FR-Serie Juli 2008:

Unsere Atomkraftwerke

Neckarwestheim I und II

Isar I und II

Philippsburg 1 und 2

Gundremmingen B und C

Biblis A und B

Brokdorf

Brunsbüttel

Emsland

Grafenrheinfeld

Grohnde

Krümmel

Unterweser

Die stillgelegten Anlagen


Unsere Atomkraftwerke

Neckarwestheim I und II

Störanfällig

Zwischenfälle: Mit über 60 ernsteren Zwischenfällen gehört Block I zu den störanfälligsten AKW. 1977 gelangt beim Anfahren des Blocks heißer, nicht strahlender Dampf ins Freie. Im Juli 2004 fließen bei der Jahresinspektion von Block II radioaktive Stoffe in den Neckar. Der Betreiber muss deshalb 25 000 Euro Ordnungsgeld zahlen. Im Herbst 2005 wird Block I wegen eines Defekts an der Hauptkühlmittelpumpe zeitweise vom Netz genommen. EnBW meldet Rauchentwicklung und teilt später mit, es habe gebrannt.

Besondere Kennzeichen: Neckarwestheim liegt in einer Erdbebenzone. Das Bundesamt für Strahlenschutz spricht von "geringer Erdbebengefährdung". Im Jahr 1839 erreichte ein Beben die Stärke 6. Seit den 80er Jahren ist umstritten, ob der Boden unter dem AKW stabil genug ist. 2002 bricht 4,5 Kilometer vom AKW entfernt die Erde 18 Meter tief ein.

Block I gilt als nicht genügend gesichert gegen Abstürze von über zehn Tonnen schweren Jets.

Um die Abschaltung von Block I hinauszuzögern, wollte EnBW Reststrommengen vom jüngeren Block II auf den älteren übertragen. Damit hätten beide Blöcke bis 2017 laufen können. Im Juni lehnte das Bundesumweltministerium den Antrag aus Sicherheitsgründen ab. rü

Bundesland: Baden-Württemberg

Betreiber: EnBW Kraftwerk

Inbetriebnahme: Block I 1976; Block II 1989

Restlaufzeit geplant: Block I Ende 2009; Block II 2021

Reaktortyp: Druckwasserreaktor

Leistung: Block I produziert 840 Megawatt; Block II etwa 1400 Megawatt. Beide zusammen ca. 16 Milliarden kWh jährlich.

Mitarbeiter: etwa 800


Unsere Atomkraftwerke

Isar I und II

Zwischenfälle: Aus den Meilern nahe Landshut sind keine Vorfälle mit Freisetzung von Strahlung bekannt. Im Block Isar I fallen 1991 vier Umwälzpumpen im Kühlwasserkreislauf aus, es kommt zu einer Instabilität und deshalb zur Schnellabschaltung des Reaktors.

Besondere Kennzeichen: Anfang 2004 wird eine Studie der Gesellschaft für Reaktorsicherheit bekannt, die für den Fall des Absturzes eines kleinen Passagierjets auf Isar I große Sicherheitsbedenken äußert. Bereits der Aufprall eines Airbus A 320 mit Tempo 360 könne zu einer "großflächigen Zerstörung des Reaktorgebäudes" und "früher Aktivitätsfreisetzung" führen. Im Frühjahr 2004 beantragt Eon für seine AKW die Genehmigung für Vernebelungsanlagen, die sicherheitskritische Anlageteile im Alarmfall verhüllen sollen. AKW-Gegner und das Bundesumweltministerium zweifeln, ob das reicht. Über eine Fertigstellung der Anlage ist nichts bekannt.

Isar I nutzt zur Kühlung die Isar, deren Wasser so um einige Grad erwärmt wird. Während der Hitzewellen 2003 und 2006 musste die Leistung des Blocks reduziert werden, um den Fluss nicht zu überhitzen. Erlaubt sind 25 Grad, die Landesregierung genehmigte aber zeitweise 27 Grad. Eon will die Zellenkühler erweitern, um das Problem zu schmälern. rü

Bundesland: Bayern

Betreiber: Isar I Eon; Isar II Eon/Stadtwerke München

Inbetriebnahme: 1979, 1988

Restlaufzeit geplant: 2011, 2020

Reaktortyp: Isar I Siedewasserreaktor; Isar II Druckwasserreaktor

Leistung: Isar I 880 Megawatt. Isar II 1400 MW, 12 Milliarden KWh/Jahr. Isar II war mehrfach Stromerzeugungs-Weltmeister.


