Presseauswahl ab Mai 2007

Presseauswahl der BI bis April 2007

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Deutschland, 2007-05-31

EU-Atom: LobbyControl beleuchtet Brüssler Atomlobby

Ergebnis: Brüssel hat ein kontinuierlich aktives und breit angelegtes Pro-Atom Netzwerk mit enormen finanziellen Ressourcen

Rund um die Abstimmung im EP zum 50jährigen Bestehen des Euratom- Vertrages hat sich die deutsche NGO LobbyControl mit der Position der Atomlobby in Brüssel befasst. Ein 9seitiges Hintergrundpapier beleuchtet den Einfluss mächtiger Lobbyorganisationen auf die Europaabgeordneten - vom Entwurf über die Debatten im Ausschuss und die Abstimmung im Plenum selbst. Aufgezeigt werden auch einige "Merkwürdigkeiten", die die Einflussnahme Atomfreundlicher Dritter nahe legen: zB lag der Berichtsentwurf zunächst nur auf französisch vor, obwohl der Berichterstatter nicht französisch spricht - wohl aber die zuständige Sachbearbeiterin, die gerade rechtzeitig für diesen Bericht vom französischen Wirtschaftsministerium/ Unterabteilung Atomenergie, zum EP wechselte.

Insgesamt, so LobbyControl, zeigt das Papier, dass es in Brüssel ein kontinuierlich aktives und breit angelegtes Pro-Atom Netzwerk mit enormen finanziellen Ressourcen gibt. Zu den Instrumenten gehören ua All- inclusive-Fahrten zur AKW-Besichtigung und großzügige Dinner-Debatten.

weitere Informationen auf externem Link:

http://www.lobbycontrol.de/blog/wp-%20content/uploads/2007/05/hintergrundpapier-atom-lobby-brussel.pdf

Hintergrundpapier 50 jahre Euratom - die privilegierte Position der Atomlobby in Brüssel (153kb)

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Spiegel 25.05.2007

126 AKW-Pannen im vergangenen Jahr

In den 17 deutschen Atomkraftwerken ist es im vergangenen Jahr zu insgesamt 126 Pannen gekommen. Dies geht aus einem Bericht des Bundesumweltministeriums für den Bundestag hervor, wie das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» am Freitag vorab berichtete.

Hamburg (ddp). In den 17 deutschen Atomkraftwerken ist es im vergangenen Jahr zu insgesamt 126 Pannen gekommen. Dies geht aus einem Bericht des Bundesumweltministeriums für den Bundestag hervor, wie das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» am Freitag vorab berichtete. An der Spitze der Zwischenfall-Statistik liegt das Kernkraftwerk Krümmel bei Hamburg. Hier wurden 15 «meldepflichtige Ereignisse» gezählt. Es folgen der hessische Meiler Biblis B mit 14 Meldungen und das Kernkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein mit 11 Pannen. Mehr als die Hälfte aller Zwischenfälle (64) ereignete sich nach Angaben des Ministeriums in den sieben Altmeilern, die vor 1980 in Betrieb gingen. Laut Gesetz müssen die Kraftwerksbetreiber alle sicherheitsrelevanten Vorkommnisse nach einem abgestuften Verfahren der Atomaufsichtsbehörde anzeigen. Meldepflichtig sind neben schweren Störfällen, bei denen Radioaktivität austritt, auch kleinere Pannen wie der zeitweilige Ausfall von Pumpen oder Stromsystemen. ddp/stu/kos

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DIE ZEIT 17.05.2007

Hacken für den Staat

Polizei und Geheimdienst wollen Computer ausspähen. Womöglich sind nicht die juristischen Hürden das Problem, sondern die technischen.

Von Lutz Herkner

Eigentlich ist Hacken, also das Eindringen in fremde Computersysteme, illegal. Stecke jedoch die Regierung dahinter, gehe das schon in Ordnung &endash; meinen zumindest Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und sein Vorgänger Otto Schily (SPD). Letzterer hatte vor Jahren eine Dienstvorschrift unterschrieben, die es deutschen Geheimdiensten gestattete, heimlich auf Computerfestplatten zu schnüffeln &endash; über die Onlineverbindung. Der Bundesgerichtshof stellte zwar fest, dass dies mangels Rechtsgrundlage illegal ist. Doch Verfassungsschutz und BND fühlten sich nicht an dieses Urteil gebunden. Es gelte nur für Strafverfolgungsbehörden, so Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm. Innenminister Schäuble hat die Onlinedurchsuchung zwar vorerst gestoppt &endash; kämpft aber weiter für ein entsprechendes Gesetz.

Wie ist das Ausspähen eines Computers technisch möglich? Der Wunsch des Staates, die Computer der Deutschen mit Hackermethoden unbemerkt zu durchsuchen, führte schnell zum Schlagwort vom »Bundestrojaner«. Unter solchen »trojanischen Pferden« versteht man Software, die, als nützliche Anwendung getarnt, ihren Weg auf den Rechner findet. Dort angelangt, beginnt der Trojaner zu schnüffeln, vom Anwender völlig unbemerkt. Dabei kann das Schadprogramm (engl.: malware) beispielsweise die Kontakte und E-Mails im Postfach des Rechners analysieren, Bankdaten, Passworte und Kreditkartennummern sammeln oder Dokumente sowie besuchte Webseiten nach vorgegebenen Stichworten durchsuchen. Die zusammengerafften Informationen lassen sich anschließend unbemerkt über das Internet weiterleiten. Die Aktionen sind nur von der Fantasie des Hackers begrenzt; das Problem besteht lediglich darin, den Trojaner auf den Computer zu schaffen.

