Westfälische Nachrichten - 27. 03. 2003 

Über 6000 Einsprüche gegen Ausbau der UAA 

Gronau/Düsseldorf. Über 6000 Einsprüche gegen den beantragten Ausbau der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau haben Vertreter vom Arbeitskreis Umwelt Gronau, der Umweltorganisation Robin Wood und des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) gestern im Düsseldorfer Energieministerium übergeben.

Die UAA soll nach den Plänen der Betreiber künftig derart erweitert werden, dass dort jährlich Uran für den Betrieb von mindestens 34 Atomkraftwerken vorbereitet werden kann. Zudem ist geplant, neben der UAA in Gronau ein Zwischenlager für etwa 60000 Tonnen Uranoxid zu bauen und noch mehr giftiges und radioaktives Uranhexafluorid in Fässern unter freiem Himmel zu lagern.

Dadurch wird die Strahlenbelastung in der Umgebung zunehmen. Die Zahl der gefährlichen Urantransporte durchs Bundesgebiet wird drastisch steigen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der drei Organisationen. Es werde mit durchschnittlich 13 Lkw pro Tag gerechnet, die von und nach Gronau rollen.

Triftige Gründe sprechen nach Ansicht von AKU, Robin Wood und BBU gegen den Ausbau des Gronauer Atomkomplexes:

Die Pläne gefährdeten die Grundrechte auf körperliche Unversehrtheit und Eigentum. Mit dem Betrieb und Ausbau der UAA werde der Weiterbetrieb von Atomkraftwerken im In- und Ausland ermöglicht und die dringend notwendige Energiewende behindert. Außerdem gebe es kein sicheres Endlager für den anfallenden Atommüll. Störfälle, Flugzeugabstürze, Sabotage und Transportunfälle stellen ein enormes Risiko für Bevölkerung und Umwelt im deutsch-niederländischen Grenzgebiet dar.

Abgereichertes Uran, das bei der Urananreicherung anfällt, werde in anderen Ländern zur Herstellung von Uranmunition verwendet. Der Verbleib des Materials, etwa in Russland, sei nicht nachvollziehbar.

Voraussichtlich in einem halben Jahr sollen die Einsprüche zwischen den Einwendern, dem NRW-Energieminsterium als Genehmigungsbehörde und den Firmen Urenco und Uranit als Antragsteller erörtert werden.

Im Vorfeld des Verfahrens wollen Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen den Druck auf die nordrhein-westfälische Landesregierung weiter verstärken, um den Ausbau der UAA zu verhindern. Ziel ist die Stilllegung der Anlage.

Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) Nordrhein-Westfalens forderten die Schließung der Anlage.

Der Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) erhob ebenfalls Einspruch. Er kritisierte vor allem den unzureichenden Versicherungsschutz und mangelnde Vorsorge beim jetzigen Betrieb und bei der geplanten Erweiterung, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.

Der CDAK, der nach eigenen Angaben fast 800 Mitglieder hat, wirft den Betreibern von Atomanlagen vor, diesen entscheidenden Kostenblock zu vernachlässigen.

Aus einer Studie der renommierten Baseler PROGNOS AG für das Bundeswirtschaftsministerium gehe hervor, dass bei Berücksichtigung aller Folgekosten die errechneten Versicherungskosten pro Kilowattstunde Atomstrom reell bis zu zwei Euro betragen. Damit sei die Kilowattstunde Atomstrom um 2000 Prozent teurer als Windenergie und die Mehrzahl aller deutschen Atombetriebe extrem unterversichert.

 

Nur für die umfassende jährliche Risikoversicherung wären mehr als 250 Milliarden Euro auf die Stromrechnung draufzuzahlen.

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