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Reuters Dienstag 31 Mai, 2005

Castor-Transport erreicht trotz Protesten Zwischenlager

Düsseldorf (Reuters) - Der Atommüll-Transport aus Rossendorf bei Dresden hat am frühen Dienstagmorgen trotz kleinerer Protestaktionen das 600 Kilometer entfernte Zwischenlager im nordrhein-westfälischen Ahaus erreicht.

Der LKW-Konvoi mit sechs Castor-Behältern erreichte kurz nach vier Uhr das Zwischenlager. "Bis auf kleinere Zwischenfälle ist alles sehr normal verlaufen", sagte ein Polizeisprecher. In Ahaus blockierten seinen Angaben zufolge rund 150 bis 200 Atomkraftgegner einige Minuten lang eine Kreuzung. Die Gruppe sei aber rasch von der Fahrbahn geführt und zum Teil getragen worden. Zwei Protestierer erhielten Strafanzeigen. Zuvor hatte sich bereits eine kleine Gruppe von zehn Castor-Gegnern an den Rand der Autobahn A31 gestellt. Ihnen gelang es, den Konvoi kurzzeitig zum Stehen zu bringen.

Der Transport war am Montag unter starkem Polizeischutz von dem früheren Kernforschungszentrum nahe Dresden nach Ahaus gestartet. Gesichert wurde er auf dem Weg durch mehrere Bundesländer von mehr als 1000 Polizisten. Zwei weitere Transporte sollen in den nächsten Tagen mit jeweils sechs weiteren Castor-Behältern folgen.

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FAZ 31.05.2005

Castor-Transport

Protestrituale des harten Kerns

Von Peter Schilder

31. Mai 2005 Es ist ziemlich genau vier Uhr früh am Dienstag morgen. Auf der Kreuzung von Schumacherring und Schorlemmerstraße am Rande von Ahaus in Westfalen hat die Polizei einen Kessel gebildet. Darin hocken und stehen auf Strohballen gut hundert Demonstranten. Es ist Zeit zur Räumung. Einige lassen sich hinausgeleiten, andere lassen sich tragen, aber nur einige Meter bis hinter die Absperrung. Gelegentlich kommt es zu Wortgefechten. Manchmal gibt es ein Gejohle. Die kleinen Scheinwerfer mehrerer Fernsehkameras tauchen die Szene in ein gespenstisches Bild.

Das Ganze spielt sich etwa zwei Kilometer entfernt vom Zwischenlager ab, wo in dieser Nacht der erste von drei Castor-Transporten aus dem sächsischen Rossendorf erwartet wird. Am blassen Morgenhimmel ist von der Kreuzung aus nur das Licht der Scheinwerfer zu sehen, die das umzäunte Lager hell erleuchten. Während die Räumung der Kreuzung weitergeht, biegen die sechs Lastwagen in Begleitung von Polizeifahrzeugen fast unbemerkt auf das Gelände des Zwischenlagers ein. Nach etwa sechzehn Stunden und sechshundert Kilometern ist der Transport ohne Zwischenfälle am Ziel. Der Protest und die Räumungsaktion werden zur Inszenierung, zu einem Ritual.

Enttäuschte Demonstranten

Als die Ankunft des Transports bekannt wird, reagieren die Demonstranten enttäuscht. Nicht einmal eine Stunde, geschweige denn einen Tag haben sie den Atommüll aufhalten können. Mathias Eickhoff von der Initiative Wiga (Widerstand gegen Atomkraft) zeigt seine Verärgerung. „Von Norden sind sie gekommen durch die kleine Ortschaft Heek", sagt er. Eigentlich gehe das gar nicht. Die Gassen seien viel zu eng, die Durchfahrt viel zu gefährlich. Es ging doch. Die meisten Einwohner Heeks, die nicht ganz früh aufstehen, haben vermutlich nichts davon mitbekommen. Auch in Ahaus werden die Leute aus dem Radio am Morgen erfahren, daß der Castor-Transport durchgekommen ist. Die kleine Stadt schläft wie immer, vielleicht noch etwas ruhiger.

Vieles ist anders als beim Transport vor sieben Jahren. Nicht Tausende von Demonstranten belagern die Stadt. Am Abend zuvor, bei der großen Kundgebung, waren 500 bis 600 Menschen zusammengekommen. Es hat geschüttet wie aus Eimern. Vielleicht wären es sonst noch ein paar mehr gewesen. Aus Düsseldorf war die amtierende Umweltministerin Bärbel Höhn angereist - im Dienstwagen und mit Verspätung. Sie wurde nicht gerade freundlich begrüßt. Viele fragten sie, wo sie denn in den vergangenen sieben Jahren gewesen sei.

Sonntagsspaziergänge

Mit politischem Instinkt hat Frau Höhn sofort nach Bekanntwerden der Transporte entschieden, nach Ahaus zu kommen. Unbeabsichtigt hebt sie damit das Dilemma der Grünen hervor. Sie haben das Vertrauen der Atomkraftgegner verloren. Doch auch bei der bürgerlichen Bevölkerung sind sie nicht wohlgelitten.

Während vor sieben Jahren fast kein Vorgarten in Ahaus ohne das gelbe X zu finden war und damit die Bevölkerung den Demonstranten den Rücken stärkte, ist das alte Symbol jetzt nur noch selten zu sehen. Heiner Möllers-Taubitz von der Bürgerinitiative spürt die zurückgehende Unterstützung seit langem. Er sei mit „600 Teilnehmern" ganz zufrieden, auch wenn auf dem Weg zur Kreuzung etwa zwei Drittel verlorengingen. Struktur und Bestandteil des Widerstandes sind die Sonntagsspaziergänge, die an jedem dritten Sonntag im Monat zum Zwischenlager führen. Dreißig bis dreihundert Teilnehmer nehmen daran teil, darunter auch die katholische Frauengemeinschaft, die zuvor in Ammeln einen Gottesdienst feierte. Die nachlassende Kampfbereitschaft hat auch zur Entspannung beigetragen. Möllers-Taubitz ist ein geachteter Mann in Ahaus. Am Montag abend dringt er auf Deeskalation. Er wisse, daß die Menschen weiter zusammenleben wollten.

„Bequem machen"

So gerät auch dieser Abend auf der Kreuzung zu einer Protestparty. Aus Lautsprechern dröhnt Musik. Je weiter der Abend vorrückt und je mehr die feuchte Kälte in die Kleidung dringt, desto kleiner wird die Zahl der Demonstranten. Der Rest, knapp hundert, drängt sich um eine Tonne, in der ein Feuer entzündet wurde. Hin und wieder wird die Position des Transports bekanntgegeben. Gegen halb drei kommt Bewegung auf. Aus dem Dunkel tauchen Polizisten auf. Sie bilden kleine Ketten. Die Stimmung verändert sich. Über die Lautsprecher werden die Demonstranten aufgerufen, zusammenzurücken und „es sich bequem zu machen". Es kommt zu kleinen Rangeleien mit den überwiegend jungen Polizisten. Um 2.59 Uhr kommt die erste Aufforderung, die Kreuzung zu räumen. Höflich heißt es immer wieder: „Wir bitten Sie um Ihre Mitarbeit." Keiner will die Eskalation.

Die Castoren kommen im Zwischenlager an. Der Transport auf der Straße hat sich als flexibel erwiesen. Man kann leichter die Routen wechseln. Es war der erste Transport auf der Straße. Zwei weitere aus Rossendorf sollen folgen, bis alle 951 Brennstäbe eingelagert sind.

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pressrelatinons.de 30.5.05

PRESSEMITTEILUNG: 30.05.2005 | 12:47 UHR | ROBIN WOOD

Unsinnig und gefährlich - ROBIN WOOD protestiert gegen CASTOR-Transporte nach Ahaus

ROBIN WOOD-AktivistInnen beteiligen sich zur Stunde an einer Sitzblockade vor dem For?schungszentrum Rossendorf bei Dresden. Von dort aus soll heute in den Mittagsstunden ein Konvoi aus Tiefladern mit sechs CASTOR-Behältern Richtung Ahaus starten. ROBIN WOOD hält diese Verschieberei von Atommüll von einer Lagerhalle in die nächste für unsinnig und gefährlich. ROBIN WOOD-AktivistInnen un terstützen daher auf ihre Weise die vielfältigen Pro testkundgebungen, zu denen die Anti-AKW-Bewegung mobilisiert.

Der heutige Transport ist der erste von insgesamt drei CASTOR-Transporten, die in den nächsten Tagen über Landstraßen und Autobahnen von Sachsen ins nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus rollen sollen. Die Kolonne soll ihr 600 Kilometer entferntes Ziel am frühen Dienstag Morgen er reichen. Unplanmäßige Stopps und Routenänderungen sind aufgrund von Protestaktionen jedoch je derzeit möglich.

Der Atommüll aus Sachsen stammt überwiegend aus DDR-Zeiten. Von 1957 bis 1991 wurde in Ros sendorf ein Forschungsreaktor betrieben. Die Brennstäbe des Reak tors wurden 1999 in 18 CASTOR-Behältern in einer eigens dafür gebauten 'Transportbereitstellungs halle' eingelagert. Nach dem Wil len der sächsischen Landesregierung sollten die CASTOREN des Typs MRT-2 bereits vor Jahren ab transportiert werden. Wegen fehlender Sicherheitsnachweise für die Behälter sowie monatelangem Tauziehen zwischen den Regierungen von Sachsen und NRW über die Lagerung des Mülls verzö gerte sich der Transport immer wieder.

'Atommüll nach Ahaus zu schaffen, macht ihn keinen Deut ungefährlicher. Der Nutzen des Millionen teuren Transports fehlt. Die Risiken aber liegen auf der Hand, wenn hochradioaktiver Müll auf der Straße einmal quer durch Deutschland gefahren wird', sagt Bettina Dann heim, Energiereferentin von ROBIN WOOD. 'Die säch sische Landesregierung treibt hier ein makaberes Spiel mit ungewissem Ausgang.'

Richtig ist, dass die Halle in Rossendorf derzeit nicht über eine Lager-Genehmigung nach Paragraph sechs Atomgesetz verfügt. Das hätte sich jedoch leicht ändern lassen, denn die Halle in Ahaus ist quasi baugleich. Bis heute lehnt es die sächsische Regierung aber ab, einen solchen Antrag zu stel len. 'Kernforschung betreiben: ja, den Atommüll lagern: nein! Dieses Prinzip ist an Verantwortungslo sigkeit kaum zu überbieten', kommentiert Dannheim. 'Der Ausstieg aus der Kernforschung und aus der Atomenergie ist der einzige Weg, nicht noch mehr Atommüll zu produzieren und CASTOR-Trans porte zu vermeiden.'

Wer glaubt, nach dem Abtransport der 18 CASTOR-Behälter würde das Forschungszentrum Rossen dorf zur müllfreien 'grünen Wiese', der irrt. Auf dem Gelände wird auch künftig hochradioaktiver und kernbrennstoffhaltiger Atommüll lagern. Auch die 'Transportbereitstellungshalle' wird weiter genutzt werden. Als besondere Absurdität kommt hinzu: Sollte bis zum Jahr 2036 kein Endlager zur Verfü gung stehen, in das die jetzt transportierten Brennelemente eingelagert werden können, hat sich das Land Sachsen verpflichtet, den Müll wieder zurück zu nehmen. Schilda lässt grüßen.

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sz-online 30.05.2005

Ungeliebte Fracht aus dem Osten

Am Montag starten in Sachsen die ersten Castoren ins westfälische Ahaus. Herzlich begrüßt werden sie dort nicht

Die Castoren rollen

Sitzblockade von Atommüll-Gegnern - Staus erwartet

Der erste von sechs LKW mit Castoren aus dem Forschungslabor Rossendorf verlässt am Montag begleitet von massiven Sicherheitsvorkehrungen das Gelände des Forschungszentrums.

Der erste von drei Atommülltransporten von Dresden ins westfälische Ahaus ist am Montag gestartet. Begleitet von massiven Sicherheitsvorkehrungen verließ pünktlich um 12.00 Uhr ein Konvoi mit 120 Fahrzeugen - darunter die sechs Lastwagen mit jeweils einem Castor-Behälter sowie Dutzende Polizeiautos - das Rossendorfer Forschungszentrum im Nordwesten von Dresden. Der Transport erreichte am Nachmittag Thüringen, teilte die Polizei mit.

Die Castoren sollen in der Nacht zum Dienstag nach rund 15 Stunden Fahrzeit am Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus eintreffen und dort eingelagert werden. Hinter dem etwa mit Tempo 60 fahrenden Konvoi werden lange Staus befürchtet. Die Autobahnen müssen abschnittsweise gesperrt werden. Die Castoren rollen über Erfurt, Eisenach, Kassel, Unna, Kamen und Bottrop nach Ahaus.

Laut Polizei gab es zunächst kaum Störversuche von Demonstranten. In Rossendorf hatten seit den frühen Morgenstunden etwa 50 Kernkraftgegner friedlich vor den Toren protestiert. Kurz vor Beginn des Transportes blockierten sie die Straße, konnten damit aber die Fahrzeuge nicht behindern. Polizisten trugen sieben Demonstranten weg.

Auch am Zielort in Ahaus kündigten Bürgerinitiativen Sitzblockaden an. Die Gegner machen vor allem geltend, dass die Transporte radioaktiven Materials quer durch Deutschland ein zu hohes Risiko bergen. Die so genannte Transportbereitstellungshalle in Rossendorf habe die gleichen Sicherheitsstandards wie das Brennelemente- Zwischenlager in Ahaus.

Insgesamt müssen 951 Brennelemente aus einem 1991 abgeschalteten Forschungsreaktor in Rossendorf von Sachsen ins Zwischenlager Ahaus transportiert werden. Allein in Sachsen sollen am Montag 1500 Beamte am Schutz des Transportes beteiligt gewesen sein. Bereits im Vorfeld war vor massiven Verkehrsbehinderungen in Sachsen und Thüringen gewarnt worden. Auch im Ruhrgebiet wurde mit Störungen gerechnet. (dpa)

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Yahoo-Nachrichten Montag 30. Mai 2005, 15:23 Uhr

Castor-Transport von Sachsen nach Ahaus unterwegs

Dresden (AFP) - Der erste von drei Atommüll-Transporten aus Sachsen nach Ahaus in Nordrhein-Westfalen ist gestartet: Begleitet von Protesten verließ der Lkw-Konvoi mit sechs Castoren am Mittag laut Polizei das Gelände des stillgelegten DDR-Forschungsreaktors Rossendorf und machte sich auf den rund 600 Kilometer langen Weg in das westfälische Zwischenlager. Dort sollen die Speziallastwagen am frühen Dienstagmorgen eintreffen. Der Transport wurde von einem Großaufgebot der Polizei gesichert, nachdem Castor-Gegner Blockaden angekündigt hatten.

emonstration von rund 50 Castor-Gegnern vor dem Betriebsgelände in Rossendorf verlief nach Angaben eines Polizeisprechers friedlich. Allerdings wollten Anti-Atom-Aktivisten nach eigenen Angaben versuchen, den Castor-Konvoi auf seiner Fahrt von Sachsen über Thüringen in Richtung Nordrhein-Westfalen zu stoppen. In Ahaus ist am frühen Abend eine Demonstration geplant. Außerdem soll an dem rund drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Zwischenlager eine nächtliche Mahnwache stattfinden.

In den kommenden Wochen sind zwei weitere Transporte von Rossendorf nach Ahaus geplant - insgesamt will Sachsen 951 verbrauchte Brennelemente aus Rossendorf in 18 Castoren vom Typ MTR 2 in Ahaus einlagern. Der sächsische Atommüll wird ins Münsterland gebracht, weil die Stellplätze im niedersächsischen Gorleben als bundesweit zweitem zentralen Zwischenlager für die Lagerung des hochradioaktiven Atommülls aus der Wiederaufbereitung in Frankreich und Großbritannien benötigt werden.

In Ahaus dürfen diese in Glaskokillen eingeschlossenen Abfälle laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nicht gelagert werden. Allerdings verfügt das westfälische Zwischenlager über die Zulassung für die wesentlich schwächer strahlenden Abfälle aus Forschungsreaktoren wie Rossendorf.

Nordrhein-Westfalen hatte im vergangenen Jahr wiederholt vergeblich versucht, die Genehmigung der Transporte durch das BfS gerichtlich zu kippen. Unmittelbar vor dem Start des Lkw-Konvois erneuerten Atomgegner ihre Kritik: Die Umweltorganisation Robin Wood nannte die Transporte "unsinnig und gefährlich".