Unsere Atomkraftwerke

Philippsburg 1 und 2

Störfälle: Ein schweres Versäumnis gibt es 2001 in Philippsburg. Im Oktober wird öffentlich, dass der Reaktor weiterbetrieben wurde, obwohl bekannt war, dass die Behälter mit Notkühlwasser zeitweise nicht ordnungsgemäß gefüllt waren. Die Betriebsmannschaft schätzte den Vorfall als sicherheitstechnisch bedeutungslos ein. Erst die sofort eingeleitete Nachforschung der Atomaufsicht des Bundes bringt die gravierende sicherheitstechnische Bedeutung ans Tageslicht. Block II des Kernkraftwerks wird wegen gravierender Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften abgeschaltet.

Das Bundesumweltministerium hat EnBW 2005 schwere Versäumnisse bei der Sicherheit im AKW vorgeworfen. Der Betreiber sei auf ein Störfallszenario nicht ausreichend vorbereitet gewesen und habe mit Verspätung auf Erkenntnisse reagiert und die Aufklärung verzögert, rügte das Ministerium.

Besondere Kennzeichen: Philippsburg 1 zählt zu den älteren deutschen Atomkraftwerken und gehört wie Krümmel, Brunsbüttel und Isar 1 zur "Baureihe 69". Sie sind besonders kompakt gebaut und damit anfälliger für Störungen. Philippsburg 2 zählt zu den "Vor-Konvoi"-Anlagen mit höheren Sicherheitsstandards als die älteren Siedewasserreaktoren. nkr

Bundesland: Baden-Württemberg

Betreiber: EnBW

Inbetriebnahme: 1979/1984

Restlaufzeit geplant: 2011/2017

Reaktortypen:

Siedewasserreaktor, Druckwasserreaktor

Leistung gesamt: 2380 MW maximal, jährlich 18 Milliarden Kilowattstunden

Mitarbeiter: 670


Unsere Atomkraftwerke

Gundremmingen B und C

Störfälle: Für Block B und C sind keine größeren bekannt.

1975 sterben in Gundremmingen Block A zwei Schlossermeister an den Folgen einer Verbrühung durch heißen Dampf. 1977 reißen Stromleitungen, 200 Kubikmeter stark radioaktives Wasser treten aus und verseuchen das Gelände. Gundremmingen A wird daher 1980 stillgelegt und seit Anfang der achtziger Jahre zurückgebaut.

Besondere Kennzeichen: Das AKW ist das leistungsstärkste in Deutschland. Die Betreiber haben eine Leistungserhöhung um 4,2 Prozent beantragt. Der Antrag wurde vom bayerischen Umweltministerium genehmigt und wird derzeit vom Bundesumweltministerium geprüft. 1995 wurden erstmals bei Siedewasserreaktoren in großem Umfang plutoniumhaltige Mischoxid-Brennelemente (MOX-BE) eingesetzt. Mit rund 40 000 Einwendungen protestierten Umweltschutzverbände.

Das AKW geriet in die Schlagzeilen, nachdem das Bundesamt für Strahlenschutz einen Bericht über eine "statistisch signifikant erhöhte Rate kindlicher Krebserkrankungen" im Umkreis der drei bayerischen Kernkraftwerke Isar, Grafenrheinfeld und insbesondere Gundremmingen veröffentlichte. Untersuchungszeitraum war 1983 bis 1996. nkr

Bundesland: Bayern

Betreiber: RWE/Eon

Inbetriebnahme: 1984

Restlaufzeit geplant: 2016, 2017

Reaktortyp: Siedewasserreaktoren (durch Kernenergie erzeugter Wasserdampf des Kühlkreislaufs treibt Turbinen direkt an)

