Presseauswahl ab Dezember2008

Presseauswahl der BI bis November 2008

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 Münstersche Zeitung 11.12.2008:

Anti-Atom-Demo vor dem Hauptbahnhof

Tobias Thieme

MÜNSTER Nicht selten rollen Transporte mit Nuklearmaterial durch Münsters Hauptbahnhof. Von der Bevölkerung bleibt das meist unbemerkt, obwohl die Transporte ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko darstellen. So sieht es jedenfalls die Antiatominitiative „Sofa“, die am Mittwochabend vor dem Bahnhof zur Demo gerufen hatte. Die Polizei zählte rund 50 Teilnehmer.

Etwa 50 Demonstranten protestieren gestern Abend am münsterschen Hauptbahnhof gegen Atomtransporte.

„Bei einem Unfall eines der Transporte mit Uranhexafluorid kann hochgiftige Flusssäure entstehen, und die ist tödlich.“, warnt Matthias Eickhoff von „Sofa“. Und: „Die Münsteraner wissen gar nicht, wie viele Tonnen des Materials durchs Stadtgebiet gefahren werden.“ Der Protest richtet sich gegen RWE und EON, die die Urananreicherungsanlage in Gronau betreiben.

Während die Transporte auf der Schiene bekannt sind, bleiben Lkw auf den Straßen unbemerkt, so Udo Buchholz (Arbeitskreis Umwelt, Gronau). Lydia Kroll (Initiative Urgewald) sieht die RWE in der Verantwortung: „Der Stromkonzern baut ein neues Atomkraftwerk in Bulgarien, in einer erdbebengefährdeten Region in einem Land mit einer korrupten Regierung.“ Die Demonstranten fordern die Einstellung der Transporte durch das Münsterland, einen Stopp der Urananreicherung in Gronau und den Verzicht auf neue Atomkraftwerke.

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Indymedia 12.12.08:

Demo in Münster gegen Urenco und RWE !

SOFA Münster 10.12.2008 22:27 Themen: Atom Globalisierung Ökologie

70-75 Leute haben heute Abend in Münster gegen die Urantransporte von und zur Urananreicherungsanlage Gronau, gegen die anstehende Erweiterung der UAA sowie gegen die RWE-Pläne demonstriert, in Belene/Bulgarien ein neues AKW mitten im Erdbebengebiet zu bauen. Wie immer war die Demo von reichlich Blaulicht eingerahmt, aber die Stimmung war gut. Die Botschaft war klar: Auch 2009 wird es wieder intensiven Widerstand gegen die Atomindustrie im Münsterland und Umgebung geben.

Trotz kurzer Vorbereitung war die Demo recht gut besucht und die Polizei war wieder mit fünf Wannen und Doku-Wagen vertreten. Unterwegs wurde die Demo von AnwohnerInnen lautstark mit Transpis und der Forderung nach einem Autonomen Zentrum in Münster begrüßt.

Die Polizei Münster hatte im Vorfeld recht unkonventionell versucht, die Demo im letzten Moment noch abzuwürgen. Sie teilte dem Anmelder mit, bereits am Montag sei ein Urantransport von Gronau abgefahren, ob die Demo denn jetzt noch "nötig" sei. Was, wieviel und wohin die Waggons transportiert wurden, teilte die Polizei nicht mit. Theoretisch können die Waggons auch komplett leer gewesen sein. Diese neue Strategie der Polizei hat natürlich niemand beeindruckt.

Also begann die Demo mit einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. In Redebeiträgen wurde ein sofortiger Stopp des Uranmüllexports nach Russland gefordert sowie die Stilllegung der UAA. Stattdessen baut die multinationale Urananreicherin Urenco die UAA massiv von 1800t auf 4500t Urantrennarbeit/Jahr aus. Auf ihrer eigenen Website teilt die Urenco mit, seit Juni 2008 würden die ersten Zentrifugen "getestet". Offiziell sollte die Einweihung der Erweiterungsanlage "UAG II" schon im Sommer 2007 geschehen, sodass sich bereits eine Verzögerung von 1,5 Jahren ergeben hat. Doch wir befürchten, dass die Erweiterung jederzeit offiziell in Betrieb gehen kann. Das würde mehr Brennstoff für neue AKWs bedeuten, mehr Urantransporte von und nach Gronau - quer durch Europa und zu den "Kunden" in aller Welt - sowie noch mehr Uranmüll.