Der Bundesinnenminister als zeitgenössischer Odysseus? Nicht so schnell mit den hölzernen Pferden! Noch herrscht ob der technischen Umsetzung der Schäubleschen Pläne offenbar Ratlosigkeit &endash; von den verfassungsrechtlichen und politischen Bedenken einmal ganz abgesehen. Der Bundesregierung fehlt nach eigenem Bekunden jede Vorstellung davon, wie heimliche Onlinedurchsuchungen von Computern durch das Bundeskriminalamt (BKA) technisch am besten durchgeführt werden könnten. Dies ergab eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsabgeordneten Gisela Piltz. Das verwundert wenig, denn Schäubles Vorhaben ist aus technischer Sicht alles andere als trivial.

Denn erstens gelangen Trojaner &endash; wie andere Computerschädlinge auch &endash; meist per Zufall und durch eine möglichst dynamische Verbreitung auf die Rechner. Der gezielte Angriff auf einen einzelnen Computer ist dagegen technisch schwieriger. Doch genau dies ist angeblich der Plan: »99,99 Prozent der Menschen werden von der Onlinedurchsuchung gar nicht betroffen sein«, so BKA-Chef Jörg Ziercke. »Wir setzen diese Instrumente sehr gezielt ein.« Verständlich, denn einmal in Umlauf gebrachte Schadprogramme lassen sich kaum kontrollieren: Für die digitalen Spione ist es egal, ob der Rechner des Nutzers in Deutschland oder anderswo auf der Welt steht &endash; das Internet kennt keine Grenzen. Schadensersatzansprüche in Millionenhöhe könnten auf die Regierung zukommen, ließe sich die Spur bis zu den Bundeshackern zurückverfolgen. Ein solches Risiko wird keine Regierung eingehen wollen.

Also bleibt nur der kontrollierte Angriff auf den einzelnen Rechner &endash; doch der birgt ein gewaltiges Problem. Jedes Ziel im Internet wird nämlich über eine so genannte IP-Adresse angesprochen, sei es nun ein Computer oder eine Webseite. ZEIT online beispielsweise ist unter der IP-Adresse 217.13.68.162 erreichbar. Private Webnutzer erhalten ihre IP-Adresse automatisch, sobald sie sich bei ihrem Internetprovider anmelden &endash; sie ist jedoch bei jeder Einwahl eine andere. Für einen gezielten Angriff bräuchte das BKA also die aktuelle IP-Adresse des Verdächtigen in Echtzeit. Das wiederum würde einen direkten Zugriff auf die Datenbanken der Internetprovider erfordern, was diese quasi zu Erfüllungsgehilfen der staatlichen Hacker machen würde &endash; aus juristischer und technischer Sicht etwas ganz anderes als beispielsweise die passive Überwachung von E-Mails.

Und mit dem Herausfinden der IP-Adresse ist der Job der BKA-Experten noch längst nicht beendet. Das Spionageprogramm muss auch noch auf den Computer der Zielperson gelangen. Hierfür stehen zwei Alternativen zur Wahl: Entweder sie verschicken den Schädling einfach per E-Mail, beispielsweise in Form von angeblichen Telefon- oder Möbelhausrechnungen. Ein Klick, und der Rechner ist gekapert. Ob jedoch ausgerechnet Terroristen darauf hereinfallen, darf bezweifelt werden. Trick Nummer zwei: Der Hacker nutzt Lücken in weitverbreiteten Programmen wie dem Internet Explorer, Word, Outlook oder dem Betriebssystem selbst. Diese Lücken werden jedoch im Durchschnitt nach 47 Tagen geschlossen, dokumentiert der 11.Internet Security Threat Report der Sicherheitsfirma Symantec. Die BKA-Hacker müssten also statistisch alle sechs Wochen eine neue Lücke ausfindig machen, um den »Bundestrojaner« installieren zu können. Umso wahrscheinlicher wird es, dass sich Schäubles Schnüffler direkt beim Provider in die Internetverbindung einklinken und diese manipulieren. »Beim Download einer Datei wie etwa dem automatischen Update von Windows ließe sich die übertragene Datei problemlos mit dem Trojaner infizieren«, sagt Thilo Weichert, Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD). Da die Provider bereits 2005 Hardware zur umgehenden Überwachung von E-Mails an ihre Systeme anschließen mussten, dürfte die Umrüstung auf derlei Maßnahmen unproblematisch vonstattengehen. George Orwell lässt grüßen.

Der »Bundestrojaner« müsste noch eine weitere Hürde nehmen. Aktuelle Betriebssysteme wie Windows Vista, in DSL-Modems integrierte Firewalls sowie Schutzprogramme wollen ja gerade den unberechtigten Zugriff auf die Inhalte des Rechners verhindern. Moderne Sicherheitssoftware ist nicht einmal mehr auf spezielle Virensignaturen angewiesen, um malware zu erkennen. Immer intelligentere Programme überprüfen die gesamte Rechneraktivität und schlagen Alarm, sobald sich etwas Verdächtiges tut. Ob es sich dabei um den »Bundestrojaner« oder einen kriminellen Angriff handelt, vermag der Virenschutz nicht zu unterscheiden. Um all diese Klippen zuverlässig zu umschiffen, dürften die beiden bislang beim Bundeskriminalamt für Onlinedurchsuchungen geplanten vorgesehenen Planstellen kaum genügen.

Es sei denn, Schäuble würde als Nächstes die Implementierung eines Generalschlüssels für seine Onlinedurchsuchungen fordern. Eine Idee, die die Branche verständlicherweise auf die Barrikaden treibt. »Solch eine Aufforderung würde jede Antivirenlösung ad absurdum führen«, schimpft Magnus Kalkuhl, Virenanalyst beim Security-Haus Kaspersky. »Denn erstens würden dann ganz schnell auch andere Regierungen bei uns auf der Matte stehen, und zweitens wäre ein Freifahrtschein für den ðBundestrojanerÐ ein gefundenes Fressen für jeden Hacker mit kriminellen Absichten.« Auch Microsoft als weltweit größter Anbieter von Betriebssystemen müsste mit ins Boot geholt werden. Entgegen anders lautenden Gerüchten bestreitet der Konzern, dass in Windows bereits entsprechende Schlupflöcher eingebaut seien: »Es gibt keine Vereinbarung mit staatlichen Stellen, weder hier noch anderswo auf der Welt, die das offizielle Eindringen auf Computersysteme für die Polizei ermöglicht«, beteuert Microsoft-Sprecher Thomas Baumgärtner.

