Presseauswahl März 2005 Presseauswahl der BI bisMärz 2005


Münsterland-Zeitung 30.3.05:

BI meldet Proteste an

Ahaus - Wann kommt der Castor" Während sich die Polizei weiter in Schweigen hüllt, hat die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" (BI) für die Zeit vom 27. Mai bis zum14. Juni vorsorglich zahlreiche Protestkundgebungen angemeldet.

Die Demonstrationen gegen die geplanten LKW-Transporte von Rossendorf bei Dresden ins Zwischenlager Ahaus sollen sich, so die BI, auf die "neuralgischen Punkte entlang der möglichen Transportrouten" konzentrieren. So hat die Ahauser Bürgerinitiative schon 16 Protestveranstaltungen an folgenden Orten angemeldet:

Autobahnabfahrt Heek (A31) auf der B 70,

Autobahnabfahrt Ahaus/Legden (A31) auf der B 474,

Schumacherring zwischen B70 und B 474,

L 570 zwischen Ahaus und Schöppingen in Gemen (Kreuzung mit L 574).

Zudem sind Kundgebungen und Mahnwachen unmittelbar vor dem Brennelement-Zwischenlager Ahaus geplant.

Gleichzeitig bekräftigten die Anti-Atom-Initiativen aus dem Münsterland ihre Ankündigung, auch auf den Transport-Autobahnen selbst Kundgebungen anzumelden. Deren Genehmigung, das hat bereits der "Autobahnaktionstag" im vergangenen Jahr gezeigt, ist äußerst unwahrscheinlich. Ob alle von der BI in Ahaus angemeldeten Kundgebungen genehmigt werden ist ebenfalls fraglich. BI-Sprecher Felix Ruwe - erinnert daran, dass beim Transport von 1998 von Seiten der Polizei versammlungsfreie Zonen eingerichtet worden seien. Damals seien auch angemeldete und genehmigte Widerstandscamps geräumt worden. "Die Polizei war kein verlässlicher Verhandlungspartner", so Ruwe. Daher sei der Gesprächsbedarf mit der Polizei von Seiten der BI eher gering. Mit den Umweltschutzorganisationen Robin Wood, Greenpeace und Bürgerinitiativen aus dem Wendland stehe die BI aber in regem Kontakt.

Am 17. April werden in Ahaus und Rossendorf "Sonntagsspaziergänge" gegen die Castortransporte stattfinden. In Ahaus werden dazu auch über 80 Landwirte mit ihren Traktoren erwartet, so Ruwe. - gro

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TAZ NRW 30.3.05:

BI gegen Schartau

SPD-Landeschef Harald Schartau verzichtet beim Besuch in Gronau auf Gespräche mit AKW-Gegnern

GRONAU taz Der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau kritisiert erneut die Landesregierung und den SPD-Landesverband in NRW. Anlass war der gestrige Besuch des NRW-Wirtschaftsministers und SPD-Landesvorsitzenden Harald Schartau bei der Arbeiterwohlfahrt in Gronau.

Der Arbeitskreis wirft der Landesregierung vor, Mitte Februar den Ausbau der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau genehmigt zu haben hat, obwohl von dort aus der Betrieb von Atomkraftwerken in aller Welt gefördert werde. Bereits im Normalbetrieb werde Radioaktivität frei, eine sichere Entsorgung des Atommülls sei ebenfalls nicht geregelt.

Nach der Erteilung der Genehmigung hat der AKU vor rund einem Monat beim Landesverband der NRW-SPD 20.000 Euro zur Durchführung einer Klage gegen den Ausbau der UAA beantragt. Bislang haben die Sozialdemokraten nicht reagiert. Angesichts der Brisanz der Urananreicherungsanlage bemängelt der AKU Gronau, dass Harald Schartau nach Gronau komme, vor dem Hintergrund des Spendenantrags allerdings nicht das Gespräch mit der örtlichen Bürgerinitiative suche.

Das NRW-Energieministerium hatte im Dezember trotz der Proteste der Anwohner die umstrittene Aufstockung für die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage in Gronau von bisher 1.800 auf bis zu 4.500 Tonnen Uran-Trennarbeit pro Jahr erteilt. Die daraus produzierte Menge an spaltbarem Material reicht zum Betrieb von 36 statt bisher 15 größeren AKW. Der Antrag war sowohl vom Bundesumweltministerium als auch von der Strahlenschutz- und der Reaktorsicherheitskommission gebilligt worden. Risiken und der Schutz der Anlage gegen "Störmaßnahmen" sei hinreichend überprüft worden. Die Atomfirma Urenco Deutschland muss für die Erweiterung 800 Millionen Euro aufbringen. PAN

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dpa: 29. März 2005

Anti-Atomkraft-Initiativen melden Demonstrationen gegen Castoren an

Ahaus (dpa/lnw) - Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Münsterland machen für die bevorstehenden Castor-Transporte vom sächsischen Forschungsreaktor Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus mobil. Im Umfeld von Ahaus und entlang wahrscheinlicher Transportstrecken seien bisher 16 Demonstrationen angemeldet worden, teilte das Aktionsbündnis gegen Atomanlagen im Münsterland am Dienstag mit. Die Initiativen rechnen mit einem Transporttermin in der letzten Maiwoche oder Anfang Juni.

