Pressemeldung der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" vom 15.2.2004:

Rund 350 Teilnehmer beim Sonntagsspaziergang in Ahaus!

Viele Demonstranten beim Sonntagsspaziergang in Ahaus beweisen, dass sich der Widerstand gegen den geplanten Castortransport immer besser formiert. Wie ist zu erklären, dass die Ahauser CDU und der Grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin das gleiche Ziel verfolgen, fragten Sprecher auf der Kundgebung.

Der Bundesumweltminister behauptet, dass das Transportbereitstellungslager in Rossendorf nicht als sicheres Zwischenlager geeignet ist. Warum verstößt er dann seit mehr als fünf Jahren gegen seine jetzt aufgeführten Sicherheitsrichtlinien? Außerdem verweist er auf den mangelhaften Schutz des Rossendorfer Lagers gegen Flugzeugabstürze. Für das BZA stünden diese Untersuchungen kurz vor dem Abschluss. Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus" e.V. bezweifelt, dass überhaupt zusätzliche wirksame Sicherheitsvorkehrungen für das BZA umgesetzt wurden. Die Sicherheitsmängel, die nach dem 11.September 2001 erkannt wurden, sind in einem GRS- Gutachten zusammengefasst. Das Gutachten wird aber seit über einem Jahr als geheime Verschlusssache der Öffentlichkeit vorenthalten. In diesem Gutachten sind erhebliche Sicherheitsmängel von Kernkraftwerken und den Zwischenlagern Gorleben und Ahaus aufgeführt. Das BZA sollte eher aufgelöst, als durch weitere Einlagerungen zu einer tickenden Zeitbombe entwickelt zu werden. Trittin verhöhnt die Ahauser und Münsterländer, wenn er für die Rossendorfer Transportbereitstellungshalle eine Absicherung gegen Flugzeugabstürze fordert, wohl wissend, dass dieser Schutz für das BZA nie beabsichtigt ist.

Auch sind die Sicherheitsbedenken gegen den Castor MTR-2 Behälter nicht ausgeräumt. Von 40 geforderten Jahren ist den Herstellern nur ein Sicherheitsnachweis für 15 Jahre gelungen. Obwohl die Castor- Behälter schon beladen sind, soll nur durch Nachbesserungen beim Anstrich und neue Anträge dieser Sicherheitsnachweis auf die erforderlichen 40 Jahre umgeschrieben werden. In einem Telefongespräch am 10. 2. 2004 in dieser Sache sagte Prof. Dr. Köhnlein von der Strahlenschutzkommission SSK und Vorsitzender des Risikoausschusses der SSK zu diesen Absichten: „Da muss einer fürchterlich gepfuscht haben! Es ist nicht möglich, die Sicherheit eines beladenen Castor- Behälters nachträglich derart zu verbessern."

Die BI- Ahaus teilt diese schwerwiegenden Bedenken und wird beim zuständigen Bundesamt für Strahlenschutz BfS Einspruch gegen die geplante Transport- und Einlagergenehmigung für den Castor MTR-2 einlegen.

Die Ratssitzung am 5.2.2004 hat gezeigt, dass die Ahauser CDU ausschließlich geldgesteuert arbeitet. Ausführliche Hintergrundinformationen und erhebliche Sicherheitsbedenken vieler Ahauser reichten nicht einmal zu einer sachkundigen Diskussion.

Felix Ruwe  BI - Pressesprecher

 

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Presse-Nachlese v. 16.02.2004

Münsterland- Zeitung 16.2.2004:

Ahaus

Bunter Protestzug gegen Castor

Ahaus - Ein Protestzug mit rund 300 Atomkraftgegnern ist gestern durch Ahaus gezogen, um gegen den geplanten Castortransport von Rossendorf nach Ahaus zu demonstrieren. Gegen 14 Uhr formierte sich der bunte Zug am Bahnhof. In der Auftaktkundgebung riefen Burkhard Helling und Felix Ruwe von der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" sowie Matthias Eickhoff von der Münsteraner Initiative "Widerstand gegen Atomanlagen" die Bundes- und Landesregierung auf, den geplanten Transport zu stoppen. Der Transport sei risikoreich; zudem könnten die Behälter in Ahaus nicht sicherer als in Rossendorf gelagert werden. Für den Verbleib der 18 Castorbehälter haben sich jetzt auch sächsische Atomkraftgegner ausgesprochen. In Rossendorf werde in Kürze ein erster "Sonntagsspaziergang" nach Ahauser Vorbild stattfinden.