Auch Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) bezeichnete die Castor-Transporte im Hessischen Rundfunk als "total überflüssig". Statt dessen sollten die Brennstäbe in einem Zwischenlager in Sachsen gelagert werden, forderte die Grünen-Politikerin, die selbst an den Protesten teilnehmen will. Im Gegenzug nannte die Umweltexpertin der FDP-Bundestagsfraktion, Birgit Homburger, das Verhalten von Höhn "schizophren". Die Grünen sollten damit aufhören, "Angst und Protest zu schüren gegen Entscheidungen, die sie selbst getroffen haben und verantworten müssen", erklärte Homburger in Berlin.

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mdr 30.05.2005 14.45

Atomtransport

Erste Castoren verlassen Rossendorf

Hundertschaften der Polizei schützen den Castor-Konvoi

Unter großem Polizeischutz ist am Mittag der Transport der ersten Castorbehälter aus dem früheren DDR-Forschungszentrum Rossendorf bei Dresden ins nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus gestartet. Die sechs Tieflader konnten trotz Protesten von Atomkraftgegnern ohne Verzögerung starten. Mittlerweile befinden sich die Lastwagen auf der Autobahn 4 Richtung Eisenach. Die genaue Strecke ist noch unklar. Wie die Polizeidirektion Dresden mitteilte, bleibt die Route bis zum Schluss geheim.

Gefahr von Staus und Behinderungen

Da sich der Transport nur langsam bewegt, muss der Verkehr nach Polizeiangaben zeitweise gestoppt oder umgeleitet werden. Davon betroffen seien neben der Autobahn auch querende Bundesstraßen. Autofahrer müssen sich deshalb auf Staus und Behinderungen einstellen.

Hotlines der Polizei: 0800-88 55 110 sowie 0351-48 32 424

Atomkraftgegner protestieren in Rossendorf gegen den Castor-Transport

Sitzblockaden von Atomkraftgegnern

Zahlreiche Bürgerinitiativen haben entlang der rund 600 Kilometer langen Strecke zu Protesten aufgerufen. Bereits am Morgen protestierten rund 70 Demonstranten mit Sitzblockaden vor dem Forschungszentrum Rossendorf. Nach Angaben des Aktionsbündnisses Castorstopp versperrten die Atomkraftgegner die Zufahrt des früheren Forschungsreaktors. Laut Polizei mussten sieben Demonstranten weggetragen werden. Es habe aber keine weiteren Zwischenfälle gegeben. Die Polizei warnte die Kernkraftgegner vor Demonstrationen auf Autobahnen. Dies sei lebensgefährlich. Wegen des Transports stehen tausende Polizisten in mehreren Bundesländern in Alarmbereitschaft. Der Transport soll am frühen Dienstagmorgen in Ahaus ankommen. 

Juristischer Streit um Transport

Insgesamt sollen 18 Castoren mit 951 Brennstäben von Rossendorf nach Ahaus gebracht werden. Dafür sind drei Transporte geplant. Wann die beiden anderen Transporte stattfinden, ist bislang noch nicht bekannt. Die Brennstäbe müssen aus Sachsen abtransportiert werden, weil es in Rossendorf keine Genehmigung für eine Lagerung des Mülls gibt.

Um den Transport hatte es monatelang Streit zwischen Sachsen und Nordrhein-Westfalen gegeben. Während das Bundesamt für Strahlenschutz den Transport auf der Straße bereits im März vergangenen Jahres genehmigte, wollte Nordrhein-Westfalen bis zum Schluss einen Transport auf der Schiene durchsetzen. Die noch regierende rot-grüne Koalition scheiterte damit jedoch vor Gericht.

zuletzt aktualisiert: 30. Mai 2005 | 14:46

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taz 30.05.2005

Atommüll heute auf der Autobahn

Castorbehälter rollen von Sachsen nach Nordrhein-Westfalen. Der Widerstand gegen den Transport ins Zwischenlager Ahaus dürfte nach schwacher Dresdner Gegenwehr in Richtung Westen zunehmen. Kritik: "Gefährlich und finanziell unsinnig"

AUS DRESDEN

MICHAEL BARTSCH

Wenn heute ab 10.00 Uhr der erste Castortransport vom ehemaligen Atomforschungszentrum Rossendorf bei Dresden ins westfälische Zwischenlager Ahaus fährt, dürfte der Widerstand geringer ausfallen als erwartet. Zum Protestzug versammelten sich am Freitag etwa 60 Transportgegner und zogen vor das sächsische Umweltministerium.

Klaus Gaber, ehemaliger Dresdner Umweltdezernent und grüner Landtagsabgeordneter, sagte, die Tradition der Proteste sei in Ostdeutschland noch nicht so ausgeprägt. Zugleich warnte er vor einem Paradigmenwechsel in der Atompolitik, der nach Ankündigung der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel einem Regierungswechsel folgen könnte. Greenpeace und die Thüringer Grünen wollen an der Autobahn A 4 legal und friedlich protestieren. Zur Unterstützung hat die noch amtierende nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) ihr Kommen angekündigt.

Wegen der zu erwartenden Proteste in Ahaus und der Transportrisiken über 600 Kilometer Autobahn hatte das Land Nordrhein-Westfalen vergeblich gegen die Transportgenehmigung des Bundesamtes für Strahlenschutz im Jahr 2004 geklagt. Schließlich einigte man sich mit Sachsen auf eine Bündelung der Transporte in drei Schüben zu je sechs Behältern.

Die Castoren enthalten insgesamt 951 abgebrannte Brennelemente aus dem 1957 eingerichteten ersten Forschungsreaktor russischen Typs in der DDR. Sachsen versucht seit 1996, den Atommüll aus dem nach 1991 stillgelegten Reaktor loszuwerden. Diesen Verschiebebahnhof kritisieren die Dresdner Initiative "Castorstopp", Grüne und PDS. Die Initiative weist darauf hin, dass die Risiken nur verlagert werden und nach wie vor kein sicheres Endlager bereitstehe. "Ein Sicherheitsgewinn durch die Lagerung in Ahaus ist nicht nachgewiesen", sagt der sächsische bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Johannes Lichdi.

In Ahaus und Rossendorf stehen baugleiche Lagerhallen. Das sächsische Umweltministerium hatte die Transporte auch mit ungeeigneten provisorischen Lagerungsbedingungen in Rossendorf begründet. Als "sicher und ohne Alternative" bezeichnete Uta Windisch, umweltpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, die Transporte. PDS und Grüne kritisieren sie als "sicherheitstechnisch gefährlich und finanziell unsinnig".

Weit intensivere Proteste und ein massiver Polizeieinsatz werden auf westdeutschen Streckenabschnitten und in Ahaus erwartet, wo der Transport laut Plan um ein Uhr in der Nacht zum Dienstag eintreffen soll. Voraussichtlich am 6. und am 13. Juni sollen die weiteren Transporte folgen.

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Westfäliche Rundschau 29.05.2005

Greenpeace protestiert gegen Castortransport

Gegen den Castortransport demonstrieten Jens Maul, Carina Holl, Claudia Lissek und Adam Gasch mit einem Transparent.

Mitglieder von Greenpeace verhandelten mit der Polizei über ihre Protestaktion. (Irismedien)

Im Nordosten. Aktivisten der Greenpeace-Gruppen Dortmund und Münster demonstrierten am Samstag auf den Autobahnbrücken im Ortsteil Lanstrop gegen die in dieser Woche geplanten Castortransporte von Rossendorf bei Dresden ins westfälische Ahaus.

Mit den Bannern "Die Gefahr rollte hier!", "Kein Atommüll von Dresden nach Ahaus" und "Stopp Castor"" wollten die Greenpeacer die Autofahrer auf den Transport, der möglicherweise auch über die A 2 führt, hinweisen. Bei diesem Transport sollen 18 Castorbehälter in drei Fahrten mit Tiefladern aus dem bei Dresden gelegenen Rossendorf über 600 km nach Ahaus gebracht werden. Es wäre nach 1998 der erste Atomtransport ins dortige Atomzwischenlager. "Eine solch brisante Fahrt über Straßen und Autobahnen gab es in Deutschland bislang noch nie", erklärten die Greenpeace-Aktivisten.

"Dieser Atomtransport ist absolut überflüssig", sagt Johanna Lubisch, Energieexpertin von Greenpeace Münster. "Der Atommüll lagert in Rossendorf genauso sicher bzw. unsicher wie in Ahaus. So lange kein sicheres Endlager existiert macht es keinen Sinn, strahlenden Atommüll kreuz und quer durch Deutschland zu transportieren." Der erste Transport wird vermutlich am heutigen Montag um 10 Uhr in Rossendorf starten, die Ankunft in Ahaus ist ab 1 Uhr nachts zu erwarten.

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 wdr 29.05.2005

Castor: Der Widerstand formiert sich

Kritik an den Grünen vor dem Transport

Proteste und Parteiengezänk begleiten den Castor-Transport, der am Montag (30.05.05) von Sachsen ins westfälische Ahaus rollt. Die Grünen hätten ihre Wurzeln in der Anti-Atomkraftbewegung vergessen, monieren die Transport-Gegner.

Ein Zeichen setzen: Protest gegen Castor

Die Grünen hätten als Koalitionspartner in Düsseldorf und Berlin die Transporte verhindern können, so der Kern der Vorwürfe, die Felix Ruwe als Sprecher der Bürgerinitiative 'Kein Atommüll in Ahaus' erhebt. Dies sei aber aus "machttaktischen Überlegungen" nicht geschehen. Deswegen hält er es auch für unglaubwürdig, dass die Grünen-Landeschefs Britta Haßelmann und Frithjof Schmidt am Freitag (27.05.05) die Bevölkerung zu Protesten aufgerufen haben. Noch-Umweltministerin Bärbel Höhn will aber trotz der Kritik auf die Straße gehen und sich aktiv auf Widerstand beteiligen, allerdings unter der Voraussetzung, dass "ich hier auch erwünscht bin."

Widerstandscamp und Autobahnblockaden

Die Atomkraftgegner, die die Zwischenlagerung des sächsischen Atommülls in Ahaus verhindern wollen, haben viele Aktionen organisiert. Auf einer Wiese vor dem Brennelemente-Zwischenlager wurde ein "Widerstandscamp" eingerichtet. Am Montag (30.05.05), wenn der Transport in Rossendorf bei Dresden beginnt, sollen Sitzblockaden auf den NRW-Autobahnen den LKW-Transport erschweren; Demonstrationen sind an den Autobahnkreuzen Kamen, Recklinghausen und Schüttdorf angemeldet. Die sind nach Angaben der Organisatoren durch das Versammlungsrecht und europäische Rechtsprechung gedeckt. "Und wenn wegen eines Gefahrguttransportes eine Autobahn gesperrt werden kann, dann ist das auch wegen eines Protests gegen einen Atommülltransport möglich", so Ruwe.

Wie groß ist der Widerstand wirklich?

Die Organisatoren hoffen darauf, möglichst viele Menschen auf die Straße zu bringen und damit ein Zeichen gegen die Castor-Transporte zu setzen. Ob es letztlich gelinge, den Transport um ein, zwei oder vier Stunden zu verzögern, sei dagegen nicht von entscheidender Bedeutung, sagte Ruwe. Allerdings rechnet der WDR-Korrespondent vor Ort für den Auftakt mit lediglich rund 500 Teilnehmern, deutlich weniger als beim letzten Castor-Transport 1998. Damals hatten noch mehrere Zehntausend Menschen protestiert. Im sächsischen Rossendorf hatten sich am Freitag nur 50 Atomkraftgegner im Protest gegen den Transport zusammengefunden, die Mahnwache vor dem Forschungszentrum wurde von drei Widerständlern bestritten.

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Bocholter-Borkener Volksblatt 29.05.05

Castortransport nach Ahaus

Ministerin Höhn mischt sich unter Atomkraft-Gegner

Auch Umweltministerin Bärbel Höhn möchte gegen den Transport der Castoren protestieren.

Dresden/Ahaus (rpo). Wenn der Atommüll aus dem sächsischen Rossendorf ins westfälische Ahaus rollt, wollen das die Atomkraft-Gegner nicht so einfach hinnehmen. Sie planen für Montag zahlreiche Proteste entlang der rund 600 Kilometer langen Strecke. Mit von der Partie wird die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn sein.

Die Transporte mit dem Atommüll sollen am Montag in Rossendorf starten. Die Castoren sollen per Lkw über Autobahnen transportiert werden und in der Nacht zum Dienstag in dem Brennelemente-Zwischenlager ankommen. Atomkraftgegner wollen dabei die Autobahnen zumindest vorübergehend zu blockieren. So sind für Montag Demonstrationen auf den Autobahnkreuzen Kamen (A 1/A 2), Recklinghausen (A 2/A 43) und Schüttdorf (A 30/A 31) angemeldet.

Der Sprecher der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus", Felix Ruwe, hofft darauf, mit den geplanten Protestkundgebungen möglichst viele Menschen mobilisieren zu können. Bei den Aktionen gehe es primär darum, möglichst viele Bürger auf die Straße zu bringen und damit ein Zeichen gegen die Castorfahrten zu setzen. Ob es letztlich gelinge, den Transport um ein, zwei oder vier Stunden zu verzögern, sei dagegen nicht von entscheidender Bedeutung, sagte Ruwe.

Der Castortransport soll nach jüngsten Erkenntnissen über die so genannte Südroute nach Ahaus rollen, wie Initiativen aus dem Münsterland am Sonntag mitteilten. Damit würden die sechs Castoren durch Sachsen, Thüringen, Hessen und das Ruhrgebiet ins Münsterland gebracht werden. Möglicherweise werde jedoch auch noch kurzfristig die Nordroute durch Niedersachsen gewählt, berichteten die Initiativen weiter. In Thüringen rief die Polizei derweil die Verkehrsteilnehmer auf, bei ihrer Fahrt zur Arbeitsstelle Züge der Deutschen Bahn oder der Regionalbahnen zu nutzen.

Probleme mit Castoren

In Rossendorf bei Dresden hatte am Freitag nach Informationen der "Sächsische Zeitung" die Verladung der ersten sechs Castoren begonnen. Nach Angaben der Initiativen soll es bei einem der Castoren zu Problemen gekommen sein. So sei einer der Behälter angeblich nochmals geöffnet worden, weil er die zulässigen Strahlungswerte überschritten habe.

Aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf sollen 18 Castoren mit insgesamt 951 Brennstäben nach Ahaus gebracht werden. Aus technischen Gründen müssen mindestens drei Straßentransporte nacheinander stattfinden, weswegen die Atommüllfuhren an mehreren Tagen rollen sollen.

Unterdessen hat sich die scheidende NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) für eine stärkere Zusammenarbeit ihrer Partei mit den Anti-Atomkraft-Initiativen in Nordrhein-Westfalen ausgesprochen. Angesichts der Pläne der Union, im Falle eines Sieges bei der Bundestagswahl den von der rot-grünen Bundesregierung und der Energiewirtschaft vereinbarten Atomausstieg wieder rückgängig zu machen, sei ein "stärkeres Zusammenrücken" zwischen den Initiativen und den Grünen nötig, sagte Höhn. Die Ministerin will sich deshalb auch selbst an den Protesten gegen die Castor-Transporte beteiligen.

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Die Presse 30.05.2005

Grossbritannien:

Atomunfall in Sellafield war "schwerster seit Jahren"

Leck möglicherweise seit August vergangenen Jahres übersehen.

LONDON/WIEN (ag.) Bei dem vor kurzem in der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield entdeckten Leck handelt es sich nach einem Medienbericht "um den schwersten Atomunfall in Großbritannien seit mehr als zehn Jahren." Durch das Loch in einer defekten Leitung seien über mehrere Monate hinweg unbemerkt gut 83.000 Liter hoch radioaktiver Flüssigkeit ausgetreten, berichtete die Sonntagszeitung "Independent on Sunday".

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Spiegel-Online 29.05.2005

SELLAFIELD

"Schwerster Atomunfall seit 13 Jahren"

Sellafield ist seit Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Briten und Iren. Immer wieder entließ die Wiederaufbereitungsanlage strahlendes Material in die irische See. Zuletzt kamen der Anlage über neun Monate 83.000 Liter verseuchtes Abwasser abhanden. Bemerkt hatte das in Sellafield niemand.

Sellafield: Eine der ältesten Nuklearanlagen der Welt

London/Dublin - Sellafield, versichern Betreiber British Nuclear Group (BNG) und die britische Regierung immer wieder, sei sicher. Sicher ist auch, dass die atomare Wiederaufbereitungsanlage immer wieder in den Schlagzeilen landet: Sei es, wegen angeblicher Leukämie-Cluster im Umland, strahlenden Fischen aus der irischen See oder - wie Mitte Februar bekannt wurde - weil ihr im letzten Jahr scheinbar 29,6 Kilogramm Plutonium abhanden gekommen waren.