Leistung insgesamt: 2680 MW max., jährlich 21 Milliarden kWh

Mitarbeiter: 780


Unsere Atomkraftwerk

Biblis A und B

Störfälle: Laut Umweltverbänden zählen Biblis A und B bauartbedingt zu den gefährlichsten Meilern Deutschlands. 2007 gab es in Biblis A 396 meldepflichtige Ereignisse, in Biblis B waren es 393. Nur Neckarwestheim 1 (414) und Brunsbüttel (451) übertreffen diese Störanfälligkeit. Biblis A war 2006 über ein Jahr abgeschaltet, weil tausende falsch montierter Dübel ausgetauscht werden mussten. Schon 1987 gab es einen schweren Zwischenfall. Es drohte ein schwerer Kühlmittelverlust, weil ein offen stehendes Ventil nicht erkannt worden war.

Besondere Kennzeichen: Die alten Meiler haben mehr Schweißnähte als die moderneren und somit mehr Bruchstellen. Der Sicherheitsbehälter, der den Reaktorkessel einschließt, ist weniger druck- und temperaturfest. Biblis A hat eine Wandstärke von nur 60 Zentimetern und hält so lediglich einem Sportflugzeug stand.

Block A hätte schon 2007 abgeschaltet werden sollen. Weil der Reaktor über ein Jahr stillstand, verschob sich der Termin auf Herbst 2009. Umweltverbände und Umweltministerium kritisieren, dass der Betreiber RWE weiter auf Zeit spielt. Wegen einer auf 125 Tage angesetzten Revision wird sich die Laufzeit wahrscheinlich bis 2010 verlängern, also bis nach der Bundestagswahl. nkr

Bundesland: Hessen

Betreiber: RWE

Inbetriebnahme: 1974,1976

Restlaufzeit geplant: 2009, 2010

Reaktortyp: Druckwasser-Reaktoren (erhitztes Wasser zirkuliert in geschlossenem Primärkreislauf, erzeugt Dampf in Sekundärkreislauf, der die Turbinen antreibt)

Leistung: Biblis A 1160 MW, Biblis B 1240 MW maximal, jährlich ca. 8 Milliarden Kilowattstunden

Mitarbeiter: 650


Unsere Atomkraftwerke

Brokdorf

Störfälle/Störung: Keine größeren Störfälle bekannt. Zahlreiche kleinere Pannen wie im März 2008: Bei einem Test kommt es beim Zuschalten einer Förderpumpe zu einem Kurzschluss in dem Schalter, der darauf in Brand gerät. 18 Minuten stehen nur zwei der vier Notstromstränge zur Verfügung - die Mindestanforderung für die Beherrschung von Störfällen.

Besondere Kennzeichen: In den 70er und 80er Jahren gibt es Demonstrationen mit teilweise über 100 000 Teilnehmern und großem Polizeiaufgebot gegen den Bau des Kraftwerks, was 1976 zum vorläufigen Baustopp führt. Brokdorf wird zum Symbol des Widerstands gegen die Atomindustrie. Das Verfassungsgericht erlässt im Mai 1985 den so genannten Brokdorf-Beschluss, weil es ein generelles Demonstrationsverbot gegen das geplante Atomkraftwerk für verfassungswidrig hält. Das Verbot war zuvor erlassen worden, weil Sicherheitsbehörden befürchteten, Atomkraft-Gegner könnten das AKW-Gelände besetzen. Ein halbes Jahr nach dem Super-GAU in Tschernobyl wird die Anlage 1986 schließlich in Betrieb genommen. Brokdorf zählt weltweit zu den AKW mit der höchsten Brutto-Jahresstromerzeugung. Seit 2007 ist der Standort Zwischenlager für Castor-Behälter. nkr

Bundesland: SchleswigHolstein

Betreiber: Eon/Vattenfall

Inbetriebnahme: 1986

Restlaufzeit geplant: Dez. 2018

Reaktortyp: Druckwasserreaktor (erhitztes Wasser zirkuliert in geschlossenem Primärkreislauf, erzeugt Wasserdampf in einem Sekundärkreislauf, der die Turbinen antreibt)

Leistung: 1440 Megawatt, entspricht 12 Milliarden kWh im Jahr

Mitarbeiter: 350


Unsere Atomkraftwerke

Brunsbüttel

Störfälle: Juni 1978: Leck im Leitungssystem. Daraufhin strömen zwei Tonnen radioaktiven Dampfes ins Reaktorgebäude. Das Kernkraftwerk wird für mehrere Wochen stillgelegt.