Übrigens: In den letzten drei Wochen konnten gleich mehrere geheime Urantransporte enttarnt werden. Eine aktuelle Chronik dazu findet sich auf www.urantransport.de

Für die deutschen Anteilseigner der Urenco, RWE und EON, lohnt sich die Erweiterung der UAA. Denn sowohl EON wie RWE wollen im Ausland derzeit massiv neue AKWs bauen. EON will in Großbritannien und Finnland mehrere AKWs bauen, RWE in Bulgarien, Rumänien und im Baltikum. Da kann die Urenco gleich den Brennstoff hausintern liefern, sodass man doppelt am AKW-Betrieb verdient.

Das war denn auch das zweite wichtige Thema der Demo: Eine Vertreterin der Umweltorganisation urgewald berichtete von der internationalen Kampagne gegen RWE. Der Vorstand um RWE-Chef Großmann will unbedingt das AKW in Belene bauen, doch es gibt massiv Widerstand. Die hartnäckige Kampagne von urgewald und anderen hat im Aufsichtsrat für Unruhe gesorgt. Inzwischen berichtet schon der Spiegel von einer geplanten Teilentmachtung des RWE-Chefs. 20 000 Leute haben bei RWE protestiert, vor einer Woche besuchten AtomkraftgegnerInnen den RWE-Chef zuhause in Hamburg.

Morgen ist die vielleicht entscheidende RWE-Aufsichtsratssitzung in Essen. Deshalb findet morgen ab 8 Uhr eine Mahnwache vor der RWE-Zentrale am Opernplatz statt (direkt am Hauptbahnhof, Südausgang). Der RWE-Chef hat schon ziemlich Stress im Bau, nun kommt es darauf an, dieses RWE-Projekt komplett zu kippen, um eine "Renaissance" der Atomenergie in Europa zu verhindern. Für die Atomindustrie darf es keine ruhigen Bauplätze geben. Weitere Infos dazu: www.urgewald.de

Dieses Jahr gibt es noch einen wichtigen Termin im Münsterland: Am 21. Dezember findet um 14 Uhr der Advents-Sonntagsspaziergang am Zwischenlager in Ahaus statt. Geplant ist u. a. eine Besichtigung des Bahnanschlusses für das Zwischenlager. Mit öffentlichem Geld der Bezirksregierung Münster werden derzeit die Bahnübergänge für das Privatgleis des Atomlagers ausgebessert - wir sehen darin konkrete Vorbereitungen für die beantragten neuen Atommülltransporte nach Ahaus. U. a. sollen mehr als 150 "Großbehälter" aus der Plutoniumfabrik La Hague nach Ahaus rollen. Die Genehmigungsanträge werden seit Ende 2006 unter Ausschluss der Öffentlichkeit bei der Bezirksregierung Münster und beim Bundesamt für Strahlenschutz bearbeitet. Erste Transporte könnten schon 2009 rollen (www.bi-ahaus.de).

Wer Atommüll verhindern will, muss die Atomspirale durchbrechen.

Das heißt, sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit.

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europaticker: 04.12.2008

Umweltministerin Margit Conrad widerspricht CDU:

Atomkraft und Bewahrung der Schöpfung schließen sich aus!

Als das "blanke Gegenteil einer sicheren Energieversorgung", bezeichnet die rheinland-pfälzische Umweltministerin und Vorsitzende der Umweltministerkonferenz, Margit Conrad, die beim Bundesparteitag der CDU getroffenen Beschlüsse zu Atomkraftwerken und Klimaschutz.

"Es ist höhnisch, die Bewahrung der Schöpfung zu propagieren und auf Seite eins des entsprechenden Beschlusses für eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken zu plädieren, so wie es die CDU tut", sagte Conrad. Wer die Schöpfung wirklich bewahren wolle, müsse auf eine andere Zukunft setzen, in der das Energiesparen, die Energieeffizienz und die erneuerbaren Energien die wichtigste Rolle spielten.

"Es gibt keine sicheren Atomkraftwerke", so Conrad. "Und Atomkraftwerke hinterlassen ihren strahlenden Abfall unzählbar vielen nachfolgenden Generationen." Deshalb sei das Abschalten, wie im Atomkonsens vereinbart, die einzige Alternative.