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Westfälische Nachrichten 29.05.2005

Currywurst für den Minister

-cv- Gronau. Kraftnahrung für einen Wahlkämpfer: Pommes Mayo, Currywurst, nachmittags um halb vier. Harald Schartau, Vorsitzender der SPD in Nordrhein-Westfalen, Arbeits- und Wirtschaftsminister in Personalunion, tourt durchs Land, um die sozialdemokratische Basis zu mobilisieren und am 22. Mai eine Wahl zu gewinnen, die den Umfragwerten zufolge nicht leicht zu gewinnen ist. Da passt der Zwischenstopp am Imbiss in Epe nur zu gut ins Bild: Es geht um die Wurst. Mahlzeit!

Knappe 30 Minuten bleiben fürs Kauen und den Smalltalk mit den Besitzern des mittelständischen Imbissbetriebes, Ingrid und Willy Wolter. In zwei Wochen feiern sie 20-jähriges Firmenjubiläum, gestern hatten sie die seltene Gelegenheit, einem leibhaftigen Wirtschaftsminister zu sagen, wo der Schuh drückt. Schartau hört zu, nickt - und kaut.

Wer an diesem Tag Neues, gar Unerwartetes vom Landesvorsitzenden erwartete, wurde enttäuscht. Es ist Wahlkampf. Hoch-Zeit der Phrasen und Plattitüden. So erfährt der geneigte Zuhörer im AWO-Heim, der ersten Station auf Schartaus Gronau-Visite, dass sich die SPD für Investitionen in die Bildung stark macht, für Ausbildungs- und Arbeitsplätze (Ohne Wenn und Aber). Kurzum: dass sie antritt, um Gesellschaft zusammenzuhalten.

Der Mensch müsse im Mittelpunkt der Politik stehen, fordert Schartau im Kreise Gleichgesinnter, bei Gratis-Kaffee und Kuchen. Die Basis sei gefordert, die Inhalte und Ideale der Partei auf die Straße, zu den Menschen zu bringen und einzutreten für eine SPD, die das tut, was sie vorher gesagt hat.

Rund 80 Zuhörer, darunter größtenteils AWO und/oder SPD-Mitglieder, spenden ihrem Genossen Harald höflichen Applaus. Einige allerdings stellen auch kritische Nachfragen: zur Rente, zur Überbürokratisierung der Pflege, zu Urenco.

Es sei kein Widerspruch, befindet Schartau, wenn die SPD nach wie vor zum Ausstieg aus der Kernenergie steht und gleichzeitig die Landesregierung den Ausbau der Gronauer Urananreicherungsanlage genehmige. Schließlich sei Urenco kein Atomkraftwerk, erfülle die erforderlichen (Umwelt-)Auflagen und schaffe Arbeitsplätze. Da hat die Politik keine Möglichkeit das abzulehnen. Mehr noch: Wir stehen dann dazu.

Sprichts, fordert die Genossen auf, am 22. Mai zur Wahl zu gehen, und macht sich auf zur nächsten Zwischenstation seines Wahlkampftages: der Imbissbude Wolter an der Nienborger Straße in Epe. Zwischen Wursthäppchen und Pommesstäbchen lächelt er in die Kameras, gibt noch schnell ein Radio-Interview und steigt pünktlich um 16 Uhr in den Fonds seines Dienst-Audis. Coesfeld wartet.

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ahaus@online.de 15.03.2005 

Sicherheitschef des BZA angezeigt

Ahaus , 15.03.05 - Mitglieder der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus" haben gegen den Sicherheitschef des Brennelement-Zwischenlagers Ahaus Strafanzeige wegen Meineids gestellt. Der leitende BZA-Mitarbeiter hatte vor dem Amtsgericht Ahaus am 11. Oktober 2004 unter Eid ausgesagt, dass er während der Blockade des Zwischenlagers im Dezember 2003 von Demonstranten beim Betreten des Zwischenlager-Geländes angerempelt worden sei und nur durch „Rechts-Links-Körpertäuschungen" an den Demonstranten vorbei gelangt sei. Diese Aussage war maßgebliche Grundlage für die Verurteilung des angeklagten Umweltschützers vor dem Amtsgericht. Herr B. fungierte in dem Prozess als einer der Hauptbelastungszeugen der Staatsanwaltschaft. Erst das Landgericht Münster stellte das Verfahren gegen den Atomkraftgegner im Februar 2005 ein.