Davon raten Datenschützer auch dringend ab: »Damit würde die Büchse der Pandora geöffnet«, warnt Weichert vom ULD. »Die Vergangenheit hat gezeigt, dass einmal bereitgestellte Technologien im Laufe der Zeit für immer umfangreichere Informationssammlungen herangezogen werden. Eröffnete man auf diese Weise den Zugang zu sämtlichen Rechnern in Deutschland, auf denen heutzutage praktisch alle wichtigen Daten liegen, wäre der gläserne Bürger Realität. Es gäbe keine Geheimnisse mehr.«

Lutz Herkner ist Fachjournalist für Computer- und Telekommunikationstechnik in München

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Münsterland Zeitung 17.05.2007

Schöpfung bewahren

Ahaus - Die Katholische Frauengemeinschaft im Kreisdekanat Borken lädt am kommenden Sonntag um 13.30 Uhr zum monatlichen Gottesdienst an der Ammelner Kapelle zum Thema "Bewahrung der Schöpfung" ein. Der Gottesdienst wird dieses Mal von Frauen des kfd-Dekanatsteams Ahaus vorbereitet.

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Münsterland Zeitung 17.05.2007

Bürgerinitiative ruft zum 150. Sonntagsprotest auf

Ahaus - Die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" ruft am kommenden Sonntag zum 150. Sonntagsspaziergang auf. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Brennelemente Zwischenlager in Ammeln. Seit mehr als 30 Jahren, so BI-Sprecher Felix Ruwe, zeigten Atomkraftgegner in Ahaus "eindrucksvollen Widerstand" gegen eine "verfehlte Energie- und Umweltpolitik". Ruwe: "Der 150. Sonntagsspaziergang belegt unseren langfristigen Widerstandswillen eindrucksvoll." Auch der G8-Gipfel werde von der BI kritisch begleitet", ergänzt der BI-Vorsitzende Burkhard Helling und weist zugleich darauf hin, dass es bei der Bürgerinitative für 25 Euro Fahrkarten zur Demonstration gegen den G8-Gipfel gibt. >> www.bi-ahaus.de

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Net.Tribune 09. 05. 2007

2.300 Zwischenfälle in deutschen AKWs

Brüssel - (AP) Seit Anfang der 90er Jahre haben sich allein in deutschen Atomkraftwerken fast 2.300 Zwischenfälle ereignet. Das geht aus einer Untersuchung hervor, die die Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms am Mittwoch in Brüssel vorstellte. Die meisten Zwischenfälle seien allerdings als nicht sicherheitsrelevant eingestuft worden, schreiben die Autoren der Studie, acht Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, den USA und Frankreich.

Die Experten melden jedoch Zweifel an der Zuverlässigkeit der internationalen Skala INES (International Nuclear Event Scale) an. Von den deutschen Fällen seien 2.200 der untersten Stufe 0 (»ohne Bedeutung für die Sicherheit) zugeordnet worden, heißt es in dem Papier. Nur 72 seien auf der siebenstufigen Skala höher eingeordnet worden. In Frankreich seien rund 1.600 Ereignisse der Stufe 1 zugeordnet worden, die US-Behörden hätten im gleichen Zeitraum dagegen nur 22 Zwischenfälle überhaupt an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gemeldet. Dies werfe die Frage auf, ob die Zwischenfälle tatsächlich einheitlich bewertet würden.

 

Problematisch sei, dass INES Zwischenfälle, bei denen keine Radioaktivität austrete, teilweise gar nicht erfasse, schreiben die Wissenschaftler. Die Grünen-Politikerin Harms wies darauf hin, dass auch bei dem gefährlichen Störfall im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark im vergangenen Juli keine Radioaktivität ausgetreten sei. 

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Süddeutsche Zeitung, 9.5.07

Sicherheits-Studie

"Alarmierende Situation bei Atomkraftwerken"

Unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit ist es seit der Katastrophe von Tschernobyl zu einer großen Zahl von Vorfällen in Atomkraftwerken gekommen - auch in Deutschland. Das berichtet ein internationales Team von Wissenschaftlern.

Auch nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 hat es internationalen Wissenschaftlern zufolge weit mehr Unfälle in Atomkraftwerken gegeben als in der Öffentlichkeit bekannt geworden ist.

Das berichtet ein internationales Team von Wissenschaftlern. Die Grünen im Europaparlament legten in Brüssel die entsprechende Studie vor.

"Wir haben es 21 Jahre nach Tschernobyl mit einer alarmierenden Situation zu tun", sagte der Leiter des Instituts für Risikoforschung der Universität Wien, Wolfgang Kromp, der die Studie mit verfasst hat.

Die Wahrscheinlichkeit eines "schwerwiegenden Unfalls" nehme zu. Oft mangele es an erfahrenem Personal und Geld. Auch der Terrorismus stelle eine wachsende Bedrohung dar. Die Atomkraft müsse deshalb den "geordneten Rückzug" antreten.

Jedes Jahr gibt es den Autoren zufolge weltweit mehrere tausend Zwischenfälle in den Meilern, bis zu 800 allein in Frankreich. In Deutschland waren es seit Anfang der 90er Jahre 2200 Zwischenfälle der untersten Stufe 0 ("ohne Bedeutung für die Sicherheit). Nur 72 seien auf der siebenstufigen Skala höher eingeordnet worden.