Die Ministerin erinnerte an den Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark 2006 und die europaweite Beunruhigung in Verbindung mit den Vorkomnissen im slowenischen Atomkraftwerk Krsko im Juni 2008. Eine Verlängerung der Laufzeit des Kernkraftwerkes Biblis, das ein Problem-AKW mit einer hohen Zahl von meldepflichtigen Ereignissen da steht, lehnt sie ab und bekräftigt ihre Forderung, Biblis - oder auch Philippsburg - alsbald abzuschalten.

Ministerin Conrad verwies darauf, dass eine Laufzeitverlängerung älterer Kraftwerke schon deshalb keine Lösung darstelle, weil Atomenergie kein Ersatz von Öl und Gas sei - weder im Verkehr, beim Wärmebedarf noch beim Spitzenlaststrom, der durch Gas erzeugt wird. Mit der Atomenergie würde die eine importabhängige Energie lediglich durch eine andere ersetzt: auch Uran müsse importiert werden und die Vorkommen seien endlich.

Conrad: "Hinzu kommen die Risiken und ungelöste Fragen wie die der Endlagerung. Allein der Zuwachs von Strom aus erneuerbaren Energien zwischen Ende 2006 und Ende 2007 mit über 15 Milliarden Kilowattstunden bedeutet eine größere Stromproduktion als sie zwei Atomkraftwerksblöcke à 1000 Megawatt leisten könnten."

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ntv 02.12.2008

Parteitag in Stuttgart

CDU für Deutsch und Atomkraft

Der CDU-Parteitag hat ein Grundsatzpapier zum Klima-, Umwelt- und Verbraucherschutz verabschiedet. Die rund 1000 Delegierten votierten bei einer Gegenstimme für den Antrag von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust mit dem Titel "Bewahrung der Schöpfung". In dem Papier wird der Klimaschutz als "Kernziel der Union" definiert. Der Vorschlag von Bundeskanzlerin und Parteichefin Angela Merkel, den CO2-Ausstoß pro Kopf der Bevölkerung weltweit festzulegen und zu begrenzen, wird als "Ansatz für einen sinnvollen Dialog zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern" bezeichnet. Der europaweite Emissionshandel soll auf die ganze Welt ausgedehnt und der Flugverkehr mit einbezogen werden.

Bausteine einer klimafreundlichen Energiepolitik sollen höhere Energieeffizienz, ein Ausbau erneuerbarer Energien - die bis 2050 "den Hauptanteil an der Energiebereitstellung in Deutschland tragen" sollen – sowie ein Ersatz alter durch "moderne saubere" Kohlekraftwerke sein. Auf den Beitrag der Atomenergie zur Stromerzeugung soll auf absehbare Zeit nicht verzichtet werden. Von Beust sagte bei der Vorstellung des Antrages, die Laufzeiten von Atomkraftwerken, die "gut und sicher" seien, sollten verlängert werden.

Für den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers (CDU), "macht es keinen Sinn, jetzt Kernkraftwerke abzuschalten in einer Zeit, in der wir in eine schwierige konjunkturelle Situation reingehen". Im Gespräch mit n-tv sagte Rüttgers: "Ich finde, das Thema sollte nach der Bundestagswahl erneut auf den Tisch. Mir ist wichtig, dass wir die privaten Investitionen, die von der Energiewirtschaft vorgesehen sind, nicht behindern durch Emissionshandelsbeschlüsse aus Brüssel."

"Unsere Sprache ist Deutsch"

Nach dem Willen der CDU soll in das Grundgesetz folgende Formulierung aufgenommen werden: "Die Sprache in der Bundesrepublik ist Deutsch." CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla bat darum, von einer entsprechenden Beschlussfassung jetzt abzusehen und den Punkt später mit anderen möglichen Verfassungsergänzungen zusammen zu diskutieren. Saarlands Ministerpräsident Peter Müller meinte hingegen, die Partei müsse sich klar dazu bekennen, "was den Staat ausmacht". Neben der Flagge gehöre dazu auch die deutsche Sprache. Am Ende widersetzten sich die Delegierten der Parteiführung und stimmten erstmals gegen sie und für den Antrag zur Ergänzung des Grundgesetzes.