Das wäre zwar genug Material für den Bau von rund sieben Atombomben, sei aber letztlich nicht der Aufregung wert, versichert BNG: Natürlich gehe der Plutonium-Schwund auf ein "Buchhaltungsproblem" zurück, sei also rein virtuell, ein reiner Rechenfehler. Der bewege sich im Bereich von deutlich unter einem Prozent, wenn man ihn gegen die bewegte Gesamtmenge aufrechne, und liege darum innerhalb der Toleranzen.

Viel Toleranz für Sellafield haben die Nachbarn der Briten auf der anderen Seite der irischen See nicht. Seit die Anlage unter dem Namen Windscale ab 1951 aufgebaut wurde, gab es Streit um die Risiken. Als 1957 einer der Atomreaktoren der Anlage Feuer fing, blies der so viel kontaminiertes Material in die Umwelt, dass das ausreichte, das "Windscale-Fire" als schlimmsten Atomunfall aller Zeiten in den Geschichtsbüchern landen zu lassen - bis es dort 1986 durch Tschernobyl abgelöst wurde.

Jetzt hat es Sellafield einmal mehr in die Schlagzeilen geschafft: Eine Untersuchung des im letzten Monat bekannt gewordenen Unfalls mit 83.000 Litern "verlorener", mit Plutonium, Uran und Spaltprodukten kontaminierter Flüssigkeit, die unbemerkt in einen Tank flossen, brachte für Betreiber BNG hoch peinliche Details zu Tage. Dazu gehört nicht nur die schiere, schwer nicht zu bemerkende Menge, die abfließen konnte, ohne dass das jemand bemerkte. Dazu gehört auch, dass die Verrohrung der Anlage anscheinend gut neun Monate lang unbemerkt vor sich hin triefte.

Dass aber "die Hälfte des Inhalts eines Olympia-Schwimmbeckens" an hochtoxischem, strahlendem Material von einem kaputten Rohr in einen so per Unfall zweckentfremdeten Tank tropfen konnte, sei "der schlimmste britische Atomunfall seit 13 Jahren", kommentierte der "Independent". Auch die International Atomic Energy Authority klassifizierte den Unfall als "ernst" und verortete ihn auf Rang Drei ihrer siebenstelligen Skala für Nuklearunfälle. Die britische Nuclear Decommissioning Agency schloss das Werk vorerst. Ab Montag soll nun versucht werden, die Plutonium-Plörre wieder dahin zurück zu pumpen, wo sie hin gehört.

Betreiber BNG versicherte der Öffentlichkeit derweil, dass zu keinem Zeitpunkt Gefahr für Umwelt oder Angestellte bestanden hätte: Der Tank, in dem die Abwässer gelandet seien, sei aus absolut rostfreiem Stahl und dafür gebaut, auch solchen Belastungen widerstehen zu können. Auch die Atemluft im und um das Werk hätte keine Verschmutzungen aufgewiesen.

Der Druck auf Downing Street wächst

Sehr beruhigend, doch diesmal könnte die peinliche Panne die Regierung dazu zwingen, "die umstrittene Anlage endgültig zu schließen", spekuliert der "Independent". Das aber würde den britischen Steuerzahler mehrere Milliarden Pfund kosten. Mehr noch: Der Vorfall könnte Pläne der Regierung und der Energiebranche zum Bau neuer Atomkraftwerke in Großbritannien behindern.

Denn tatsächlich wirft er schwerwiegende Fragen auf. Sellafield/Windscale war durchaus nicht als nukleare Recyclinganlage aufgebaut worden, sondern ursprünglich zur Produktion von waffenfähigem Plutonium. Die Sicherheitsvorschriften von Sellafield seien bis heute wasserdicht, versichert der Betreiber BNG.

Das aber gilt anscheinend nicht für die Rohre dort: Der Unfall sei auf eine "Verkettung technischen und menschlichen Versagens" zurückzuführen. BNG musste widerwillig eingestehen, dass Angestellte möglicherweise schon seit August vergangenen Jahres Anzeichen für das Leck übersehen hätten. Wirklich bemerkt wurde der Flüssigkeitsverlust dann erst Mitte April. Umgehend habe die Firma daraufhin mit einer Untersuchung des gesamten Leitungssystems begonnen. Jenseits der irischen See sorgten die Nachrichten für blanke Empörung. Der irische Umweltminister Dick Roche sprach von einem "weiteren vernichtenden Urteil" über die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen in Sellafield. Seine Regierung werde auf eine "sichere und ordentliche Schließung" des Werks drängen.

Das tut sie schon seit Jahren, unterstützt von zahlreichen Bürgerbewegungen und Umweltorganisationen in England, Irland und Norwegen. Kontaminierungen aus Sellafield ließen sich wiederholt in der Luft, im Wasser der irischen sowie der Nordsee nachweisen. Im vergangenen September kündigte die EU-Kommission eine Klage gegen Großbritannien wegen Kontrollmängeln in der Atomanlage an. Sie warf dem Sellafield-Betreiber vor, europäische Sicherheitsbestimmungen zu missachten.

Dabei geht es um ein Abkühlbecken, in dem nach Auskunft von Umweltschützern radioaktives Material lagert. Laut britischen Medienberichten könnte bei ungünstiger Witterung radioaktives Wasser in die Umwelt gelangen. Brüssel fordert bereits seit Monaten uneingeschränkten Zugang für Sicherheitsinspektionen zu der Anlage und eine genaue Erfassung der gefährlichen Stoffe.

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wdr Stand vom 29.05.2005

Und sie rollen doch...

Atommüll aus Sachsen auf dem Weg nach NRW

Nach monatelangem Streit machen sich die ersten sechs Castor-Behälter voraussichtlich am Montag (30.05.05) auf den Weg nach Ahaus im Münsterland. Dort soll der radioaktive Müll zwischengelagert werden. Bürgerinitiativen kündigen Protest an.

Diskussion am Straßenrand

Sieben Jahre ist es her, dass sie sich in Ahaus gegenüber standen: Die Polizisten mit Schutzhelmen auf der einen Seite, die Demonstranten mit selbst gebastelten Papp-Plakaten auf der anderen. Das war 1998, als die Castor-Behälter zuletzt ins Münsterland rollten, viele protestierten. In diesen Szenen wird das ganze Dilemma sichtbar. Das Dilemma zwischen Bürgern, die den radioaktiven Abfall irgendwo, aber nicht in der Nachbarschaft haben wollen, und dem Staat, der den Atommüll verzweifelt in der Republik herumfährt auf der Suche nach einem passenden Lager.

Castor-Gegner wollen Zufahrtswege sperren

Protest angekündigt

Der Castor-Transport soll am Montagvormittag (30.05.05) von Dresden in Richtung Ahaus rollen, ein kleiner Ort mit 18.500 Einwohnern. Die Castor-Gegner haben schon Proteste angekündigt, sie würden den Transport am liebsten ganz verhindern. "Der Atommüll könnte ebenso gut in Sachsen stehen bleiben", sagte Hartmut Liebermann, Mitglied in der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus", zu wdr.de. Andere Initiativen hatten im Vorfeld angekündigt, "alle relevanten" Zufahrtswege zu blockieren. Für die Ankunft der Container - vermutlich in der Nacht zu Dienstag (31.05.05) - sind Kundgebungen und Demonstrationen geplant. Allerdings rechnet der WDR-Korrespondent vor Ort für den Auftakt mit lediglich rund 500 Teilnehmern, deutlich weniger als beim letzten Castor-Transport. Damals hatten noch mehrere Zehntausend Menschen protestiert.

Der Lastwagenkolonne, die sechs zylinderförmige Castor-Behälter geladen hat, steht ein beschwerlicher Weg bevor: Für die rund 600 Kilometer lange Strecke über die Autobahnen von Dresden in Sachsen nach Ahaus im Münsterland benötigt der Konvoi schätzungsweise 15 Stunden. Bei diesem Transport wird es allerdings nicht bleiben: In zwei weiteren Etappen sollen zwölf Atom-Container folgen. Insgesamt 18 Behälter mit radioaktivem Abfall sollen so in Ahaus untergebracht werden.

Atommüll aus DDR-Zeiten

Zwischenlager in Ahaus - Endlager in ?

Die strahlende Fracht stammt aus dem Forschungsreaktor Rossendorf nahe Dresden, der noch zu DDR-Zeiten stillgelegt worden war. Atommüll aus dem Sozialismus: 951 Brennstäbe sind in dem 1957 gebauten Reaktor sowjetischer Bauart während der Laufzeit angefallen. Diese radioaktiven Brennelemente wurden nach dem Aus für den Forschungsreaktor in Glaskokillen gegossen und in Castor-Behälter verpackt.

Nach dem Transport werden die Container mit den Brennelementen in der 200 Meter langen, 38 Meter breiten und 20 Meter hohen Halle des Zwischenlagers untergebracht. Dort bleiben sie bis zu 40 Jahren sauber gestapelt stehen - falls nicht zuvor doch ein Endlager für den giftigen Müll gefunden wird. Vor sieben Jahren hat dazu Umweltminister Jürgen Tritten (Grüne) den "Arbeitskreis Endlager" eingerichtet. Die Experten haben diskutiert, gestritten und vor drei Jahren einen Abschlussbericht geschrieben. Das Endlager gibt es bis heute nicht.

Heftiger Streit zwischen NRW und Sachsen

Wohin mit dem Müll?

Auch über den jetzigen Castor-Transport nach Ahaus haben Landespolitiker über Monate hinweg erbittert gestritten. Die Sachsen wollten den Müll nicht behalten, in Nordrhein-Westfalen wollte man ihn nicht haben. Im Oktober vergangenen Jahres ist die Entscheidung dann endgültig gefallen: Die Castoren werden nach NRW geschickt.

Doch der Streit über den strahlenden Müll ist noch nicht zu Ende. Vor kurzem hat CDU-Chefin Angela Merkel den Finger erneut in die Wunde gelegt: Obwohl das Kernkraftwerk Obrigheim in Baden-Württemberg erst vor wenigen Tagen vom Netz gegangen ist, hat die Politikerin die Atom-Ausstiegsdebatte neu entfacht. Auch andere Atommeiler will Merkel länger am Netz lassen als von der rot-grünen Bundesregierung vorgesehen. Die Atomlobby jedenfalls freut sich. Das Müll-Dilemma aber bleibt weiterhin ungelöst.

http://www.wdr.de/themen/politik/deutschland/castor/050524.jhtml?rubrikenstyle=politik

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WAZ 29.05.2005

Rollt "Castor" heute über das Kamener Kreuz?

Kamen. (P.M.) Auf die Anfang dieser Woche erwarteten Atommülltransporte aus dem sächsischen Dresden-Rossendorf, die nach Auskunft des Aktionsbündnisses gegen Atomkraftwerke und Castor-Transporte wahrscheinlich auch über das Kamener Kreuz rollen sollen, machten Aktivisten der Greenpeace-Gruppen Dortmund und Münster am Samstag auch auf mehreren Brücken über der A 2 zwischen Kamen und Dortmund aufmerksam.

Wegen "Verkehrsgefährdung" wurden die Transparente mit den Aufschriften "Die Gefahr rollt hier!", "Kein Atommüll von Dresden nach Ahaus" und und "Stopp Castor" wenig später von der Polizei entfernt mit der Begründung, Kraftfahrerinnnen und Kraftfahrer könnten abgelenkt werden.

Die zunächst beabsichtigten Blockaden auf den Autobahnen wurden vom Aktionsbündnis abgesagt, weil die Polizei "nicht willens und in der Lage sei, die Sicherheit der Demonstranten und der Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn zu gewährleisten" (wir berichteten). Die Kreispolizeibehörde Unna hatte den Antrag auf Demonstration zuvor abgelehnt.

Nach Informationen von Greenpeace soll der erste von drei Transporten mit insgesamt 18 Castorbehältern am heutigen Montag um 10 Uhr in Rossendorf in Richtung Ahaus starten. Die Ankunft in Ahaus sei ab 1 Uhr nachts zu erwarten. Greenpeace: "Falls der Transport wie erwartet die Südroute nimmt, würde er am Abend durch das Kreuz Dortmund/Unna, das Kamener Kreuz und weiter über die A2 Richtung Oberhausen fahren, somit also auch durch Kamener Stadtgebiet. Es wäre nach 1998 der erste Atomtransport ins Atomzwischenlager. Eine solch brisante Fahrt über Straßen und Autobahnen gab es in Deutschland bislang noch nie."

Der Kreispolizeibbehörde Unna lägen, erklärte sie gestern auf Anfrage unserer Zeitung, keine Informationen über Castor-Zeiten und -Routen vor.

"Dieser Atomtransport ist absolut überflüssig"" sagt Johanna Lubisch, Energieexpertin von Greenpeace Münster. "Der Atommüll lagert in Rossendorf genau so sicher bzw. unsicher wie in Ahaus. Solange kein sicheres Endlager existiert, macht es keinen Sinn, strahlenden Atommüll kreuz und quer durch Deutschland zu transportieren."

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Frankfurter Rundschau 28.5.05:

Neuer Castor-Alarm im Münsterland

Kernkraftgegner rechnen für Wochenbeginn mit Atommüll-Transporten aus

Sachsen ins Zwischenlager Ahaus

Kernkraftgegner aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben am Freitag

beim Kirchentag in Hannover gegen neue Atomtransporte protestiert. Vom

kommenden Montag an wird mit Castorlieferungen ins Zwischenlager Ahaus

gerechnet.

VON KRISTIAN FRIGELJ

Protest gegen Castor-Transporte

Düsseldorf · 27. Mai · Seit mehr als einem Jahr herrscht Castor-Alarm im

Münsterland. Immer wieder wurden Transporttermine angekündigt, die folgenlos

verstrichen. Nun rufen die Bürgerinitiativen die Nacht vom 30. auf den 31.

Mai als "Tag X 1" aus. Irgendwann nach Mitternacht sollen Lastwagen aus dem

rund 600 Kilometer entfernten sächsischen Rossendorf in Ahaus eintreffen,

die strahlende Fracht ins Zwischenlager verladen werden. Erste Blockaden am

Abfahrtsort und auf Autobahnen sind geplant. Vor allem "dezentrale Aktionen"

soll es geben. Die Atomgegner rechnen mit drei Lieferungen bis Mitte

nächsten Monats - ein "Tag X" mit Fortsetzung.

Hinter vorgehaltener Hand wird die Fahrt von den nordrhein-westfälischen und

sächsischen Landesregierungen bestätigt, allerdings nennt man ein

Zeitfenster von etwa zwei Wochen. Die Polizei meldet, die Vorbereitungen

seien abgeschlossen, der genaue Termin werde am Montagmorgen feststehen. Um

die Fracht tobte über Monate ein politischer und juristischer Streit, der

wie eine Inszenierung anmutete, da die Transporterlaubnis längst vorlag. Es

geht um 951 alte Brennelemente aus einem abgeschalteten

DDR-Forschungsreaktor in Rossendorf, insgesamt etwa 350 Kilogramm Uran und

zwei Kilo Plutonium. Der Atommüll lagert seit Mitte der 90er in 18 kleinen

Castoren in einer Halle. Die sächsische Landesregierung hat längst einen

Platz im Zwischenlager Ahaus reserviert.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter, eine nachgeordnete

Behörde von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne), erteilte im

vergangenen Jahr eine Transportgenehmigung für LKW und löste damit Proteste

der jetzt abgewählten rot-grünen Landesregierung in NRW aus. Innenminister

Fritz Behrens (SPD) und Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) warnten vor

immensen Kosten und Sicherheitsrisiken, forderten einen Schienentransport.

Ein gerichtlicher Widerspruch gegen die Transportgenehmigung wurde

abgeschmettert. Die Bundesländer einigten sich auf einen Termin nach der

Landtagswahl in NRW. Das Kuriose dabei ist: Die scheidende rot-grüne

Landesregierung wickelt nun die Transporte ab, während CDU und FDP in aller

Ruhe Koalitionsgespräche führen. Vom politischen Machtwechsel erhofft sich

die Bürgerinitiative (BI) "Kein Atommüll in Ahaus" eine Belebung des alten

Widerstandes. Zuletzt merkte man den Atomgegnern deutliche

Ermüdungserscheinungen an. Das hing mit dem rot-grünen Atomkonsens auf

Bundesebene zusammen, aber auch mit einer scheinbaren Ruhe, da es seit 1998

keine inländischen Transporte nach Ahaus mehr gegeben hatte.

"Es gibt wieder eine stärkere Mobilisierung", sagt der Sprecher der BI

Ahaus, Felix Ruwe, der FR und verweist vor allem auf den wahrscheinlichen

Sieg von Schwarz-Gelb bei der vorgezogenen Bundestagswahl. Mit großer Unruhe

registrieren die Initiativen politische Vorstöße, die Laufzeiten von

Atommeilern zu verlängern.

