Presseberichte zum Castor-Transport u. zur Demo vor dem Ahauser Rathaus am 05.02.2004

 

Dresdener Neueste Nachrichten vom 9.2.2004:

 

Castor-Blockade: Brennstäbe sollen in Dresden bleiben.

Das Aktionsbündnis "Castor-Stopp Dresden" hat "massive Proteste" gegen den geplanten Transport von 18 Castor-Behältern aus Rossendorf in ein Zwischenlager in Ahaus (Nordrhein-Westfalen) angekündigt. Die Transport-Bereitstellungshalle in Rossendorf erfülle die gleichen Anforderungen, wie das Zwischenlager in Ahaus, begründete Andreas Eckert vom "Arbeitskreis gegen Atomanlagen Dresden" die Ankündigung. Geplant sei "friedliche, aber energische und harte" Gegenwehr, die auch eine Blockade der Transportstrecke einschließen könne, sagte Eckert am Wochenende auf DNN-Anfrage.

Wie das Aktionsbündnis, dem insgesamt zehn Initiativen angehören, weiter mitteilte, könnte der Castortransport bereits im März stattfinden. Er kostet den Angaben zufolge etwa zwei Millionen Euro. "Dieses Geld sollte dazu verwendet werden, ein Zwischenlager-Genehmigungsverfahren für Rossendorf zu bezahlen", sagte Eckert, "die Castoren liegen hier genau so gut wie in Ahaus".

Die 18 Behälter, über deren Transport nach Ahaus laut Ankündigung von Umwelminister Steffen Flath (CSU) im Früjahr entschieden werden soll, enthalten 951 Brennelemente aus dem Rossendorfer Forschungsreaktor, der 1991 stillgelegt wurde.

cs

 

TAZ vom 07.02.2004

Grüne blocken Castor

Landtagsfraktion lehnt Atomtransporte nach Ahaus ab: "Unsinnig und gefährlich". Sachsen soll lagern

DÜSSELDORF taz Die grüne Landtagsfraktion hat sich eindeutig gegen neue Atommülltransporte in das Zwischenlager Ahaus ausgesprochen. Die geplante Castor-Lieferung mit Brennelementen aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor aus dem sächsischen Rossendorf bei Dresden sei "unsinning und gefährlich", so der atompolitische Sprecher der Grünen, Rüdiger Sagel: "Der Atommüll sollte weiter in Rossendorf gelagert werden, bis ein Endlager für Atommüll gefunden ist." Das atomkraftwerkfreie Nordrhein-Westfalen dürfe nicht "zum Atomklo für andere Bundesländer" werden.

Die Grünen rücken damit von einem Parteiratsbeschluss vom vergangenen Dezember ab. Darin hatte es geheißen, die Transporte aus Rossendorf dienten der Abwicklung der Atomindustrie und seien "daher anders zu bewerten" als Lieferungen aus laufenden Atomkraftwerken. Politisch verantwortlich sei aber die sächsische Landesregierung - die wolle die Transporte mit allen Mitteln durchsetzen. "Die sächsische Landesregierung ist aufgefordert, die 18 Castoren in einem Zwischenlager unterzubringen, dass den notwendigen Sicherheitsansprüchen genügt."

Doch das lehnt das CDU-geführte Kabinett klar ab: "Eine Zwischenlagerung in Sachsen würde mit rund 90 Millionen Euro 20 Mal teurer werden als die Ahauser Lösung", so Dirk Reelfs, Sprecher des federführenden sächsischen Umweltministeriums, zur taz. Vor dem sächsischen Landtag hatte Umweltminister Steffen Flath gestern gesagt, ein Transport im ersten Quartal diesen Jahres vorstellen sei wahrscheinlich." WYP

 

 LVZ 07.02.2004

 

Münsterland Zeitung vom 07. 02. 2004  

"Westfälische Rundschau" 06.02.2004

 

Regierung: Noch kein Termin für Castortransport bekannt

Dresden/Ahaus (dpa/lnw) - Sachsens Regierung rechnet noch im Frühjahr mit einer Entscheidung über den Transport von 18 Castor- Behältern aus dem Forschungsreaktor Rossendorf nach Ahaus. Die Wahrscheinlichkeit sei größer als 50 Prozent, sagte Umweltminister Steffen Flath (CDU) am Freitag in Dresden. Bislang sei kein Termin bekannt. Die Öffentlichkeit werde vor Beginn des Transports informiert. Genehmigungen zur Einlagerung im westfälischen Zwischenlager Ahaus sowie zum Transport seien erforderlich.

06.02.2004   dpa

 

Sagel: Castortransport als unsinnig und gefährlich abgelehnt

Düsseldorf/Ahaus (dpa/lnw) - Die grüne Landtagsfraktion in Düsseldorf hat den erwarteten Castortransport aus Rossendorf (Sachsen) nach Ahaus als unsinnig und gefährlich abgelehnt. »Der Atommüll sollte weiter in Rossendorf gelagert werden, bis ein Endlager für Atommüll gefunden ist«, forderte Rüdiger Sagel, atompolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, am Freitag in Düsseldorf. Der Transport über eine 600 Kilometer lange Strecke durch Deutschland bedeute eine zusätzliche Gefahr.

