13.02.2004 Presse-Nachlese: Castor-Transport von Rossendorf nach Ahaus

 

Leserbrief aus dem Wendland:

 Ahauser CDU Castorsüchtig?                                                                                        11.02.04

Die Entzugserscheinungen nach 6 Jahren ohne Castortransport scheinen bei der Ahauser CDU gewaltig. So war zumindest mein Eindruck als erstaunter Besucher aus dem Wendland bei der Ratssitzung zu den vollkommen sinnlosen Transporten von Rossendorf nach Ahaus. In erschütternden Unkenntnis halluzinierte der Ratsherr Büter beinahe flehentlich unhaltbar Haarsträubendes, z.B. dass die Strahlung der Behälter doch nur ein Tausendstel der natürlichen Strahlung betrage. Der Satz, den ich am häufigsten hörte war dem zuwider, nämlich, „lassen Sie uns eine sachliche Diskussion führen". Neben der Falschinformation sind Vergleiche mit natürlicher Strahlung obendrein unseriös, da auch diese keinesfalls harmlos ist. Seit Jahren ist unter Strahlenmedizinern unumstritten, dass genetische Veränderungen, die zu Mutationen und Krebserkrankungen führen durch sie verursacht werden. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob irgendein willkürlich gesetzlich festgelegter Strahlungsgrenzwert eingehalten wird. Jedes einzelne radioaktive Teilchen trägt genügend Energie in sich, um biochemische Veränderungen im Körper verursachen zu können. Die brisante Strahlenfracht in den Castorbehältern enthält zudem künstlich erzeugte Isotope, die so in der Natur gar nicht existieren.

Erschütternd auch die Haltung des „christlichen Demokraten" Spahn. Er verewigte sich in meinem Gedächtnis u.a. mit einem Satz folgenden verkürzten Sinnes: Wer behördliche Gefahrgutachten inhaltlich in Frage stellt, verstößt gegen das Grundgesetz. Wer also vielfältigen behördlichen Falschaussagen zu BSE, Hühnerpest, Chemie in Holzschutzmitteln etc. keinen Glauben schenkte, verließ den Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung? Wieviel die in einer Demokratie substantiellen Grundrechte auf körperliche Unversehrtheit und Demonstrations- und Meinungsfreiheit zählen, war schon negativ bei der polizeilichen Abschirmung des Ahauser Rathauses sichtbar. Als scheinbar ungebildeter Christ warf Spahn der atomkritischen Ahauser Bevölkerung zusätzlich auch noch respektlos einen Heiligen an den Kopf: Sie dürfe nicht nach dem St. Floriansprinzip vorgehen. Damit hat er nicht nur geografisch Rossendorf mit einem Stadtteil von Ahaus verwechselt sondern Unkenntnis über das C seiner Partei bewiesen.

Herr Bundestagsabgeordneter Spahn, St. Florian wurde in der Zeit der Christenverfolgung durch die Römer zum Märtyrer. Weil er Verfolgten Unterschlupf gewährte und sich beharrlich weigerte den Göttern des Staates zu opfern. Zu seinen Tugenden zählten also Zivilcourage und Solidarität. Nach seinem gewaltsamen Tode wurde er als Begleiter in Leben und Tod, sowie als Fürsprecher bei Gefahr, besonders bei Feuersbrünsten, angerufen. Es kann also als sicher gelten, dass er sich heutzutage aus seinem ethischen Gewissen heraus gegen die Gefahren des atomaren Feuers couragiert und solidarisch zusammen mit vielen Atomkraftgegnern querstellen würde! Der zurecht kritischen Ahauser Bevölkerung empfehle ich: Haltet beharrlich zusammen und lasst euch das absurde Strahlentheater nicht länger bieten. Wir werden euch dabei aus dem Wendland unterstützen und uns mit Euch gemeinsam querstellen.

Francis Althoff

Sprecher Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow Dannenberg

Schreyahn/Wendland

Sächsische Zeitung (Rödertal) 13.2.04:

Feldlager-Romantik und Castor-Festspiele

Der satirische Wochenrückblick

Wiederholungen gibt es nicht nur im Fernsehen. Glauben Sie mir altem Mühlengeist &endash; ich weiß, wovon ich spreche. Als vor fast 200 Jahren zum Beispiel der berühmte französische Kaiser Napoleon von seinen Feinden gehetzt durchs Rödertal hastete, da hatte er gerade in Leipzig eine wichtige Schlacht verloren. 1813 war das. Und es war wahrlich kein feiner Zug von ihm, seine Truppen allein zu lassen und zu versuchen, seine Haut zu retten... Besagte Truppen kamen dann aber nach und marschierten durchs Rödertal. In Fischbach errichteten sie dann ein großes Feldlager.

Etwas ähnliches dürften wir in diesem Jahr ein paar Kilometer weiter wieder erleben. In Rossendorf nämlich. Auch dort wird es wohl ein großes Feldlager geben. Allerdings hat dann &endash; anders als 1813 &endash; die große Schlacht noch nicht stattgefunden, sondern steht erst noch bevor. Die Schlacht um den geplanten Castortransport nämlich, der die ausrangierten Brenn-stäbe des Rossendorfer Atom-Reaktors nach Nordrhein-Westfalen bringen soll. Und ein solcher Transport ist ja auch immer mit einem enormen Aufgebot an Staatsmacht und Atomgegnern verbunden. Ein echtes Feldlager wird das werden. Und auch die Medien werden da sein! Ein wirklicher Werbeeffekt dürfte das allerdings nicht sein. Noch nicht! Denn die Schlachten des Jahres 1813 waren für die Leute von einst ja auch alles andere als fröhliche Feste. Dennoch gibt es heute jede Menge Vereine, die hier und da solche Schlachten nachspielten. Mit fröhlichen Festen ringsum &endash; und mit enormen Werbeeffekten. Also warum nicht bald alljährliche Castor-Festspiele in Rossendorf? Geschmackloser wäre das jedenfalls auch nicht. Ein strahlend schönes Wochenende, Ihr Rödertaler!

 

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