Im Interview mit dem RTL-Journal bekräftigte Merkel, dass sie gegen den Beschluss war. Sie interpretiere den Beschluss so, "dass man sagt, wir wollen uns für unser Land einsetzen, wir wollen stolz sein auf unsere Tradition". Sie finde es allerdings nicht gut, "alles ins Grundgesetz zu schreiben".

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Welt-Online 02.12.2008

CDU-PARTEITAG

Union will Klima schützen, Atom-Ausstieg stoppen

Die CDU hat den Klimaschutz als "Kernziel der Union" definiert. Mit nur einer Gegenstimme votierten die rund 1000 Delegierten für den Antrag von Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust. Doch um der globalen Klimaerwärmung entgegen zu wirken, sollen die deutschen Atomkraftwerke noch jahrzehntelang weiter laufen.

Vor dem Hintergrund des Klimawandels geht die CDU mit einem neuen Konzept zur Umwelt- und Verbraucherpolitik ins Superwahljahr 2009. Klimaschutz sei Kernziel der CDU, heißt es in dem vom Parteivorstand eingebrachten Antrag. "Das ist beste CDU-Politik“, rief Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust den rund 1000 Delegierten zu.

In dem Antrag "Die Schöpfung bewahren: Klima-, Umwelt- und Verbraucherschutz" heißt es konkret: "Deutschland soll bis zum Jahr 2020 den effizientesten Kraftwerkspark der Welt haben." Auf absehbare Zeit könne auf Kernenergie zur Stromerzeugung aber nicht verzichtet werden.

Nach derzeitigen Stand geht das letzte Atomkraftwerk in Deutschland voraussichtlich im Jahr 2020 vom Netz. Diese von der rot-grünen Vorgängerregierung getroffene Vereinbarung zur Begrenzung der Laufzeit der Atommeiler will die CDU kippen, da bei der gefährlichen Energieerzeugung aus Atomspaltung kein CO2 frei wird, das als Hauptursache für die Klimaerwärmung gilt.

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Der Westen, 01.12.2008

Atommüll-Berg wächst rasant - Keine Lösung

Der deutsche Atommüll wächst bis zum Jahr 2020 um weitere 100 000 Kubikmeter an. EU-weit hat sich die Produktion des strahlenden Abfalls in den vergangenen acht Jahren verdoppelt. Der Zuwachs schafft Probleme.

Ungeachtet der Konflikte um Atommüll-Lager wie Gorleben, Schacht Konrad und Asse, wächst der deutsche Atommüll allein bis zum Jahr 2020 um weitere 100 000 Kubikmeter an. Das entspricht einem Müllberg von einem Meter Höhe, ausgebreitet auf 14 Fußballfeldern der Länderspielklasse mit 105 Metern Länge und 68 Meter Breite.

Wie aus dem internen ´sechsten Situationsbericht Atommüll´ der Brüsseler EU-Kommission weiter hervorgeht, produzierten die EU-Staaten jedes Jahr inzwischen Atommüll im Umfang von 85 000 Kubikmetern. Das entspricht einer unerwartet satten Verdoppelung der jährlichen Müllmenge, verglichen mit dem Jahr 2000, als noch 39 000 Kubikmeter anfielen.

Keine Lösungen?

Der noch unveröffentlichte Bericht der Kommission, abgeschlossen am 8. September 2008, warnt vor einem öffentlichen Debakel: ´Wenn keine Aktionen ergriffen werden, zumindest für den hochradioaktiven Müll, besteht die Gefahr, dass dies zu dem Eindruck führt, dass es keine Lösungen gibt.´

Der Grund für diese Besorgnis findet sich wenige Seiten weiter: ´Von den 14 EU-Ländern, die Atomkraftwerke betreiben oder betrieben haben, haben nur fünf Länder operationelle Müll-Entlager, für Müll, der in Atomkraftwerken generiert wird (Tschechien, Finnland, Slowakei, Spanien und Schweden)´, schreiben die Experten der EU-Kommission.

Frankreich und Großbritannien als Hauptverursacher

Europaweit seien bereits bis Ende 2004 knapp zwei Millionen Kubikmeter radioaktiver Abfall angefallen, die gelagert werden müssen. Davon sei der größte Teil schwach- und mittelradioaktiv. Frankreich und Großbritannien seien derzeit die Hauptverursacher. Bis zum Jahr 2020 aber erwarten die Atomexperten weitere 1,82 Millionen Kubikmeter an ´zusätzlichem radioaktiven Abfall und an abgebrannten Brennstoffen.´

Der rasante jährliche Zuwachs schafft offenbar Probleme: 400 000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktiver Müll mit kurzer Halbwertzeit ´wird in Ländern aufkommen, die derzeit keine Entsorgungs-Route haben´, heißt es wörtlich.