Dezember 2001: Wasserstoffexplosion in der Nähe des Reaktordruckbehälters. Der Betreiber meldet den Vorfall erst einige Monate später als "spontane Dichtungsleckage".

Nach Ansicht des Umweltministeriums hätte der Unfall im Reaktor im schlimmsten Fall zur Kernschmelze führen können.

Juni 2007: In Brunsbüttel kommt es zu einem Kurzschluss am Umspannwerk. Am selben Tag fängt ein Transformator auf dem Gelände des Kernkraftwerks Krümmel Feuer. Beide Meiler sind seit Juni beziehungsweise Juli 2007 abgeschaltet.

Die endgültige Abschaltung des Reaktors Brunsbüttel hat sich so vom Frühjahr 2009 - wie zunächst im Atomkonsens vorgesehen - auf 2010 verschoben.

Das Kraftwerk muss erst vom Netz, wenn es eine bestimmte, vereinbarte Menge Strom produziert hat. Damit bleibt Brunsbüttel bis nach der Bundestagswahl am Netz.

Besondere Kennzeichen: Das derzeit abgeschaltete Kraftwerk gilt als eines der fehleranfälligsten in Deutschland. Seit 2006 ist Brunsbüttel Zwischenlager für Castor-Behälter.

Bundesland: Schleswig-Holstein

Betreiber: Vattenfall/Eon

Inbetriebnahme: 1976

Restlaufzeit: zunächst vorgesehen 2009, verschoben auf 2010

Reaktortyp: Siedewasserreaktor (durch Kernenergie erzeugter Wasserdampf des Kühlkreislaufs treibt die Turbinen direkt an)

Leistung: derzeit Null. Im Normalbetrieb 800 Megawatt, das entspricht 6 Milliarden kWh im Jahr

Mitarbeiter: rund 460


Unsere Atomkraftwerke

Emsland

Störfälle: Keine größeren bekannt.

Besondere Kennzeichen: Das niedersächsische Kernkraftwerk aus der jüngeren Baulinie (Inbetriebnahme zwischen 1981 und 1989) gehört zur "Konvoi-Serie", es hat besonders dicke Wände. Die Reaktorkuppel etwa ist 1,80 Meter dick (im Vergleich: Biblis A 60 Zentimeter). Das AKW Emsland, wie die bauähnlichen Kraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2, besitzen daher einen vergleichsweise hohen Sicherheitsstandard.

In Lingen (Ems) steht auch das 1977 stillgelegte AKW Lingen I. Im Gegensatz zu den ebenfalls stillgelegten AKW Würgassen und Stade, die innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren abgerissen und deren Flächen begrünt werden sollen, wird der Atommeiler Emsland in einen sogenannten "Sicheren Einschluss" überführt. Er soll in den kommenden 30 bis 100 Jahren demontiert werden.

Das Bundesumweltministerium hat im April eine vom Betreiber RWE beantragte Übertragung von Strommengen vom Atomkraftwerk Emsland auf das älteste noch Strom erzeugende Kraftwerk Biblis A abgelehnt. Laut Atomgesetz dürfen Strommengen nur von älteren auf neuere Kraftwerke übertragen werden. Emsland ist Zwischenlager für Brennelemente seit 2002. nkr

Bundesland: Niedersachsen

Betreiber: RWE/Eon

Inbetriebnahme: 1988

Restlaufzeit geplant: 2020

Reaktortyp: Druckwasserreaktor (Wasser zirkuliert in geschlossenem Kreislauf, erzeugt im zweiten Kreislauf Wasserdampf für Turbinen)

Leistung: 1400 Megawatt maximal, jährlich 11 Milliarden kWh.