Zu einem Vorfall der Klasse 1 "Störung" kam es zuletzt am gestrigen Dienstagmorgen im Atomkraftwerk Philippsburg, wie das baden-württembergischen Umweltministerium heute meldete. Im Block 1 des AKW sei Stickstoffgas aus dem Sicherheitsbehälter über die Personenschleuse aus fehlerhaft verschlossenen Ventilen entwichen. Radioaktivität wurde nicht frei. Das entwichene Stickstoffgas sei "frei von Radioaktivität" gewesen, berichtete das Ministerium.

In Frankreich seien rund 1600 Ereignisse der Stufe 1 zugeordnet worden, die US-Behörden hätten im gleichen Zeitraum dagegen nur 22 Zwischenfälle überhaupt an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) gemeldet. Dies werfe die Frage auf, ob die Zwischenfälle tatsächlich einheitlich bewertet würden, schreiben die Autoren der Studie, acht Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, den USA und Frankreich.

Zwei gefährliche Vorfälle in Deutschland

Die Studie "Restrisiko" beschreibt auch 16 der gefährlichsten Fälle der vergangenen 20 Jahre, davon zwei in Deutschland. So habe im Dezember 2001 in Brunsbüttel eine Wasserstoffexplosion Rohrleitungen des Sprühsystems am Siedewasserreaktor stark beschädigt. Bis dahin sei eine derartige Explosion nahezu ausgeschlossen worden und die Anlage habe umfangreich nachgerüstet werden müssen.

"Die Wahrnehmung der vergangenen Jahre, dass man die Kernenergie in den Griff bekommen hat, ist eine Illusion", warnte Co-Autor Mycle Schneider.

Ein großes Problem ist den Autoren zufolge die Kategorisierung der Vorfälle. Die Internationale Ereignis-Skala (INES) der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) sei irreführend, weil sie nur die Strahlung bewerte und damit das Gefahrenpotenzial erst berücksichtige, wenn es zu spät sei, hieß es.

Die Experten warnten auch vor dem Betrieb von Reaktoren sowjetischer Bauart in Osteuropa. Derartige Pläne etwa des italienischen Energiekonzerns ENEL seien gefährlich. "Diese Sicherheitsphilosophie führt zu deutlichen Risiken", sagte Kromp.

Die Vizechefin der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, warnte davor, die Atomkraft als Gegenmittel zum Klimawandel auszuweiten. "Die Unternehmen nutzen jetzt die Klima-Debatte als dubiose Trittbrettfahrer, um ihre Reaktoren wieder an den Mann zu bringen." Risikoforscher Kromp forderte, auf Energieeffizienz zu setzen. "Wir müssen unseren Lebenswandel ändern."

(dpa/AP)

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sofa-ms 04.05.2007

EON weicht kritischen Atomfragen auf Aktionärsversammlung aus !

AtomkraftgegnerInnen aus mehreren europäischen Ländern haben gestern vor und während der EON-Aktionärsversammlung in Essen gegen die aggressive Atompolitik von EON protestiert. EON plant u. a. in Finnland, Großbritannien, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien neue AKWs. Auch den Export von Gronauer Uranmüll nach Russland will EON nicht stoppen. Zusammen mit RWE hält EON das deutsche Drittel an der Urenco Ltd.

Vorstandschef Bernotat gab gleich zu Anfang die Linie vor: "Wir setzen auf den Ausbau der Kernenergie in Europa." Auch Deutschland brauche "keine Denkverbote." Bei konkreten AKW-Plänen sieht es allerdings nicht ganz so rosig aus. In Bulgarien gebe es "Eigentums- und Finanzierungsprobleme", in Rumänien verzögere sich das Bieterverfahren auf unbestimmte Zeit, zum slowakischen AKW-Projekt in Bohunice wollte er gar nichts sagen und in Finnland wolle man zunächst ein Grundstück kaufen und es sei noch zu früh, mehr zu sagen.

Dieses ständige Ausweichen vor konkreten Aussagen setzte sich beim Thema Urenco, Urananreicherung und Uranmüllexporte nach Russland fort. Vertreter von Ecodefense, Urgewald und SOFA kritisierten in ihren Reden vor den Aktionären scharf die dreckigen Urangeschäfte von EON. Bei den Antworten hatte EON z. T. alle Mühe, den Überblick zu behalten. So verwechselten sie u. a. ihre eigenen Vorstandsmitglieder ...

Nein, man wolle die Urenco-Anteile nicht verkaufen und man kenne auch nicht die genauen Verträge zwischen Urenco und der russischen Staatsfirma Tenex bezüglich des Uranmüll-Deals. Dabei ist EON-Energie-Vorstand Hohlefelder auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Urenco. Allerdings gab EON-Chef Bernotat zu, dass Tenex "eine finanzielle Vergütung" von Urenco bekommt. Zuletzt wollte Urenco selbst das nicht mehr bestätigen.

Neu war die Behauptung, dass EON keinen Imageschaden in Russland befürchtet, weil "die OECD und das BMU (Bundesumweltministerium) bestätigen, dass abgereichertes Uran ein Wertstoff und kein Abfall ist." Na, das wird die Menschen am Ural und in Sibirien ja sehr beruhigen ...

Bernotat sagte zudem zu den engen personellen Verflechtungen der EON-Spitze mit Gazprom und der russischen Regierung, "die russische Regierung übt keinen Einfluss auf EON aus, und ich nehme an, auch nicht auf Urenco." Sehr überzeugt scheint er selbst nicht zu sein.  

EON bestätigte, dass seit Mitte der 90er Jahre 80 000 t abgereichertes Uran von Urenco nach Russland geliefert wurde, davon allein 20 000 t aus Gronau. Bis zum Ende des derzeitigen Vertrages im Jahre 2009 sollen noch insgesamt rund 20 000 t hinzukommen. Bernotat betonte, dass nur ein Teil davon wiederangereichert nach Gronau zurückkommen "kann". Das heißt, EON weiß nicht oder will nicht sagen, ob Gronau überhaupt wiederangereichertes Uran aus Russland bekommt, wie offiziell immer behauptet wird. Das macht den angeblichen Wiederanreicherungsdeal für den "Wertstoff" immer zweifelhafter.

