfügen zusammen
über eine Leistung von 2500 Megawatt. Biblis hat im RWE-
Geschäftsjahr, das am 30. Juni endete, 14 Milliarden
Kilowattstunden Strom geliefert. Das ist ein Anteil von 13
Prozent des Stromes des Essener Konzerns. Dies entspräche einer
Strommenge, mit der man 41 Prozent des Verbrauches von Hessen -
"ohne Umweltbelastung", wie Distler betonte - abdecken könne.
Der Direktor sagte, im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes
entwickle sich ein intensiver Wettbewerb, was zu einer
grundlegenden Änderung der Umfeldbedingungen führe. Als
Konkurrenz sieht Distler auch die mit Gas betriebenen modernen
Kraftwerke. Maßstab für den Wettbewerb sei der Strompreis, der
gegenüber Ende 1998 um 30 Prozent nachgegeben habe. Diesen
Preisverfall verglich Distler mit dem "Lopez-Effekt" in der
Automobilindustrie. Die Kraftwerksbetreiber müssten Verluste beim
Stromverkauf auf die gesamte Wertschöpfungskette weitergeben.
Im Zusammenhang mit der Konsensdiskussion sagte der
Kraftwerksleiter, der Kernpunkt in der Diskussion - die
Festlegung von Restlaufzeiten - bleibe umstritten.
Zeitungsmeldungen, wonach die Atomindustrie bereit sei, vier
Reaktoren noch in dieser Legislaturperiode abzuschalten,
entbehrten jeder Grundlage. "Ein solches Angebot gibt es nicht",
sagte Distler. Das einzige, was die Energiekonzerne zugestehen,
sei die Festlegung auf eine Gesamtlaufzeit von 35 Jahren, bezogen
auf die Laufzeit unter Volllast.
Die "Berliner Zeitung" hatte von der Bereitschaft der
Kraftwerksbetreiber berichtet, die schon älteren Meiler
Obrigheim, Stade, Biblis A und Brunsbüttel vor der nächsten
Bundestagswahl im Herbst 2002 vom Netz zu nehmen. Im Gegenzug
müsse die Bundesregierung einer Atomstrommenge von insgesamt 2500
Terawattstunden zustimmen, was einer durchschnittlichen
Gesamtlaufzeit der verbleibenden Atomkraftwerke von 32,5 Jahren
entspräche.
Südwest-Presse
14.12.1999
*KernKRAFT / Lagerkapazität bald erschöpft*
>*Protest gegen Atom-Transporte*
PHILIPPSBURG· An den Schienen zu den beiden Blöcken des
Kernkraftwerkes Philippsburg im Kreis Karlsruhe haben gestern
Aktivisten der Kampagne ¸¸X-tausendmal quer-überall'' gegen die
Atomkraftnutzung demonstriert. Die Lagerkapazität für abgebrannte
Brennelemente sei in Philippsburg nahezu erschöpft, weswegen mit
Transporten zur Wiederaufbereitung im Zwischenlager Ahaus zu
rechnen sei. Dagegen kündigte die Kampagne ihren Widerstand an.lsw