Zwei Mitglieder der BI Ahaus widerlegten nun in ihrer Strafanzeige gegen den BZA-Sicherheitschef seine eidliche Aussage, heißt es in einer Pressemitteilung der BI. Weder wurde er angerempelt, noch musste er „Körpertäuschungen" vornehmen, sondern konnte an den Demonstranten vorbei auf das Firmengelände gelangen. Zuvor hatte er sich noch einvernehmlich mit dem Vorsitzenden der BI Ahaus auf der Demonstration unterhalten. Dafür gäbe es weitere Zeugen. Bis jetzt hat die Staatsanwaltschaft die Strafanzeige nur zur Kenntnis genommen. Kontakt: Felix Ruwe (BI Ahaus): 02561/6577 (0171/7937926); Wolfgang Porrmann (MEGA Waltrop): 0172/2066019; Matthias Eickhoff (Wiga Münster): 0251/9720765

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Münsterland-Zeitung 15.3.05:

Stört Castor Kirchenchöre

Ahaus/Kreis - Beeinträchtigen Castortransporte das Diözesantreffen der Kirchenchöre" Das Treffen, zu dem fast 5000 Teilnehmer erwartet werden, findet am 4. Juni aus Anlass des Bistumsjubiläums in Eggerode statt.

Die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" (BI) verfügt nach eigenen Angaben über verlässliche Informationen, dass der zweite von drei Castortransporten aus Rossendorf am 4. Juni nach Ahaus rollen soll.

Der Wallfahrtsort liege nur neun Kilometer Luftlinie von der geplanten Castor-Strecke über die Autobahn 31, Heek, Schöppingen-Gemen und Legden-Düstermühle zum Brennelement-Zwischenlager Ahaus entfernt. Viele Anfahrtsstrecken nach Eggerode fielen damit in den Bereich der polizeilichen Sperrmaßnahmen, so die BI. "Die Teilnehmer des Kirchentreffens müssten mit einer mehrstündigen Anreise nach Eggerode rechnen oder damit, dass sie durch die Polizeisperren überhaupt nicht durchkommen." Für Fernreisende sei mit einer totalen Sperrung der A31 zu rechnen."

"Wunschdenken der BI"

Das Szenario, das die BI zeichne, werde "nicht annähernd" eintreffen, erklärte gestern Alfons Probst, der Sprecher des Polizeipräsidiums in Münster auf Anfrage der Münsterland Zeitung. Zum genauen Termin und zur Strecke werde von Seiten der Polizei grundsätzlich nichts gesagt. Anders als beim letzten Transport von 1998, der über die Schiene führte, sei der Transport über die Straße terminlich und räumlich viel flexibler. Probst: "Die Lastwagen können überall herfahren und überall Halt machen." Dass sich das Szenario von 1998 " damals kam es zu größeren Beeinträchtigungen durch Sperrungen in Ahaus " wiederholen könne, entspräche "eher dem Wunschdenken der BI als unserer Lageeinschätzung".

Nach BI-Informationen soll der erste Castor-Transport am 27. und 28. Mai über 600 Kilometer Autobahn nach Ahaus rollen. "Wir sind empört darüber, dass das Versteckspiel der rot-grünen Landesregierung in Sachen Castor-Transporte immer mehr Menschen, und Organisationen in Mitleidenschaft zieht" klagt die BI.

"Klärung mit Ruhe"

Das Bistum als Veranstalter des Sängertreffens indes reagierte gestern zurückhaltend auf ein mögliches Zusammentreffen der Termine. "Die Nachricht ist für uns sehr frisch. Wir möchten erst mit Ruhe eine Klärung herbeiführen, ob es tatsächlich zu Beeinträchtigungen kommt. Wenn alle Stricke reißen, ist unser Termin möglicherweise zu überprüfen" , hieß es gestern aus dem Generalvikariat in Münster. - gro

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ahaus@online 14.07.2005

7000 SängerInen geraten in Polizeisperren

Ahaus, 13.03.05 - Die BI "Kein Atommüll in Ahaus e.V." gibt folgende Pressemitteilung heraus: "Nach Informationen der Münsterländer Anti-Atomkraft-Initiativen gefährdet der zweite von drei geplanten Castor-Transporten, die von Dresden nach Ahaus rollen sollen, massiv die Durchführung des Diözesantreffens der Kirchenchöre aus dem Bistum Münster in Schöppingen-Eggerode am 4. Juni. Zu dem Sängertreffen haben sich mehrere Tausend Teilnehmer aus dem gesamten Bistum angesagt. Der Wallfahrtsort liegt nur 9 km Luftlinie von der geplanten Castor-Strecke über die Autobahn 31, Heek, Schöppingen-Gemen und Legden-Düstermühle zum Brennelement-Zwischenlager Ahaus entfernt.

Viele Anfahrtsstrecken nach Eggerode fallen damit in den Bereich der polizeilichen Sperrmaßnahmen. Während Landesregierung und Polizeiführung offiziell weiter den Castor-Termin verschweigen, müssen nach unseren Informationen TeilnehmerInnen des Kirchentreffens aus dem westlichen Münsterland mit einer mehrstündigen Anreise nach Eggerode rechnen, bzw. damit, dass sie durch die Polizeisperren überhaupt nicht durchkommen. Der Bereich Ahaus-Heek-Schöppingen-Legden wird wie 1998 zu einer polizeilichen Sonderzone werden. Für Fernreisende ist mit einer totalen Sperrung der A31 zu rechnen. Wie wird sich das gesellschaftliche Leben im Münsterland entfalten können, wenn ab 2006 viele hundert Transporte aus La Hague (Frankreich) nach Ahaus rollen?