Die teils karnevalistisch verkleideten Atomkraftgegner zogen über die Bahnhof- und Königstraße zum Rathaus, wo eine Abschlusskundgegebung den Protest beendete.gro

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WDR 15.02.2ßß4

Demo gegen Castor-Transport

In Ahaus haben gestern rund 300 Atomkraftgegner gegen den geplanten Castor-Transport vom Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden nach Ahaus demonstriert. Die Proteste verliefen friedlich. Unterdessen hat sich Landesinnenminister Fritz Behrens in einem Brief an Bundesumweltminister Jürgen Trittin gegen den Transport ausgesprochen. Nach Auffassung von Behrens sollten die 18 Castor-Behälter möglichst im Rossendorfer Zwischenlager bleiben.

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Einige Bilder vom Sonntagsspaziergang

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Frankfurter Rundschau vom 16.2.2004:

 

ÄRGER UM CASTOR-TRANSPORTE

Zwischenlager Ahaus sträubt sich gegen sächsischen Atommüll

Nordrhein-Westfalen wehrt sich gegen 18 geplante Castor-Transporte aus dem sächsischen Rossendorf ins Zwischenlager Ahaus. Der Bund hält sie für nötig.

VON J. HAAS-FELDMANN (FRANKFURT A. M.)

Ludger Harmeier, der Sprecher von Düsseldorfs Innenminister Fritz Behrens (SPD), fühlt sich an das Jahr 2001 erinnert. Schon damals habe Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) Ahaus abgebrannte Brennelemente aus drei Atomkraftwerken (AKW) aufbürden wollen.

Nach Protesten der Landesregierung in Düsseldorf und zahlreichen Bürgerinitiativen habe Trittin den Plan aber aufgegeben und das Konzept für die Zwischenlager an allen AKW-Standorten entwickeln lassen. Deshalb gebe es nun "in Sachsen ausreichend Lagerkapazität", sagt Harmeier mit Blick auf eine 1997 errichtete Lagerhalle am Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden. "Die Argumente sind auf unserer Seite", sagt der Ministeriumssprecher und verweist darauf, dass auch die Grünen-Landtagsfraktion in Düsseldorf gegen den Transport sei.

In einem der FR vorliegenden Brief an Trittin formuliert Behrens seine "erheblichen Zweifel" an der Notwendigkeit der Transporte. So werde Rossendorf nicht - wie Berlin und Sachsens Landesregierung darstellten - nach der umstrittenen Abfuhr des Nuklearmaterials zur atommüllfreien Zone. Denn die zentrale Sammelstelle für schwach radioaktiven Klinikabfall bestehe dort weiterhin.

Die Bürgerinitiativen aus dem Münsterland, die den Bau des Zwischenlagers Ahaus in den 80er Jahren nicht verhindern konnten, erinnern überdies daran, dass in Rossendorf auch hoch angereichertes Thorium und Uran aus abgebrannten Brennelementen verblieben. Denn dafür gibt es kein Endlager.

Willi Hesters vom Münsterländer Anti-Atom-Aktionsbündnis findet, "noch" lagere im unzureichend gegen Flugzeugabstürze gesicherten Zwischenlager Ahaus "relativ wenig" Atommüll. Er stamme von Brennelementen des eingemotteten Reaktors in Hamm und Abbrand aus dem AKW Neckarwestheim. Hesters befürchtet nun, mit dem Rossendorfer Abfall werde "die Tür geöffnet" für weiteren Atommüll aus anderen Forschungsreaktoren - beispielsweise für den atomwaffentauglichen Abfall aus dem umstrittenen Forschungsmeiler in Garching.

Bundesumweltminister Trittin hält den Transportgegnern in einem der FR vorliegenden Brief entgegen, durch die entstehenden AKW-Zwischenlager werde Ahaus - wie Gorleben - "geschont". Hinzu komme, dass die Halle in Rossendorf nur vorübergehend Atommüll aufnehmen dürfe. Denn für die Betreiber von Forschungsreaktoren bestehe die Pflicht für ein Zwischenlager nicht, sie müssten ihre radioaktive Hinterlassenschaft "geordnet beseitigen".