Das gelte ebenso für 430 000 Kubikmeter solchen Atommülls mit langer Halbwertzeit. Letzterer falle nun immer öfter bei der Schließung alter Atomkraftwerke an. Großbritannien habe derzeit ganz extrem mit diesen Müllmengen zu kämpfen und müsse bis 2020 rund 340 000 Kubikmeter Reaktorschrott und Müllfässer entsorgen.

Zum Vergleich: Im Endlager-Schacht Konrad, der für solchen Müll in Deutschland bis zum Jahr 2080 reichen soll, dürfen maximal 330 000 Kubikmeter gelagert werden.

Für Europas hochradioaktiven, noch Wärme produzierenden Strahlenabfall aus abgebrannten Brennstäben gibt es laut EU-Bericht derweil nur eine Lösung: ´Welche Route auch immer gewählt wird, die einzige Beseitigung für HLW / Abgebrannten Brennstoff ist die tiefe geologische Beseitigung.´

Obwohl die meisten Staaten dieser Option zustimmten, würden bis zum Jahr 2025 aber lediglich drei EU-Staaten solche Lagerstätten verfügbar haben, Finnland, Frankreich und Schweden.

´Deutschland hat das Zieldatum 2030, das sieht jedoch zunehmend schwierig aus, mit Blick auf das Moratorium zur Erkundung von Gorleben´, warnen die Experten.

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Süddeutsche, 28.11.08

Karlsruhe und das Restrisiko

Zur grundsätzlichen Entscheidung für oder gegen die Kernenergie ist allein der Gesetzgeber befugt, das hat das Bundesverfassungsgericht wieder in gebotener Bescheidenheit klargemacht. Die Karlsruher Richter hatten aber darüber zu befinden, ob die an drei bayerischen Standorten errichteten Zwischenlager ein unzulässig hohes Risiko für die Bewohner der Umgebung darstellen. Sie haben dieses Risiko, auch im Hinblick auf die Vorkehrungen gegen die Gefahr eines terroristischen Anschlags, im Bereich des "Restrisikos" angesiedelt, das gerade noch hinzunehmen ist. So unverständlich diese Einschätzung für die Kläger ist, so entbehrt sie doch nicht der Logik.

Was wäre die Folge, wenn die Zwischenlager neben den Reaktoren unzulässig wären? Dann müssten konsequenterweise auch die beiden zentralen Lagerstätten in Gorleben und Ahaus dichtgemacht werden, weil sie kaum solider konstruiert sind. Und wo sollte nun der ganze Atommüll hin, der über Jahrzehnte abklingen muss, bevor er in einem Endlager unterkommt? Soll er wieder nach Frankreich transportiert werden, weil die Bevölkerung dort weniger schützenswert ist als in Deutschland? Dieser Umweg war ohnehin über lange Jahre hinweg ein kostenträchtiger Irrweg.

Die Entscheidung bringt Rechtssicherheit auch für alle anderen Standorte, soweit die Konstruktion vergleichbar ist. Für die Zukunft der Kernenergie im Land bedeutet sie nichts, über sie entscheiden die Wähler in den nächsten Jahren. Und sie ist schon gar kein Präjudiz für ein Endlager in Gorleben. Ein Endlager ist so oder so nötig, aber jede Bundesregierung hat die Wahl, ob sie den erstbesten oder den bestmöglichen Ort im Land nimmt.wor

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Greenpeace 28.11.2008

Messungen von Neutronenstrahlung an Behältern vom Typ TN 85

Am 10. November 2008 wurde in der Nähe des Verladebahnhofs in Dannenberg die Neutronenstrahlung der elf französischen Behälter vom Typ TN 85 gemessen, die von La Hague nach Gorleben transportiert wurden. Die Messung erfolgte in einer Entfernung von 14 m. Die Konzentration auf Neutronenstrahlung erfolgte, weil diese im Strahlungsfeld von Behältern mit HAW-Kokillen gegenüber der Gamma-Strahlung dominiert.