Zu guter Letzt wollte EON auch nicht den Termin für den nächsten Urantransport bestätigen. Aus gut informierten Quellen wird jedoch der 9. Mai als derzeitiger Favorit gehandelt.

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Deutschland, 2007-05-03

Nächster Urantransport Gronau - Russland am 9. Mai ?

Der nächste Urantransport Gronau - Russland soll vermutlich am 09. Mai starten !

Weitere Infos auf [ www.sofa-ms.de ]:Hintergrund: Transport von abgereichertem Uran nach Russland ]

Urantransporte Gronau - Russland

In unregelmäßigen zeitlichen Abständen rollen aus der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau Transporte mit abgereichertem Uranhexafluorid (UF6), das bei der Verarbeitung von UF6 zu angereichertem Uranhexaflourid anfällt, welches als Grundlage für die Herstellung von Brennstoff für Atomkraftwerke benutzt wird, dient.

Nach Angaben der russischen Umweltschutzorganisation Ecodefense werden jährlich 3.000 bis 4.000 Tonnen Uranhexafluorid aus Deutschland per Schiff und Bahn nach Russland gebracht. Drei- bis viermal jährlichen rollen die Züge zu sibirischen Chemiekombinaten. Zielorte sind die Städte Angarsk, Nowouralsk und Sewersk, wo jeweils eine Urananreicherungsanlage aus dem ehemaligen russischen Rüstungsprogramm läuft. Insgesamt nehmen die drei russischen Anlagen bis zu 10.000 Tonnen abgereichertes Uran pro Jahr an, das Meiste kommt aus Westeuropa. Das Abfallsprodukt aus der westeuropäischen Herstellung von Brennstoff für Leichtwasserreaktoren soll in russischen Anlagen wiederangereichert werden.

Herkunft und Verarbeitung

Natururan, in einem Bergwerk abgebaut, hat einen Anteil an spaltbarem U-235 von weniger 0,3%. Dieser Anteil muss für den Einsatz als Brennstoff in herkömmlichen Atomkraftwerken (Leichtwasserreaktoren) auf ca. 3% erhöht werden. Dies geschieht mithilfe eines technischen Verfahrens, der Urananreicherung.

Grundlage für die Anreicherung ist das mithilfe eines chemischen Prozesses in einer Konversationsanlage, z.B. im französischen Pierrelatte, hergestellte Uranhexafluorid UF6, das unter Normalbedingungen kristallin, ab 56° C gasförmig vorliegt.

Das Uranhexafluorid (UF6) mit einem Gehalt an spaltbarem Uran-235 von ca. 0,3% wird mit Bahntransporten in die UAA Gronau geliefert und dort mithilfe von Gaszentrifugen angereichert.

Endprodukte sind zum einen das angereicherte Uran mit etwa 3% U-235-Anteil, welches zur Brennelementeherstellung z.B. zur westfälische ANF Lingen (Tochterfirma der Areva NP) transportiert wird, zum anderen fallen sog. "Tails" an, abgereichertes Uranhexafluorid, das einen U-235-Anteil von ca. 0,3% besitzt und daher keine direkte Anwendung als Brennstoff in AKW finden kann. In der Brennstoffproduktion für AKW handelt es sich also um eine Art von Abfallstoff.

Das Verhältnis von angereichertem zu abgereichertem Uran beträgt etwa 1 : 5,5 - es entstehen also bei der Herstellung von einer Tonne angereichertem Uran 5,5 Tonnen abgereicherte "Tails". So lagern an den Standorten der großen Anreicherungsanlagen in den USA, in Russland und in Frankreich bereits mehrere hunderttausend Tonnen Tails.

Abgereichertes Uran - "Tails"

Die "Tails" finden unter anderem Anwendung als Ausgleichsgewichte für Flugzeugtragflächen aber auch als Uranmunition, Ummantelung von herkömmlicher Munition zur Steigerung der Durchschlagskraft. Auch der Einsatz in einem "Schnellen Brüter" wäre möglich - das deutsche Experiment in Kalkar wurde allerdings 1985 aufgegeben. Zudem ist wiederum eine erneute Anreicherung möglich, aus wirtschaftlichen Gründen wird die Möglichkeit allerdings nicht angewandt.

Das Problem einer großen Urananreicherungsanlage - wie in Gronau mit einer Kapazität von mehr als 1.500 Tonnen Urandurchsatz pro Jahr, sind also große Mengen an anfallendem abgereichertem UF6-Abfall.

Urananreicherungsanlage Gronau

In der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage Gronau (UAA) wird von der URENCO mithilfe des Gas-Zentrifugen-Verfahrens Uranhexafluorid angereichert.

[ Urananreicherungsanlage Gronau ]

 

Was wird transportiert?

Abgereichertes Uranhexafluorid (UF6), die sog. "Tails", bis zu 1.000 Tonnen pro Transport.

Das UF6 wird in gasförmigen Zustand in speziellen Behältern transportiert. Auf die Transportwaggons werden spezielle Gestelle montiert, in denen die fass-ähnlichen Behälter gelagert werden.

Wohin wird transportiert?

Ziel der Transporte sind drei Urananreicherungsanlagen

in Russland:[ Novouralsk ] [ Seversk ] [ Angarsk ]

 

Wann wurde und wird transportiert?