Trittins Sprecherin Frauke Stamer betont, das Bundesamt für Strahlenschutz habe für den Straßentransport der 18 Castor-Behälter "keinen Ermessensspielraum". Sie enthielten bestrahlte Brennelemente mit weit weniger Radioaktivität als die Transporte aus herkömmlichen AKW nach Gorleben.

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Indymedia.org 15.02.2004

Berichte und Bilder zum Sonntagsspaziergang in Ahaus

 

TAZ 16.02.2004

Trittin will Castor-Transporte nicht stoppen

Bundesumweltminister sieht bei Transporten nach Ahaus "keinen Ermessenspielraum": Landesregierung entscheidet

 

BERLIN/AHAUSdpa/taz Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) sieht keine Möglichkeit, die geplanten neuen Atommülltransporte nach Ahaus zu verbieten. Sein Ministerium verfüge über "keinen Ermessensspielraum", schreibt Trittin in einem Freitagabend veröffentlichten Brief an Nordrhein-Westfalens SPD-Innenminister Fritz Behrens.

Entscheidend sei, dass Behrens die Sicherheit der Atommüll-Lieferungen garantieren könne, so Trittin. "Falls sich das Land dazu nicht in der Lage sehen sollte, bitte ich, dieses der Genehmigungsbehörde mitzuteilen." Vom NRW-Innenministerium war dazu keine Stellungnahmer zu erhalten. Trittin argumentiert, die Lieferung von 18 mit hochgiftigem Atommüll aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor aus Rossendorf bei Dresden sei aus Sicherheitsgründen nötig - die so genannte Transportbereitstellungshalle vor Ort biete keinen Schutz gegen die Abstürze großer Passagiermaschinen. Für Ahaus steht das Ergebnis einer solchen Prüfung noch aus, ein positiver Bescheid gilt aber als wenig wahrscheinlich.

Hoffnungen, die Transporte doch noch zu verhindern, konzentrieren sich damit immer stärker auf Behrens. "Wir sind der Meinung, dass innerdeutsche Transporte nicht nötig sind", hatte dessen Sprecher Ulrich Rungwerth gegenüber der taz betont: "So weit sind wir noch lange nicht."

Vor Ort wächst der Widerstand weiter: Über 350 Anti-Atom-Aktivisten demonstrierten gestern beim Sonntagsspaziergang gegen das Zwischenlager. In Sachsen gründete sich ein ,Aktionsbündnis Castor-Stopp Dresden' aus zehn Initiativen. Der Atommüll lagere in Sachsen genauso unsicher wie in Ahaus, so die Atomkraftgegner - und kündigten "friedlichen, aber harten Widerstand" gegen die Transporte an.

taz NRW Nr. 7285 vom 16.2.2004, Seite 2, 62 Zeilen (TAZ-Bericht

 

Kommentar: Stoppt Castor!

Widerstand, erfolgreich

Die Proteste der Atomkraftgegner gegen neue Atommülltransporte ins münsterländische Ahaus zeigen bereits jetzt Wirkung: Der grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin öffnet der Landesregierung ein Türchen, die Castoren doch noch zu stoppen. Ist der Widerstand groß genug, wächst der Druck der Initiativen gerade vor den anstehenden Wahlen weiter, könne doch die Landesregierung den Atomtourismus verhindern, lautet Trittins Botschaft - und liefert das entscheidende Argument gleich mit: Ist die Sicherheit der Transporte, die dieses Mal wahrscheinlich über die Autobahn rollen sollen, nicht gewährleistet, bleibt der strahlende Schrott in Sachsen.

Die Rechnung könnte aufgehen. Die Demonstrationen in Ahaus werden größer, Unterstützung kommt aus dem atomkritischen Wendland - und aus Sachsen. Warum unsinnige Lieferungen nach Ahaus, wenn nach dem Auslaufen der dortigen Betriebsgenehmigung wieder transportiert werden muss, sei es zurück nach Rossendorf, sei es in ein Endlager, fragen Anti-Atom-Initiativen zu Recht.

NRW-Innenminister Fritz Behrens hat bereits 2001 Transporte aus dem Atomkraftwerk Neckarwestheim auch mit Blick auf den zu erwartetenden Widerstand verhindert. Gelingt den Atomkraftgegnern die Mobilisierung - die Castoren werden nicht rollen.

ANDREAS WYPUTTA

taz NRW Nr. 7285 vom 16.2.2004, Seite 2, 46 Zeilen (Kommentar), ANDREAS WYPUTTA,  Lo

 

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