Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus"

Menschen gegen Atomanlagen (Mega) Waltrop

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen

Widerstand gegen Atomanlagen (WIGA) Münster

Anti-Atom-Forum Ostwestfalen-Lippe

 

Pressemitteilung 8, 7.00 Uhr Ahaus, 31. Mai 2005

Castor-Transport aus Angst vor Protesten nicht durch Ahaus

- Mehrere Blockaden und 120 km Autobahnstaus

Zufrieden äußerten sich die Anti-Atomkraft-Initiativen mit den Protesten gegen den ersten von drei Castor-Transporte von Dresden nach Ahaus. An mehreren Orten gelang es bundesweit rund 1000 Atomkraftgegnern, den Atommülltransport erfolgreich zu blockieren sowie Aktionen an der Autobahn zu machen. Unsere Vermutungen bestätigten sich, dass diese Art von Autobahn-Castoren nur durch großräumige Autobahn-Sperrungen durchzuführen sind. Mehrere 10.000 AutofahrerInnen wurden durch die Polizeisperren in insgesamt 120 km Verkehrsstaus festgehalten. Nach unseren Schätzungen waren bis zu 10.000 Polizisten bundesweit im Einsatz. Von einem „störungsfreien" Transport kann deshalb überhaupt nicht die Rede sein.

Atommülltransport wird durch Nachbargemeinde von Ahaus umgeleitet

Nur durch ein offensichtlich lange geplantes Täuschungsmanöver gelang es der Polizei, den Castor-Transport ins Brennelement-Zwischenlager Ahaus zu bringen. Auf den letzten Kilometern fuhr der hochradioaktive Atommüll gegen 3.45 Uhr mitten durch die sehr enge Ortsdurchfahrt von Heek, ohne dass die Heeker Bevölkerung vorher informiert worden war. Damit fuhr der Atommüll nur rund 300 m durch Ahaus, während die Nachbargemeinden Heek und Schöppingen das volle Risiko der Atomtransporte tragen mussten. Auf Polizeikarten waren die genehmigten Routen durch Ahaus gar nicht erst eingezeichnet. Es handelte sich also nicht um eine spontane Aktion der Polizeiführung. Ein Polizeisprecher vor dem Zwischenlager Ahaus konnte vor der Presse nicht einmal sagen, ob die Polizei-Aktion rechtmäßig war.

Wir halten dieses Vorgehen für empörend und fragen, ob die Stadtspitze von Ahaus in diese Polizeipläne eingeweiht war. Hat die Stadtverwaltung in Ahaus versucht, ihre Atommüllprobleme auf die Nachbargemeinden abzuwälzen, um Proteste in Ahaus zu vermeiden? Welche Rolle haben die NRW-Landesregierung und die Polizeiführung bei diesem Täuschungsmanöver gespielt, das sehr an das skandalöse Verhalten von 1998 erinnert, als der Transporttermin vorverlegt wurde. Damit haben die abgewählte NRW-Landesregierung und die Polizeiführung jegliches Vertrauen verspielt, zumal der Transport zum Teil mit mehr als 80 km/h über die engen Landstraßen fuhr.

Blockaden in Dresden, Kamen, Legden und Ahaus

Den Atomkraftgegnern gelang es an vier Punkten Straßenblockaden durchzuführen. In Dresden saßen 70 Atomkraftgegner 3,5 Stunden vor der Hauptzufahrt des Forschungszentrums Rossendorf. In Jena gelangten Demonstranten vor dem Transport auf die Autobahn. In Kamen wurde eine Autobahnbrücke und später die B 61 blockiert. In Legden gelang es einer Gruppe von Demonstranten auf der Autobahn den Castor-Konvoi kurzfristig zu blockieren. In Ahaus blockierten 150 Atomkraftgegner die ganze Nacht hindurch die L 570 am Schumacher-Ring. Zuvor hatten bereits 650 Menschen in Ahaus gegen den Atommülltourismus quer durch Deutschland protestiert.

Auch in Bad Oeynhausen hatten 100 Leute demonstriert. An vielen anderen Orten fanden kleinere Aktionen an der Autobahn statt.

Die Anti-Atomkraft-Initiativen kritisieren die Polizei für die Räumung der Ahauser Blockade. Die Personalienfeststellung lief gegen Ende zum Teil sehr rüde ab. Es wurden Arme verdreht und Würgegriffe angewandt. Es wurden zudem vier Personen in Gewahrsam genommen, obwohl die Blockade völlig friedlich verlief.

Die Anti-Atomkraft-Initiativen rufen nun zu verstärkten Protesten auf. Bereits heute findet um 17 Uhr vor dem Zwischenlager die Aktion „Castor grillen" statt, um gegen die Rückfahrt der speziellen Stoßdämpfer nach Dresden zu behindern.

Schwerpunkt der weiteren Aktionen wird der zweite Atomtransport von Dresden nach Ahaus sein, der spätestens nächsten Montag über die Autobahn rollen soll. Es geht darum, dass die Atommülltransporte eine enorme Gefahr für die anderen Verkehrsteilnehmer und die Bevölkerung darstellen. Die Sicherheitsrisiken werden leichtsinnig heruntergespielt. Wir kritisieren dabei insbesondere, dass die zuständigen Ministerien auf die Anfragen zu Sicherheitsfragen bei den Transporten nicht mal geantwortet haben. Bei hochradioaktivem Atommüll handelt es sich jedoch um äußerst gefährliche Stoffe, wie der jüngste Störfall in der britischen Plutoniumfabrik Sellafield wieder zeigt.

Unsere Kontakte:

Ahaus: Felix Ruwe (0171-7937926); Matthias Eickhoff (0176-21689429)

Bad Oeynhausen: Anja Gärtner (0173-7122428)

Kamen: Wolfgang Porrmann (0172-2066019)

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