Die wichtigsten Messergebnisse sind:

- Die Neutronen-Dosisleistung liegt in einer Entfernung von 14 m seitlich vom Zug bei dem 500fachen der unmittelbar vorher dort gemessenen natürlichen Neutronenstrahlung.

- Die gemessene Neutronenstrahlung lag im Mittel um ca. 45% höher als während des Transports im Jahr 2005.

- Der verkehrsrechtliche Grenzwert in einem Abstand von zwei Metern vom Transportfahrzeug ist laut offiziellen Messungen eingehalten. Eine eigene Messung in diesem Abstand war nicht möglich. Anhand der Messwerte in einem Abstand von 14 m ist jedoch von einer Unterschreitung der Grenzwerte auszugehen.

Bei Bewertung der Gefährlichkeit von Neutronenstrahlung nach der derzeit gültigen Strahlenschutzverordnung wird der verkehrsrechtliche Grenzwert maximal zu ca. 80 % erreicht. Die Gefährdung durch Neutronenstrahlung wurde erst vor einigen Jahren nach oben revidiert. Weitere Revisionen aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sind für die Zukunft nicht auszuschließen.

Die Intensität der natürlichen Neutronen-Hintergrundstrahlung auf dem Dannenberger Bahnhof wurde durch Nullmessungen vom 8. bis 11. November 2008, vor dem Eintreffen des Zuges, ermittelt. Sie lag, bei variierenden Witterungsbedingungen, im Bereich von 0,005 bis 0,009 Impulsen pro Sekunde (IPS).

Die Messergebnisse lagen für Behälter-Dreiergruppen im Bereich von 3,0 bis 3,2 IPS und für eine Zweiergruppe bei 2,1 IPS, im Mittelwert bei 3,13 IPS. Umgerechnet nach derzeit gültiger deutscher Strahlenschutzverordnung entspricht das einer Neutronen-Dosisleistung von etwa 4,5 bis 4,8 mSv/h für die Dreiergruppen und von etwa 3,15 mSv/h für die Zweiergruppe.

Die gemessene Neutronen-Strahlung (in IPS=Impulse pro Sekunde) erhöhte sich während des Vorbeifahrens einer Dreiergruppe von Behältern gegenüber der Neutronen-Hintergrundstrahlung erheblich. Am gleichen Messort (14 m von den Behältern entfernt) wurden unmittelbar vor Ankunft des Zugs 0,005 IPS und bei der Vorbeifahrt 3,2 IPS gemessen. Im Mittel ist am Messort die Neutronstrahlung während des Vorbeifahrens einer Dreiergruppe gegenüber der Neutronen-Hintergrundstrahlung um einen Faktor 500 erhöht.

<b>Vergleich mit den Messungen im Jahr 2005</b>

Die während des Transports 2008 gemessene Neutronenstrahlung ist gegenüber der Neutronenstrahlung während des Transports 2005 deutlich erhöht: Im Jahr 2005 lagen die Messwerte der damals vier gemessenen Dreiergruppen zwischen 2,0 und 2,3 IPS, im Mittel bei 2,15 IPS (zwischen 3,0 und 3,4 +#956;Sv/h, Mittelwert 3,2 +#956;Sv/h). Im Mittel ist die im Jahr 2008 vom Behälter ausgehende Neutronen-Strahlung um 45% höher als anlässlich während des Transports im November 2005.

Bei der Bewertung der Strahlenbelastung sei allerdings die kontroverse wissenschaftliche Diskussion über die biologische Wirksamkeit von Neutronenstrahlung zu beachten. Der Neutronenwichtungsfaktor wird von einigen Wissenschaftlern für zu gering gehalten. Der Grenzwert würde erreicht bzw. überschritten, wenn für die vom Behälter ausgesandten Neutronen ein nur geringfügig höherer Wichtungsfaktor anzusetzen wäre. Die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) berichtet von wissenschaftlichen Ergebnissen, die in die Richtung höherer Wichtungsfaktoren deuten. Sie kommt bei der Bewertung des Risikos durch Neutronenstrahlung im Jahr 2000 jedoch insgesamt zu dem Schluss, dass bei Berücksichtigung des derzeitigen Wissensstandes eine erneute Heraufsetzung der in der Strahlenschutzverordnung angesetzten Faktoren nicht erforderlich sei. Sie stellt fest, dass sich Unsicherheiten bei diesem Faktor allenfalls im Bereich von 30 Prozent bewegen.