Erster Castor-Transport am Wochenende 27./28. Mai Nach unseren Informationen soll der erste Castor-Transport am 27./28. Mai über 600 km Autobahn nach Ahaus rollen. Der Termin liegt genau an dem beliebten Ausflugswochenende zu Fronleichnam. Aufgrund der geplanten Autobahn- und Straßensperrungen durch die Polizei wird die A 31 für Reisende an den insgesamt drei Castor-Wochenenden nur sehr eingeschränkt nutzbar sein. Staus und großräumige Umleitungen sind entsprechend zu erwarten. Für die Menschen im Westmünsterland bedeuten die drei Castor-Transporte und zwei Rücktransporte der notwendigen Spezial-Stoßdämpfer für die Castor-LKWs insgesamt zwei Wochen lang den „polizeilichen Ausnahmezustand" (Zitat NRW-Innenminister Fritz Behrens, Februar 2004). Damit werden die Belastungen für die betroffene Bevölkerung zeitlich weit über das Ausmaß von 1998 hinausgehen. Großveranstaltungen im westlichen Münsterland sind zwischen 26. Mai und 14. Juni deshalb nur sehr eingeschränkt, wenn überhaupt durchführbar.

Wir sind empört darüber, dass das Versteckspiel der rot-grünen Landesregierung in Sachen Castor-Transporte immer mehr Menschen, Gemeinden und Organisationen in Mitleidenschaft zieht. Viele Organisationen und Vereine planen im guten Glauben Feste, Feiern oder Treffen. Durch die Geheimhaltung seitens von Landesregierung und Polizei setzen sie dabei womöglich Tausende von Euro in den Sand. Der Landesregierung geht es offensichtlich nicht um die sichere Atommüllentsorgung und bürgerfreundliche Offenheit, sondern allein um polizeitaktische Vorteile.

Wir rufen deshalb die Menschen im Münsterland zu starken öffentlichen Protesten auf, um die Castor-Transporte zu verhindern. Noch ist Zeit für eine politische Lösung. Dazu müssen sich NRW-Landesregierung und Bundesregierung endlich an einen Tisch setzen. Der nächste Sonntagsspaziergang findet am 20. März um 14 Uhr vor dem Zwischenlager in Ahaus statt. Kontakt: Felix Ruwe (BI Ahaus): 02561/6577 (0171/7937926); Wolfgang Porrmann (MEGA Waltrop): 0172/2066019; Matthias Eickhoff (Wiga Münster): 0251/9720765 "

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Westfälische Nachrichten 11.3.05:

Großer Lobbyist, der PR für Urenco machen will

-kw- Gronau. Auf scharfe Kritik der sozialdemokratischen Basis sind die Aussagen des wirtschaftspolitischen Sprechers der SPD-Landtagsfraktion, Werner Bischoff, im Zusammenhang mit dem Ausbau der Urananreicherungsanlge in Gronau gestoßen. Bischoff hatte - wie berichtet - den Ausbau der deutschlandweit einzigen Urananreicherungsanlage begrüßt und darin keinen Widerspruch zum verabredeten Ausstieg aus der Atomenergie gesehen.

Bischoff stellt sich mit dieser Aussage außerhalb der SPD-Linie, so SPD-Fraktionschef Herbert Krause. Er bezeichnete Bischoff im Gespräch mit unserer Zeitung als großen Lobbyisten, der mit seiner Pressemitteilung offensichtlich PR für Urenco machen will. Dies sei ein merkwürdiges Vorgehen, so Krause weiter: Vor allem auch angesichts der Tatsache, dass es in der SPD - vom Bundesverband über die Landesverbände bis hin zum Ortsverein Gronau - eine klare Haltung zum Ausstieg aus der Kernenergie gibt. Bischoff, so sagt Krause, habe mit seiner Aussage die gemeinsame Linie, auf der sich die SPD bisher in Sachen Atomausstieg bewegt habe, verlassen. Und Krause fragt: Wie kommt Bischoff dazu, sich so zu verhalten?

Für die Gronauer SPD betonte der Fraktionschef, dass sich an deren Haltung gegenüber dem Ausbau der Urananreicherungsanlage nichts geändert habe. Schon 2004 hatte die Ratsfraktion in einer Stellungnahme die Auffassung vertreten, dass mit der geplanten Erweiterung der Urananreicherungsanlage in drei Punkten erhebliche Gefahrenquellen bzw. negative Folgewirkungen verbunden seien. Gefahren sieht die SPD durch den Betrieb der Anlage (keine Sicherung gegen Flugzeugabsturz, Transporte von giftigem UF6). Kritisch sieht die SPD auch die mögliche militärische Verwendung von abgereichertem Uran, das durch Lieferung in andere Länder der Kontrolle deutscher Behörden entzogen wird. Zudem sei es möglich, so die SPD, in Anreicherungsanlagen auch atomwaffenfähiges Uran zu produzieren. Dritter Ablehnungsgrund der Sozialdemokraten ist die mit dem Uranabbau einhergehenden Naturzerstörung.