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taz 28.05.2005

Castoren: Es geht wieder los

Am Montag soll der erste Castor-Transport vom sächsischen Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus rollen. Erstmalig wird über die Autobahn transportiert. Bürgerinitiativen in ganz NRW sind alarmiert

VON ELMAR KOK

Am Montag wird aller Wahrscheinlichkeit nach der erste Atomtransport seit 1998 ins Atomzwischenlager Ahaus rollen. Die Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen sind alarmiert. Fast 2 Kilogramm Plutonium sollen von dem Rossendorfer Forschungsreaktor bei Dresden über Autobahnen und Bundesstraßen bis ins Münsterland gefahren werden. "Eine solch brisante Fahrt über Straßen und Autobahnen gab es bislang noch nie", sagen die Atomexperten der Umweltorganisation Greenpeace über den Transport. Die taz dokumentiert die Aktionen der Bürgerinitiativen gegen den Transport.

Ahaus

Hier findet die zentrale Veranstaltung der Castor-Transportgegner statt. Heute um 18 Uhr wird das Widerstandscamp mit einem Open-Air-Konzert eröffnet, der Infoladen der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" in der Bahnhofstraße 51 bleibt während der Aktionstage rund um die Uhr geöffnet, kündigten die Aktivisten an. Die Bürgerinitiative will auch nach Eintreffen des Transports weiter vor dem Zwischenlager demonstrieren. Das Ziel der Demonstranten wird sein, die Rückfahrt des Transportes nach Dresden zu verhindern. Denn die zwei restlichen Transporte benötigen die Spezial-Stoßdämpfer des ersten Konvois. Ohne sie können keine weiteren Transporte durchgeführt werden.

Kamen

Nach Angaben der Initiativen soll die Polizei Informationen gezielt lanciert haben, aus denen die Transport-Gegner schließen sollen, dass die Polizei sich für die südliche Fahrtroute entschlossen habe. Sollte das der Fall sein, wechselt der Konvoi im Kamener Kreuz von der A 1 auf die Autobahn 2. Direkt an der B 61, die die Autobahn 2 unterquert, wird es deshalb am Montag einen Infostand geben, sollte die Polizei sich tatsächlich für diese Route entscheiden, wird es hier zu größeren Demonstrationen kommen. "Hier ist die Anlaufstelle für die Gegner aus dem gesamten Ruhrgebiet", sagt Matthias Eickhoff von der Initiative Widerstand gegen Atomanlagen (WigA). "Der Transport würde dann schließlich durch das ganze nördliche Ruhrgebiet fahren, über Waltrop, Recklinghausen, Herten, Gelsenkirchen und Bottrop."

Bad Oeynhausen

Das Nadelöhr der nördlichen Route. Sollte der Transport die "klassische Strecke" fahren, muss er beim Wechsel von der A 2 auf die A 30 fast vier Kilometer über die Landstraße. Am Montag um 16 Uhr wird vom Bahnhof der Kurstadt eine Demonstration zur Landstraße gestartet. Vor allem Atomkraftgegner aus Norddeutschland haben sich zur Demonstration angekündigt. "Hierher kommen die unmittelbar Betroffenen aus Ostwestfalen und die Protestler aus Niedersachsen, dem Wendland und Bremen", sagt Eickhoff.

Abgesagt

Die Bürgerinitiativen haben ihre angemeldeten Demos auf den Autobahnkreuzen in Kamen, Recklinghausen, Lotte/Osnabrück und Schüttorf abgesagt. Die Polizei habe nicht für die Sicherheit der Demonstrationen garantieren können, hieß es von Seiten der Bürgerinitiativen.

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Mitteldeutsche Zeitung 28.5.05: 

Lage in Rossendorf vor Castor-Transport entspannt 

Dresden/dpa.  Zwei Tage vor dem Atommüll-Transport von Dresden-Rossendorf ins westfälische Zwischenlager Ahaus ist die Lage am Ausgangspunkt entspannt. Bis Samstagnachmittag hätten sich vor den Toren des Forschungszentrums Rossendorf nur drei Kernkraftgegner bei einer Mahnwache eingefunden, teilte die Polizei am Samstagnachmittag mit. Nach Angaben des Aktionsbündnisses «Castorstopp Dresden» war die Mahnwache ohnehin nicht als Massenveranstaltung gedacht. Auf der Internetseite von Castorstopp war allerdings nachzulesen, dass die Aktion für bis zu 200 Leute angemeldet war. Am Freitag hatten sich an einem Protestzug in Dresden lediglich 50 Menschen beteiligt.

Prominente Unterstützung kam am Samstag aus Nordrhein-Westfalen. Dort kündigte Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) an, sich aktiv am Widerstand gegen den Transport zu beteiligen. Der Transport der Castor-Behälter sei unsinnig, sagte Höhn am Samstag vor dem Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus. Die rot-grüne Landesregierung habe ohne Erfolg alle Mittel ausgeschöpft, die Fuhren zu verhindern. Die Castoren werden in der Nacht zum Dienstag in Ahaus erwartet. Die Grünen in Sachsen und Thüringen sowie die PDS-Landtagsfraktionen in beiden Ländern signalisierten gleichfalls Solidarität mit friedlichen Atomkraftgegnern.

Unterdessen wurden erste Details über den Streckenverlauf bekannt. Laut dem Eisenacher Bürgermeister Gerhard Schneider (CDU) wird mindestens eine der Lastwagen-Fuhren am Montag über die Autobahn 4 bei Eisenach rollen. Das habe Schneider dem Stadtrat am Freitagabend mitgeteilt, schrieb die «Südthüringer Zeitung» am Samstag. Um die Sicherheit des Transports zu gewährleisten, werde die A 4 zwischen 16 und 18 Uhr gesperrt. Vorab war bereits eine Route von Dresden über Erfurt, Eisenach, Kassel, Unna, Kamen und Bottrop erwartet worden.

Nach einem Bericht der «Sächsischen Zeitung» begann am Freitag in Rossendorf die Verladung der Castor-Behälter auf die Lastwagen. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang nicht. Von den Führungskräften des Vereins für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf, der im Auftrag der sächsischen Regierung die kerntechnischen Anlagen stillzulegen und die Abfälle zu entsorgen hat, befand sich am Samstag angeblich niemand auf dem Gelände.

Die 18 Castoren mit 951 Brennelementen sollen in drei Fuhren auf die 600 Kilometer lange Reise gehen. Nach Einschätzung von Experten ist das Strahlungspotenzial der atomaren Fracht wesentlich geringer als bei Castoren, die mit Brennstäben aus Kernkraftwerken befüllt sind.

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Stern 28.5.05:

Castor

Transport mit Tücken

Nordrhein-Westfalen hat sich lange Zeit gegen die Fracht gesträubt. Keiner will den Atommüll aus der früheren DDR bei sich haben. Nun gehen die ersten 6 von 18 Castor-Behältern aus Dresden-Rossendorf doch auf die Reise nach Ahaus.

Eigentlich sollten die 18 Behälter mit Atommüll schon seit fast einem Jahr im Zwischenlager Ahaus in Westfalen stehen. Doch der heikle Transport der 951 abgebrannten Brennelemente aus dem seit 1991 stillgelegten Forschungsreaktor Dresden-Rossendorf ins Münsterland ist ein Unterfangen mit Hindernissen. Keiner wollte den strahlenden Rest nuklearer Forschungen aus DDR-Zeiten bei sich haben. Schon wurde der sicherheitspolitisch abwegige Gedanke laut, die aus Sowjetproduktion stammenden Brennstäbe nach Russland zurück zu transferieren.

Atomgesetz im Rücken

Im mit Gerichtsverfahren und gegenseitigen Schuldzuweisungen gespickten Politpoker setzte sich schließlich mit monatelanger Verzögerung Sachsen durch. Der Freistaat hatte dank vertraglicher Vereinbarungen und dem Atomgesetz im Rücken von vornherein die deutlich besseren Karten. Am kommenden Montag - mehr als sieben Jahre nach der bisher letzten Einlagerung in Ahaus im März 1998 - soll sich der erste der drei Lastwagen-Konvois schließlich auf die Strecke begeben.

Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) hat die bevorstehenden Castor-Transporte vom sächsischen Rossendorf nach Ahaus als "absolut unsinnig" bezeichnet. "Es macht überhaupt keinen Sinn, Atomtransporte quer durch die Republik zu fahren", sagte die Ministerin am Freitag in Münster. Ein besserer Weg wäre gewesen, die Behälter in Sachsen einzulagern", betonte die Ministerin. An allen wirtschaftlich betriebenen Atomkraftwerken gebe es dezentrale Zwischenlager. "Das wäre viel sinnvoller." Künftig drohten sogar noch mehr Transporte, warnte Höhn: "Nach der Ankündigung von Frau Merkel, den Atomausstieg rückgängig machen zu wollen, haben wir eine vollkommen veränderte Ausgangslage, auch was Transporte nach Ahaus betrifft." Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel hatte für den Fall eines Unionssieges bei der Bundestagswahl angekündigt, es den Konzernen zu überlassen, die Atomkraftwerke so lange zu betreiben, wie dies technisch möglich sei.

NRW hatte sich lange Zeit mit Händen und Füßen gegen die Fracht gesträubt. Innenminister Fritz Behrens (SPD) hatte vor allem die Furcht vor enormen Kosten geltend gemacht. Aus den Erfahrungen von 1998 leitete er die Notwendigkeit erheblichen Polizeischutzes ab: Damals hatten mehr als 10.000 Demonstranten in Ahaus den Castoren aus den Kernkraftwerken Gundremmingen und Neckarwestheim einen wenig gastfreundlichen Empfang bereitet. Behrens' Wunsch nach einem Schienentransport wurde beim Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter aber nicht erhört.

Das Protestpotenzial ist internen Studien der Verfassungsschützer zufolge deutlich geringer geworden. "Um 8.00 Uhr müssen die Lehrer in die Schule - dann ist die Demo vorbei", wird schon in Polizeikreisen gewitzelt. Tatsächlich ist für Montagabend eine Demonstration mit nur 300 Teilnehmern vor dem Zwischenlager angemeldet - ein taktisches Manöver? Bürgerinitiativen und Anti-Atomkraft-Bewegungen aus der Region sind resigniert ob der rot-grünen Energiepolitik. Der auf Jahrzehnte angelegte Atomausstieg ist ihnen zu wenig. Auf der anderen Seite müssen grüne Umweltminister wie Jürgen Trittin und Bärbel Höhn nach Recht und Gesetz das abnicken, wogegen sie noch vor Jahren lautstark selbst an der Spitze der Atomkraftgegner demonstriert hatten.

 

"Stoppt die Renaissance der Atomkraft"

Mit dem politischen Wechsel von Rot-Grün zu Schwarz-Gelb in Düsseldorf und dem möglicherweise bevorstehenden Wechsel von Gerhard Schröder zu Angela Merkel in Berlin haben die Atomgegner wieder ein echtes Feindbild. Flugs änderten sie ihr Demonstrationsmotto: Nicht mehr "Stoppt den Castor" heißt es, sondern: "Stoppt die Renaissance der Atomkraft". Die Aktivisten beharren auf ihrer Forderung nach mehr Sicherheit. Die 200 Meter lange Halle außerhalb des Städtchens Ahaus sei nicht ausreichend geschützt. Einem Flugzeugabsturz oder einem terroristischen Angriff würde das Gebäude niemals standhalten, glaubt Felix Ruwe, Vorsitzender der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus". Das bestreiten auch die Betreiber des Brennelemente-Zwischenlagers selbst nicht. Doch stehe die Wahrscheinlichkeit einer solchen Bedrohung in keinem Verhältnis zum Nutzen der Anlage.

Der harte Kern der Castorgegner wird sich vom Demonstrieren dennoch nicht abhalten lassen. "Massive Aktionen" sind sowohl in Sachsen als auch in Nordrhein-Westfalen angekündigt. Autobahnbrücken und Abfahrten entlang der 600 Kilometer langen Strecke - vermutlich von Rossendorf über Erfurt, Kassel und Oberhausen nach Ahaus - gelten als neuralgische Punkte für Störaktionen. In mehreren Bundesländern sind tausende Polizisten in Alarmbereitschaft. Allein dafür müssen die Länder Millionensummen bereithalten.

Michael Donhauser/DPA

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MDR 28.5.05: 

Erste Details zu Rossendorf-Transport

Zum Atommüll-Transport aus dem sächsischen Rossendorf ins nordrhein-westfälische Ahaus sind erste Details bekannt geworden. Wie MDR INFO unter Berufung auf die "Südthüringer Zeitung" meldet, soll mindestens ein Transport über die Autobahn 4 bei Eisenach rollen. Das habe der Eisenacher Bürgermeister Schneider dem Stadtrat mitgeteilt. Um die Sicherheit zu gewährleisten, werde die Autobahn von 16 Uhr bis 18 Uhr gesperrt.

Start am Montag - Proteste angekündigt

Der Castor-Transport mit den abgebrannten Brennstäben aus dem ehemaligen Forschungs-Reaktor soll am Montag starten. Gegner der Transporte haben dazu Proteste angekündigt. So wollen sie in Rossendorf die Lastwagen am Verlassen des Geländes hindern. Auch die Thüringer Grünen und die PDS-Fraktion wollen am Montag protestieren. Grünen-Sprecherin Anja Kaschta kritisierte, der Transport werde 50 Millionen Euro kosten, einen Teil davon m müssten die Länder tragen. Als Zeichen des Protestes wollen die Grünen an der Autobahn 4 in Jena ein Plakat enthüllen. Die PDS plant nach Angaben ihres innenpolitischen Sprechers Roland Hahnemann eine Menschenkette, um auf die "unnötige Gefährdung von Bevölkerung und Sicherheitskräften" aufmerksam zu machen. Den Ort will die PDS noch nicht bekannt geben.

Altlasten aus DDR-Kernforschung

In Rossendorf lagern noch rund 1000 Brennstäbe aus Vorwende-Zeiten, als dort die DDR ein Kernforschungszentrum betrieben hatte. Nach Einschätzung von Experten ist das Strahlungspotenzial der atomaren Fracht wesentlich geringer als bei Castoren, die mit Brennstäben aus Kernkraftwerken befüllt sind. 

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Westfälische Nachrichten 28.5.05:

„CASTOR-Transporte nach Ahaus"

Die nun bevorstehenden Atommülltransporte aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor in Rossendorf bei Dresden sind ökonomischer Schwachsinn, sie verschleiern die Problematik der Endlagerung und stellen eine Gefahr für die Bevölkerung dar, schließlich sollen hier 2 kg Plutonium quer durch die Republik gekarrt werden." Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und Alois Plogmaker von der Wettringer BI gegen Atomanlagen (WegA) informierten am Dienstagabend bei einem Besuch in Steinfurt Vertreter der GAL über die vermutlich am kommenden Montag und Dienstag bevorstehenden Transporte: „18 Castor-Behälter mit 951 abgebrannten, hochradioaktiven Brennelementen sollen in insgesamt drei Fahrten in das Brennelementezwischenlager Ahaus (BZA) gebracht werden &endash; nicht über die Schiene sondern erstmals über 600 km Autobahn", so Hesters. Und das, obwohl in Rossendorf selbst noch 1996 für 20 Mio. ¤ ein Zwischenlager gebaut wurde, das exakt baugleich der Halle in Ahaus ist. Plogmaker: „Sollten an den Behältern Schäden auftreten, müssen diese zur Reparatur zurück nach Rossendorf geschafft werden &endash; ein Witz. "Es sei zu befürchten, dass demnächst auch der Atommüll aus anderen Forschungsreaktoren, so aus Jülich oder Garching, in Ahaus eingelagert werden soll. „Und sollte der Atomkonsens - wie von Frau Merkel am Dienstag angekündigt - gekippt werden, wird der einzulagernde Atommüll weiter zunehmen", so Hesters. Auf die Frage der Endlagerung hätten allerdings CDU und FDP ebenso keine Antwort wie SPD und Bündnisgrüne. Den Wahlsieger vom Wochenende, Jürgen Rüttgers, habe man bereits auf einen Beschluss der CDU vom Februar letzten Jahres hingewiesen: Die Transporte dürften erst dann durchgeführt werden, wenn die Endlagerfrage geklärt ist. „Aber wen in der CDU interessiert ein solcher Beschluss, der 15 Monate alt ist", fragt Hesters.