Mitarbeiter: 300


Unsere Atomkraftwerke

Grafenrheinfeld

Zwischenfälle: 1998 beschweren sich Hilfsorganisationen über den Katastrophenplan für das Kernkraftwerk, der keinen ausreichenden Schutz für die Bevölkerung biete. Weder sei der Katastrophenschutzplan zur Verfügung gestellt, noch mit den Hilfsorganisationen detailliert abgestimmt worden. In der Nacht zum 3. April 2002 wird das Atomkraftwerk wegen eines defekten Elektronik-Bauteils automatisch abgeschaltet.

Besondere Kennzeichen: Weil das Kernkraftwerk keinen Gleisanschluss hat, mussten Castor-Behälter mit alten Brennelementen per Tieflader an den wenige Kilometer entfernten Bahnhof nach Gochsheim gebracht und dort auf den Zug verladen werden, der sie in die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague bringen sollte. Die Aktionen waren meist von Protestmärschen der Anwohner begleitet. Mit dem 2006 fertiggestellten Zwischenlager für Brennelemente entfallen die Transporte des radioaktiven Materials. Das AKW ist eine "Vor-Konvoi"-Anlage mit etwas höherem Sicherheitsniveau als Altanlagen (dickere Wände).

In "Die Wolke" beschreibt Autorin Gudrun Pausewang einen fiktiven GAU im fränkischen Grafenrheinfeld. Das Buch wurde mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. nkr

Bundesland: Bayern

Betreiber: Eon

Inbetriebnahme: 1981

Restlaufzeit geplant: Juni 2014

Reaktortyp: Druckwasser-Reaktor (Wasser zirkuliert in geschlossenem Primärkreislauf, erzeugt Dampf im Sekundärkreislauf, der die Turbinen antreibt)

Leistung: 1345 MW maximal, jährlich 10 Milliarden kWh

Mitarbeiter: 300


Unsere Atomkraftwerke

Grohnde

Störfälle: Keine größeren bekannt.

Leichte radioaktive Verunreinigungen an der Privatkleidung von Beschäftigten geben dem niedersächsischen Umweltministerium im Jahr 1999 Rätsel auf. Das Ministerium berichtet, dass während der Revision dreimal an der Privatkleidung von Beschäftigten von Fremdfirmen geringe Mengen radioaktiver Partikel festgestellt worden seien. Diese seien offenbar von außerhalb der Anlage gekommen, da in ihrem Inneren das Tragen privater Kleidung verboten sei.

Besondere Kennzeichen: Das AKW ist mit einer Vernebelungsanlage ausgestattet - ein Pilotprojekt des Betreibers.

Im Falle eines Terrorangriffs soll die Atomanlage mit künstlichem Nebel verhüllt werden, um einen gezielten Flugzeugabsturz auf den Reaktor zu verhindern. Bei einem Angriff aus der Luft sollen die Nebelkerzen automatisch gezündet werden und den Reaktor in aufsteigende Nebelwolken hüllen. Der Betreiber will auch seine anderen Meiler mit diesen Anlagen bestücken.

Das Kernkraftwerk ist eine "Vor-Konvoi"-Anlage mit etwas höherem Sicherheitsniveau als Altanlagen (dickere Wände). Grohnde ist Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente seit 2006. nkr

Bundesland: Niedersachsen

Betreiber: Eon/Stadtwerke

Inbetriebnahme: 1984

Restlaufzeit geplant: Februar 2017

Reaktortyp: Druckwasser-Reaktor ( Wasser zirkuliert in geschlossenem Primärkreislauf, erzeugt im Sekundärkreislauf Dampf für Turbinen)

Leistung: 1430 MW maximal, jährlich ca. 11 Milliarden KWh

Mitarbeiter: 330


Unsere Atomkraftwerke

Krümmel

Störfälle: Im August 1993 wird das AKW abgeschaltet, nachdem insgesamt 72 Risse im Speisewassersystem und anderen Anlagenteilen gefunden worden waren. Nach Ansicht der Aufsichtsbehörde handelte es sich um Risse, die während des Betriebes gewachsen waren und als besonders gefährlich einzustufen sind. Das Kraftwerk ging über ein Jahr vom Netz. Trotz Reparaturen werden 1998 erneut Risse im Speisewassersystem gefunden.