Bei den im Jahr 2008 festgestellten, höheren Dosisleistungen der Behälter (bis zu 80 +#956;Sv/h) und der damit deutlichen Annäherung an den Grenzwert von 100 +#956;Sv/h ist durch eine Korrektur des Wichtungsfaktors eine - erst nachträglich erkannte - Überschreitung des Grenzwerts denkbar. Denn falls aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse der Wichtungsfaktor um 30 % auf den Faktor 20 angehoben werden müsste, was aufgrund der Ausführungen der SSK durchaus denkbar ist, wäre der Grenzwert bei mindestens einem der transportierten Behälter erreicht bzw. knapp überschritten.

Zusammenfassend stellt Greenpeace fest, dass ein Trend zu höheren Dosisleistungen aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur biologischen Wirksamkeit von Strahlung nicht vertretbar ist. Die tatsächliche Dosisleistung der Behälter sollte stattdessen deutlich verringert werden. Dies verlangt auch der Gesetzgeber in Form des Strahlenminimierungsgebotes in der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV), §6 Absatz 1 und 2.

<a href=\"http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/atomkraft/Neutronen_Messbericht_2008.pdf\" target=\"_blank\">[ Neutronen-Messbericht 2008.pdf ]</a>

<b>Messergebnisse, Quelle: greenpeace.de</b>

<img src=\"http://www.contranetz.de/atom/atom/transporte/gorleben/einlagerung/2008/gpmessungen.jpg\" width=500>

Quelle / Originallink: http://www.greenpeace.de/themen/atomkraft/nachrichten/artikel/greenpeace_legt_kompletten_neutronenmessbericht_vor/

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Frankfurter Rundschau, 13.11.08

Atommülldebatte

Ungelöste Endlagerfrage

Berlin. Die heftigen Proteste gegen den Atommülltransport ins niedersächsische Zwischenlager Gorleben haben am Mittwoch auch den Bundestag erreicht. In der von den Grünen beantragten Aktuellen Stunde schoben sich die Kritiker und Befürworter der Atomenergie gegenseitig die Verantwortung für die ungelöste Endlagerfrage zu.

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast betonte, die Botschaft der Demonstranten laute: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten." Wenn die Atomlobby den Atomkonsens aufknüpfe, müsse sie sich nicht wundern, wenn das die Kernkraftgegner auch tun.

Die Unsicherheit der Atommülllagerung habe die Menschen auf die Straße getrieben. "Es hat nie ein ordentliches Auswahlverfahren für ein Endlager gegeben. An dieser Stelle lügt die CDU/CSU einfach", sagte Künast.

Der CDU-Abgeordnete Joachim Pfeiffer wies den Vorwurf der Lüge zurück und warf den Grünen "politische Brandstiftung" vor. Die CDU-Politikerin Maria Flachsbarth beklagte das "absurde Theater" in der Atommüllfrage und forderte die Freigabe des Salzstocks Gorleben als Endlager.

Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) warf der Union vor, sich einem langfristigen Verfahren zu verweigern. Zunächst müsse man die Sicherheitskriterien bestimmen, dann die Standorte vergleichen und sich schließlich auf ein geeignetes Endlager festlegen. "Alles andere ist der Weg in die organisierte Unverantwortlichkeit", sagte Gabriel und fügte hinzu, wer Atomenergie als Bioenergie bezeichne, "der treibt die Leute auf die Straße".

Der SPD-Politiker Christoph Pries beklagte: "Acht Jahre nach dem Atomkonsens stehen wir wieder am Anfang". Schuld daran seien nicht die Demonstranten. Die Energiewirtschaft habe ihr Wort gebrochen, unterstützt von Union und FDP.

Die FDP-Umweltexpertin Angelika Brunkhorst prangerte dagegen die Militanz der Atomkraftgegner an. Die Grünen hätten dabei die jungen Demonstranten "zum Rechtsbruch ermuntert". Auch Sitzblockaden seien rechtswidrig.

Die Linke-Abgeordnete Dorothee Menzner kritisierte dagegen die "Aushebelung der Grundrechte" der Demonstranten und beklagte Übergriffe der Polizei. "Die Atomchaoten sind andere", sagte sie mit Blick auf die Energiewirtschaft. (ddp/nik/stu)