Fazit der SPD: Wir halten den Ausbau der Urananreicherungsanlage für unverantwortlich. Der Rat sei bereits 2004 aufgefordert worden, sich gegen die geplante Erweiterung der Urananreicherungsanlage auszusprechen. Krause: Und diese Haltung hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert.

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Münsterland Zeitung 10.3.05:

BI lädt Bundespräsidenten nach Ahaus ein

Ahaus - In einem Brief an den Bundespräsidenten Horst Köhler hat Burkhard Helling - , der Vorsitzende der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" (BI) das deutsche Staatsoberhaupt nach Ahaus eingeladen. "Aus Sorge vor den unmittelbar bevorstehenden Atommülltransporten" hat die Bürgerinitiative mit den Bundespräsidenten zu einem persönlichen Gespräch oder zu einer Podiumsdiskussion nach Ahaus eingeladen " "am liebsten aber zu einem der nächsten Sonntagsspaziergänge", heißt es in dem vierseitigen BI-Schreiben. Die BI wende sich an den Bundespräsidenten, weil weder Bundes- noch Landesregierung die Sorgen der Bürger in Ahaus und im Münsterland ernst nähmen. Die Gefahren der bevorstehenden Atomtransporte nach Ahaus würden heruntergespielt und verharmlost.

In dem persönlich gehaltenen Brief schreibt Helling: "Wir sind keine Träumer oder Chaoten, sondern Familienväter und -mütter", die als "Dankeschön für unserer Engagement und für unsere Zivilcourage von Politik und Justiz häufig wegen Kleinigkeiten kriminalisiert oder " wie auch in Ahaus geschehen " beruflich benachteiligt werden". Mit einem Besuch in Ahaus würde der Bundespräsident "ein Zeichen setzen und sich nicht verstecken wie andere Politiker, die wortbrüchig geworden sind".

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TAZ NRW 10.3.05:

Störfall in Ahauser Atomlager

Defekter Druckschalter löst Überwachungssystem aus. Anti-Atom-Initiativen beklagen mangelnde Sicherheit: Die Lagerhalle gleicht einer "Tropfsteinhöhle", die Atommüll-Castoren rosten weiter

VON ANDREAS WYPUTTA

Der fehlerhafte Druckschalter eines Castor-Behälters hat am Sonntag das Überwachungssystem des Brennelemente-Zwischenlagers Ahaus ausgelöst. Der Atomcontainer sei aber zu jeder Zeit uneingeschränkt dicht gewesen, Radioaktivität sei nicht ausgetreten, teilte die Betreiberfirma "Brennelement-Zwischenlager Ahaus" am Dienstag mit. Das defekte Teil sei in Abstimmung mit den Überwachungsbehörden inzwischen ausgetauscht worden, so die Gesellschaft mit beschränkter Haftung. "Es bestand zu keiner Zeit irgendeine Gefahr", sagt auch Lothar Wittenberg, Sprecher des nordrhein-westfälischen Energieministers Axel Horstmann (SPD).

Jetzt fordern Grüne und Anti-Atom-Initiativen eine umfassende Aufklärung des Zwischenfalls. "Die Verantwortlichen des Zwischenlagers müssen deutlich machen, wo genau der Fehler lag", fordert Rüdiger Sagel, Sprecher der grünen Landtagsfraktion - schließlich sei es in Ahaus schon mehrmals zu gravierenden Störfällen gekommen. "Wir hatten auch schon rostende Castoren."

Die sorgen auch Anti-Atom-Aktivisten: Die Halle, in der die Castoren gelagert werden, sei "total nass", gleiche "einer Tropfsteinhöhle", klagen Matthias Eickhoff von der Münsteraner Initiative Widerstand gegen Atomanlagen und Felix Ruwe von der Anti-Atom-Bürgerinitiative (BI) Ahaus übereinstimmend. Um die Kühlung großer Castor-Behälter mit Brennstäben etwa aus den Kernkraftwerken Grundremmigen und Neckarwestheim sicherzustellen, sollte die Halle luftgekühlt werden. "Und durch die großen Löcher regnet es nun herein."

Für die großen Atommüll-Container, die bei ihrer Anlieferung eine Außentemperatur von rund 100 Grad aufwiesen, sei die Feuchtigkeit kein Problem, so die Anti-Atom-Aktivisten. Derzeit lagern in Ahaus aber auch 305 kleinere Castoren mit hochradioaktiven Brennelementen aus dem stillgelegten Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR) in Hamm - und die rosten munter vor sich hin. Von "angeblich tellergroßen Löchern" spricht Burkhard Helling, Vorsitzender der BI Ahaus. So hätten die oberen Deckel der Behälter abgeschraubt, sandgestrahlt und vom Ahauser Malermeister Heuten gestrichen werden müssen. Selbst Zwischenlager-Sprecher Jürgen Auer bestätigt die Probleme im Kern, will aber nur von "Flugrost" sprechen. Dennoch würden derzeit alle 305 THTR-Container mit einem neuen "Korrosions-Anstrich" versehen.