Die Verantwortlichen versuchen mit unterschiedlichen Miteln die Transport von UF6 geheim zu halten. Dank aufmerksamer Aktivisten ist es ihnen gelungen, diverse Transporte noch vor ihrer Abfahrt zu enttarnen. Öffentlich bekannte Transporttermine waren (unvollständig):

2007:

28.02.2007

31.01.2007

2006:

31.05.2006

19.04.2006

25.01.2006

2005:

13.04.05

02.03.05

2004:

22.06.2004

06.04.2004

31.05.2006 02.03.2005 31.05.2006 13.04.05

Transportablauf:

Die Beladung von 19 Waggons auf dem Gelände der UAA Gronau mit Uranhexafluorid dauert rund zwei Wochen. Die Transportdauer von Gronau bis nach Ekateringburg / Urananreicherungsanlage Novouralsk beläuft sich auf ca. 8 Tage.

Einzeletappen am Beispiel des Transports am 28.02.2007

Abfahrt Gronau: 28.02.2007, 19.15 Uhr

Abfahrt Rotterdam: 02.03.2007, 16.00 Uhr

Ankunft St. Petersburg: 07. März, gegen 15.00 Uhr

Ankunft Ekaterinburg: ca. 08. März

Transportstrecken

Der Atommüll wurde im Februar/März 2007 von der Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau in die russische Atomfabrik Novouralsk bei Ekaterinburg gebracht. Alternativer Zielort sind die Urananreicherungsanlagen Seversk und Angarsk.

1. Gronau - Rotterdam

Der Transport des abgereicherten Urans erfolgt vom Gelände der UAA Gronau bis zum Verladehafen Rotterdam mit der Eisenbahn. In Rotterdam werden die Waggons auf ein Spezialschiff verladen.

Detailstrecke und Uhrzeiten/Fahrzeiten (Erfahrungswerte):

Gronau (Abfahrt ca. 19.15 Uhr) - Ochtrup (ca. 19.25 Uhr) - Burgsteinfurt (ca. 19.40-45 Uhr) - Altenberge (mit Zwischenstopp) - Münster Hbf (ca. 20.40 Uhr) - Güterbahnhof Münster (Cineplex oder Alfred-Krupp-Weg/Dammstr., ca. 20.40 - 21.15 Uhr) - Münster Hbf (ca. 21.15 Uhr) - Greven (ca. 21.25 Uhr) - Emsdetten (ca. 21.30 - 21.40) - Mesum - Rheine (ca. 21.35 - 21.50 Uhr) - Salzbergen - Schüttorf - Bad Bentheim (ca. 21.50 - 22.00 Uhr + Rangierzeit) - Hengelo (ca. 22.30 - 23.30 Uhr) - Borne - Almelo - Wierden - Rijssen - Holten - Deventer - Apeldoorn - Terschuur - Amersfoort - Utrecht - Gouda - Rotterdam.

2. Rotterdam - St. Petersburg

Den Transport auf dem Seewege wird mithilfe eines Spezialschiffes zurückgelegt.

Es handelte sich hierbei Ende Februar 2007 um die "MV Doggersbank" der niederländischen Reederei Wagenborg aus Delfzijl (gegenüber von Emden). Diese betreiben z. B. auch die Personenfähren nach Ameland.

Weitere Informationen: [ www.wagenborg.com ]

Auf dem Weg nach Sankt Petersburg gibt es zwei mögliche Routen:

Für den Schifftransport von Rotterdam nach St. Petersburg stehen im Wesentlichen zwei Routen zur Verfügung:

Route durch das Skagerak und Kattegat zwischen Dänemark/Norwegen/Schweden Richtung Kopenhagen/Malmö (nördliche Route)

Südliche Route durch den Nordostsee-Kanal von Brunsbüttel nach Kiel (südliche Route)Später geht es dann zwischen Helsinki und Tallinn vorbei nach St. Petersburg.

3. St-. Petersburg - Urananreicherungsanlage Nowouralsk

Die letzte Transportstrecke von über 2.000 km wird mit der Eisenbahn bewältigt.

Die Strecke führt über Ekaterinburg. Die letzte Etappe von Ekaterinburg (auch: Jekaterinburg) beträgt ca. 60km.

Über die detaillierte Bahnstrecke in Russland ist allerdings nichts bekannt.

Rücktransporte von angereichertem Uran aus Russland nach Deutschland

Sollte wieder angereichertes Uran aus Russland nach Deutschland zurückgeführt werden, wird es direkt in die ANF Lingen geliefert, wo die Verarbeitung des UF6 zu Brennelementen erfolgt. Empfänger von angereichertem UF6 aus Russland ist aber auch die URENCO in Gronau.

Rücktransporte nach Lingen fanden z.B. statt:

13.02.2007

18.12.2006

20.11.2006

18.06.2006

27.02.2006

Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wurde hierfür als Transportmittel ein Schiff sowie LKW genutzt. Als Absender wird die russische "Techsnabexport" mit Herkunft Moskau angegeben. Es handelte sich bei dem Transportgut zu o.g. Terminen um einen Teil der genehmigten Gesamtbeförderungsmenge von max. 431.200kg unbestrahltes Uran in Form von UF6 (max. 5% Anreicherung). Insgesamt sollen 40 Rücktransport erfolgen. Die Transportgenehmigung ist am 23.01.2007 bis zum 31.12.2008 verlängert worden.

Eine zweite Transportgenehmigung beinhaltet die Rückführung von weiteren 115.500kg unbestrahltem Uran in Form UF6 (max. 5% angereichert). Diese Genehmigung ist ausgestellt am 13.11.2006 und hat Gültigkeit bis zum 01.09.2007 (erste Änderung).

Insgesamt sollen max. 15 Transporte (Schiff und Straße) durchgeführt werden, Absender ist die russische "Techsnabexport" mit Herkunft Moskau.

Rücktransporte nach Lingen fanden z.B. statt:

18.11.2006

Rücktransporte in die UAA Gronau fanden z.B. statt:

7.08.2006

05.05.2006

Eine weitere Transportgenehmigung liegt für die Rückführung / Import von max. 192.500kg unbestrahltem Uran in Form von UF6 (max. 5% Anreicherung) vor: Erstausstellung am 28.04.2006, zwei Mal verlängert und somit gültig bis zum 31.03.2008. Es sollen für diese Beförderungsmenge max. 25 Transporte stattfinden, die ebenso auf dem Seeweg und per LKW Gronau erreichen. Als Absender wird die russische "Techsnabexport" mit Herkunft Moskau angegeben.