Für das kommende Wochenende haben zahlreiche Bürgerinitiativen entlang der zwei möglichen Transportstrecken (Dresden &endash; Kassel &endash; Ruhrgebiet oder Magdeburg &endash; Hannover &endash; Osnabrück) und in Ahaus selbst vielfältige Aktionen vorbereitet, durch die Menschen ihre Kritik an den Atommülltransporten zum Ausdruck bringen können: Ab Donnerstag wird auf der BI-Wiese am Zwischenlager ein Camp aufgeschlagen, am Samstagabend findet ein Open-Air-Konzert mit sechs Bands statt, Sowohl am Sonntag- als auch am Montagabend finden um 18 Uhr Mahnwachen am Ahauser Bahnhof statt. Die GAL Steinfurt hofft ebenso wie die Bürgerinitiativen darauf, dass sich auch Steinfurter Bürger an den Protesten beteiligen. Brandaktuelle Informationen sind über das Büro der Ahauser Bürgerinitiative (Tel.: 02561-961799), die Homepage www.nixfaehrtmehr.de oder über den SMS-Verteiler (castor-sms@web.de) zu erhalten.    

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Leipziger Volkszeitung vom Freitag, 27. Mai 2005

Protest gegen Castor-Transport formiert sich

Dresden. Ein jahrelanger Streit geht jetzt seinem Höhepunkt entgegen: Am Montag soll der erste Castor-Transport aus Dresden-Rossendorf nach Ahaus rollen. Anti-Atomkraft-Initiativen haben massiven Protest angekündigt. Die Route des Transports, dem sich innerhalb der nächsten 14 Tage zwei weitere anschließen könnten, ist noch unbekannt. Zwei Varianten sind bislang im Gespräch, eine über die A14 durch Sachsen-Anhalt, die andere über die A4 durch Thüringen.

Mit den Transporten will der Freistaat 18 Behälter mit insgesamt 951 abgebrannten Brennelementen aus dem früheren Forschungsreaktor in Rossendorf ins Zwischenlager im nordrhein-westfälischen Ahaus bringen lassen. Der Wissenschaftsstandort in Rossendorf soll frei von atomrechtlichen Zwängen werden. Seit 1995 zahlt der Freistaat jährlich rund 70000 Euro Miete in Ahaus - ein winziger Teil der etwa 205 Millionen Euro, die für die gesamte Reaktorentsorgung einmal veranschlagt wurden.

Sachsens Umweltminister Stanislaw Tillich (CDU) warnt deshalb immer wieder vor Panikmache: Die Gesamt-Radioaktivität des Inhalts aller 18 Behälter beträgt nach den Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz etwa ein Zehntel des Wertes eines Castor-Behälters mit abgebrannten Brennelementen eines Kernkraftwerkes.

Bereits für das vergangene Jahr hatten die nötigen Transport-Genehmigungen vorgelegen. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) war dafür, sächsische CDU und SPD ebenfalls. Dann legte sich Nordrhein-Westfalen quer. Offenbar zunächst mit Blick auf die Kommunalwahl im September 2004 forderte die rot-grüne NRW-Regierung einen Eisenbahntransport. Schon vor der Wahl war der Widerstand der Regierung verraucht.

Es wird drei Touren mit je sechs Behältern geben. Die Sicherung der Transportstrecke sollen die jeweiligen Länder übernehmen. Sachsen hat sich bereit erklärt, die Transporte mit eigenen Polizisten zu begleiten. Der Transport soll in Rossendorf mit Sitzblockaden behindert werden.

Ingolf Pleil

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POL-DO: Anti - Castor - Versammlung

28.05.2005 - 17:19 Uhr

Dortmund (ots) - Lfd. Nr.:0839

Am 28.05.2005, von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr, führten Mitglieder

Gruppe Greenpeace eine Anti - Castor - Versammlung in Lünen durch.

An den BAB - Brücken Lanstroper Straße / In der Heide und

Dammstraße wurden Transparente mit Aussagen, die sich inhaltlich

gegen den Castortransport richten, angebracht.

Es nahmen 12 Personen an der Veranstaltung teil. Es kam zu

keinerlei Störungen.

ots-Originaltext: Polizei Dortmund

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NDR Info 28.5.05:

VERLADUNG VON ATOMMÜLL BEI DRESDEN

Dresden: In Rossendorf, in der Nähe der sächsischen Hauptstadt,

sind die ersten Castor-Behälter auf Lastkraftwagen verladen worden.

Sie sollen am Montag ins Zwischenlager Ahaus im Münsterland gebracht

werden. Entlang der Strecke formiert sich der Widerstand der Atomkraft-Gegner.

65 Bürgerinitiativen haben zu Protesten aufgerufen. Der Transport wird nicht

überwiegend auf der Schiene erfolgen, sondern mit Lastwagen auf der Straße.

Aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf werden insgesamt 18 Castoren

mit mehr als 950 Brennstäben auf LKW verladen.

Sächsische Zeitung 28.5.05:

Verladung der Castoren hat begonnen

Dresden. In Rossendorf hat die Verladung der ersten sechs Castoren begonnen.

Am Montag sollen sie aller Voraussicht nach ins Zwischenlager Ahaus ins Münsterland

gefahren werden. Da sich an der Transport-Bereitstellungshalle in Rossendorf nur

eine Rampe befindet, werden die Transport-Lkws einzeln beladen. Vorgeschrieben sind

eine Vielzahl von Kontrollmessungen sowohl an den 1,60 Meter hohen, zylindrischen

Castor-Behältern vom Typ MTR-2 als auch an den sechs Lkws. Jeder einzelne

Belade-Vorgang benötigt Stunden.

Unterdessen haben etwa 50 Atomkraftgegner in Dresden gegen den Transport demonstriert. Über das Wochenende soll eine Mahnwache vor den Toren Rossendorfs eingerichtet werden. Atomkraftgegner wollen nach eigenem Bekunden mit friedlichen Mitteln gegen den Castor-Transport protestieren. Die Polizei wies ausdrücklich darauf hin, dass die Autobahn kein Platz für Demonstrationen ist. (SZ)

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NW BAD OEYNHAUSEN28.05.2005

Badestadt im Blick der Castor-Gegner

Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem ganzen Bundesgebiet zur Demo in Bad Oeynhausen aufgerufen

Bad Oeynhausen (PeSt). Ein Nadelöhr als Plattform für Artomkraftgegner. Zum kommenden Montag (16 Uhr) rufen Anti-Atomkraft-Initiativen zur Kundgebung in Bad Oeynhausen auf. Die Initiatoren schließen nicht aus, dass an eben diesem Tag ein Castor vom sächsischen Rossendorf (bei Dresden) ins münsterländische Zwischenlager nach Ahaus rollt und dabei das innerstädtische Verbindungsstück zwischen den Autobahnen 2 und 30 in Bad Oeynhausen passiert.

400 Demonstranten sind angemeldet. Mit erheblich mehr Sicherheitskräften muss in der Badestadt gerechnet werden, die durch diese Aktion zum Blickpunkt der bundesdeutschen Castor-Gegner wird.

Am Montag werden Atomkraftgegner bereits in Dresden-Rossendorf direkt auf der Transportstrecke gegen die Abfahrt der Castoren protestieren. Die Gegner sind sich unschlüssig, ob der Transport über eine Nord- oder eine Südroute geht. Anja Gärtner vom Anti-Atom-Forum OWL aus Herford: "Wir wissen, dass die Polizei sowohl die Nordroute über Leipzig/Hannover wie auch die Südroute über Erfurt/Kassel vorbereitet."

Ein Schwerpunkt der Proteste liegt auf jeden Fall in Bad Oeynhausen, wo am 30. Mai um 16 Uhr ab dem Bahnhof eine Demonstration zur vermuteten Castor-Strecke startet. Die Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke rechnet daher am Montag während der Nachmittagsstunden im Bereich der Mindener Straße (B 61) mit Verkehrsstörungen, hervorgerufen durch den Demonstrationszug des Anti-Atom-Forums Ostwestfalen-Lippe.

Die Demonstranten wollen nach einer Kundgebung am Bahnhof starten und dann durch die Innenstadt über die Steinstraße zur Mindener Straße ziehen. Nach gestrigen Planungen erstrecken sich die Protestaktionen auf den Bereich der Mindener Straße zwischen der Steinstraße und dem Alten Rehmer Weg in Fahrtrichtung Hannover auf etwa 30 Minuten.

Polizeisprecher Werner Wojahn: "Da die B 61 das noch nicht ausgebaute Verbindungsstück zwischen der A 30 und der A 2 ist und im Feierabendverkehr stark frequentiert wird, ist mit Behinderungen, etwa zwischen 16 und 17 Uhr zu rechnen."

Die Behörden schließen nicht aus, dass es durch Schaulustige auch in der Gegenrichtung zu Verkehrsbehinderungen kommen kann.

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taz 28.05.2005

"Die Renaissance der Atomkraft verhindern"

Atomkraftgegner Matthias Eickhoff über Castortransporte per LKW, die Freude der Atomlobby über einen möglichen Regierungswechsel im Bund und den ersten Wortbruch des designierten CDU-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers

taz: Sachsens CDU-Umweltminister Stanislaw Tillich erklärt die ab Montag rollenden Castor-Transporte für ungefährlich und warnt vor Hysterie. Sind Sie hysterisch?

Matthias Eickhoff: Von Hysterie kann keine Rede sein. Tillich selbst handelt unverantwortlich, spielt die tatsächlichen Gefahren herunter. Der Minister geht von LKW-Schönwettertransporten aus: Unfälle, Reifenpannen, Motorschäden oder Brände sind nicht vorgesehen.

Welche Gefahren drohen dann?

Die Castoren enthalten insgesamt 54 Kilogramm kernwaffenfähiges Uran 235, dazu kommen zwei Kilo hochgiftiges Plutonium. Ein Szenario aber, in dem ein Fahrer die Kontrolle über seinen LKW verliert, indem er etwa vor einen Betonpfeiler prallt, ist nie durchgespielt worden. Sogar die Brennelemente könnten dabei durcheinander gewirbelt werden - das zeigt doch, wie schlampig und verantwortungslos die Transporte vorbereitet wurden.

Dennoch klingt Ihre Forderung, die Castoren einfach in Rossendorf bei Dresden stehen zu lassen, lokalpatriotisch und provinziell.

Auch die sächsischen Anti-Atom-Initiativen halten die Transporte für unsinnig. 18 Castoren werden jetzt ins Münsterland gekarrt, obwohl klar ist, dass der Atommüll wieder weg muss. Dabei bestätigt selbst die Atomlobby, dass die Lagerhalle in Rossendorf genauso sicher oder unsicher ist wie das Ahauser Zwischenlager. Außerdem befürchten wir, dass Ahaus mangels Alternativen schleichend zum Endlager werden könnte - nach dem Motto: was hier ist, das bleibt auch hier. Klar ist aber: Wir demonstrieren gegen alle gefährlichen Atommülltransporte, etwa in die Wiederaufbereitungsanlage La Hague. Jeder Transport ist einer zu viel.

Da könnten Sie künftig aber viel zu tun haben: CDU und FDP kündigen bereits den Ausbau der Atomenergie an.

Die Ankündigung von Neuwahlen im Bund hat auch unser politisches Koordinatensystem verschoben. Natürlich steht unser Protest gegen die Castoren unter dem Motto: Stoppt die Renaissance der Atomkraft! Natürlich wenden wir uns auch gegen den Ausbau oder gar Neubau von Atomanlagen. Dennoch haben wir auch den rot-grünen Atomkonsens nicht wirklich begrüßt: Die Atommülltransporte liefen trotzdem weiter, und die Urananreicherungsanlage Gronau wird ausgebaut.

Aber mit der CDU wird doch nichts besser?

Der künftige CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat im vergangenen Jahr gefordert, ohne Klärung der Endlagerfrage dürfte kein Castor mehr nach Ahaus gebracht werden. Wenn er gegenüber seinen sächsischen Parteifreunden jetzt nicht schnell ein Veto einlegt, ist das Rüttgers erster Wortbruch.

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Neues Deutschland 26.05.2005

Alarm bei den Castor-Gegnern

Rossendorf-Transport soll Montag rollen 

Von Reimar Paul 

Die umstrittenen Castortransporte aus dem sächsischen Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus stehen unmittelbar bevor. Bürgerinitiativen lösten die bundesweite Alarmkette aus.

Nach Informationen von Atomgegnern sollen die ersten sechs Lastwagen mit Castoren am Montagmorgen in Rossendorf starten. Die Polizei rechne in der Nacht zum Dienstag mit der Ankunft im westfälischen Zwischenlager Ahaus, heißt es. Insgesamt sollen bis Mitte Juni 18 Castorbehälter in sechs Fuhren über jeweils 600 Autobahnkilometer transportiert werden. Die Atommülltonnen enthalten insgesamt 951 abgebrannte Brennelemente, die aus dem Betrieb eines Zehn-Megawatt-Forschungsreaktors stammen, der von 1957 bis 1991 in Rossendorf lief. Mit nur sechzig Zentimetern Länge sind diese Brennelemente wesentlich kleiner als die aus kommerziellen Atomkraftwerken.

Der Castortransport wurde vom Freistaat Sachsen beantragt. Die Landesregierung in Dresden hatte dafür bereits 1996 Stellplätze in Ahaus angemietet. Der Abtransport der Brennelemente aus Rossendorf war zunächst für 1999 und dann noch einmal für 2001 geplant, wurde aber jeweils von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) gestoppt. Zuletzt erklärte dessen Ministerium jedoch, es habe keine Ermessensspielräume mehr.

Die Position des »Aufnahme«-Landes Nordrhein-Westfalen blieb zwiespältig. Zwar klagte die damalige rot-grüne Regierung in Düsseldorf nach Protestankündigungen gegen die Transportgenehmigung &endash; was absehbar ohne Erfolg blieb. Auf der anderen Seite bereitet sich die NRW-Polizei seit Monaten auf die Sicherung der Transporte vor.

Die Anti-Atom-Bewegung kritisiert die Fuhren als gefährlich und überflüssig. Die Halle in Rossendorf, in der die Castoren derzeit lagern, sei moderner als das Ahauser Zwischenlager. Die Verschiebung der Behälter bringe nur neue Gefahren für die Bevölkerung an den Transportwegen. Zudem dienten die Fuhren, anders als suggeriert, auch nicht dem Atomausstieg, sondern sollen weiteren Transporten nach Ahaus die Tür öffnen. Vom zukünftigen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) fordern die Initiativen daher ein »Veto«. Rüttgers habe im vergangenen Jahr erklärt, solche Transporte dürfte es solange nicht geben, bis ein Atomendlager zur Verfügung steht.

Da dieser Appell wohl kein Gehör finden dürfte, wollen die Bürgerinitiativen die Transporte mit Demonstrationen und Blockaden selber stoppen. Dutzende Protestaktionen wurden angemeldet. Auf Camps neben der Autobahn, auf Brücken, Zufahrten und Rastplätzen sind Mahnwachen geplant. Sie könnten »starke Polizeikräfte auf einfache und effektive Art binden«, erklären die Initiativen. In Rossendorf und Ahaus selbst sollen Sitzblockaden die Abfahrt und Ankunft der Castorlaster behindern.

Erste Demos gibt es bereits am Freitag &endash; in Hannover beim Evangelischen Kirchentag und in Dresden vor dem Landtag. Am Samstag wird in Ahaus ein »Widerstandscamp« eingerichtet, ab Montagabend wollen sich die Atomgegner am Ahauser Bahnhof versammeln.

Informationen unter: www.bi-ahaus.de, www.nixfaehrtmehr.de, www.castorstopp-dresden.de, www.aktionsbuendnis-muensterland.de, www.wigatom.de

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TAZ 24.05.2005

Castortransporte am 30. bis 31. Mai

Ahaus taz Castoren sollen Ende Mai durch NRW rollen: Die mit Atommüll aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf beladenen LKW dürften am 31. Mai zwischen ein und fünf Uhr nachts in Ahaus eintreffen, sagt Matthias Eickhoff von der Münsteraner Initiative Widerstand gegen Atomanlagen. Atomkraftgegner rufen zu massiven Protesten an beiden möglichen Transportstrecken auf: "Wir stellen uns quer", sagt Eickhoff. "Wir werden auch mit Sitzblockaden gegen den hochgiftigen Atommüll demonstrieren."