Den Anti-Atom-Initiativen reicht das nicht. Sie bezweifeln die Dichtheit der strahlenden Atommüll-Behälter: "Nach dem Sandstrahlen und Lackieren kann von der angeblichen Präzisions-Dichtung überhaupt keine Rede mehr sein."

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dpa 8.3.05:

Fehlfunktion im Behälterüberwachungssystem

 Ahaus (dpa) - Die Fehlfunktion eines Druckschalters an einem Castor-Behälter hat eine Meldung des Überwachungssystems im Brennelement-Zwischenlager Ahaus ausgelöst.

Der Behälter sei trotz des Zwischenfalls am Sonntag uneingeschränkt dicht, teilte das BZA am Dienstag mit. In Abstimmung mit der zuständigen Behörde sei das fehlerhafte Teil ausgetauscht worden.

Die Transport- und Lagerbehälter seien mit zwei Deckeln verschlossen, ein Druckschalter überwache dabei die Dichtheit. Dieser habe das Signal ausgelöst.

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Münsterland-Zeitung 8.3.05:

Kontrollschalter mit Fehler ausgetauscht

Ahaus - Am vergangenen Sonntag sprach im Brennelement-Zwischenlager Ahaus das Behälterüberwachungssystem an und signalisierte die Fehlfunktion eines Druckschalters bei einem der 305 Castor-THTR-Behälter. Die Dichtheit des Doppeldeckelsystems an dem Behälter sei davon nicht betroffen gewesen, hieß es gestern in einer BZA-Presserklärung. Der Behälter sei weiterhin uneingeschränkt dicht. "Wir haben unsere Aufsichtsbehörde, das MVEL, umgehend informiert und in Abstimmung mit der Behörde und ihren Sachverständigen das fehlerhafte Teil ausgetauscht." Die Transport- und Lagerbehälter sind mit zwei Deckeln verschlossen, wobei die Dichtheit der Behälter bereits durch einen Deckel gewährleistet wird. Ein im zweiten Deckel eingebauter Druckschalter dient der Überwachung dieser Dichtheit. Seine Funktionsfähigkeit selbst wird durch eine Eigenüberwachung kontrolliert, die jetzt ein Signal ausgelöst hat. Die THTR-Behälter enthalten abgebrannte Brennelement-Kugeln aus dem stillgelegten Thoriumhochtemperaturreaktor in Hamm-Uentrop, die in den Jahren 1992 bis 1995 nach Ahaus gebracht wurden.

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ND 03.03.2005

Blockaden im Schneetreiben

Ein Zug mit abgereichertem Uran ist auf dem Weg nach Russland 

Von Reimar Paul 

Begleitet von Protesten der Anti-Atom-Bewegung und von starken Polizeikräften, hat ein mit rund 500 Tonnen abgereichertem Uranhexafluorid (UF) beladener Sonderzug am frühen Mittwochabend das Gelände der Urananreicherungsanlage Gronau verlassen. Die etwa 25 Waggons rollten zunächst Richtung Rotterdam. Dort wird das giftige und radioaktive UF nach Russland verschifft. Mit fast 500 Metern Länge handelt es sich wahrscheinlich um den größten Urantransport in der deutschen Geschichte.

Bei starkem Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt demonstrierten Umweltschützer in zahlreichen Orten mit Mahnwachen und Blockaden gegen die Abfahrt des Zuges. In Gronau selbst konnte der Transport erst mit rund einstündiger Verspätung starten, weil Atomgegner die Gleise versperrt hatten. Die Polizei drängte die Demonstranten schließlich beiseite. Weitere Kundgebungen wurden unter anderem aus Münster, Greven, Bad Bentheim sowie aus dem niederländischen Hengelo gemeldet.

»Erneut ist es der Atomindustrie nicht gelungen, den Export des radioaktiven und giftigen Atom-Materials unter Ausschluss der Öffentlichkeit abzuwickeln«, erklärten Vertreter der beteiligten Bürgerinitiativen gestern gegenüber ND. »Abermals haben wir es geschafft, Öffentlichkeit in Deutschland und in den Niederlanden für diese früher ultrageheimen Urantransporte nach Russland herzustellen«.

In der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage in Gronau wird Uran für die Nutzung in Atomkraftwerken aufbereitet. Im Natururan beträgt der Anteil des spaltbaren Uran-235 nur etwa 0,7 Prozent, in den Brennstäben für Atomkraftwerke müssen es aber drei bis vier Prozent sein. Bevor es angereichert werden kann, muss das Uran in einem chemischen Prozess in UFumgewandelt werden. Das geschieht allerdings nicht in Gronau, sondern in einer Fabrik in Frankreich.