Kritik an den Urantransporten

Es handelt sich um illegalen Atommüll-Export

Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft machen durch einen Trick den Export des abgereicherten Urans erst möglich, denn der Export von Atommüll ist offiziell verboten. Die "Tails" werden zu "Wertstoff" deklariert, da Russland ankündigte, in seinen Urananreicherungsanlagen das abgereicherte Uran erneut anreichern zu wollen. In Deutschland wird dieser Schritt aufgrund mangelhafter Wirtschaftlichkeit unterlassen - der Stoff ist also ein Abfallprodukt aus der Urananreicherung. De facto handelt es sich also um Atommüll.

Der Verbleib des Atommülls in Russland ist nicht geklärt

Da mit dem Hintergrund der mangelnden Wirtschaftlichkeit auch in Russland die erneute Anreicherung in Frage gestellt werden muss, bleibt auch die Frage offen, was dort mit den mehreren tausend Tonnen schwach radioaktivem Atommüll geschieht. Kritiker vermuten, dass es früher oder später irgendwo in Russland endgelagert wird.

Radioaktiver Abfall bleibt in Russland

Das in den russischen Anlagen wieder angereicherte Uran wird zu einem Teil wieder zurück in die Herkunftsländer geschickt, ein großer Teil von dem radioaktivem Abfall, der bei der Anreicherung entsteht ("Tails"), bleiben in Russland und soll dort endgelagert werden. So wird Russland zur Atommülldeponie für internationale Atomfirmen, z.B. URENCO, die ihr abgereichertes Uran auch in Europa wiederanreichern könnten. Aber das wäre teurer als das abgereicherte Uran nach Russland zu schicken.

Von dem in der Urananreicherungsanlage Angarsk bei Irkutsk angelieferten Uranhexafluorids werden nur zehn Prozent als angereichertes Uran wieder zurück nach Deutschland geschickt. Der Rest wird in Angarsk gelagert. Russland bekommt für die Lagerung keinen Cent.

Wachsende Atommüllhalden und Verseuchung in Russland

Die Sorge von Kritikern beläuft sich vor allem auf die wachsenden Halden mit radioaktiven Abfällen und einer Verseuchung des Baikalsees - er liegt nur 100 km von Chemiekombinat Angarsk entfernt - demonstrierten Anfang Dezember 250 Umweltschützer in der Baikal-Stadt Irkutsk gegen die Atom-Importe aus Deutschland und die Pläne der russischen Regierung, das Chemiekombinat von Angarsk zur internationalen Uran-Anreicherungsfabrik auszubauen.

Wiederanreicherung nicht mehr lohnenswert

2007 erschien vom WISE Uranium Project eine Studie, die belegt, dass aufgrund der Betriebsoptimierung in der Anreicherungsanlage Gronau das abgereicherte Uran kaum noch für eine Wiederanreicherung geeignet ist. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Anzahl an durchgeführten Transporten gegenüber der Vergangenheit abgenommen hat. [ Studie WISE Uranium ]

Uran aus Gronau in panzerbrechender Muntion?

Nach Angaben von Kritikern häufen sich Hinweise, dass das UF6 aus Gronau in Russland teilweise zur Produktion panzerbrechender Uranmunition verwendet werden könnte. Die USA und Großbritannien haben solche Geschosse, die als besonders durchschlagskräftig gelten, zuletzt im Krieg gegen Irak benutzt. Auch die russische Armee soll uranhaltige Munition in ihren Arsenalen haben. Zudem liegt es auf der Hand, dass die Berge an abgereichertem UF6 in Russland "irgendeiner" Verwendung zugeführt werden.

Uranhexafluorid ist schwach radioaktiv

Bei einem Transportunfall mit Freisetzungen müsste die Bevölkerung in einem weiten Umkreis evakuiert werden. Diese Evakuierung wäre kaum durchführbar, zumal Polizei und Feuerwehr entlang der Strecke überhaupt nicht über die Zeitpunkte der Transporte informiert sind. Für das Begleitpersonal etc. entstehen radioaktive Belastungen in niedrigen Dosen, über deren Schädlichkeit und Wirkung Wissenschaftler seit Jahren streiten.

Uranhexafluorid ist chemisch sehr giftig

Die im Uranhexafluorid (UF6) um das Uranatom gebundenen sechs Fluor-Atome können bei Kontakt mit Luftfeuchtigkeit hochgiftige Flusssäure (Fluorwasserstoffsäure) bilden. Flusssäure ist eine farblose, stechend riechende Flüssigkeit. Sie greift Glas stark an (Glasätzen) und wirkt stark ätzend auf die Haut, die Schleimhäute und die Bindehaut der Augen. Flusssäure ist ein starkes Kontaktgift. Die Gefährlichkeit wird dadurch noch erhöht, dass sie sofort von der Haut resorbiert wird. Dadurch ist eine Verätzung tieferer Gewebeschichten und sogar der Knochen möglich, ohne dass die Haut äußerlich sichtbar verletzt ist. Eine handtellergroße Verätzung kann durch resorptive Giftwirkung sogar tödlich wirken. Flusssäure schädigt zudem das Nervensystem.

Vorkehrungen gegen Schadensfälle nicht vorhanden

Diverse Anfragen von Aktivisten bei betroffenen Kommunen, durch die der Urantransport auf seiner Fahrt nach Rotterdam kommt, hat erwiesen, dass keinerlei Vorkehrungen oder Katastrophenschutzpläne für einen Unfall mit Uranhexafluorid existieren. Im Fall eines Unglücks wären die Rettungskräfte unvorbereitet einer großen Gefahr gestellt.