Mit der Abwahl der rot-grünen Landesregierung sei eine erneute Landtagsdebatte über die Castor-Transporte überfällig, so die Initiative. Der künftige CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers müsse zu seinem Wort stehen: Er hatte im vergangenen Jahr eine Aussetzung der Atommülltransporte nach Ahaus gefordert, so lange die Endlagerfrage nicht abschließend entschieden sei. WYP

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Sächsische Zeitung 23.05.2005

Dresdner Atomtransporte gehen los

Beginn in Rossendorf vermutlich am kommenden Montag

Dresden/Ahaus - Die Atomtransporte von Dresden-Rossendorf ins münsterländische Ahaus stehen unmittelbar bevor. Nach dpa vorliegenden Informationen sollen die Transporte am Montag kommender Woche beginnen. Das sächsische Innenministerium wollte sich zum Termin 30. Mai nicht äußern. Im Ministerium selbst seien die Vorbereitungen abgeschlossen, hieß es am Montag. Der Transport selbst werde in Regie der Polizeidirektion Dresden vorbereitet. Insgesamt sind drei Frachten mit jeweils sechs Castor-Behältern geplant. (dpa)

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Freie Presse 23.05.2005

Nach der Wahl ist vor dem Castor

Atomkraftgegner rechnen ab Freitag mit dem Beginn der Transporte nach Ahaus

Dresden (ddp-lsc). Diese Fuhre werden vorgezogene Bundestagswahlen nicht verhindern. Das wissen sogar die Atomkraftgegner, die sich selbst für den Fall eines Triumphs von Rot-Grün bei der Abstimmung am Sonntag in Nordrhein-Westfalen keine Illusionen gemacht hatten. Aber «so einfach durchrollen lassen wollen wir den Atommüll nicht», sagt der Sprecher der Initiative «Castorstopp Dresden», Andreas Schumann, kämpferisch. Geplant seien bereits auf den sächsischen Streckenabschnitten gleich zu Beginn der etwa 600 Kilometer langen Castor-Tour quer durch Deutschland gewaltfreie Proteste - was konkret, will Schumann nicht verraten. Nur, dass sich die Castorgegner auf einen Beginn der Transporte bereits am kommenden Freitag einstellen.

Sachsen will die im ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf gelagerten 18 Castoren mit insgesamt 951 Brennstäben bereits seit vielen Jahren loswerden. Im März 2004 gab es für den Transport ins Brennelemente-Zwischenlager im westfälischen Ahaus schließlich die Genehmigung, allerdings verzögerten juristische Scharmützel danach den Vollzug. Die rechtlichen Einwände der rot-grünen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen blieben zwar letztlich erfolglos. Die dadurch entstandenen Verzögerungen bewirkten indes, dass sich die von einem Straßentransport quer durch die Republik betroffenen Bundesländer Mitte November auf einen vorläufigen Transportverzicht einigten, da in den bevorstehenden Wintermonaten der Einsatz für die Polizisten als nicht zu verantworten galt.

Aus wahltaktischen Gründen nicht zu verantworten wäre für Rot-Grün in Düsseldorf auch ein Transport mitten im Landtagswahlkampf gewesen. Laut sächsischem Innenministerium hatten die beteiligten Bundesländer jedenfalls längst vereinbart, sich unmittelbar nach der Wahl auf die Route für die insgesamt drei Transporte und den konkreten Starttermin zu verständigen. Die logistischen Vorbereitungen auf sächsischer Seite seien abgeschlossen. In den anderen Bundesländern - die Absprachen liefen auch mit Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hessen und Niedersachsen als den Ländern, durch die der Transport führen könnte - werde dies wohl auch der Fall sein. Dennoch wies das Dresdner Ministerium Angaben der Anti-Atomkraft-Initiativen über bereits feststehende Transporttermine als Spekulationen zurück.

Castorgegner Schumann nennt hingegen einen Transportbeginn ab kommenden Freitag wahrscheinlich. Es deute alles darauf hin, dass die Fuhren bis spätestens 14. Juni über die Straße rollen sollen. Bis Mitte Juni soll für die Polizei im Münsterland und in Ostwestfalen angeblich eine Urlaubssperre verhängt worden sein. Am Freitag wollen die Castorgegner im Dresdner Regierungsviertel und damit in unmittelbarer Nähe von den «Verantwortlichen für diesen sinnlosen und gefährlichen Castor-Transport» demonstrieren.

Die Castorgegner in Nordrhein-Westfalen setzen derweil ihre letzten Hoffnungen ausgerechnet in einen CDU-Mann: Der künftige Ministerpräsident Jürgen Rüttgers müsse nun sein «klares Veto gegen die Transporte» erheben, heißt es in einer Erklärung der Initiativen vom Montag. Nach der Wahlschlappe habe Rot-Grün «kein politisches Mandat mehr, diesen Atommülltourismus durchzuziehen». Es könne nicht sein, dass eine abgewählte Regierung Fakten schaffen dürfe, weshalb die Frage erst vom neuen Landtag in NRW «verantwortlich entschieden werden» könne.

Wie aussichtslos dieser Versuch ist, wissen die Castorgegner in NRW wohl selbst: Vorsorglich haben sie schon gemeinsam mit Initiativen in Niedersachsen Demonstrationen auf mehreren Autobahnkreuzen an einem Autobahn-Aktionstag am Dienstag kommender Woche angemeldet - und verhehlen nicht, dass die Proteste auch leicht um Tage vorgezogen werden könnten. In einer Erklärung heißt es jedenfalls lapidar: «Die warmen Monate Mai bis September sind für Proteste generell ideal.»

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Sächsische Zeitung 23.5.05:

Sitzblockaden beim Castoren-Start geplant

Von Andreas Rentsch

Proteste. Für die Gegner der Atommüll-Transporte von Rossendorf nach Ahaus wird es ernst. Rollen die ersten Laster bereits nächste Woche?

Rossendorf. Im entspannten Plauderton trägt Ralf Tiede vom Aktionsbündnis Castorstopp Dresden die Aussichten für die nächsten Tage vor. Er und seine Mitstreiter rechneten damit, dass in der Zeit vom 28. Mai bis 14. Juni 18 MTR-2-Castoren gen Westen rollen werden, sagt Tiede. „Da wir wissen, dass so ein Termin gern auch mal vorverlegt wird, rechnen wir damit, dass es auch schon in der nächsten Woche losgehen könnte."

Auftakt für neue Aktionen

Egal wann damit begonnen wird, die 951 abgebrannten Brennstäbe des ehemaligen Forschungsreaktors mit Lastwagen in das nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus zu bringen: Die Umweltaktivisten sind vorbereitet. Ein buntes Häufchen von etwa 70 Menschen ist es an diesem Sonntagnachmittag. Ein Greenpeace-Lkw steht am Straßenrand, auf der Ladefläche eine Nachbildung eines gelben Castors. Daran hängt ein Banner: „Gefährlich, unsicher, sinnlos: Atommüll auf Deutschland-Tour."

Der mittlerweile siebente Sonntagsspaziergang vor den Toren des Rossendorfer Forschungszentrums ist nur der Auftakt zu einer Reihe von Aktionen. „Wir richten hier ab dem kommenden Wochenende eine Mahnwache ein", kündigt Ralf Tiede an. So wolle man verdächtige Fahrzeugbewegungen und verstärkte Polizeipräsenz beizeiten erkennen. Dann sollen Kernkraftgegner aus dem gesamten Bundesgebiet anreisen, um mit Sitzblockaden die Transporte am Losfahren zu hindern. Die Aktivisten rechnen mit 500 bis 1 000 Unterstützern.

Laut Castorstopp ist die Route vorgegeben: Aus dem vorderen Tor auf die B 6 bis zur Schänkhübel-Kreuzung, rechts ab auf die S 177 bis nach Radeberg, von dort weiter bis zur A 4-Anschlussstelle Ottendorf-Okrilla. Für die knapp 600 Kilometer lange Strecke bis Ahaus, an Raststätten oder Autobahnkreuzen, haben die ersten Initiativen bereits Demos angekündigt. In Rossendorf selbst rechne er angesichts der zu erwartenden Polizisten-Übermacht mit keiner dauerhaften Blockade, sagt Castorstopp-Sprecher Andreas Schumann.

Der traditionelle Sonntagsspaziergang wird wie immer von einem überschaubaren Aufgebot von Ordnungshütern begleitet. Dies sei trotz der Gerüchte eines baldigen Transports nicht verstärkt worden, sagt Oberkommissarin Grit Hemmer vom Revier Schönfeld-Weißig. Die Auflagen für die Demo sind streng und werden von ihren Kollegen peinlich genau überwacht: Sobald ein Plakat an einer nicht genehmigten Stelle hängt oder jemand der roten Plastik „Gebändigte Kraft" zu nahe kommt, machen sich die Polizisten auf die Suche nach Versammlungsleiter Tiede.

Müll soll bleiben, wo er ist

Am Ende setzt sich der kleine Tross wieder auf der B 6 in Bewegung, um für ein Ziel zu demonstrieren, das viele Einheimische nicht nachvollziehen können: Der Atommüll soll bleiben, wo er ist. Denn Ahaus ist auch nur ein Zwischenlager &endash; und nach Auffassung von Castorstopp auch nicht sicherer als Rossendorf.

Am Abend meldet die Polizei erwartungsgemäß „keine besonderen Vorkommnisse". Die Aktion ist vollkommen friedlich verlaufen. Der Termin für den nächsten publikumswirksamen Umzug indes steht bereits fest: Am Freitag treffen sich die sächsischen Atomkraftgegner um 16 Uhr vor dem Landtag in Dresden. Dann wollen sie lärmend und Transparente schwenkend zum Umweltministerium laufen.

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dpa 22.5.05:

150 Demonstranten protestieren gegen Atomtransport nach Ahaus

Ahaus (dpa) &endash; Rund 150 Menschen haben am Sonntag in Ahaus gegen den bevorstehenden Castortransport ins münsterländische Zwischenlager protestiert.

Zu Zwischenfällen kam es laut Polizei nicht. Die Demonstranten forderten, die am Sonntag neu gewählte Landesregierung müsse den Transport der 18 Castor-Behälter mit Atom-Müll aus dem sächsischen Forschungsreaktor Rossendorf sofort absagen. Die Transporte sollen in drei Lastwagen-Konvois 600 Kilometer weit nach Ahaus rollen. Starttermin soll Ende Mai sein.

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Märkische Oderzeitung  23. Mai 2005 | dpa:

Atomkraftgegner protestieren gegen geplante Castor-Transporte

Dresden (ddp) Rund 60 Atomkraftgegner haben am Sonntag friedlich vor den Toren des Forschungszentrums Rossendorf gegen die geplanten Castor-Transporte ins westfälische Ahaus demonstriert. Ein Sprecher der Initiative sagte der Nachrichtenagentur ddp in Dresden, dass dieser siebte so genannte Sonntagsspaziergang der wahrscheinlich letzte sein werde, da die Castortransporte nach Planungen der beteiligten Bundesländer nun bevorstünden. Nach Ansicht der Castorgegner gehen von allen Atomtransporten unkalkulierbare Risiken einer radioaktiven Verseuchung aus.

Aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf sollen 18 Castoren mit insgesamt 951 Brennstäben in das Brennelemente-Zwischenlager Ahaus gebracht werden. Sachsen hatte im vergangenen Jahr vergeblich auf den Transport gedrängt. Die rot-grüne Landesregierung von Nordrhein-Westfalen war zwar mehrmals vergeblich juristisch gegen die Genehmigung des Straßentransports vorgegangen. Die dadurch entstandenen Verzögerungen bewirkten indes, dass sich die von einem Transport quer durch die Republik betroffenen Bundesländer schließlich Mitte November auf den vorläufigen Transportverzicht einigten, da in den bevorstehenden Wintermonaten der Einsatz für die Polizisten als nicht zu verantworten galt.

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ahaus@online.de 20.05.2005

Demonstrationen auf der Autobahn

Ahaus - 20.05.05 - Mit einem Autobahn-Aktionstag am 31. Mai machen Anti-Atomkraft-Initiativen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gegen die geplanten Castor-Transporte von Dresden nach Ahaus mobil. Atomkraftgegner meldeten gestern Demonstrationen auf den Autobahnkreuzen Kamen (A1/A2), Recklinghausen (A2/A43) und Schüttorf (A30/A31) an. Die Protest-Veranstaltungen sollen jeweils in den späten Abendstunden stattfinden. Auch in Bad Oeynhausen wird es am 31. Mai eine Demonstration geben. Die vier Orte liegen an neuralgischen Punkten der zwei genehmigten Transportrouten. Im Norden führt die Route über Hannover-Bad Oeynhausen-Osnabrück-Schüttorf nach Ahaus, im Süden über Kassel-Dortmund-Kamen-Recklinghausen-Bottrop nach Ahaus.

Mit dem Autobahn-Aktionstag wollen die Anti-Atomkraft-Initiativen ihren Druck auf die Bundesregierung und die sächsische Landesregierung verstärken, die völlig überflüssigen Atomtransporte doch noch abzusagen. Gleichzeitig wollen sie auf die großen Transportgefahren durch die bisher völlig unerprobten neuen Castor-Behälter hinweisen. Schon beim Beladen hatte es - wie von der BI berichtet - Probleme mit den Dichtungsschrauben gegeben.

Die BI fordert von der am Sonntag zu wählenden Landesregierung in NRW - egal wie sie aussieht - sich sofort am Montag entschlossen gegen diese Transporte einzusetzen. Während die sächsische Landesregierung den Atommüll ohne jede Rücksicht abschieben will, weil er ihr langfristig zu gefährlich ist, hat die bisherige NRW-Landesregierung nicht entschieden genug versucht, diese Atommülltransporte mit hochradioaktiven Brennelementen zu verhindern. Es wird ausdrücklich betont, dass es uns bei den Autobahn-Demonstrationen nur um die Verhinderung der Castoren geht. Für die drei LKW-Konvois werden zwischen 28. Mai und 14. Juni ohnehin jeweils ganze Abschnitte der 600 km langen Autobahnroute von der Polizei abgesperrt werden. Dann muss dies auch für Demonstrationen möglich sein - so die BI. Sollten die Castor-Transporte abgesagt werden, würden wir selbstverständlich auch unsere Demonstrationen absagen. Ansonsten würden sie flexibel auf mögliche Transportverschiebungen reagieren.

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Westfälische Nachrichten Lokalteil Nottuln 20.5.05:

Friedliche Proteste gegen Transporte

-luw- Nottuln. Wann genau die Atomtransporte aus dem sächsischen Rossendorf ins Münsterland nach Ahaus rollen, wissen die Atomkraftgegner noch nicht. Wir vermuten, dass die drei Transporte mit den 18 Castoren nach der Landtagswahl zwischen dem 28. Mai und dem 14. Juni stattfinden, erklärt Heinz Böer von der Friedensinitiative (FI) Nottuln. Die FI hatte in dieser Woche zu einem Koordinationstreffen eingeladen, um Orte und Termine für die geplanten friedlichen Proteste zu besprechen.

An dem Treffen nahmen auch Felix Ruwe von der Bürgerinitiative Kein Atommüll für Ahaus und Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen teil. Beide berichteten über den aktuellen Informationsstand. Ihren Angaben zufolge hätten sich die Verantwortlichen unter anderem deshalb für einen Straßentransport entschieden, weil die bruchanfälligen Brennstäbe die bei einem Bahntransport auftauchenden Vibrationen nicht aushielten.

Mögliche Transportwege seien eine südliche (A2/A31) und eine nördliche Route (A30/A31). Geplant ist, an den beiden A31-Anschlussstellen Legden und Heek Proteste durchzuführen. Außerdem sind im weiteren Verlauf dort, wo beide Landstraßen sich vereinigen, Protestaktionen geplant. Nicht zuletzt ist eine Mahnwache direkt am Brennelementezwischenlager in Ahaus vorgesehen. Diese Mahnwache sei bereits genehmigt worden, so Heinz Böer.

Am kommenden Sonntag (22. Mai) findet um 14 Uhr eine Demonstration gegen die Castor-Transporte vor dem Rathaus in Ahaus statt. Die Friedensinitiative Nottuln beteiligt sich an dieser Kundgebung und lädt dazu auch alle weiteren interessierten Bürger ein. Die Teilnehmer treffen sich am Sonntag um 13.15 Uhr am Kastanienplatz zur gemeinsamen Abfahrt.

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Münsterland-Zeitung 20.5.05:

Das Kreuz mit dem Castor

Ahaus - Zum Nachdenken und Diskutieren über Castortransporte soll sie anregen, die Installation im Gemeindehaus der evangelischen Christusgemeinde. Beim heutigen Konfirmandentag mit rund 200 Jugendlichen besteht jede Menge Gelegenheit dazu.

Friedrich Gregory weist mit seiner Installation, die aus Kreuz, Dornenkrone und Waage besteht, auf die Sorgen der Menschen hin. Das Kreuz- Symbol stehe für das Christsein, das durch die Liebe zu Gott und den Nächsten bestimmt werde, heißt es in einem Pressetext der evangelischen Kirche dazu. Die Dornenkrone für Leid, "insbesondere für das Leiden unter der Gier der Menschen nach Macht und Mammon". Aber gleichzeitig symbolisiere sie auch eine Kraft, Leiden durchzustehen im Einsatz für Menschlichkeit, Frieden, Bewahren der Schöpfung. Die Kreuz-Beschriftung macht auf die Situation des BZA, dem gegenüber das Kreuz steht, deutlich: "Endlos-Angst", "Endlos-Widerstand", "Endlos-Lager".