Als Abfallprodukt bleibt in Gronau abgereichertes UF zurück. Was mit diesem Material, das bei Kontakt mit Wasser die hochgiftige Flusssäure bildet, in Russland passiert, ist nicht vollends klar. Zum Teil wird es dort nach Greenpeace-Angaben neu angereichert, bis es etwa der Zusammensetzung von Natururan entspricht. Dieses neu angereicherte Uran werde dann nach Gronau zurückgebracht. Der größte Teil des abgereicherten UFverbleibt aber in Russland. Ob es von dort, wie Bürgerinitiativen mutmaßen, an den Iran geliefert oder für Uranmunition verwendet wird, ist unklar. Die USA und Großbritannien haben solche Geschosse, die als besonders durchschlagskräftig gelten, beim Angriff auf Jugoslawien und zuletzt im Krieg gegen den Irak benutzt. Auch die russische Armee, sagen Experten, hat uranhaltige Antipanzer-Munition in ihren Arsenalen.

Dem Göttinger Chemie-Professor Rolf Bertram zufolge ist das abgereicherte Uran in der Munition »viel gefährlicher« als bislang angenommen. Zwar werde beim Uran-238 in fester Form der größte Teil der radioaktivem Strahlung durch die äußeren Schichten abgeschirmt, durch einen Aufprall verwandle sich das Metall jedoch zu rund 75 Prozent in Feinstaub. »Dabei steigt die Radioaktivität um den Faktor ein bis zehn Millionen an«, sagt Bertram. Die Gefährlichkeit werde auch durch von der US-Army Ende der achtziger Jahre in Auftrag gegebene Studien belegt.

Der Arbeitskreis Umwelt Gronau prangerte die »Uran-Verschiebung durch halb Europa« gestern als äußerst gefährlich an. »In den USA und Frankreich kamen bereits Atomarbeiter durch Uranhexafluorid ums Leben«, sagt Sprecher Udo Buchholz. Vor zwei Jahren gab es in den Niederlanden einen Uran-Transportunfall, 2004 war ein mit Uran beladener Lkw in Frankreich in einen Unfall verwickelt.

Der Düsseldorfer Landesregierung werfen die Atomgegner Doppelzüngigkeit und Heuchelei vor. Während sie die geplanten Castortransporte vom sächsischen Rossendorf ins Atommüllzwischenlager Ahaus kritisiere, unternehme sie nichts gegen die Uranfuhren. »Das ist entlarvend«, so Udo Buchholz.

Die Umweltschützer kritisieren auch, dass die Landesregierung vor zwei Wochen dem Ausbau der Urananreicherungsanlage Gronau zugestimmt hat. Das Energieministerium genehmigte eine Erhöhung der Kapazität um das zweieinhalbfache. Statt 1800 Tonnen soll die Fabrik jedes Jahr künftig 4500 Tonnen Uran verarbeiten. Das entspricht dem Bedarf von rund 35 großen Atomkraftwerken, doppelt so viele, wie in Deutschland in Betrieb sind. »Wer den Atomausstieg will, muss diese Anlage sofort schließen«, erklärten die Bürgerinitiativen. »Rot-Grün hat diesen politischen Willen eindeutig nicht.«

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WDR 02.03.05

Protest gegen Atomtransport

Mit Mahnwachen und Sitzblockaden haben gestern Abend über 120 Atomkraftgegner im Münsterland gegen den Transport von angereichertem Uran demonstriert. Der Zug war gegen halb acht vom Gronauer Urenco-Werk Richtung Niederlande gestartet.

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Indymedia 02.03.05

Urantransport in Gronau blockiert

von Wiga Münster - 02.03.2005 22:23

Seit heute Nachmittag gibt es trotz heftigen Schneefalls zahlreiche Aktionen gegen den Urantransport von Gronau nach Russland. In Gronau gab es eine Sitzblockade direkt vor dem Haupttor. Die Abfahrt verzögerte sich insgesamt um über eine Stunde. Auf der deutsch-niederländischen Demo waren ca. 25 Leute.

Und es gibt ständig neue Aktionen! Der Zug steht jetzt gerade (22.18 Uhr)in Bad Bentheim. In Borghorst demonstrierten 15 Leute, in Münster am Hauptbahnhof ca. 30. Auch an zwei anderen Punkten waren rund 15 Leute in Münster an der Strecke. In Greven waren 20-25 Leute am Bahnhof. In Bad Bentheim machen 10 Leute gerade eine Mahnwache am Bahnhof und in Hengelo findet seit 22 Uhr ebenfalls eine Aktion statt.

Das zeigt: Das Münsterland lebt als Widerstandsregion. Praktisch alle Initiativen aus Gronau, Ahaus, Steinfurt, Münster und Hengelo sind mit am Start bei den verschiedenen Demos. Team Grün fährt einen riesigen Großeinsatz. Allein rund um den Hbf MS war eine halbe Hundertschaft, die Kreispolizeien Steinfurt und Borken sind vollzählig angetreten, der BGS steht in den Wäldern im Schnee...

Bisherige Durchfahrten: Gronau ab 19.15 Uhr, Borghorst 19.50 Uhr, MS 20.29-21.12 Uhr, Greven 21.30 Uhr, Bad Bentheim 22.01-??

Der Widerstand geht weiter: In Gronau und in Ahaus !!