Im Juni 2007 wird Krümmel per Schnellabschaltung heruntergefahren, nachdem ein Großbrand in einem Trafo-Gebäude ausbricht. Seitdem ist das Atomkraftwerk vom Netz.

Besondere Kennzeichen: Seit Anfang der 90er Jahre tritt Leukämie bei Kindern in der Region um das AKW ungewöhnlich häufig auf - dreimal mehr als statistisch zu erwarten. Eine Studie, die das Bundesamt für Strahlenschutz 2007 veröffentlicht, belegt, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Wohnortnähe zu einem Reaktorstandort deutlich zunimmt. Die Studie geriet in die Kritik, weil sie zwar den statistischen Zusammenhang der Entfernung des Wohnorts vom Standort des Atomkraftwerks erfasst, aber keine Aussagen zu den Ursachen der erhöhten Krebsraten trifft. Zwischenlager für Castor-Behälter. nkr

Bundesland: Schleswig-Holstein

Betreiber: Eon/Vattenfall

Inbetriebnahme: 1983

Restlaufzeit geplant: 2016

Reaktortyp: Siedewasserreaktor (durch Kernenergie erzeugter Wasserdampf des Kühlkreislaufs treibt die Turbinen direkt an)

Leistung: derzeit null, bei Betrieb 1400 Megawatt, entspricht ca. 10,5 Milliarden kWh

Mitarbeiter: 330


Unsere Atomkraftwerke

Unterweser

Zwischenfälle: 1998 versagt eines von vier Frischdampfsicherheitsarmaturen. Im schlimmsten Fall kann es deswegen zur Überhitzung im Reaktorkern und zum stärkeren Entweichen von Radioaktivität kommen.

Im Februar 2000 wird bekannt, dass Brennelemente aus dem englischen Sellafield mit gefälschten Sicherheitsdokumenten im Einsatz sind. Das AKW wird daraufhin kurzzeitig abgeschaltet, um die Brennelemente auszutauschen.

Im niedersächsischen Meiler wird bei der jährlichen Revision im Jahr 2007 eine falsche Einstellung des Notkühlsystems bemerkt. Als Ursache wird eine fehlerhafte Justierung an der Armatur bei der Revision 2006 genannt. Der Fehler war ein Jahr lang nicht bemerkt worden.

Besondere Kennzeichen: Das AKW gilt, wie alle der älteren Bauart, als unsicher, was Flugzeugabstürze angeht. Die Reaktorkuppel ist nur 80 Zentimeter dick. Die Stahlbeton-Umschließungen neuerer Meiler haben hingegen eine Stärke von 1,80 bis 2 Metern.

Unterweser würde den Aufprall eines Sportflugzeuges oder Kampfjets überstehen. Einem Passagierjet wird es nicht standhalten können. Seit dem Jahr 2007 ist Unterweser Zwischenlager für Castor-Behälter. nkr

Bundesland: Niedersachsen

Betreiber: Eon

Inbetriebnahme: 1978

Restlaufzeit geplant: September 2011

Reaktortyp: Druckwasserreaktor ( Wasser zirkuliert in geschlossenem Kreislauf, erzeugt im zweiten Kreislauf Wasserdampf für Turbinen)

Leistung: 1400 Megawatt maximal, jährlich ca. 10 Milliarden kWh

Mitarbeiter: 500


Unsere Atomkraftwerke

Die stillgelegten Anlagen

Während aktuell 17 AKW betrieben werden, wurden bereits 19 Meiler, darunter Prototypen und Versuchsanlagen, stillgelegt, demontiert oder "sicher eingeschlossen". Vollständig abgerissen und zur "grünen Wiese" verwandelt wurden Reaktoren in Großwelzheim und Niederaichbach in Bayern, "sicher" eingeschlossen der Siedewasserreaktor Lingen und der Meiler Hamm-Uentrop. Die übrigen Anlagen werden derzeit nach Angaben des Informationskreises Kernenergie zurückgebaut.