"Die Waage unter der Dornenkrone wägt Güter ab, sie kann eine Entscheidung am Gabelpunkt symbolisieren", ist weiter zu lesen: "Der Castor-Behälter einerseits weist auf die unendlich lange Gefahr für das Leben durch Radioaktivität hin. Künftige Generationen werden von der Sicherheit eines Behälters abhängig sein." Unter dem Castor sind goldene Dollar- und Euro-Zeichen geschmiedet, die ihn an eine Betonplatte ketten: "Egal was auf der anderen Seite aufgetürmt wird, das Kapital hält den Castor fest." Die andere Seite zeigt eine Waagschale, auf der Sorgensteine getürmt sind: Angst, Ausnahmezustand, Krach " nicht nur Emotionen. So würden, wenn das Geschäft mit der Atomenergie in etwa 60 Jahren vorbei sein werde, die Atomanlagen wohl in die Verantwortung allein des Staates übergehen, da sich gewinnorientierte Firmen aus diesem Geschäft zurückzögen. Die zerbrochene Betonplatte der Installation deutet eine Bauruine an.

Diskutieren und Beten

Der Konfirmandentag bietet noch viele weitere Aktionen. Thomas Flachsland, Jugendreferent im Regionalbüro Ahaus, erwartet, dass die rund 200 Jugendlichen aus verschiedenen Gemeinden unter dem Motto "Vom Turmbau zu Babel bis Pfingsten" christliches Miteinander in Workshops, bei Live-Musik und Gebeten erfahren.

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Ostthüringer Zeitung 19.05.2005

Castor-Atomtransporte auf der A4 nachts an Lobeda vorbei

Endgültige Entscheidung über die Trasse jedoch noch nicht gefallen   Von OTZ-Redakteur Frank Döbert Jena. Zum ersten Mal könnte Thüringen bereits in wenigen Tagen Schauplatz eines Castor-Atomtransportes werden. Über die Autobahn A 4 sollen insgesamt 18 Behälter mit 951 radioaktiven Brennstäben in drei Chargen aus dem Zwischenlager Rossendorf bei Dresden über 600 Kilometer in das Zwischenlager Ahaus (Nordrhein-Westfalen) transportiert werden und dabei auch Jena-Lobeda passieren. Es wäre der größte Atomtransport seit 15 Jahren.

Doch bislang steht noch gar nicht fest, ob dieser Transport tatsächlich über die A 4 führt, erklärt Lothar Kissel, Leiter der Polizeidirektion Gera. Er ist vom Thüringer Innenministerium mit der Planung der polizeilichen Sicherung des Transportes in Thüringen beauftragt worden. Denn es gebe noch eine Nordvariante, die über Leipzig und Magdeburg nach Ahaus führt. Die Entscheidung darüber, welcher Trasse der Vorzug gegeben wird, sei jedoch noch nicht gefallen, versicherte er. Das Land Thüringen bereite sich deshalb prophylaktisch auf die Südvariante vor. Dies obliegt einem Einsatzstab, der bereits vor drei Wochen gebildet wurde.

Polizeiliches Ziel ist es, so Lothar Kissel, die insgesamt drei Transporte, die zwischen der 21. und 25. Kalenderwoche gefahren werden sollen, zügig durch Thüringen zu bringen. Es sei aber damit zu rechnen, dass es auf der A 4 während der nächtlichen Transporte durch Sperrungen im Stundenbereich zu erheblichen Einschränkungen kommt. Die Transporte werden mit einer "angemessenen" Zahl von Polizeibeamten gesichert. Das Aufgebot dürfte den bei früheren Castor-Transporten nach Gorleben üblichen Einsatzstärken nicht nachstehen.

Wie Jenas Finanzdezernent Frank Jauch bestätigte, ist die Stadt Jena über den möglichen Transport über die Südroute bereits informiert worden. "Wir haben aber als Ordnungsbehörde keine Sicherungspflicht", sagte er. Eingebunden sei allerdings das Amt für Katastrophenschutz und Feuerwehr mit einem Bereitschaftsdienst, falls es etwa zu einem Unfall bei Jena komme.

Gesundheitliche Risiken, so Polizeidirektor Kissel, seien für die Bevölkerung ausgeschlossen. "Laut den uns übergebenen Unterlagen liegt die Strahlenbelastung durch die Castor-Behälter deutlich unter den Strahlenwerten, denen ein Mensch durch die natürlicher Radioaktivität oder im Flugzeug ausgesetzt ist."

Wie aus diversen Internet-Seiten zu ersehen ist, herrscht bei den Atomkraftgegnern von Dresden bis Gorleben längst "Castor-Alarm". Von Aktionen in und um Jena ist derzeit aber noch nicht die Rede. Lothar Kissel warnt vorbeugend: "Wir würden schon im ´normalen Geschäft´ keine Demonstrationen auf einer Bundesautobahn zulassen. Das gilt erst recht für diese Transporte."

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AFP 19. Mai 2005

Zehn radioaktive Container in Nordsibirien entdeckt

Moskau (AFP) - In Nordsibirien sind zehn radioaktiv verstrahlte Container voll mit strahlendem Material gefunden worden. Die Container seien mit Radium und Cäsium beladen gewesen und in einem Industriegebiet in der autonomen Region Jamalo-Nenez entdeckt worden, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA-Nowosti am Mittwochabend unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Sie standen vor einem Tresorraum, der eigens zur Aufnahme von radioaktivem Material bereit stand. Die Behörden nahmen Ermittlungen wegen unsachgemäßen Umgangs mit strahlenden Substanzen auf.

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Münsterland-Zeitung 19.5.05:

Bundesamt: Castordichtungen intakt

Ahaus - Das Bundesamt für Strahlenschutz (BFS) hat gestern Sicherheitsbedenken der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" (BI) als unbegründet zurückgewiesen. Die BI hatte nach dem Studium der Genehmigungungsunterlagen bemängelt, dass die Schrauben an den für Ahaus bestimmten 18 Castor MTR-2-Behältern aus Dresden-Rossendorf "bis an die Grenze ihrer Maximalbelastung angezogen" wurden. Die Schrauben hätten deshalb nachträglich wieder gelockert werden müssen. Die Dichtungen, so die BI, müssten eigentlich ausgetauscht werden. Dies sei laut Akteneinsicht nicht passiert: "Diese Nachlässigkeit bei der Montage und bei der späteren Genehmigung ist unserer Ansicht nach nicht tolerierbar. Die Behälter sollen ja angeblich 40 Jahre lang halten, wurden aber schon bei der Beladung ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen."

Davon, so erklärte gestern ein BfS-Sprecher, könne keine Rede sein. Es sei lediglich ein anderes Gleitmittel verwendet worden. Aus diesem Grunde seien auch die Schrauben vorsorglich ausgetauscht worden. Daraus ergäben sich keinerlei Sicherheitsbedenken.

Die BI kündigte unterdessen weitere Proteste gegen die ihrer Ansicht nach "unsinnigen und hochgefährlichen Atomtransporte" an. Am Sonntag, 22. Mai, würden in Ahaus und Dresden außerordentliche Sonntagsspaziergänge stattfinden. - gro 

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Westfälische Nachrichten 19.5.05:

Sachsen: Castoren haben keine Schraube locker

Ahaus/Dresden - Die Gegner des Castor-Transports von Rossendorf nach Ahaus haben angeblich schwerwiegende Mängel bei Behältern aus dem ehemaligen Forschungsreaktor ausgemacht.

Sie haben beim intensiven Studium der Genehmigungsunterlagen festgestellt, dass die Schrauben an den 18 Behältern bis an die Grenze ihrer Maximalbelastung angezogen worden seien, meldeten drei Bürgerinitiativen, unter ihnen die Bewegung Kein Atommüll in Ahaus. Die Schrauben hätten deswegen nachträglich wieder gelockert werden müssen. Normalerweise führe das dazu, dass die Deckel undicht werden, so die Castor-Gegner.

Eine Sprecherin des sächsischen Umweltministeriums bezeichnete die Aussage, dass die Schrauben an den Castoren wieder gelockert wurden, als schlichtweg falsch. Zur Zeit des Genehmigungsverfahrens habe sich zwar die DIN-Vorschrift für Castor-Behälter geändert. Da aber die Brennstäbe zu dem Zeitpunkt bereits eingelagert gewesen seien, wurden die Behälter nicht geöffnet. Die Prüfung, ob die Brennstäbe trotz veränderter DIN-Vorschrift in den Behältern gelagert werden können, sei positiv ausgefallen. Die Schrauben seien genau nach Vorschrift angezogen worden: Das heißt weder zu fest noch zu locker", so die Sprecherin.

Auch der Sprecher des Brennelemente-Zwischenlagers in Ahaus, Michael Ziegler, widersprach den Bürgerinitiativen. Unserer Zeitung sagte er am Mittwoch: Sie können davon ausgehen, dass jede Schraube so festsitzt, wie sie sitzen muss. Die Behälter seien dicht, und weder vom Transport noch der Lagerung würden Gefahren ausgehen. Auch das NRW-Energieministerium sah am Mittwoch keinen Grund einzugreifen.

Zurückgewiesen haben die Behörden auch die Behauptung, dass der anstehende Castor-Transport nicht versichert ist. Die Lastwagen sind versichert, sagte BfS-Sprecher Florian Emrich. Wie hoch, konnte er nicht sagen. Auch der Sprecher des Energieministeriums beruhigte: Die erforderlichen Versicherungen sind mit Sicherheit abgeschlossen.

Stefan Werding 

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Sächsische Zeitung 19.5.05:

Rossendorfer Castoren sollen nicht dicht sein

Ahaus. Die unmittelbar vor dem Transport nach Ahaus stehenden Castor-Behälter aus dem Forschungsreaktor Rossendorf haben nach Erkenntnissen von Transportgegnern Mängel bei der Dichte. Schrauben seien beim Verschließen fälschlicherweise bis zur Maximalbelastung angezogen worden, teilte die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus" gestern mit. Sie beruft sich auf Unterlagen des Bundesamtes für Strahlenschutz. Die Schrauben seien später wieder gelockert worden. (dpa)

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Radio Kiepenkerl 19.5.05:

Friedensinitiative Nottuln will gegen Castor protestieren

Ahauser Atomgegner planen Auftaktdemo am Sonntag

Friedlich wollen die Atomgegner in Ahaus gegen den geplanten Castor-transport aus Sachsen demonstrieren. Das haben sie zumindest am Abend bei der Friedensinitiative Nottuln durchsickern las-sen. Die Atomgegner gehen davon aus, das der Castor über die Au-tobahn 31 rollen wird &endash; die Ausfahrten Heek und Legden wären mögliche Demonstrationsorte. Die Mitglieder der Friedensinitiative wollen nun auf einer eigenen Versammlung beraten, in welcher Form sie sich an den Demonstrationen beteiligen. Ein Termin steht noch nicht fest.

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Sächsische Zeitung 18.5.05:

Rossendorf: Der Castor rollt nach dem 22. Mai

Von Jens Fritzsche

Atommüll. Der Transport der Brennstäbe aus dem 1991 abgeschalteten Rossendorfer Forschungs-Reaktor nach Ahaus steht offenbar kurz bevor.

Rossendorf. Bis zum 22. Mai bleibt es wohl noch ruhig in Rossendorf. An diesem Tag wird in Nordrhein-Westfalen ein neuer Landtag gewählt. Und bis dahin läuft eine Art „Stillhalte-Abkommen" zwischen den Regierungen Sachsens und Nordrhein-Westfalens, was geplanten Transport von Atommüll aus Rossendorf ins nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus betrifft. „Es gibt die Festlegung, die Transporte nicht vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen zu starten", bestätigt Andreas Schumann, Sprecher des sächsischen Innenministeriums. Wann aber tatsächlich die 18 Castoren mit den 951 ausrangierten Rossendorfer Brennstäben des 1991 abgeschalteten Forschungs-Reaktors auf die Reise gehen werden, das verrät der Sprecher nicht. Natürlich nicht. „Weil der Termin auch erst nach der Wahl konkret besprochen wird", sagt er. Aber auch dann gilt die höchste Geheimhaltungs-Stufe. Denn die Gegner des geplanten Transports haben Widerstand angekündigt.

Warten auf das Endlager

Warum, so fragen die Kritiker zum Beispiel, soll der Rossendorfer Atommüll in ein Zwischenlager gebracht werden, „das von der Bauweise der Halle ähnelt, in der die Castoren derzeit in Rossendorf gelagert werden?", so Uta Knieschewski vom Aktionsbündnis Castor-Stopp Dresden. Also könnte der Atommüll ja auch so lange in Rossendorf bleiben, bis in Deutschland irgendwann ein echtes Endlager gefunden worden ist, finden die Transport-Gegner.

Kritik am Lkw-Transport

Kritik erntet aber auch die Idee, die Castoren per Lkw über die Autobahn nach Ahaus zu bringen. „Was, wenn auf der Autobahn ein Unfall passiert?" möchte Uta Knieschewski sich ein solches Szenarium lieber nicht näher ausmalen. Die Castoren selbst bieten die eigentliche Sicherheit, heißt es als Entgegnung dazu immer wieder aus Sachsens Umweltministerium. Denn die Castor-Behälter, in denen die Brennstäbe lagern, sind feuerfest und können selbst hohen Druck aushalten. Und auch im Sächsischen Innenministerium geht man fest davon aus, „dass dieser Transportweg sicher ist", unterstreicht Sprecher Andreas Schumann. Zu Einzelheiten lässt er sich dabei nicht in die Karten schauen. Ob zum Beispiel die Autobahnen für den Transport abschnittweise gesperrt werden, dazu will er sich nicht äußern. „Denn auch über die Route des Transports wird erst noch mit den Vertretern aus Nordrhein-Westfalen zu reden sein", erklärt er.

Sonntag wieder Protest

Klar ist also derzeit nur, dass die Transporte wohl nach dem 22. Mai nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen werden. Und klar ist auch, dass die Castor-Transport-Gegner im Vorfeld mächtig mobil machen werden. Am kommenden Sonntag zum Beispiel wird ab 15 Uhr wieder zum Protest-Spaziergang vor dem Eingangstor des Forschungszentrums eingeladen. Und am 27. Mai ist in Dresden eine große Demonstration geplant. „Aber natürlich werden wir den Transport, wenn er dann tatsächlich rollt, auch entsprechend begleiten", unterstreicht Uta Knieschewski.

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Greenpeace Deutschland 13.05.2005

Internet-Redaktion 

Castor-Transporte ohne Sinn und Verstand

Hamburg (us) - Greenpeace hat am Freitag in Leipzig eine Protestaktion gegen einen geplanten Atommüll-Transport von Rossendorf bei Dresden ins westfälische Ahaus gestartet. Mit einer sieben Meter langen Castor-Attrappe geht es von Leipzig aus zwei Wochen lang durch Sachsen. Die echten Castoren werden voraussichtlich ab Ende Mai quer durch die Republik rollen.

Protest gegen Atomtransport

Auf dem Augustusplatz in Leipzig haben die Greenpeace-Aktivisten ein Banner entrollt: "Gefährlich, unnötig, sinnlos - Atommüll auf Deutschlandtour!" 150 gelbe Holzkreuze stehen bereit, auf denen Bürger mit ihrer Unterschrift ihren Protest ausdrücken können. Später sollen die Kreuze entlang der Transportstrecke aufgestellt werden. Bei der Tour durch Sachsen wird Greenpeace über die Risiken des bevorstehenden Atomtransportes informieren.

Die 18 Behälter mit 951 Brennelementen russischer Bauart sollen auf der Straße nach Ahaus transportiert werden. Sie stammen aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor in Rossendorf. Sachsen will sich der Verantwortung für seine radioaktiven Hinterlassenschaften nicht stellen. Stattdessen wird das Problem nach Ahaus ins Zwischenlager verschoben.

"Der Atommüll wird hin und her verschoben obwohl niemand eine Lösung für das Atommüllproblem hat", so Patric Salize von der Greenpeace-Gruppe in Chemnitz. "Diese Transporte sind auch deswegen so sinnlos, weil der Atommüll in Rossendorf genauso sicher beziehungsweise unsicher ist wie in Ahaus - die Bevölkerung entlang der Transportstrecke wird völlig unnötig gefährdet".

Der Reaktor in Rossendorf wurde 1957 in Betrieb genommen. 1993 beschloss die sächsische Regierung die Stilllegung und den Transport der Brennelemente nach Ahaus. Für Material aus Forschungsreaktoren gibt es noch nicht einmal ein Konzept für die Endlagerung.

Die aus Uran bestehenden Brennelemente lagerten zunächst in einem Wasserbecken. Vor etwa 15 Jahren wurden sie in Behälter zur trockenen Zwischenlagerung umgelagert. Bis heute gibt es kein Endlager für hochradioaktiven Müll. Deshalb dauert die Zwischenlagerung länger als ursprünglich gedacht.