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Indymedia 02.03.05

Uranzug in den Niederlanden

Wiga Münster 02.03.2005 23:47

Um 23.05 Uhr hat der Uranzug Bad Bentheim verlassen und befindet sich jetzt in den Niederlanden. Dort demonstrieren rund 30 Leute in Hengelo gegen den Atommülltourismus.

In Bad Bentheim war diesmal 'ne halbe Hundertschaft aus Oldenburg angerückt, während der BGS in den Wäldern Schneemänner gebaut hat. Gefahren sind übrigens 10 Uranwaggons und zwei Waggons mit blauen Containern, die kein Radioaktivitätszeichen trugen.

Als vorläufige Bilanz lässt sich sagen: 1 Blockade, 7 Mahnwachen/Kundgebungen/Demos, rund 150 Leute und viel Presse im TV, Radio und morgen/übermorgen in der Zeitung. Ganz abgesehen von den mehreren Hundert Polizisten entlang der Strecke. Und das alles bei dickstem Schneetreiben.

Nach diesem heißen Winterende kommt ein heißes Frühjahr. Auf gehts die Castoren nach Ahaus verhindern.

Übrigens: Am 23. April ist eine überregionale Demo in Bad Oeynhausen, mitten auf der Castor-Strecke im Kurpark. Es gibt kein ruhiges Hinterland. Termin vormerken und einfach hinkommen!

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Indymedia 02.03.05

30 Leute in Hengelo

Wiga 03.03.2005 00:55

Um 23.30 Uhr fuhr der Uranzug durch Hengelo. Dort waren rund 30 Leute an den Gleisen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit klappt bestens und von geheim ist keine Spur mehr.

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Junge Welt, 01.03.2005

Reimar Paul

Sonderzug nach Rußland

Atomgegner kündigen Proteste gegen größten Urantransport der deutschen Geschichte an

Ein Sonderzug mit mehreren hundert Tonnen abgereichertem Uranhexafluorid steht nach Angaben von Atomkraftgegnern abfahrbereit auf dem Gelände der Urananreicherungsanlage Gronau in Nordrhein-Westfalen. Die etwa 20 Waggons sollen zunächst nach Rotterdam rollen. Dort wird der giftige und radioaktive Stoff verschifft und dann weiter nach Rußland transportiert, erklärte Udo Buchholz vom Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau am Montag gegenüber junge Welt. Mit fast 500 Metern Länge soll es sich um den größten Urantransport in der Geschichte Deutschlands handeln. In der Gronauer Anlage wird Uran für die Nutzung in Atomkraftwerken vorbereitet. Im Natururan beträgt der Anteil von Uran 235 nur etwa 0,7 Prozent, in Atomkraftwerken ist aber ein Uran-235-Anteil von drei bis vier Prozent erforderlich. Bevor es angereichert werden kann, muß das Uran in einem chemischen Prozeß in Uranhexafluorid umgewandelt werden.

Als Abfallprodukt bleibt in Gronau abgereichertes Uranhexafluorid zurück. Es soll in Rußland neu angereichert werden, bis es etwa der Zusammensetzung von Natururan entspricht. Ein Teil des neu angereicherten Urans wird nach Gronau zurückgebracht, der größte Teil verbleibt aber in Rußland. Inwieweit das abgereicherte Uran aus Gronau in Rußland auch für Uranmunition verwendet wird, ist unklar. Die USA und Großbritannien haben solche Geschosse, die als besonders durchschlagskräftig gelten, beim Angriff auf Jugoslawien und zuletzt im Krieg gegen den Irak benutzt.

Der AKU Gronau prangert die »Atommüll-Verschiebung« als äußert gefährlich an. »In den USA und Frankreich kamen bereits Atomarbeiter durch Uranhexafluorid ums Leben«, informierte Udo Buchholz. Vor zwei Jahren gab es in den Niederlanden einen Uran-Transportunfall, 2004 war ein mit Uran beladener Lkw in Frankreich in einen Unfall verwickelt.

Der Düsseldorfer Landesregierung werfen die Atomgegner Doppelzüngigkeit und Heuchelei vor. Während sie die geplanten Castortransporte vom sächsischen Rossendorf ins Atommüllzwischenlager Ahaus kritisiere, unternehme sie nichts gegen die Uranfuhren. »Das ist entlarvend«, so Buchholz.

Daß es mit ihrer Ablehnung der Atomenergie nicht allzu weit her ist, hatte die Landesregierung bereits vor zwei Wochen deutlich gemacht. Das Energieministerium genehmigte den Ausbau der Urananreicherungsanlage. Statt 1.800 Tonnen soll die Fabrik jedes Jahr künftig 4.500 Tonnen Uran verarbeiten. Das entspricht dem Bedarf von rund 35 großen Atomkraftwerken.

Der AKU Gronau und Initiativen aus dem Münsterland haben Widerstand gegen den bevorstehenden Urantransport nach Rußland angekündigt. Bereits beim bislang letzten Urantransport im Juni vergangenen Jahres gab es Proteste. An rund einem Dutzend Orten an der Strecke fandenKundgebungen und Mahnwachen statt, viermal konnten Atomgegner den Zug blockieren.

 

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