Nur zwei Jahre in Betrieb war der Heißdampfreaktor Großwelzheim (1) - und zwar von 1969 bis '71. Nachdem die Brennelemente entfernt waren, wurde er zu Experimenten, etwa zur Erdbebensicherheit der Kuppel, genutzt. Die Demontage begann 1995 und war wegen geringer Kontamination der Materialien bereits drei Jahre später beendet.

Das AKW in Niederaichbach (2) wurde ab 1988 zerlegt. Sechs Jahre dauerte die Demontage, zum Teil mit ferngesteuerten Robotern. Ab 1994 wurden die konventionellen Gebäudeteile abgebrochen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 140 Millionen Euro.

"Sicher eingeschlossen" wurde der Siedewasserreaktor Lingen (3) elf Jahre nach seiner Stilllegung, nämlich 1988. Der Einschluss sollte für 25 Jahre erfolgen, ehe das AKW abgerissen wird. Einschluss bedeutet, dass der Meiler in einen wartungsfreien Zustand gebracht wird. Ferner werden die Brennelemente entfernt, die Gebäude müssen bewacht werden. 1997 wurde auch der Hochtemperaturreaktor Hamm-Uentrop (4) eingeschlossen.

Gundremmingen A (5) wurde ab 1980 stillgelegt und zurückgebaut. Mittlerweile wurde der Reaktordruckbehälter zerlegt. Die strahlenden Stahlteile wurden in Metallbehälter verpackt und zwischengelagert. Wenn die Strahlung niedrig genug ist, können Metall und Abbruch auch auf normalen Deponien gelagert werden. Die Gebäude werden derzeit dekontaminiert.

Seit 1987 wird der Forschungsreaktor Karlsruhe (6) demontiert. Der Druckbehälter wird unter anderem mit einer riesigen Bandsäge zerlegt. 2010 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Das Versuchs-AKW Kahl (7) war das erste in Deutschland überhaupt. Es wurde 1985 nach 25 Betriebsjahren stillgelegt. Der Rückbau soll noch 2008 abgeschlossen werden.

Seit 1988 wird im Versuchsatomkraftwerk Jülich (8) kein Strom mehr hergestellt. Neu beim Abbruch ist das Konzept, den Reaktorbehälter als Ganzes zu entfernen. Dazu wird er mit Porenleichtbeton gefüllt. Die Demontage läuft.

Die erste Genehmigung für den Abbau des AKW Mülheim-Kärlich (9) wurde 2004 erteilt. Derzeit werden die stark kontaminierten Teile entfernt. Für den Meiler in Rheinsberg (10) an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurde bereits 1990 - kurz nach der "Wende" - der Stilllegungsbeschluss gefasst. Fünf Jahre später wurde mit dem Abbruch begonnen. Die Arbeiten laufen noch. Das AKW Greifswald (11) umfasst fünf Reaktoren russischer Bauart. Der Rückbau ist das weltweit größte Projekt dieser Art und soll bis 2012 abgeschlossen sein.

Der Natrium-gekühlte Meiler in Karlsruhe (12) war ein Versuchs-AKW, das zeitweilig als Schneller Brüter genutzt wurde. Wegen der dadurch bedingten hohen Strahlung müssen nicht nur der Reaktortank, sondern auch weitere Teile fernhantiert zerlegt werden. Der Rückbau begann 1993 und soll 2010 fertig sein.

Das AKW Würgassen (13) lieferte bis 1994 Strom. Derzeit wird der Reaktor-Druckbehälter demontiert. Die Arbeiten sollen bis 2014 dauern. Ebenfalls bis dahin soll sich das Kraftwerksgelände Stade (14) wieder in eine "grüne Wiese" verwandeln. Bleiben wird dort allerdings ein Zwischenlager für radioaktive Rückbauabfälle. Das AKW Obrigheim (15) wurde 2005 vom Netz genommen, nachdem das festgelegte Stromkontingent erzeugt war. Seitdem laufen die Vorbereitungen für den Rückbau. hein

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