Anliegende Feuerwehren oder andere Rettungskräfte (ausgenommen der Bundespolizei) werden nicht einmal über die Transporttermine informiert.

Transportsicherheit auf dem Seeweg

Wählt das Transportschiff die Strecke durch den Nord-Ostsee-Kanal, muss eine der meist befahrene Schifffahrtstraße passiert werden: die Kadetrinne. Sie gilt als eines der schwierigsten und gefährlichsten Gewässer der gesamten Ostsee.

Zum einen verringert sich an der schmalsten Stelle der schiffbare Bereich auf (je nach Tiefgang des Schiffes) 500 bis 1.000 Meter und erfordert gleichzeitig einen Kurswechsel von etwa 90°, zum anderen ist sie mit ca. 63.000 Durchfahrten jährlich ein stark befahrener Seeweg.Bis 2010 soll insbesonderes der Tankschiffverkehr verdoppelt werden. Es wächst also stetig die Gefahr von Havarien und Kollisionen. Eine Unfall des Transportschiffes mit einem anderen Schiff z.B. bei schwerem Seegang oder Nebel ist daher nicht auszuschließen.

Protest gegen die Urantransporte nach Russland

Organisiert werden Proteste und Aktionen gegen die Atommülltransporte nach Russland z.B. von der SOFA Münster [ www.sofa-ms.de ] oder [ www.uranransporte.de ].

Weitere Informationen zu Urantransporten auch auf [ nadir.org/sand ]

Quellen:

www.sofa-ms.de - De.indymedia.org - www.nadir.org/sand - www.wagenborg.de - www.anti-atom-aktuell.de - Google-Earth - eurasischesmagazin.de

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Ökonews, 2.5.07

Atomkraftwerke leisten keinen Beitrag gegen den Klimawandel

Aktueller Greenpeace-Report: unwirtschaftliche Kraftwerke und sehr lange Bauzeiten

Eine heute von Greenpeace veröffentlichte Studie der University of Greenwich zeigt, dass sich Atomenergie nicht dazu eignet, die globale Erwärmung in den Griff zu bekommen. Die Atomkraft hat nur einen äußerst geringen Anteil an der weltweiten Energieversorgung. Müsste die Atomenergie tatsächlich einen relevanten Beitrag zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen liefern, wären tausende neue Atomkraftwerke zu bauen. Und das ist schon allein aufgrund der Gesamtkosten dieses Planes sowie der langen Bauzeiten vollkommen unrealistisch. Abgesehen davon ist die Atommüll-Frage nach wie vor ungeklärt und bleiben Atomreaktoren potenzielle Anschlagsziele bei terroristischen bzw. kriegerischen Auseinandersetzungen.

Die Elektrizitätsversorgung macht global gesehen nur etwa ein Drittel der CO2-Emissionen aus, und nur äußerst bescheidene sechzehn Prozent des gesamten Strombedarfs werden in Atomkraftwerken erzeugt. Noch dazu ist die Anzahl an Atomkraftwerken rückläufig: Derzeit sind weltweit 440 Atomreaktoren in Betrieb, nach einem Höchststand von 444 im Jahr 2002. Wollte man den Klimawandel also tatsächlich mit Hilfe der Atomenergie stoppen, wären tausende von neuen Kraftwerken zu errichten.

Atomkraftwerke sind sehr teuer und haben schon allein deshalb inmitten eines liberalisierten Strommarktes kaum eine Chance.Überdies werden die geplanten Baukosten im Schnitt um dreihundert Prozent überschritten. Viele Banken sind deshalb nicht mehr bereit, Atomkraftwerke zu finanzieren. Und nicht wenige Versicherungen wollen das Unfallrisiko nicht mehr übernehmen. So bleibt üblicherweise also nur die staatliche Finanzierung übrig. Und das im finnischen Olkiluoto gerade in Bau befindliche Kraftwerk wurde von Frankreich deutlich verbilligt angeboten, um die marode französische Atomindustrie am Leben zu erhalten.

Die Bauzeit eines Atomkraftwerkes beträgt im Schnitt rund zehn Jahre, und dazu kommt noch die lange Planungszeit. Somit würde auch eine starke Offensive im Atomkraftwerksbau auf alle Fälle viel zu spät klimatische Auswirkungen haben. Hauptursache für die sehr langen Bauzeiten sind die hohen technischen Anforderungen, die zur Erfüllung der aktuellen Sicherheitsstandards einzuhalten sind. Das finnische Kraftwerk Olkiluoto etwa hat nach sechzehn Monaten Bauzeit bereits eine prognostizierte Verzögerung von anderthalb Jahren, und die chronische Pannen-Serie in Temelin zeigt, wie schwierig der Betrieb von Atomreaktoren ist.

"Seit den Neunziger Jahren sucht die Atomindustrie mit zunehmender Verzweiflung nach Bauaufträgen, und nun hofft man, im Klimawandel endlich ein neues Argument für die Nutzung der Atomkraft gefunden zu haben", sagt der Energie-Experte von Greenpeace, Jurrien Westerhof. "Die tatsächlichen Gründe für den Klimawandel liegen aber nicht einmal in der Stromversorgung, sondern im Verkehrssektor und in der Abholzung der Urwälder. Will man also wirklich etwas gegen den Klimawandel unternehmen, dann muss hier angesetzt werden. Atomkraft ist nur eine Scheinlösung, und hier noch dazu für das falsche Problem", schließt Westerhof.

Zur Studie:

http://www.greenpeace.org/international/press/reports/briefing-nuclea r-not-answer-apr07

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Mehr dazu auf dem 250. UAA-Sonntagsspaziergang am 6. Mai um 13.30 Uhr vor den Toren der UAA. Der Widerstand hat einen langen Atem und wird Urenco, EON und RWE weiter unter Druck setzen.