Das Prinzip der Zwischenlagerung ist für Brennelemente aus Atomkraftwerken und Forschungsreaktoren das gleiche. Der Atommüll wird in Castor-Behälter verpackt, das soll Schutz genug sein. Da die Forschungselemente kleiner sind als die aus Atomkraftwerken, werden kleinere Behälter benutzt, die so genannten Castoren MTR2.

Ob die Castoren nach einem Unfall tatsächlich dicht halten, ist nicht bekannt. Denn mit dem MTR2 wurden keine entsprechenden Tests durchgeführt. Die 600 Kilometer lange Straßenstrecke bietet zahlreiche Unfallgefahren. Hochradioaktives Material wird quasi auf einem Silbertablett durchs Land gefahren. Mit den unsinnigen Transporten muss Schluss sein. Die Bundesregierung muss endlich ein schlüssiges Entsorgungskonzept vorlegen.

Hier lesen Sie mehr über die Gefahren von Atomtransporten

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Mephisto 97,6 13.05.2005 

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace startet heute in Leipzig eine Protestaktion gegen einen geplanten Atommüll Transport.

Nach eigenen Angaben, geht Greenpeace mit einer sieben Meter langen Castor- Attrappe sachsenweit auf Tour. Sie protestieren damit gegen den geplanten Atommüll Transport von Rossendorf bei Dresden ins westfälische Ahaus.

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ddp Mittwoch 11. Mai 2005

Castor-Transport in den nächsten Wochen erwartet

Dresden (ddp). Die Atommüll-Transporte aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf ins nordrhein-westfälische Zwischenlager Ahaus rollen voraussichtlich innerhalb der kommenden Wochen. Ein konkreter Termin stehe zwar noch nicht fest. Allerdings sei davon auszugehen, dass die Fahrten bis Ende Juni statt finden, sagte eine Sprecherin des sächsischen Umweltministeriums am Mittwoch in Dresden.

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Castor-Transporte auf Tagesordnung des Rates

Ahaus - 11.05.05 - In welcher Weise die Stadt Ahaus in die Castor-Transporte aus Rossendorf, deren Zeitplanung, Logistik und Organisation, eingebunden ist und was seitens der Stadt Ahaus unternommen wurde, um das öffentliche Leben (Schulbesuch, Wirtschaftsleben, o.ä.) sicherzustellen, wenn polizeiliche Maßnahmen erneut zu massiven Einschränkungen führen werden, sind zwei Fragen aus einem Fragenkatalog, mit dem sich die Fraktion der Unabhängigen Wählergruppe Ahaus (UWG) nun an den Rat der Stadt Ahaus wendet. Antworten erwartet die UWG-Fraktion in der öffentlichen Sitzung des Rates am 24. Mai 2005, wie ihr Sprecher Dieter Homann nun mitteilt. Auch fragt die UWG an, in welcher Weise die Stadt Ahaus dazu beigetragen habe, die unnötigen Castor-Transporte zu verhindern, welche städtischen Objekte an die Polizei vermietet worden seien und inwieweit der Stadt Ahaus durch abgewiesene Veranstaltungen ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sei. Homann: "Mit diesen Transporten und 75 weiteren aus Forschungsreaktoren wird deutlich, dass das gesellschaftliche Leben durch die Transporte und deren Begleiterscheinungen zu einer unzumutbaren Belastung für Ahaus wird." Bereits in der vergangenen Woche hat sich die UWG-Fraktion in Schreiben an Umweltminister Trittin (Bund) und Höhn (Land), die Ministerpräsidenten Milbradt und Steinbrück sowie das Bundesamt für Strahlenschutz als Genehmigungsbehörde für die Castor-Transporte gewandt. Die UWG erwartet hierin insbesondere Antworten auf den Umgang mit den Risiken auf der 600 km langen Transportstrecke, der Einhaltung der Grenzwerte sowie der Terminplanung für die Transporte.

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dpa 09-05.2005

Teil der Atomanlage Sellafield nach Unfall stillgelegt!

London (dpa) - Ein Teil der britischen Atomanlage Sellafield ist nach einem Unfall stillgelegt worden. Für Menschen und Umwelt bestehe aber keine Gefahr, teilte die Betreibergesellschaft British Nuclear Group mit. Die Zeitungen «The Times» und «The Guardian» schreiben, in der Wiederaufbereitungsanlage von Sellafield seien 20 Tonnen Uran und Plutonium in konzentrierter Salpetersäure durch ein gerissenes Rohr ausgelaufen. Der Plutonium-Anteil beträgt nach Informationen der «Times» 200 Kilogramm, «was für 20 Atombomben ausreichen würde».

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Mitteldeutsche Zeitung 06.05.2005

Der BUND Könnern protestiert gegen geplante Route auf A 14

Sonntagsspaziergang zur A 14

VON Heiko Wigrim,

Könnern/MZ.  Gegen einen möglichen Castor-Transport über die A 14 regt sich Widerstand. Am Sonntag lädt deshalb die Ortsgruppe Könnern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) zu einem Sonntagsspaziergang zur A 14 ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Bahnhof.

Dass radioaktives Material dicht an Könnern vorbei transportiert wird, ist eine reale Gefahr, meint Könnerns Bund-Geschäftsführer Richard Schmid. "Nach den Wahlen in Nordrhein-Westfalen wird es einen Castor-Transport geben, der von Rossendorf bei Dresden bis nach Ahaus bei Münster geführt wird." In Rossendorf lagert noch das radioaktive Material aus dem Betrieb des ehemaligen Forschungsreaktors der DDR. 18 Castor-Behälter sollen über die Straße geführt werden.

"Das ist unserer Meinung nach völlig unsinnig", meint Schmid. Denn das Zwischenlager in Rossendorf weise die gleichen Sicherheitsmerkmale auf, wie das in Ahaus. "So lange das Problem der Endlagerung nicht geklärt ist, sind solche Transporte ein Risiko."

Dabei sieht der Bund bei einem Transport über die Straße größere Gefahren als bei einem Bahntransport. Wenn Atommüll 600 Kilometer über die Autobahn geführt wird, sei nicht auszudenken, was bei einem Unfall alles passieren könne.

Zwei Strecken sind für den Transport vorgesehen: Eine führt über die A 14 von Dresden über Leipzig, Halle, vorbei an Könnern, weiter nach Magdeburg, Braunschweig, Hannover, Osnabrück bis Ahaus.

Grundsätzlich, so Schmid, unterstütze der Bund Atommülltransporte, wenn sie von abgeschalteten Kraftwerken in ein sicheres Endlager führen. Man unterstütze den Ausstieg aus der Atomkraft. "So lange aber kein Endlager existiert, ist ein solches Herumgefahre fürchterlich", meint Schmid.

Mit den Sonntagsspaziergängen will der Bund die Entschlossenheit aller Atom-Gegner zeigen, den Castor-Transporten entgegenzutreten. "Der Muttertag bietet für diesen Protest eine hervorragende Basis. Sind es nicht zuletzt Mütter, die sich um die Zukunft ihrer Kinder Sorgen machen", heißt es in einer Pressemitteilung. Richard Schmid kündigte zudem an, dass der Bund für Umwelt und Naturschutz plane, eine Demonstration Ende Mai, Anfang Juni auf der Autobahn bei Könnern anzumelden

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TAZ 03.05.2005

Blockaden geplant

Atomgegner planen Widerstand gegen bevorstehende Castor-Transporte in das Zwischenlager in AhauS

AHAUS dpa Anti-Atomkraft-Initiativen planen massiven Widerstand gegen bevorstehende Castor- Transporte vom Forschungsreaktor Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus. Vorgesehen seien Demonstrationen und Blockaden entlang der gesamten, rund 600 Kilometer langen Autobahnstrecke, sagte Felix Ruwe von der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" am Montag. Einen gemeinsamen Aufruf hätten bundesweit 60 Initiativen unterschrieben. Die Atomgegner rechnen von Ende Mai an mit den Transporten von 18 Behältern in drei Lastwagen-Fuhren.

Am Tag der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen wollen die Initiativen in Ahaus und Dresden erneut für einen Atomausstieg mobil machen, kündigte Ruwe an. "Am 22. Mai werden wir abstimmen, und zwar stimmen wir auf der Straße ab, nicht auf dem Wahlzettel." Ruwe rechnet nach eigenen Angaben mit starker Beteiligung. Auch der Rücktransport der Transportgestelle ins sächsische Rossendorf solle blockiert werden. Denkbar sei auch, dass die Demonstranten auf die blockierten Autobahnabschnitte gingen, sagte er. Der Protest werde friedlich sein. Geplant seien Blockaden etwa an den Autobahnauffahrten der A 31 sowie an "allen Kreuzungen, die benutzt werden dürfen"

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Münsterland-Zeitung 3.5.05:

Ahaus: 600 Kilometer für Protest

Ahaus - Nach ihrem fröhlichen Maifest sind die Atomkraftgegner gestern zur Tagesordnung zurückgekehrt: Mit Demonstrationen und Blockaden wollen 60 Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem gesamten Bundesgebiet gegen die geplanten Castor-Transporte vorgehen.

"Wir haben vor, dezentral an der rund 600 Kilometer langen Autobahnstrecke zwischen Sachsen und dem Münsterland zu demonstrieren", kündigte gestern Felix Ruwe, Sprecher der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus", in einer Pressekonferenz an. Gedacht sei an Widerstandscamps an Autobahnauffahrten und -brücken. Da ein Teil der geplanten Transportstrecke über Landstraßen und entlang von Wäldern führe, seien auch dort Aktionen möglich. Ruwe stellte einen gemeinsamen Aufruf von bundesweit 60 Initiativen vor. Darin heißt es, dass die Auseinandersetzung nicht mit der Polizei, sondern mit der Politik und der Atomindustrie gesucht werde. "Ruhig und besonnen" solle vor allem der Protest an den Autobahnen durchgeführt werden, um niemanden zu gefährden. Die BI rechnet mit einem ersten Transport am 28. Mai. Ruwe: "Wir wissen, dass zunächst in Ahaus nicht so viele auf die Straße gehen werden, wie 1998. Die Menschen haben heute andere Sorgen. Und die Politik verweigert sich zudem jeder Auseinandersetzung." Der BI-Sprecher ist aber überzeugt, dass die Ahauser mobilisiert werden, "wenn sie spüren, wie sehr die persönliche Freiheit durch das Polizeiaufgebot eingeschränkt wird".

Auf dem Sonntagsspaziergang am 22. Mai sowie auf dem Kirchentag in Hannover will die BI weiter für ihre Proteste werben. Eine gute Nachricht hat Ruwe auch noch: Die Gewinner der Maifest-Verlosung können ihre Preise dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr im BI-Büro an der Bahnhofstraße abholen. - gro

Sachsen hatte im vergangenen Jahr vergeblich darauf gedrängt, die 18 Castoren mit 951 Brennstäben aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf in das BZA Ahaus zu bringen. Die NRW-Landesregierung war mehrmals vergeblich juristisch gegen die Genehmigung des Straßentransports vorgegangen.

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WDR 2.5.05:

Anti-Atom-Aktionen angekündigt

Die münsterländischen Anti-Atom-Initiativen rechnen mit zahlreichen Protestaktionen gegen die Atommülltransporte von Rossendorf nach Ahaus. Ihrer Einschätzung nach werden im Zeitraum von Ende Mai bis Mitte Juni drei Transporte mit je sechs Castor-Behältern rollen.

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Sächsische Zeitung 3.5.200505:

Atomgegner planen massiven Widerstand

Ahaus/Dresden - Anti-Atomkraft-Initiativen von Sachsen bis ins Münsterland planen massiven Widerstand gegen bevorstehende Castor-Transporte vom Forschungsreaktor Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus.

Vorgesehen seien Demonstrationen und Blockaden entlang der gesamten, rund 600 Kilometer langen Autobahnstrecke, sagte Felix Ruwe von der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" am Montag. Einen gemeinsamen Aufruf hätten bundesweit 60 Initiativen unterschrieben. Die Atomgegner rechnen von Ende Mai an mit den Transporten von 18 Behältern in drei Lastwagen-Fuhren.

Am Tag der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen wollen die Initiativen in Ahaus und Dresden erneut für einen Atomausstieg mobil machen, kündigte Ruwe an. "Am 22. Mai werden wir abstimmen, und zwar stimmen wir auf der Straße ab, nicht auf dem Wahlzettel." Ruwe rechnet nach eigenen Angaben mit starker Beteiligung. Auch der Rücktransport der Transportgestelle ins sächsische Rossendorf solle blockiert werden. Denkbar sei auch, dass die Demonstranten auf die blockierten Autobahnabschnitte gingen, sagte er. Der Protest werde friedlich sein.

Geplant seien Blockaden etwa an den Autobahnauffahrten der A 31 sowie an "allen Kreuzungen, die benutzt werden dürfen". Auch beim 30. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover sei am 27. Mai eine Kundgebung geplant. (dpa)

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Rheinische Post 2.5.05 16.18 Uhr:

Demonstrationen und Blockaden

Widerstand gegen Castortransporte geplant.

Ahaus (rpo). Mit Demonstrationen und Blockaden wollen Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem gesamten Bundesgebiet gegen die geplanten Castor-Transporte vorgehen. An Autobahnauffahrten und Autobahnbrückensollen sind Widerstandscamps geplant.

Geplant seien Demonstrationen und Blockaden entlang der gesamten, rund 600 Kilometer langen Autobahnstrecke zwischen Sachsen und dem Münsterland. Das kündigte ein Sprecher der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" am Montag an. Einen gemeinsamen Aufruf hätten bundesweit 60 Initiativen unterschrieben.

Da ein Teil der geplanten Transportstrecke über Landstraßen und entlang von Wäldern führe, seien auch hier Aktionen möglich. Nach Angaben der Bürgerinitiativen führten erfolgreiche Castor-Fahrten zu weiteren Atommüll-Transporten. Dies gelte es zu verhindern.

Sachsen hatte bereits im vergangenen Jahr vergeblich darauf gedrängt, die 18 Castoren mit insgesamt 951 Brennstäben aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf in das Brennelemente-Zwischenlager Ahaus zu bringen.

Die rot-grüne Landesregierung von Nordrhein-Westfalen war mehrmals vergeblich juristisch gegen die Genehmigung des Straßentransports vorgegangen. Die dadurch entstandenen Verzögerungen bewirkten indes, dass sich die von einem Transport quer durch die Republik betroffenen Bundesländer schließlich Mitte November auf den vorläufigen Transport-Verzicht einigten, da in den bevorstehenden Wintermonaten der Einsatz für die Polizisten als nicht zu verantworten galt. Die Atom-Gegner rechnen ab dem 27. Mai mit Transporten, fünf Tage nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen.

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Münsterland Zeitung 2.5.05:

Dem Drachen auf der Spur

Ahaus - Er erinnerte an Don Quichote, wie er da mit seinem Spitzbart stand und den Kampf gegen den Drachen aufnehmen will. Nur, dass der Mann aus La Mancha nicht so viele begeisterte kleine Helfer hatte wie gestern der Clown auf der BI-Wiese.

Sonnenschein und warme Temperaturen " beste Zutaten hatte die BI "Kein Atommüll in Ahaus" wettermäßig für ihr Maifest erwischt, und auch ihrerseits einiges getan, um ein ansprechendes Programm auf die Beine zu stellen. "Wir wollten besonders die Kinder ansprechen", betonte BI-Sprecher Felix Ruwe. So hatten die Kleinen ihren Spaß bei Clown und Artisten ebenso wie auf der Hüpfburg oder beim Schminken.

Mit heißen Beats sorgte die Band "Angesteckt" für musikalische Untermalung beim Kaffeeklönen auf der BI-Wiese. Wer es sportlich mochte, der durfte sich beim Volleyballspielen oder Torwandschießen probieren. Zu sehen und zu hören gab es einiges " seien es Installationen von Fritz Gregory zum Kirchentag oder das Gitarrenspiel von Peter Münster. Ausverkauft meldeten schon bald die Losverkäufer bei der Tombola, die durch Spenden zahlreicher Ahauser Geschäftsleute vielfältig bestückt war. Nicht nur dafür wollte Felix Ruwe gern ein Dankeschön loswerden, sondern auch für den leistungsstarken Generator, den eine Windkraftfirma gespendet hat und die Stromversorgung für das Fest sicherte. Dass die BI ein Anliegen hat, durfte beim Maifest nicht vergessen werden: Viele Besucher nutzten die Möglichkeit, sich mit Informationsmaterial zum Protest gegen die Castoreinlagerungen im Ahauser Zwischenlager einzudecken. Und wer mochte, der konnte auch einfach nur im Stroh liegend in den blauen Maihimmel schauen. - to

 

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