06.02.2004   dpa

 

Münsterland Zeitung vom 06. 02. 2004

zunächst Kurzfassungen unten Zeitungsauschnitte

Protest im strömenden Regen

Ahaus - "Herr Bürgermeister, nicht wir sind das Problem: Das Problem ist der Atommüll", äußerte Matthias Eickhoff vom Widerstand gegen Atomanlagen (WIGA) Münster mit Blick auf das abgesperrte Rathaus unter dem Applaus der mehr als 150 Atomkraftgegner, die sich vor der Ratssitzung auf dem Rathausplatz eingefunden hatten, um gegen den geplanten Castor-Transport aus Rossendorf zu demonstrieren.

Unterstützung bekamen sie nicht nur von einer per Telefon live zugeschalteten Kundgebung aus Berlin und der Bürgerinitiative aus Dresden, die sich gegen einen Transport des Atommülls " egal, wohin " und für dessen Verbleib in Rossendorf aussprach. Auch eine Abordnung aus Lüchow-Dannenberg war vor Ort. Deren Sprecher Fran- cis Althoff überbrachte solidarische Grüße und kritisierte die inkonsequente Atom-Ausstiegspolitik der Bundesregierung: "Auch viele Menschen aus dem Wendland werden sich quer stellen", kündigte er weitere Proteste gegen einen möglichen Castor-Transport an. "Macht Euch nicht die Erde untertan, sondern bewahrt die Schöpfung", schickte Matthias Eickhoff mahnende Worte insbesondere an die Mehrheitsfraktion im Rathaus, verbunden mit dem Appell, die Resolution gegen den Transport zu verabschieden.

Auf ein in diesem Sinne klares Votum des Stadtrats hoffte auch Felix Ruwe für die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus", der gleichzeitig feststellte, dass das "Bündnis des Widerstands" wachse.

Weitere Aktionstage

Aufgerufen wurde bei der Gelegenheit auch zu anstehenden Aktionen wie dem 111. Sonntagsspaziergang, der am Sonntag, 15. Februar, "karnevalistisch angehaucht" um 14 Uhr am Bahnhof starten soll, und dem bundesweiten Autobahn-Aktionstag am 28. Februar entlang der Strecke von Dresden nach Ahaus.

Ab 18.15 Uhr dann betraten die daran Interessierten das Rathaus und nahmen auf der Zuhörerempore des Ratssaals die Stühle ein, um der Sitzung beizuwohnen " solange der Platz dort reichte.mel

 

Münsterland Zeitung vom 06. 02. 2004

Rat uneins über Resolution

Ahaus - Proteste vor dem Rathaus gegen Castortransporte von Rossendorf nach Ahaus, eine engagierte und lange Debatte im Ratssaal " die Szenerie erinnerte gestern Abend an die hitzigen Castordiskussionen der 90er Jahre. Doch die Gräben verlaufen nicht mehr so tief und so eindeutig.

Zwar lehnte die CDU-Mehrheitsfraktion geschlossen einen Antrag der UWG ab, sich "in aller Entschiedenheit" gegen den Transport nach Ahaus auszusprechen. Jedoch machten Redner aus den Reihen der CDU-Fraktion deutlich, dass es auch in ihren Reihen keine eindeutige Haltung zur Nutzung der Atomenergie gebe. Der Rat müsse aber zur Kenntnis nehmen, so betonte Felix Büter (CDU), dass die Genehmigungsverfahren nach Recht und Gesetz ablaufen müssten und vom Rat nicht zu beeinflussen seien. Die CDU verabschiedete daher einen eigenen Resolutionsentwurf, der die Begleitumstände des Transportes in den Mittelpunkt rückt: Zu Behinderungen und Beeinträchtigungen des Alltagslebens wie im Jahr 1998 dürfe es nicht wieder kommen. Schulbesuche, der Weg zur Arbeit und Gewerbeanlieferungen müssten ungehindert möglich sein.

SPD, UWG, WGW und der Grüne Ratsherr Eisele wollten jedoch ein politisches Signal gegen den Transport setzen. Dieter Ho

mann: "Es geht zunächst um die Sicherheit der Bevölkerung und erst in zweiter Linie um belastende Begleitumstände." Andreas Dönnebrink (SPD) unterstützte den UWG-Antrag: "Der Transport ist nicht akzeptabel. Er öffnet Tür und Tor für weitere und noch gefährlichere Transporte aus Forschungsreaktoren."

Büter relativierte das Risiko: Die 18 Rossendorfer Castoren enthielten im Gegensatz zu anderen nicht 10000, sondern nur sieben Kilogramm Kernbrennstoff, die Strahlung am Behälter betrage nur ein Tausendstel der natürlichen Strahlung.

Dietmar Eisele (Grüne) regte an, die sächsische Landesregierung dazu aufzufordern, die Genehmigung eines standortnahen Zwischenlagers zu beantragen. Hermann-Josef Haveloh (WGW) forderte: "Ahaus darf nicht der Lückenbüßer sein. Die Bundesregierung muss ihre Hausaufgaben machen." Er bezog sich damit auf die Kritik der CDU, die rot-grüne Bundesregierung habe eine Lücke im Atomkonsens hinterlassen, weil sie den Verbleib der Brennelemente aus Forschungsreaktoren am Standort nicht festgelegt habe. Kritik übt die von der Ratsmehrheit verabschiedete Resolution an der Informationspolitik des Bundesumweltministeriums. Eher beiläufig habe das Ministerium mitgeteilt, dass das seit 1995 laufende Genehmigungsverfahren jetzt vor dem Abschluss stehe. Die CDU-Resolution fordert auch die zügige Erkundung eines Endlagers.gro

 

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